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Veterinary Focus

Ausgabe nummer 33.3 Ernährung

Ernährung von alternden Katzen

veröffentlicht 19/01/2024

Geschrieben von Lori Prantil und Becca Leung

Auch verfügbar auf Français , Italiano , Español , English und ภาษาไทย

Möchten Sie wissen, wie sich der Nährstoffbedarf älterer Katzen von dem jüngerer Artgenossen unterscheidet? In diesem Artikel erfahren Sie, was Sie wissen müssen. 

Es wird vermutet, dass der Geruchs- und Geschmackssinn bei Katzen mit zunehmendem Alter nachlässt, was ihre Nahrungsaufnahme beeinträchtigen kann

Kernaussagen

Obwohl die Lebensphasen der Katze erst vor kurzem definiert wurden, gibt es keine spezifischen Ernährungsrichtlinien für Senior-Katzen.


Senior-Katzen haben oft eine herabgesetzte Verdauungskapazität, die sich auf ihren Body Condition Score und ihren Muscle Condition Score auswirken kann.


Neuere Forschungen weisen auf die Bedeutung des diätetischen Phosphorgehaltes und des Kalzium-Phosphor-Verhältnisses hin.


Weitere Untersuchungen über Supplemente zur Behandlung des kognitiven Abbaus bei älteren Katzen sind erforderlich.


Einleitung 

Erst in jüngster Zeit wurden die verschiedenen Lebensphasen bei Katzen definiert, wobei die Definitionen verschiedener Organisationen leicht variieren (Tabelle 1). Nach den Leitlinien der American Animal Hospital Association (AAHA) und der American Association of Feline Practitioners (AAFP) aus dem Jahr 2021 werden die Lebensstadien von Katzen in fünf Kategorien eingeteilt: „Kitten“ (von der Geburt bis zum Alter von einem Jahr), „Young adult“ (1-6 Jahre), „Mature adult“ (7-10 Jahre) und „Senior“ (>10 Jahre), mit einem zusätzlichen „End-of Life“-Stadium, das in jedem Alter liegen kann 1. Die International Society of Feline Medicine (ISFM) definiert die Lebensphasen geringfügig unterschiedlich: „Kitten“ (Geburt - 6 Monate), „Junior“ (7 Monate – 2 Jahre), „Adult“ (3 - 6 Jahre), „Mature“ (7-10 Jahre), „Senior“ (11-14 Jahre) und „Super Senior“ (ab 15 Jahre) 2. Ganz unabhängig von diesen Unterschieden in den Definitionen führt das zunehmende Verständnis für die unterschiedlichen Lebensphasen bei Kleintieren dazu, dass heute auch deutlich mehr Interesse an den unterschiedlichen Ernährungsbedürfnissen in den jeweiligen Lebensabschnitten besteht, insbesondere auch während des Alterungsprozesses. Organisationen wie die American Association of Feed Control Officials (AAFCO) und die European Pet Food Industry Federation (FEDIAF) geben zwar etliche Ernährungsempfehlungen und Ernährungsleitlinien für das Wachstum (welches die FEDIAF weiter in frühe und späte Wachstumsphasen unterteilt), für die Reproduktion und für das adulte Alter heraus, für Senior-Tiere gibt es bislang aber keine spezifischen Richtlinien. Dieser Mangel an Information stellt durchaus ein Problem dar, da die Frage, wie Kleintiere im Alter versorgt werden sollen, mit der zunehmenden Alterung der Kleintierpopulation insgesamt immer mehr an Bedeutung gewinnt. So werden zum Beispiel in den Vereinigten Staaten etwa 20-40 % der Katzen als „Senioren“ und „Super-Senioren“ eingestuft 3 (Abbildung 1).

Tabelle 1. Beschreibung der verschiedenen Lebensstadien von Katzen durch führende veterinärmedizinische Organisationen.

