Frühscreening auf Hämaturie bei der Katze
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Ausgabe nummer 29.2 Sonstiges Wissenschaft
veröffentlicht 10/10/2019
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Prävention und Behandlung der Urolithiasis bei felinen Patienten erfordern eine multifaktorielle Strategie. Cecilia Villaverde gibt uns einen Überblick über einen der wichtigsten Aspekte, die Aufrechterhaltung eines niedrigen spezifischen Harngewichts, und schlägt mögliche Wege vor, dieses Ziel zu erreichen.
Urolithiasis bei Katzen kann zu Morbidität und sogar Mortalität führen; die häufigsten Urolithen bei Katzen sind Struvit- und Calciumoxalatsteine.
Die Förderung der Harnverdünnung ist eine bei allen Harnsteintypen empfohlene Strategie. Ziel ist das Erreichen eines spezifischen Harngewichts von konstant ≤ 1.030.
Harnverdünnung kann durch verschiedene Methoden gefördert werden einschließlich Fütterung von Feuchtnahrung oder Zusatz von Wasser zur Nahrung, um die Gesamtwasseraufnahme zu erhöhen.
In einigen Situationen kann die Anwendung natriumreicher Nahrung geeignet sein, um die Diurese zu fördern.
Urolithiasis ist eine der am weitesten verbreiteten Ursachen von Erkrankungen der ableitenden Harnwege bei Katzen (Feline Lower Urinary Tract Disease oder FLUTD). Die häufigsten Urolithen bei Katzen (mehr als 80-90 %) sind Struvitsteine (Magnesiumammoniumphosphat) und Calciumoxalatsteine, wenn man nach den Daten von zur Analyse eingeschickten Harnsteinen geht 1 2. Bis zur Mitte der 1990er Jahre waren Struvitsteine der am häufigsten beschriebene Steintyp. Dies hat sich im Laufe der Zeit verändert, und heute ist Calciumoxalat der bei Harnsteinanalysen am häufigsten nachgewiesene Typ mit einer Inzidenz von 40-50 %, dicht gefolgt von Struvit 1 2. Der Grund für die Zunahme von Calciumoxalatsteinen und die Abnahme von Struvitsteinen bei Katzen ist nach wie vor nicht bekannt. Vermutet wird ein Zusammenhang mit Veränderungen der Zusammensetzung einiger kommerzieller Katzennahrungen, deren Ziel die Prävention der Bildung von Struvitsteinen ist. Die Ziele entsprechender Veränderungen der Zusammensetzung sind zum einen eine Reduzierung des diätetischen Magnesiumgehaltes und zum anderen eine harnansäuernde Wirkung der Nahrung 3.
Die Ernährung ist ohne Zweifel ein wichtiger Bestandteil der Behandlung und der Prävention von Harnsteinen. Einige speziell formulierte Diätnahrungen können die Auflösung von Struvitsteinen fördern und ihre Rezidivierung reduzieren 4 5. Calciumoxalatsteine können dagegen nicht auf medikamentösem oder diätetischem Weg aufgelöst werden. Wir sind jedoch der Auffassung, dass die Ernährung wichtig ist für die Prävention von Calciumoxalatsteinen, ihre genaue Rolle ist jedoch nach wie vor unklar, und bislang fehlen klinische Studien zur Beurteilung der Auswirkungen diätetischer Modifikationen auf ihre Rezidivierung. Das American College of Veterinary Internal Medicine (ACVIM) hat ein Consensus Statement über die Behandlung und Prävention von Urolithen bei Hunden und Katzen herausgegeben 6. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es unter den Board Certified Veterinary NutritionistsTM keinen allgemeinen Konsens über alle in diesen Statements gegebenen Empfehlungen gibt. Die meisten Experten stimmen jedoch darin überein, dass Struvitsteine auf medikamentösem (keine Kontraindikation vorausgesetzt) und/oder diätetischem Weg mit speziellen Diätnahrungen aufgelöst werden sollten.
