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Veterinary Focus

Ausgabe nummer 31.1 Sonstiges Wissenschaft

Kutane Reaktionen bei Futtermittel-unverträglichkeit bei der Katze

veröffentlicht 07/04/2021

Geschrieben von Sarah E. Hoff und Darren J. Berger

Auch verfügbar auf Français , Italiano , Română , Español , English , ภาษาไทย , 한국어 und Українська

Wenn eine Katze Hautprobleme entwickelt, machen die Besitzer oft die Ernährung ihres Tieres dafür verantwortlich, aber ist das richtig? In diesem Artikel diskutieren die Autoren geeignete Methoden für die Diagnose und Behandlung von Futtermittelunverträglichkeiten. 

Eine selbstinduzierte ventrale Alopezie, oft ohne deutliche Effloreszenzen, ist ein häufiges klinisches Bild bei Katzen mit Hauterkrankung.

Kernaussagen

Eine kutane Reaktion bei einer Futtermittelunverträglichkeit bei Katzen kann allein auf der Grundlage des klinischen Bildes und der Lokalisation der Effloreszenzen nicht von anderen allergisch bedingten Erkrankungen unterschieden werden. 


Asaisonaler Juckreiz ist das häufigste klinische Symptom bei Futtermittelunverträglichkeit.


Die präzise Diagnose einer Futtermittelunverträglichkeit erfordert eine Eliminationsdiät über mindestens 8 Wochen unter Verwendung einer ausgewogenen zu Hause zubereiteten Diätnahrung, einer Diätnahrung vom Tierarzt mit „neuem“ Protein oder einer Diätnahrung mit hydrolysierten Proteinen.


Die Aufklärung der Kunden verbessert die Compliance bei Eliminationsdiäten und kann der Schlüssel zur erfolgreichen Diagnose und Behandlung sein.


 

Einleitung

Ein unter Tierhaltern weit verbreiteter Irrglaube besteht darin, dass die klinischen Symptome einer Futtermittelallergie bereits kurze Zeit nach einer Futterumstellung auftreten. Unverträglichkeitsreaktionen auf Futtermittel können zwar durchaus bereits kurz nach der Einführung einer neuen Nahrung auftreten, in diesen Fällen handelt es sich dann aber nur selten um Reaktionen allergischer Natur, da die Entwicklung einer immunologischen Antwort Zeit benötigt. Es ist daher sehr wichtig, die Tierhalter über den Unterschied zwischen Futtermittelintoleranz und Futtermittelallergie aufzuklären. Unter Futtermittelintoleranz versteht man eine nicht immunologisch vermittelte abnorme Reaktion auf eine bestimmte Komponente, auf ein Toxin oder auf ein Produkt im Futtermittel, die zu einer unerwünschten Nebenwirkung führt 1. Das häufigste Beispiel für eine Futtermittel- bzw. Nahrungsmittelintoleranz ist die Laktose-Intoleranz. Bei den betroffenen Patienten führt die Unfähigkeit, Laktose zu verdauen, zu einer Hyperosmose im Darm und nachfolgend zu Flatulenz, abdominalen Beschwerden und hyperosmotischer Diarrhoe. Im Unterschied hierzu bezeichnet der Begriff der Futtermittelallergie eine immunologisch vermittelte Reaktion auf einen Bestandteil der Nahrung. Dabei kann es sich entweder um eine durch IgE vermittelte Überempfindlichkeitsreaktion vom Soforttyp (Typ I) handeln oder um eine durch Lymphozyten und ihre Zytokine vermittelte Überempfindlichkeitsreaktion vom verzögerten Typ (Typ II) 1. Da bei Tieren eine klare Unterscheidung zwischen Futtermittelintoleranz und Futtermittelallergie schwierig sein kann, wurde der Begriff der „Futtermittelunverträglichkeit“ (engl: adverse food reaction) vorgeschlagen, um somit sämtliche Ätiologien zu berücksichtigen, die auf eine abnorme klinische Antwort infolge der oralen Aufnahme einer Futtersubstanz zurückzuführen sind 2. Bei Katzen manifestieren sich Futtermittelunverträglichkeiten in den meisten Fällen als Hauterkrankungen und als gastrointestinale Störungen, seltener können sie aber auch zu Konjunktivitis, Rhinitis, neurologischen Symptomen und abnormem Verhalten führen 1 3. Dieser Artikel beschäftigt sich hauptsächlich mit kutanen Reaktionen bei einer Futtermittelunverträglichkeit, die im englischen Sprachraum als „Cutaneous Adverse Food Reaction“ oder „CAFR“ bezeichnet werden.

Sarah E. Hoff

Unverträglichkeitsreaktionen auf Futtermittel können zwar bereits kurz nach der Einführung einer neuen Nahrung auftreten, in diesen Fällen handelt es sich aber nur selten um Reaktionen allergischer Natur, da die Entwicklung einer immunologischen Antwort Zeit benötigt. Es ist daher wichtig, Tierbesitzer über den Unterschied zwischen Futtermittelintoleranz und Futtermittelallergie aufzuklären

Sarah E. Hoff

Initiale Untersuchungen bei Verdacht auf CAFR

CAFR ist eine relativ seltene Diagnose bei Katzen mit einer beschriebenen Prävalenz zwischen 0,2 und 6 % (4). Deutlich höher liegt diese Prävalenz jedoch bei Katzen, die mit Juckreiz (12-21 %) oder mit einer allergisch bedingten Hauterkrankung (5-13 %) als primärem Grund beim Tierarzt vorgestellt werden 4. Entscheidend ist deshalb ein systematisches und strukturiertes diagnostisches Vorgehen.