Lebensphase AAHA & AAFP ISFM
Kitten Geburt bis < 1 Jahr Geburt bis 6 Monate 
Junior 7 Monate-2 Jahre
Young adult 1-6 Jahre – 
Adult 3-6 Jahre 
Mature adult 7-10 Jahre 7-10 Jahre
Senior > 10 Jahre 11-14 Jahre
Super senior 15+ Jahre

Es gibt zwar durchaus einige Studien zum Thema Ernährung bei älteren Katzen, es mangelt aber an Untersuchungen, die sich ganz gezielt mit spezifischen Nährstoffen befassen, und zwar sowohl essenzielle Nährstoffe betreffend, als auch Nährstoffe, von denen wir zumindest vermuten, dass sie auch außerhalb dieser zentralen Bedarfe von Nutzen sein könnten. In diesem Artikel werden wir die Ernährung der Katze Nährstoff für Nährstoff beleuchten und diskutieren, was wir bereits heute wissen und was wir auf der Grundlage aktueller Erkenntnisse als wichtige Überlegungen speziell für unsere Senior-Katzen betrachten. 

Unsere Hauskatzenpopulation wird immer älter

Abbildung 1. Unsere Hauskatzenpopulation wird immer älter. Schätzungsweise 20-40 % der Katzen in den Vereinigten Staaten werden heute als „Senioren“ und „Super-Senioren“ eingestuft.
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Gesamtverdaulichkeit der Nahrung/Kalorien

Bereits seit langer Zeit wissen wir, dass reife adulte Katzen und Senior-Katzen eine herabgesetzte Verdaulichkeit aufweisen, wobei bis zu 33 % der Katzen eine verminderte Fettverdaulichkeit und etwa 20 % eine verminderte Proteinverdaulichkeit haben 4. Neuere Ergebnisse zeigen darüber hinaus, dass ein Rückgang des Körpergewichts bei älteren Katzen, und zwar sowohl bei „gesunden“ als auch bei “nicht gesunden“ Katzen, zumindest teilweise auf eine verminderte Verdaulichkeit von Nährstoffen zurückzuführen sein kann. Zudem beobachtet man bei älteren Katzen häufig einen Verlust an fettfreier Körpermasse und einen Abfall des Muscle Condition Score, was teilweise auf eine verringerte Proteinverdaulichkeit zurückzuführen sein könnte, die wiederum eine negative Stickstoffbilanz zur Folge hat 5. Darüber hinaus steht die Frage im Raum, ob die aktuell zur Aufrechterhaltung der Stickstoffbilanz bei Katzen empfohlenen Proteinmengen tatsächlich ausreichen, um auch die fettfreie Körpermasse zu erhalten, oder ob hier ein höherer Bedarf zugrunde gelegt werden sollte 6.

Neben einer verminderten Verdaulichkeit der Nahrung gibt es aber noch weitere Gründe, aus denen es bei älteren Tieren zu einem Verlust von Körpergewicht und fettfreier Körpermasse kommen kann. Bei älteren Menschen lassen Geruchs- und Geschmackssinn nach, und es gilt als wahrscheinlich, dass dies auch bei anderen Spezies wie zum Beispiel unseren Katzen der Fall ist 7. Praktische Strategien, um hier entgegenzuwirken, sind unter anderem das Anbieten von Nahrungen mit unterschiedlichen Aromen und Geschmacksrichtungen sowie eine optimale Temperatur der angebotenen Nahrung von etwa 37°C 8 (Abbildung 2). Aber auch zahlreiche Erkrankungen können zu reduziertem Appetit und vermindertem Interesse an der Nahrung führen, zum Beispiel aufgrund von Schmerzen (z. B. bei Zahnerkrankungen), Stoffwechselstörungen (z. B. urämische Toxine bei chronischer Nierenerkrankung oder erhöhte Zytokinproduktion bei entzündlichen Erkrankungen) und/oder Arzneimittelgaben (z. B. Chemotherapeutika, die den Geschmack der Nahrung direkt beeinflussen können). Einige bei älteren Katzen häufig auftretende Erkrankungen können sich auch direkt auf das Körpergewicht und den Muskelverlust auswirken, wie z. B. Hyperthyreose, chronische Enteropathie, Lymphome und Diabetes mellitus. Und schließlich kommt sowohl bei Hunden als auch bei Katzen in fortgeschrittenem Alter Sarkopenie vor, also ein Verlust an fettfreier Körpermasse, der mit dem Alterungsprozess einhergeht und nicht auf eine Erkrankung zurückzuführen ist 9.