In Anbetracht der großen Bedeutung der Ernährung bei Behandlung und Prävention der Urolithiasis ist es entscheidend, dass man über eine zuverlässige Methode zur Beurteilung des Effektes der Nahrung auf das Harnmilieu und die Harnzusammensetzung verfügt. Eine Kristallisation – der initiale Schritt der Harnsteinbildung – findet dann statt, wenn die Vorläufersubstanzen des entsprechenden Urolithen frei (und in der richtigen chemischen Form) miteinander reagieren können und im Harn in ausreichend hohen Konzentrationen vorhanden sind (d. h., der Harn ist mit diesen Vorläufersubstanzen übersättigt). Die Übersättigung ist jedoch nicht der einzige bestimmende Faktor der Steinbildung. Unterstrichen wird dies durch die Tatsache, dass Katzen in der Regel einen mit Kalziumoxalaten übersättigten Harn haben 7, aber nur ein kleiner prozentualer Anteil aller Katzen tatsächlich entsprechende Harnsteine bildet.
Die Relative Supersaturation (RSS) spiegelt den Grad der Übersättigung des Harns mit einer gegebenen Kristallverbindung wider und wird als Maß für das Harnsteinrisiko bei Hunden und Katzen verwendet. Die Berechnung der RSS 8 9 10 erfolgt durch Fütterung einer bestimmten Nahrung an eine Kohorte von Tieren über mehrere Tage, gefolgt von einer vollständigen Harnsammlung für die Messung des Harnvolumens, des Harn-pH-Wertes, des spezifischen Harngewichts (SHG) und der Konzentrationen verschiedener kristallbildender Ionen (Abbildung 1). Mit einer speziellen Software wird dann das Aktivitätsprodukt des Kristalls mit dessen Löslichkeitsprodukt verglichen, um so die RSS zu erhalten. Der für ein gegebenes Kristall berechnete RSS-Wert ist hilfreich bei der Unterscheidung zwischen dem metastabilen Zustand und dem Zustand der Übersättigung.
Die Bestimmung der RSS ist eine kostspielige und komplexe Angelegenheit und bleibt daher weitgehend auf den Bereich der Forschung beschränkt. Hinzu kommt, dass RSS-Werte hauptsächlich bei gesunden Katzen bestimmt wurden und sich daher von den entsprechenden Werten harnsteinbildender Tiere unterscheiden können. Eine Extrapolierung solcher Ergebnisse gesunder Katzen auf Katzen mit Harnsteinen sollte deshalb nur mit Vorsicht erfolgen.
Die vorliegenden Daten stützen die Tatsache, dass Nahrungen, die eine RSS < 1 für Struvit fördern, zur Auflösung entsprechender Steine führen können 11 12. Studien legen nahe, dass die RSS ein guter Indikator für die Dynamik der Auflösung von Struvitsteinen ist 13. Für Calciumoxalatsteine und andere Nicht-Struvitsteine sind dagegen weniger Daten vorhanden. Studien zeigen, dass speziell formulierte Diätnahrungen für den Harntrakt („Urinary Diets“) die RSS für Calciumoxalat bei steinbildenden Katzen und Hunden in den metastabilen Bereich absenken können 14 15 (Abbildung 2). Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Nahrung bei betroffenen Patienten eine (signifikante) Rolle bei der Senkung des Rezidivrisikos von Calciumoxalatsteinen spielt, es sind aber weitere Forschungsarbeiten erforderlich um zu bestimmen (oder zu bestätigen), ob diese Wirkung korreliert mit dem erwünschten klinischen Ergebnis, also der Prävention oder Verzögerung der Entstehung von Rezidiven 6.
Der Grad der Harnverdünnung gehört zu den Faktoren, die die Übersättigung des Harns beeinflussen, und in der Humanmedizin ist eine erhöhte Verdünnung ein Grundpfeiler der Harnsteinprävention. Ein wärmeres Klima ist nachweislich ein Risikofaktor für Urolithiasis 16, was zum Teil auf höhere Wasserverluste zurückzuführen sein könnte. Die Ätiopathogenese ist jedoch komplexer Natur, so dass die Einschätzung der tatsächlichen Bedeutung bestimmter diätetischer Modifikationen sehr schwierig ist. Nach wie vor fehlen aussagekräftige Forschungsdaten über den Effekt einer Förderung der Harnverdünnung durch Steigerung der Wasseraufnahme allein (unabhängig von Mineralstoffgehalt, Harn-pH-Wert und anderen diätetischen Faktoren). Es herrscht jedoch ein allgemeiner Konsens darüber, dass die Förderung der Harnverdünnung zu einer Reduzierung der RSS führt und somit eine Senkung des Harnsteinbildungsrisikos unterstützt.
