Vitamine und Mineralstoffe
Phosphor und Kalzium:Phosphor
Es gibt zwar keine ausreichenden Evidenzen dafür, dass Nahrungen mit höherem Proteingehalt per se eine CNE bei älteren Katzen hervorrufen können, es liegen aber Hinweise vor, dass ein höherer diätetischer Phosphorgehalt für die Entwicklung feliner Nierenerkrankungen verantwortlich sein kann. In neueren Studien wurden Nahrungen mit unterschiedlichen Phosphorgehalten und unterschiedlichen Kalzium-Phosphor-Verhältnissen bei einer Kohorte gesunder Katzen getestet, und es zeigte sich, dass die Nahrungen mit dem höchsten Phosphorgehalt (der zum größten Teil aus anorganischen Quellen stammte) und dem niedrigsten Kalzium-Phosphor-Verhältnis Nierenveränderungen bei den Katzen induzierten 17. Weitere Untersuchungen mit verschiedenen Nahrungen mit unterschiedlichen Gehalten an Gesamtphosphor, anorganischen Phosphorquellen und Kalzium-Phosphor-Verhältnissen ergaben, dass ein hoher Gehalt an anorganischem Phosphor zu einem dosisabhängigen Peak der Phosphorkonzentration im Plasma führt, der höher liegt als bei Gabe organischen Phosphors 18. Allerdings verursachen nicht alle Formen von anorganischem Phosphor einen identischen postprandialen Anstieg der Phosphorkonzentration im Plasma. Auf diesem Gebiet sind also zweifellos noch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, und bis entsprechende Ergebnisse vorliegen, wird empfohlen, Nahrungen mit einem hohen Gehalt an löslichen anorganischen Phosphaten und Nahrungen mit einem Kalzium-Phosphor-Verhältnis von weniger als 1:1 zu vermeiden 19.
Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass der Proteingehalt und der Gehalt an organischem Phosphor bei der Herstellung von Kleintiernahrungen in der Regel sehr eng miteinander verknüpft sind, mit anderen Worten: je höher der Gehalt des einen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch der Gehalt des anderen hoch ist. Bei neueren kommerziellen Nahrungen (insbesondere bei therapeutischen Diätnahrungen speziell für Tiere mit Nierenerkrankungen im Frühstadium) ist diese Protein-Phosphor-Problematik aufgrund einer sehr sorgfältigen Auswahl der Inhaltsstoffe weniger wahrscheinlich, auf viele Erhaltungsnahrungen trifft dies aber möglicherweise nicht zu. Letztlich kann es also schwierig sein, mit den üblichen Erhaltungsnahrungen für ältere Katzen einen hohen Proteingehalt in der Nahrung aufrechtzuerhalten und dabei gleichzeitig die höchsten Phosphorgehalte zu vermeiden.
Andere Mineralstoffe und Vitamine
Es ist zwar selbstverständlich, dass Katzen in jedem Alter vollwertige und ausgewogene Nahrungen mit einem bedarfsgerechten Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen brauchen, aber gerade bei alternden Katzen sind noch einige darüber hinaus gehende Überlegungen anzustellen. So kann zum Beispiel bei älteren Tieren die Absorption fettlöslicher Vitamine aufgrund der altersbedingt verminderten Fettverdauungskapazitäten beeinträchtigt sein. Bislang liegen allerdings keine Daten über einen Mangel an diesen Vitaminen bei älteren Katzen vor, der auf eine verminderte Absorptionskapazität zurückzuführen wäre. Sollte eine Katze mit abnehmender Körper- und Muskelkondition aber Nahrung aufnehmen, die nicht richtig absorbiert wird oder nicht ausreichend vollwertig und ausgewogen ist, muss unter Umständen auch ein Mangel an diesen wichtigen Schlüsselnährstoffen mit in Betracht gezogen werden.
Antioxidantien in Form von Vitaminen wie Vitamin C, Vitamin E und das Provitamin Beta-Carotin können bei älteren Tieren von Nutzen sein. Während Vitamin C bei Katzen kein essenzieller Nährstoff ist (endogene Synthese), gibt es Hinweise darauf, dass ein höherer diätetischer Gehalt an Vitamin E und Betacarotin bei Katzen zu einer längeren Lebenserwartung beitragen kann 20. Wasserlösliche Vitamine wie Vitamin B12 können bei einem erhöhten Wasserverlust durch Polyurie oder durch Malabsorption verloren gehen, bei gesunden älteren Katzen stellt dies aber nicht unbedingt ein Problem dar.