Es wird vermutet, dass der Geruchs- und Geschmackssinn bei Katzen mit zunehmendem Alter nachlässt

Abbildung 2. Es wird vermutet, dass der Geruchs- und Geschmackssinn bei Katzen mit zunehmendem Alter nachlässt, was ihre Nahrungsaufnahme beeinträchtigen kann. Praktische Strategien, um hier entgegenzuwirken, sind das Anbieten von Nahrungen mit unterschiedlichen Aromen und Geschmacksrichtungen sowie eine optimale Temperatur der angebotenen Nahrung von etwa 37°C. 
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Senior-Katzen benötigen aufgrund dieser Veränderungen, auch wenn sie gesund sind, eine höhere Kalorienzufuhr, um ihr Körpergewicht zu halten, und oft kann eine Nahrung mit insgesamt höherer Verdaulichkeit zu einer besseren Absorption von Nährstoffen führen. In den Fütterungsempfehlungen der Tiernahrungshersteller wird der durchschnittliche Bedarf angegeben, einzelne Tiere können von diesem Durchschnittsbedarf aber um bis zu 50 % nach oben oder nach unten abweichen 10. Bei allen als Senioren oder Super-Senioren eingestuften Katzen sollte daher regelmäßig eine Beurteilung von Körpergewicht, Body Condition Score und Muscle Condition Score stattfinden und falls erforderlich eine entsprechende Anpassung der Kalorienzufuhr und möglicherweise der Nahrung insgesamt (Abbildung 3).

Bei allen Katzen, die als „Senior“ oder „Super-Senior“ eingestuft werden, sollten regelmäßig das Körpergewicht

Abbildung 3. Bei allen Katzen, die als „Senior“ oder „Super-Senior“ eingestuft werden, sollten regelmäßig das Körpergewicht, der Body Condition Score und der Muscle Condition Score beurteilt, und ihre Ernährung gegebenenfalls entsprechend angepasst werden. 
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Feuchtigkeitsgehalt in der Nahrung

Bei älteren Tieren kann sich aufgrund eines verminderten Durstgefühls, einer herabgesetzten Mobilität und/oder eines spezifischen Krankheitsprozesses eine Dehydratation entwickeln 11. Unter Umständen ist es jedoch schwierig, den tatsächlichen Hydratationsstatus einer Katze zu beurteilen, da die klinischen Symptome einer Dehydratation auch bei erheblichen Wasserverlusten nicht unbedingt konsistent sind 12. Nicht zuletzt aus diesem Grund sollte bei älteren Katzen generell die Wasseraufnahme gefördert werden, selbst wenn keine offensichtliche klinische Dehydratation vorliegt (Abbildung 4). Die kontinuierliche Versorgung mit sauberem, frischem, leicht zugänglichen Trinkwasser ist hierbei natürlich ein ganz zentraler Punkt, die Zufuhr von Feuchtigkeit kann aber auch auf diätetischem Wege durch Fütterung mit Feuchtnahrung verbessert werden. Zahnerkrankungen sind bei Katzen weit verbreitet, und weisen einer Studie zufolge bei Senior-Katzen eine Prävalenz von über 50 % auf 13. Wenn also Hinweise auf Beschwerden im Bereich der Zähne und der Maulhöhle vorliegen oder auf eine verminderte Fähigkeit zum Kauen von Trockennahrungskroketten, kann eine Umstellung der Fütterung auf Feuchtnahrung von gewissem Nutzen sein (neben anderen spezifischen Maßnahmen zur Behandlung des zugrundeliegenden Problems in der Maulhöhle) (Abbildung 5). Weitere Erkrankungen der Katze, bei denen der Feuchtigkeitsgehalt der Nahrung eine wichtige therapeutische Rolle spielt, sind die CNE und sämtliche Formen von Urolithiasis. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass eine Erhöhung des diätetischen Feuchtigkeitsanteils auch mit einer Verringerung der Kaloriendichte der Nahrung einhergeht. Auch in diesen Fällen muss daher sichergestellt werden, dass die Tagesrationen dem tatsächlichen Bedarf der Katze entsprechen und die Nährstoff- und Energieaufnahme insgesamt bedarfsgerecht bleiben. Wenn eine Katze Schwierigkeiten hat, die für die Deckung des Bedarfes täglich erforderlichen Mengen über Feuchtnahrung aufzunehmen, kann eine Mischfütterung oder eine Trockennahrung helfen, den Energiebedarf zu decken.