Eine epidemiologische Studie über 173 Katzen mit Calciumoxalatsteinen und 290 Katzen mit Struvitsteinen sowie 827 Kontrollkatzen (ohne Erkrankung des Harntraktes) hatte zum Ziel, diätetische Risikofaktoren für Struvit- und Calciumoxalaturolithiasis herauszufinden 17. Den Ergebnissen zufolge waren Nahrungen mit dem höchsten Feuchtigkeitsgehalt mit einem niedrigeren Calciumoxalatrisiko assoziiert, hatten aber keinen Effekt auf Struvit. Diese Untersuchungen haben jedoch die üblichen Einschränkungen aller retrospektiven Studien, und andere diätetische Modifikationen hätten die Ergebnisse unter Umständen beeinflussen können. Prospektive klinische Studien über den Effekt von Harnverdünnung allein auf das klinische Outcome bei steinbildenden Katzen gibt es bislang nicht.
Das mit einer Harnverdünnung einhergehende erhöhte Harnvolumen kann die Prävention der Steinbildung unterstützen, zum einen durch die Senkung der Konzentration der Vorläufersubstanzen (Abbildung 3) und zum anderen durch eine Steigerung der Miktionshäufigkeit, die zu einer Verringerung der Retentionszeit von Mineralstoffen im Harntrakt führt. Viele Übersichtsartikel empfehlen eine Harnverdünnung bzw. eine Erhöhung des Harnvolumens als einen Schritt bei der Prävention von Harnsteinrezidiven 3 18. Auch zahlreiche klinische Tierärzte sind der Auffassung, dass die Behandlung von Urolithen unabhängig von ihrer Zusammensetzung eine Harnverdünnung erfordert, um Rezidive zu reduzieren oder zu verhindern, wobei das Ziel (wie oben erwähnt) ein konstant bei 1.030 oder darunter liegendes spezifisches Harngewicht ist 6. Nach meiner Erfahrung ist es ratsam, Besitzer explizit darauf hinzuweisen, dass das Ziel dieser Strategie letztlich eine Polyurie ist, und dass die Katzentoilette deshalb möglicherweise häufiger kontrolliert und gereinigt werden muss, sobald die entsprechenden Maßnahmen zur Absenkung des SHG eingeleitet sind.
Katzen haben eine bemerkenswerte Fähigkeit, ihren Harn zu konzentrieren, wenn sie Nahrungen mit niedrigem Feuchtigkeitsgehalt erhalten und/oder begrenzten Zugang zu Trinkwasser haben; beschrieben werden spezifische Harngewichte von 1.065 und höher 18. Aufgrund dieser potenten Konzentrierungsfähigkeit ist es bei Katzen im Vergleich zu Hunden schwieriger, eine Harnverdünnung zu erreichen. Im Folgenden werde ich aber einige Möglichkeiten zur Förderung der Wasseraufnahme und der dadurch bedingten Harnverdünnung bei Katzen vorstellen (Abbildung 4).