Dehydratation kann bei alternden Tieren aufgrund verschiedener Faktoren auftreten

Abbildung 4. Dehydratation kann bei alternden Tieren aufgrund verschiedener Faktoren auftreten, die klinische Beurteilung des Hydratationsstatus einer Katze kann aber schwierig sein. Bei älteren Katzen sollte daher generell die Wasseraufnahme gefördert werden, selbst wenn sie nicht offensichtlich klinisch dehydriert erscheinen.
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Protein

Wir wissen heute zwar, dass einige Senior-Katzen eine verminderte Proteinverdaulichkeit aufweisen, weitaus weniger klar ist aber, welcher diätetische Proteingehalt für ältere, ansonsten aber gesunde Individuen empfohlen werden sollte. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei der CNE um eine bei älteren Katzen relativ häufige Diagnose handelt - nach einer Schätzung sind 30-40 % der über 10 Jahre alten Tiere betroffen 14 - und dass für Katzen in den späteren Stadien einer Nierenerkrankung im Allgemeinen eine Verringerung der diätetischen Proteinzufuhr empfohlen wird, gibt es die Überlegung, ob nicht eine frühzeitige generelle Restriktion der diätetischen Proteinzufuhr bei sämtlichen älteren Katzen von Vorteil sein könnte. Ausreichende Evidenzen, dass eine Verringerung des diätetischen Proteins bei alternden Katzen das Auftreten von CNE tatsächlich verringern kann, liegen allerdings nicht vor. Darüber hinaus wird, wie oben erwähnt, Sarkopenie bei Katzen zum Teil bereits im Alter von nur sieben Jahren nachgewiesen. Angesichts der verringerten Proteinverdauungskapazität älterer Katzen könnte eine proteinreduzierte Ernährung also das Risiko der Entwicklung einer Sarkopenie zusätzlich erhöhen. Auch vor dem Hintergrund, dass Katzen obligate Karnivoren sind und deshalb einen hohen diätetischen Proteinbedarf haben, sprechen die gegenwärtigen Erkenntnisse dafür, dass die Fütterung niedrigerer Proteinmengen ausschließlich Katzen mit aktiver Nierenerkrankung vorbehalten bleiben sollte und nicht prophylaktisch für gesunde ältere Katzen zu empfehlen ist.

Senior und Super Senior Katzen leiden häufig unter Zahnproblemen

Abbildung 5. Senior und Super Senior Katzen leiden häufig unter Zahnproblemen, die sich wiederum negativ auf ihre Nahrungsaufnahme auswirken können. Katzen dieser Alterskategorien sollten deshalb regelmäßig einer umfassenden Untersuchung von Zähnen und Maulhöhle unterzogen werden.
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Fett

Wie oben erwähnt, kann bei Senior-Katzen auch eine reduzierte Fettverdaulichkeit vorliegen, die unmittelbar dann zu einer verminderten Kalorienabsorption beitragen kann, da Fett pro Gramm Substanz deutlich mehr Kalorien enthält als Kohlenhydrate oder Proteine. Bei Katzen, die ansonsten gesund sind, im Laufe der Zeit aber an Gewicht verlieren und eine schlechtere Körperkondition entwickeln, können Nahrungen mit höherem Fettgehalt, und insbesondere auch mit höherer Protein- und Kohlenhydratverdaulichkeit eine gute Option sein. Bei übergewichtigen oder adipösen Katzen sind dagegen fett- und damit kalorienärmere Nahrungen vorzuziehen. Die Association for Pet Obesity Prevention in den Vereinigten Staaten schätzte im Jahr 2022, dass 61 % der Hauskatzen in den USA übergewichtig oder adipös sind 15, und da viele Katzen heute länger leben, ist es wahrscheinlich, dass in dieser Statistik auch Katzen der Kategorie Senior enthalten sind. Katzen mit Adipositas haben eine höhere Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Erkrankungen der Atemwege, der Haut, des muskuloskelettalen Systems und/oder der Zähne sowie Harnwegserkrankungen und Diabetes mellitus. Während also für Katzen mit unbeabsichtigtem Gewichtsverlust ein höherer diätetischer Fettgehalt durchaus empfohlen werden kann, gibt es natürlich auch Situationen, in denen eine Gewichtsabnahme angestrebt wird, und somit eine geringere diätetische Fettaufnahme.

Lori Prantil

Bei allen Katzen, die als Senioren oder Super Senioren eingestuft werden, sollte eine regelmäßige Beurteilung von Körpergewicht, Body Condition Score und Muscle Condition Score stattfinden, und falls erforderlich eine entsprechende Anpassung der Kalorienzufuhr und möglicherweise der Nahrung insgesamt.

Lori Prantil

Kohlenhydrate

Kohlenhydrate gelten bei Katzen zwar nicht als obligatorisch notwendige Nährstoffe, sie spielen aber eine wichtige Rolle zur Unterstützung der Deckung des Energiebedarfs und bei der Ausbalancierung des Protein- und Fettgehalts in der Gesamtnahrung. Bei gesunden, alternden Katzen stehen diätetische Kohlenhydrate nicht so sehr im Fokus, und werden oft erst dann berücksichtigt, nachdem der Protein- und Fettgehalt entsprechend adressiert wurden. Eine Ausnahme sind Situationen, bei denen die verdaulichen Kohlenhydrate in der Nahrung genauer beurteilt werden müssen, wie z. B. bei einer Katze mit Diabetes mellitus (Abbildung 6). Erhitzte Kohlenhydrate, die von Katzen leicht verdaut und gut absorbiert werden, können jedoch eine Protein einsparende Wirkung haben, da sie eine proteinunabhängige Glukosequelle darstellen und so dafür sorgen, dass eine geringere Abhängigkeit von der Glukoneogenese durch Proteine besteht. Es gibt keine Evidenzen dafür, dass verdauliche Kohlenhydrate bei Katzen Adipositas oder Diabetes mellitus induzieren, und somit gibt es auch keinen Grund, diese Nährstoffe zu meiden. In der Tat sind es eher die fettreicheren Nahrungen, die bei Katzen zu Adipositas führen, und die Fettmenge in einer gegebenen Nahrung kann durch Erhöhung des Protein- und/oder Kohlenhydratanteils verringert werden. 

Unverdauliche Kohlenhydrate sind eine Form von diätetischen Fasern, die einen gesunden Verdauungstrakt fördern können. Fermentierbare Fasern (Rübenschnitzel, Zichorienschnitzel, Fructo-Oligosaccharide) werden von der intestinalen Mikrobiota verwertet, und Endprodukte der mikrobiellen Fermentation wie kurzkettige Fettsäuren können für Tiere während des Alterungsprozesses direkt von Vorteil sein. So konnte beispielsweise bei Senior-Hunden nachgewiesen werden, dass eine Nahrung mit höherer Konzentration an diätetischen Gesamtfasern den intestinalen Ammoniakgehalt verringert 16 - ein wichtiger Faktor bei CNE und hepatischer Enzephalopathie. Diätetische Fasern verringern jedoch auch die Kaloriendichte einer Nahrung und können zudem die Schmackhaftigkeit und damit die Akzeptanz der Rationen beeinträchtigen. Der Schlüssel liegt deshalb im optimal angepassten Gleichgewicht dieser Nährstoffe für das Individuum.