Stimulierung der Wasseraufnahme
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Feuchtnahrung füttern
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Wasserzugabe zur Nahrung
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Mit Kochsalz angereicherte Nahrungen
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Eine der sichersten Methoden ist die Steigerung der Wasseraufnahme durch Fütterung von Feuchtnahrung in Dosen oder durch Zugabe von Wasser zu Trockennahrung. Letztere Methode kann eine kostengünstige Alternative zum Kauf von Feuchtnahrung sein. Studien zeigen, dass eine hohe diätetische Feuchtigkeitsaufnahme das Harnvolumen erhöht und das SHG senkt 19 20. Eine Studie 21 untersuchte sechs gesunde Katzen, die vier unterschiedliche Nahrungen erhielten. Die Testnahrungen hatten eine identische Grundzusammensetzung, aber unterschiedlich hohe Zusätze von Wasser (für einen Gesamtfeuchtigkeitsgehalt von 6,3 %, 25,4 %, 53,3 % bzw. 73,3 %). Diese Nahrungen wurden über einen Zeitraum von jeweils drei Wochen in einem Cross-Over-Design gefüttert, und bei jeder Katze wurden die Wasseraufnahme, die Harnproduktion, das SHG und die RSS gemessen. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Erhöhung des diätetischen Feuchtigkeitsgehalts zu einer Abnahme der Trinkwasseraufnahme führt. Bei den Katzen, die die Nahrung mit dem höchsten Feuchtigkeitsgehalt (73,3 %) erhielten, lag die Gesamtwasseraufnahme (Trinkwasser + Wasser über die Nahrung) höher als bei den Katzen mit den anderen drei Testnahrungen. Zudem hatten Katzen, die diese Nahrung mit dem höchsten Feuchtigkeitsanteil erhielten, ein höheres 24-Stunden-Harnvolumen (86,7 ml im Durchschnitt), verglichen mit den anderen drei Nahrungen. Darüber hinaus führte die Nahrung mit dem höchsten Feuchtigkeitsgehalt zu einem niedrigeren SHG (1.036 im Durchschnitt) im Vergleich zu den anderen Nahrungen (1.052-1.054) und schließlich zu einer niedrigeren RSS für Calciumoxalat, während ein Effekt auf die Struvit-RSS nicht beobachtet werden konnte.
Eine weitere Studie 14 untersuchte zehn Katzen mit Calciumoxalatsteinen, die bis dahin verschiedene Nahrungen mit unterschiedlichen Nährstoffzusammensetzungen, aber einem Feuchtigkeitsgehalt von 9 bis 18 % erhalten hatten. In der Studie wurden die Katzen von ihrer bislang gewohnten Nahrung auf eine Harndiätnahrung aus der Dose mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 78 % umgestellt. Diese Umstellung führte tendenziell zu einer Erhöhung des Harnvolumens und zu einer Senkung des SHG und schließlich zu einer signifikanten Abnahme der Calciumoxalat-RSS. In Anbetracht der zahlreichen Unterschiede zwischen den ursprünglichen Nahrungen und der Testnahrung in der Studie kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass die beobachteten Effekte auf eine Kombination verschiedener diätetischer Faktoren zurückzuführen sind.
Empfehlungen zufolge sollten Harndiätnahrungen einen Feuchtigkeitsgehalt von mindestens 75 % aufweisen 8. Nach meiner Erfahrung wird das Erreichen eines konstant niedrigen SHG über den gesamten Tag unterstützt durch das Anstreben eines noch höheren diätetischen Feuchtigkeitsgehaltes von 85 % (Box 1), insbesondere in rezidivierenden Fällen.
Nicht alle Katzen tolerieren die Zugabe von Wasser zu ihrer Nahrung. Wichtig ist daher eine langsame und schonende Einführung dieser Strategie oder direkt die Verwendung spezieller Nahrungen mit einem a priori hohen Feuchtigkeitsgehalt von über 80 %.
Zielfeuchtigkeitsgehalt = 85 % = 85 Gramm Wasser pro 100 Gramm Futter
Die Berechnung des Feuchtigkeitsgehaltes nach Zugabe von Wasser zu 100 g Futter erfolgt mit Hilfe folgender Formel, wobei X = ml (oder Gramm) Wasser, das 100 Gramm Futter zugesetzt wird.
85 % Gesamtfeuchtigkeit = [% Feuchtigkeit Nahrung + x/100 g + x] x 100
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Beispiel mit einer Trockennahrung (10 % Feuchtigkeit)
85 % = [10 % + x/100 g + x] x 100
85/100 = [10 + x/100 + x]
0,85(100 + x) = 10 + x
85 + 0,85x = 10 + x
75 = 0,15x
500 = x
Pro 100 Gramm Trockennahrung werden 500 ml (etwa 2 Tassen) Wasser zugegeben (1:5 Gewicht, 1:2 Volumen)
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Beispiel mit Feuchtnahrung (70 % Feuchtigkeit)
85 % = [70 % + x/100 g + x] x 100
85/100 = [70 + x/100 + x]
0,85(100 + x) = 70 + x
85 + 0,85x = 70 + x
15 = 0,15x
100 = x
Pro 100 Gramm Feuchtnahrung werden 100 ml Wasser zugesetzt (1:1 Volumen)
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Auch Trockennahrungen können die RSS für Struvit und Calciumoxalat 7 im Harn gesunder Katzen senken durch eine Modifikation anderer diätetischer Faktoren mit Einfluss auf die Steinbildung, wie zum Beispiel des pH-Wertes und der Konzentrationen von Vorläufersubstanzen und hemmender Substanzen. Einige Trockennahrungen können auch über andere Methoden als die einer Steigerung der Wasseraufnahme zur Förderung der Diurese zu niedrigerer RSS führen, zum Beispiel über eine Anreicherung mit Kochsalz.
Zu berücksichtigen ist, dass der Zusatz von Wasser die Schmackhaftigkeit und die Textur der Nahrung verändert, was dazu führen kann, dass die Akzeptanz abnimmt und die Katze die Nahrungsaufnahme verweigert. Zudem senkt zusätzliches Wasser die Energiedichte der Nahrung, was bei normalgewichtigen/untergewichtigen Katzen oder bei mäkeligen Katzen zu einem ungewollten Gewichtsverlust führen kann. Darüber hinaus kann der Zusatz von Wasser zu Trockenfutterkroketten zu einem vermehrten Futterverbrauch führen, wenn das eingeweichte Futter über längere Zeit im Napf verbleibt und dann entsorgt werden muss, weil es nicht mehr ausreichend frisch ist. Ein weiterer potenzieller Nachteil des Einweichens von Trockenfutterkroketten ist, dass deren vorteilhafte Wirkung auf die Zahngesundheit (d. h., der mechanische Abriebeffekt an der Zahnoberfläche) verloren geht.
Einige speziell für Katzen mit Urolithiasis formulierte Trockennahrungen haben höhere Natriumgehalte (bis zu 3,5 g/1000 kcal) als durchschnittliche Erhaltungsnahrungen (ca. 1g /1000 kcal oder weniger). Natriumreiche Nahrungen können die Harnverdünnung durch eine Stimulierung der Diurese fördern 22. Die oben genannte retrospektive Studie zur Beurteilung diätetischer Risikofaktoren für die feline Struvit- und Calciumoxalaturolithiasis 17 fand heraus, dass Nahrungen mit niedrigerem Natriumgehalt bei Katzen mit einem höheren Risiko für die Bildung von Calciumoxalatsteinen assoziiert sind. Hier sei nochmals erwähnt, dass auch dieses Ergebnis der Studie mit Vorsicht zu betrachten ist, da diese Korrelation auch von anderen Faktoren beeinflusst sein kann und eine entsprechende Kausalität somit nicht belegt.
Eine Langzeitstudie bei Katzen über einen Zeitraum von zwei Jahren untersuchte den Effekt einer natriumreichen Nahrung (3,1 g Na / 1000kcal) im Vergleich zu einer Kontrollnahrung (1 g Na / 1000 kcal) auf verschiedene Nierenparameter, den Blutdruck und verschiedene Harnparameter 23. Die natriumreiche Testnahrung hatte keinen negativen Einfluss auf Nierenparameter und den Blutdruck, sie senkte jedoch das SHG im Vergleich zur Kontrollnahrung, dies aber lediglich an der Dreimonatsmarke, so dass zu vermuten ist, dass der diuresefördernde Effekt kochsalzreicher Nahrungen nicht langfristig anhält. Ein Abstract 24 beschreibt einen positiven Effekt auf das Harnvolumen nach Fütterung einer kochsalzreichen Nahrung an gesunde Katzen über einen Zeitraum von zwei Wochen, Unterschiede beim SHG oder der RSS für Calciumoxalat oder Struvit wurden bei dieser Untersuchung jedoch nicht festgestellt. Diese Ergebnisse ähneln denen einer weiteren Studie über drei Wochen, ebenfalls mit gesunden Katzen 25. Beide Studien hatten jedoch eine kurze Dauer und untersuchten lediglich eine kleine Anzahl von Katzen.