Ältere Katzen können spezifische Ernährungsbedürfnisse haben

Abbildung 6. Ältere Katzen können spezifische Ernährungsbedürfnisse haben. Bei Katzen mit Diabetes mellitus muss zum Beispiel die verdauliche Kohlenhydratkomponente der Nahrung sorgfältig evaluiert werden.
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Vitamine und Mineralstoffe

Phosphor und Kalzium:Phosphor

Es gibt zwar keine ausreichenden Evidenzen dafür, dass Nahrungen mit höherem Proteingehalt per se eine CNE bei älteren Katzen hervorrufen können, es liegen aber Hinweise vor, dass ein höherer diätetischer Phosphorgehalt für die Entwicklung feliner Nierenerkrankungen verantwortlich sein kann. In neueren Studien wurden Nahrungen mit unterschiedlichen Phosphorgehalten und unterschiedlichen Kalzium-Phosphor-Verhältnissen bei einer Kohorte gesunder Katzen getestet, und es zeigte sich, dass die Nahrungen mit dem höchsten Phosphorgehalt (der zum größten Teil aus anorganischen Quellen stammte) und dem niedrigsten Kalzium-Phosphor-Verhältnis Nierenveränderungen bei den Katzen induzierten 17. Weitere Untersuchungen mit verschiedenen Nahrungen mit unterschiedlichen Gehalten an Gesamtphosphor, anorganischen Phosphorquellen und Kalzium-Phosphor-Verhältnissen ergaben, dass ein hoher Gehalt an anorganischem Phosphor zu einem dosisabhängigen Peak der Phosphorkonzentration im Plasma führt, der höher liegt als bei Gabe organischen Phosphors 18. Allerdings verursachen nicht alle Formen von anorganischem Phosphor einen identischen postprandialen Anstieg der Phosphorkonzentration im Plasma. Auf diesem Gebiet sind also zweifellos noch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, und bis entsprechende Ergebnisse vorliegen, wird empfohlen, Nahrungen mit einem hohen Gehalt an löslichen anorganischen Phosphaten und Nahrungen mit einem Kalzium-Phosphor-Verhältnis von weniger als 1:1 zu vermeiden 19.

Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass der Proteingehalt und der Gehalt an organischem Phosphor bei der Herstellung von Kleintiernahrungen in der Regel sehr eng miteinander verknüpft sind, mit anderen Worten: je höher der Gehalt des einen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch der Gehalt des anderen hoch ist. Bei neueren kommerziellen Nahrungen (insbesondere bei therapeutischen Diätnahrungen speziell für Tiere mit Nierenerkrankungen im Frühstadium) ist diese Protein-Phosphor-Problematik aufgrund einer sehr sorgfältigen Auswahl der Inhaltsstoffe weniger wahrscheinlich, auf viele Erhaltungsnahrungen trifft dies aber möglicherweise nicht zu. Letztlich kann es also schwierig sein, mit den üblichen Erhaltungsnahrungen für ältere Katzen einen hohen Proteingehalt in der Nahrung aufrechtzuerhalten und dabei gleichzeitig die höchsten Phosphorgehalte zu vermeiden.

Andere Mineralstoffe und Vitamine

Es ist zwar selbstverständlich, dass Katzen in jedem Alter vollwertige und ausgewogene Nahrungen mit einem bedarfsgerechten Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen brauchen, aber gerade bei alternden Katzen sind noch einige darüber hinaus gehende Überlegungen anzustellen. So kann zum Beispiel bei älteren Tieren die Absorption fettlöslicher Vitamine aufgrund der altersbedingt verminderten Fettverdauungskapazitäten beeinträchtigt sein. Bislang liegen allerdings keine Daten über einen Mangel an diesen Vitaminen bei älteren Katzen vor, der auf eine verminderte Absorptionskapazität zurückzuführen wäre. Sollte eine Katze mit abnehmender Körper- und Muskelkondition aber Nahrung aufnehmen, die nicht richtig absorbiert wird oder nicht ausreichend vollwertig und ausgewogen ist, muss unter Umständen auch ein Mangel an diesen wichtigen Schlüsselnährstoffen mit in Betracht gezogen werden. 

Antioxidantien in Form von Vitaminen wie Vitamin C, Vitamin E und das Provitamin Beta-Carotin können bei älteren Tieren von Nutzen sein. Während Vitamin C bei Katzen kein essenzieller Nährstoff ist (endogene Synthese), gibt es Hinweise darauf, dass ein höherer diätetischer Gehalt an Vitamin E und Betacarotin bei Katzen zu einer längeren Lebenserwartung beitragen kann 20. Wasserlösliche Vitamine wie Vitamin B12 können bei einem erhöhten Wasserverlust durch Polyurie oder durch Malabsorption verloren gehen, bei gesunden älteren Katzen stellt dies aber nicht unbedingt ein Problem dar.

Becca Leung

Bei älteren Katzen beobachtet man häufig einen Verlust an fettfreier Körpermasse und einen Abfall des Muscle Condition Score, was teilweise auf eine verringerte Proteinverdaulichkeit zurückzuführen sein könnte, die wiederum eine negative Stickstoffbilanz zur Folge hat.

Becca Leung

EPA & DHA

Eine der häufigsten Erkrankungen bei älteren Katzen ist die degenerative Gelenkerkrankung oder Osteoarthritis; eine Studie fand heraus, dass bei 92 % der Katzen über 14 Jahren röntgenologische Hinweise auf eine degenerative Gelenkerkrankung festzustellen sind 21. Für Katzen mit dieser Erkrankung werden zahlreiche Typen von Ergänzungsfuttermitteln und diätetischen Supplementen empfohlen, die stärksten Evidenzen über einen klinischen Nutzen entsprechender Zusatzstoffe liefern jedoch Studien, die Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) einsetzen. Eine Untersuchung zeigte, dass Katzen mit Osteoarthritis, die Fischöl-Supplemente erhalten, ein höheres Aktivitätslevel zeigen, weniger steif sind, höher springen können und mehr Interaktion mit den Besitzern und Besitzerinnen zeigen 22 (Abbildung 7).

Eine Studie hat gezeigt, dass Katzen mit Osteoarthritis, die Fischöl-Supplemente erhalten

Abbildung 7. Eine Studie hat gezeigt, dass Katzen mit Osteoarthritis, die Fischöl-Supplemente erhalten, mit höherer Wahrscheinlichkeit ein höheres Aktivitätsniveau aufweisen und besser in der Lage sind, zu klettern und zu springen.
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Nährstoffe bei kognitivem Abbau 

Da immer mehr Katzen in die Kategorien „Senior“ und „Super-Senior“ fallen, werden kognitiver Abbau und kognitive Dysfunktion heute immer häufiger festgestellt und immer leichter diagnostiziert, selbst bei Katzen, die ansonsten als gesund gelten. In der Tat werden kognitive Probleme bei Katzen von Haltern und Halterinnen oft als Teil des normalen Alterungsprozesses betrachtet. So berichten in einer Studie 36 % der Besitzer und Besitzerinnen von Katzen im Alter von 7 bis 10 Jahren (Kategorien „Mature adult“ und „Senior“) und sogar 88 % der Besitzer von Katzen im Alter von 16 bis 19 Jahren (Kategorie „Super-Senior“), dass ihre Tiere altersbedingte Verhaltensprobleme entwickelt haben 23. Da diese Veränderungen zu einer verminderten Lebensqualität für die Katze selbst aber auch für den Besitzer oder die Besitzerin führen können, besteht ein großes Interesse daran, spezielle Nahrungen und/oder spezifische Zusatzstoffe oder Ergänzungsfuttermittel zu finden, mit deren Hilfe dieser Prozess verlangsamt werden kann.