Die Strategie der hohen diätetischen Natriumzufuhr kann bei Katzen mit kochsalzsensitiven Erkrankungen (z. B. Nieren- oder Herzerkrankungen) nicht ohne weiteres eingesetzt werden, und wird bei Katzen mit Urat- oder Cystinsteinen nicht empfohlen. Bedenken gibt es zudem hinsichtlich einer Förderung von Kalziurie durch natriumreiche Nahrungen. Kurzzeitdaten von gesunden Katzen 25 weisen jedoch darauf hin, dass die renale Kalziumausscheidung bei natriumreicher Fütterung zwar ansteigen kann, die Kalziumkonzentration im Harn davon aber unbeeinflusst bleiben könnte, da das Kochsalz gleichzeitig für eine Steigerung des Harnvolumens sorgt.
Erforderlich sind weitere prospektive Forschungsarbeiten über die Effekte natriumangereicherter Nahrungen auf das SHG, die RSS, weitere Harnparameter und das klinische Outcome. Das ACVIM Consensus Statement empfiehlt zwar die bevorzugte Anwendung von Nahrungen mit hohem Feuchtigkeitsgehalt gegenüber natriumreichen Nahrungen 6, Letztere können aber durchaus eine Option sein, wenn sich Patientenbesitzer Feuchtnahrungen nicht leisten können oder ablehnen.
Zu den gängigen Empfehlungen für Besitzer harnsteinbildender Katzen gehört die Förderung der Trinkwasseraufnahme, zum Beispiel durch das Anbieten fließenden Wassers (z. B. Trinkbrunnen), aromatisierten Wassers, zusätzlicher Wassernäpfe oder mehrerer Trinkstationen und von Wassernäpfen aus speziellen Materialien 26. Nach meiner Erfahrung kann das Aromatisieren von Wasser mit maximal 15 ml Flüssigkeit – z. B. Saft aus Thunfischdosen oder Hühnerbrühe (selbst zubereitet oder kommerzielle Produkte, wenn ohne Knoblauch und Zwiebeln) – pro 500 ml-Trinknapf zum Erfolg führen. Studien zur Untersuchung der Wirksamkeit dieser Maßnahmen auf die Harnverdünnung und das klinische Outcome, liegen bislang aber nicht vor. Beurteilt wurde indes der Effekt verschiedener Trinkwassersysteme auf die RSS von Calciumoxalat und Struvit, das SHG, die Harnosmolarität und das Harnvolumen bei Katzen in einer Katzenkolonie 27. Verglichen wurden Systeme mit stehendem Wasser, zirkulierendem Wasser und frei fallendem Wasser, die den Katzen über einen Zeitraum von jeweils zwei Wochen in einem Cross-Over-Design angeboten wurden. Es wurden keine Unterschiede festgestellt bei der RSS, der durchschnittlichen Wasseraufnahme, dem Harnvolumen und dem SHG. Lediglich die Osmolarität war höher bei Katzen, denen zirkulierendes Wasser angeboten wurde, im Vergleich zu den Katzen, die stehendes oder frei fallendes Wasser bekamen. Zudem lag das niedrigste in dieser Studie gemessene SHG bei 1.044 und damit immer noch zu hoch für eine wirksame Harnsteinprävention.
Die Studie konnte nicht demonstrieren, dass die Anwendung von Trinkbrunnen einen Einfluss auf die Harnverdünnung haben kann. Einige Katzen in dieser Studie zeigten jedoch eine starke Präferenz für einen spezifischen Wassernapf. Wir sollten unseren Patienten also zunächst verschiedene Optionen anbieten, um individuelle Vorlieben herauszufinden. Dies gilt auch für das Material und die Form der Wasserbehältnisse. Wassernäpfe für Katzen sollten grundsätzlich an einem sauberen, geruchsfreien Ort aufgestellt werden und räumlich getrennt von Katzentoiletten und Futterstellen. Mehrere Wasserstellen an verschiedenen Stellen des Haushaltes können hilfreich sein und stellen sicher, dass die Katze immer ungehinderten Zugang zu frischem Trinkwasser hat.
Bei Katzen mit Harnsteinen ist eine regelmäßige Langzeitüberwachung wichtig, um das Rezidivrisiko zu minimieren. Ein systematisches Kontrollschema ermöglicht zumindest einen frühzeitigen Nachweis neu entstehender Harnsteine und eröffnet somit die Möglichkeit der Anwendung relativ wenig invasiver Methoden zur Steinentfernung, falls dies erforderlich ist. Häufigkeit und Art der Follow-up-Tests (Harnanalyse, bildgebende Untersuchungen, Kultur etc.) richten sich nach den Gegebenheiten des individuellen Falles (Art des Steins, Zusammenhang mit Infektion, begleitende Erkrankungen, vorangegangene Episoden etc.) und nach dem Budget des Kunden.
Cecilia Villaverde
Die in der täglichen Praxis am häufigsten angewendete Methode zur Beurteilung der Harnverdünnung ist die Messung des SHG mit Hilfe eines Refraktometers. Messungen des SHG mittels Harnteststreifen liefern dagegen keine verlässlichen Ergebnisse. Besitzer betroffener Tiere können ein Refraktometer kaufen und zu Hause selbst anwenden oder der Tierarzt führt diesen Test mit Harnproben durch, die der Besitzer zu Hause mit Hilfe von nicht-absorbierender Katzenstreu sammelt. Die erste Kontrolluntersuchung sollte 4-6 Wochen nach Einleitung der präventiven Maßnahmen erfolgen. Harnproben für die Follow-up-Untersuchungen sollten immer zur selben Tageszeit genommen werden, da das SHG im Tagesverlauf schwankt. So kann zum Beispiel der erste Harn des Tages am Morgen höher konzentriert sein als Proben, die am späten Nachmittag gewonnen werden.
Liegt das SHG bei der Kontrolluntersuchung nicht innerhalb der gewünschten Spanne (d. h., <1.030), muss zunächst die Einhaltung der empfohlenen Maßnahmen (Nahrung, Medikation, Zusatz von Wasser etc.) überprüft werden. Wird die Compliance als gut beurteilt, ist eine Umstellung auf eine Nahrung mit höherem Feuchtigkeitsgehalt als der aktuelle angezeigt (oder die Zugabe von noch mehr Wasser zur Nahrung), bis das SHG im akzeptablen Bereich liegt. Wenn dies noch nicht geschehen ist, sollten Besitzer zudem ermutigt werden, mehr als eine Trinkstation anzubieten und die von ihrer Katze bevorzugte Trinkmethode herauszufinden (d.h., Größe und Material des Napfes, stehendes oder fließendes Wasser, aromatisiertes oder nicht aromatisiertes Wasser).
Die Wahl der Nahrung bei Katzen mit Harnsteinen richtet sich nach dem spezifischen Steintyp, dem Ziel der diätetischen Behandlung (Auflösung vs. Prävention), eventuell vorhandenen begleitenden Erkrankungen, vorangegangenen Harnsteinepisoden und den finanziellen Möglichkeiten des Patientenbesitzers. In allen Fällen sollte die gewählte Nahrung jedoch die Harnverdünnung fördern, entweder durch einen hohen Feuchtigkeitsgehalt oder (wenn nicht kontraindiziert) über einen hohen Kochsalzgehalt. Erfüllt die Nahrung beide Anforderungen nicht, sollte dem Futter schrittweise Wasser hinzugegeben werden. Ich befürworte eine langsame Steigerung des Wasserzusatzes, um die Akzeptanz zu maximieren und häufige Probleme einer plötzlichen Ernährungsumstellung zu vermeiden, wie zum Beispiel Diarrhoe. Eine regelmäßige Langzeitüberwachung des Harns ist obligatorisch, um sicherzustellen, dass die Gesundheit des Patienten im optimalen Bereich bleibt. Letztlich muss aber berücksichtigt werden, dass der mit Abstand wichtigste Faktor für die Kontrolle der Harnsteinbildung bei Katzen die RSS ist. Jedes Programm, das für die Unterstützung eines Harnsteinrisikopatienten konzipiert wird, muss ganzheitlicher Natur sein.
Cecilia Villaverde
Dr. Villaverde erhielt ihre tierärztliche Approbation und ihren PhD-Grad an der Universitat Autònoma de Barcelona und absolvierte anschließend eine Residency Mehr lesen
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