Eine ganze Reihe von Zusatzstoffen wurde in diesem Zusammenhang mit gemischten Ergebnissen untersucht. So sprechen einige Hinweise für die zusätzliche Gabe von S-Adenosyl-L-Methionin (SAMe), und es gibt anekdotische Berichte über entsprechende Wirkungen anderer Zusatzstoffe wie Melatonin, L-Theanin, Milchproteinhydrolysate und Pheromone. Die meisten dieser Ergänzungsfuttermittel werden jedoch zur Behandlung allgemeiner Angstzustände bei Katzen eingesetzt und nicht spezifisch zur Behandlung von kognitivem Abbau oder kognitiver Dysfunktion. Notwendig sind deshalb weitere klinische Studien, die sehr spezifisch die Auswirkungen entsprechender Zusatzstoffe auf den kognitiven Abbau untersuchen. Mittelkettige Triglyceride (MCTs) werden bei Hunden zur Behandlung von kognitiver Dysfunktion eingesetzt, bei Katzen müssen diesbezüglich aber zunächst noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Frühere Studien zur Anwendung von MCTs bei Katzen weisen darauf hin, dass es Probleme mit der Schmackhaftigkeit und Akzeptanz geben könnte, während aktuellere Untersuchungen darauf hindeuten, dass dies nicht der Fall sein könnte 24,25. Im Fokus neuerer Forschungen steht unter anderem die Darm-Hirn-Achse, mit dem Ziel, die Gehirnfunktion während des Alterns zu verbessern. Neben Studien mit MCTs (die sich auf die Wirkung von Ketonen und direkte Effekte der mittelkettigen Fettsäuren konzentrieren) sind auch Präbiotika und Probiotika Gegenstand von Überlegungen für zukünftige Arbeiten, die sich mit den kognitiven Bedürfnissen alternder Tiere befassen.

Schlussfolgerung

Viele Unternehmen bieten heute spezifische Nahrungen oder Ergänzungsfuttermittel für Senior-Katzen an, die auf ihren eigenen Überlegungen und Überzeugungen beruhen, ohne dass sie über die hierfür erforderlichen Forschungsaktivitäten oder die notwendige Expertise verfügen. Wir beginnen zwar allmählich, die Feinheiten einiger Nährstoffe immer besser zu verstehen, der tatsächliche Nährstoffbedarf alternder Katzen ist aber immer noch weitgehend undefiniert. Das „Alter“ ist eine sehr weit gefasste Kategorie, die eine Berücksichtigung unterschiedlichster Ernährungsbedürfnisse erfordert, selbst bei scheinbar gesunden, älteren Katzen. Es ist also schwierig, Empfehlungen für alle Tiere zu standardisieren, und die tierärztliche Ernährungsberatung sollte immer auf individueller Basis erfolgen. Da unsere Katzenpopulation immer älter wird, sind wir ständig bemüht, die Bedürfnisse älterer Tiere besser zu verstehen und evidenzbasierte Empfehlungen zu geben, um sie bis ins hohe und höchste Alter zu unterstützen.

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Lori Prantil

Lori Prantil

Dr. Prantil ist zertifizierte Fachtierärztin für Tierernährung, und hat ihr Studium an der Tufts University Cummings School of Veterinary Medicine in den Vereinigten Staaten abgeschlossen Mehr lesen

Becca Leung

Becca Leung

Dr. Leung wurde in Hongkong geboren und wuchs in den Vereinigten Staaten von Amerika auf Mehr lesen

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