Vorbericht und klinische Untersuchung 

Um eine genaue Diagnose zu stellen und einen gezielten Behandlungsplan erstellen zu können, darf die Bedeutung eines vollständigen Vorberichts nicht unterschätzt werden. Dazu gehört unter anderem auch eine sorgfältige diätetische Anamnese, mit deren Hilfe vorangegangene Expositionen gegenüber bestimmten Futtermitteln ermittelt und zukünftige therapeutische Maßnahmen gesteuert werden können. Einige Beispiele für wichtige Fragen an den Tierhalter einer Katze mit Hauterkrankung sind in Tabelle 1 aufgelistet. Die gesammelten Informationen aus einem umfassenden Vorbericht können helfen, die Liste der Differenzialdiagnosen einzugrenzen und die nächsten diagnostischen Schritte zu orientieren. So rückt zum Beispiel das Fehlen einer regelmäßigen Flohbekämpfung die Flohspeichelallergie weit nach oben auf der Liste der Differenzialdiagnosen, und wenn mehrere Tiere eines Haushalts ähnliche klinische Symptome zeigen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass kontagiöse Parasiten oder Erreger eine Ursache sind.

 

Tabelle 1. Fragen für einen vollständigen Vorbericht.
Medizinischer Vorbericht Diätetischer Vorbericht Lebensweise Arzneimittel
  • Beschreiben Sie das Problem Ihres Tieres.
  • Seit wann besteht das Problem?
  • Hat die Jahreszeit einen Einfluss auf das Problem Ihres Tieres?
  • Wie oft erbricht Ihre Katze?
  • Wie oft hat Ihre Katze Haarballen?
  • Hat Ihre Katze wiederkehrende Schübe von Durchfall und/oder Blähungen?
  • Hat Ihre Katze Atemwegssymptome (Keuchen, Husten, Atemschwierigkeiten)?
  • Wurde Ihre Katze auf FeLV oder FIV getestet? Ergebnisse?
  • Hat Ihre Katze weitere gesundheitliche Probleme?
     
  • Welche Nahrung frisst Ihre Katze zurzeit? (Marke, Geschmacksrichtung, Feucht- oder Trockennahrung, kommerzielle oder zu Hause selbst hergestellte Nahrung?)
  • Welche Nahrung hat Ihre Katze in der Vergangenheit gefressen? (Marke, Geschmacksrichtung, Feucht- oder Trockennahrung, kommerzielle oder zu Hause selbst hergestellte Nahrung?)
  • Welche Snacks oder Tischreste frisst Ihre Katze?
  • Füttern Sie Ihre Katze zu bestimmten Fütterungszeiten oder steht das Futter den ganzen Tag frei zur Verfügung?
  • Geben Sie Ihrer Katze Ergänzungsfuttermittel oder Kaustangen zur Zahnpflege?
     
  • Wie oft geht Ihre Katze nach draußen?
  • Jagt Ihre Katze?
  • Wie viele andere Tiere leben im Haushalt? Sind weitere Tiere erkrankt?
  • Wann haben Sie die letzte Katze in Ihrem Haushalt aufgenommen?
  • Kamen neue Bewohner in den Haushalt hinzu?
  • Haben im Haushalt lebende Menschen Hautprobleme?
  • Frisst oder trinkt Ihre Katze mehr oder weniger als vorher?
     
  • Welche Art von Flohbehandlung wenden Sie bei Ihrer Katze an?
  • Wann haben Sie Ihre Katze zuletzt gegen Flöhe behandelt?
  • Welche Art von Flohbehandlung wird bei den anderen Tieren im Haushalt angewendet?
  • Welche Behandlungen für dieses Problem haben Sie in der Vergangenheit ausprobiert? Wie wirksam waren diese Behandlungen?
 

 

Klinische Symptome einer CAFR können in jedem Alter auftreten, sie werden aber am häufigsten bei jungen bis mittelalten Katzen beobachtet, wobei das durchschnittliche Alter zu Beginn der Symptome bei 3,9 Jahren liegt, während eine deutliche rasse- oder geschlechtsspezifische Prädisposition nicht vorzuliegen scheint 5. Das häufigste klinische Symptom ist asaisonaler Juckreiz 5 mit variabler Prävalenz begleitender gastrointestinaler Symptome bei 17-22 % der betroffenen Katzen 2. Das häufigste gastrointestinale Symptom im Zusammenhang mit Futtermittelunverträglichkeit ist Erbrechen, gefolgt von Flatulenz und Diarrhoe 3.

Das Ansprechen auf vorangegangene Behandlungen kann sehr variabel sein. So berichtet zum Beispiel eine Studie, dass sämtliche 17 Katzen mit einer CAFR-Diagnose zumindest ein partielles Ansprechen auf systemische oder topische Glukokortikoide gezeigt hatten 6, während in einer anderen retrospektiven Studie über 48 betroffene Katzen festgestellt wurde, dass systemische Glukokortikoide in 61 % der Fälle unwirksam waren 7. Und in einer dritten Studie über 10 Katzen mit CAFR berichten die Tierhalter, dass injizierbare langzeitwirksame Glukokortikoide keinen Nutzen hatten 8.

Klinische Untersuchung 

Bei der klinischen Untersuchung von Katzen mit kutanen Reaktionen bei einer Futtermittelunverträglichkeit kann eines von mehreren Hautreaktionsmustern festzustellen sein: Juckreiz ohne Effloreszenzen, selbstinduzierte Alopezie (Abbildung 1), miliare Dermatitis (Abbildung 2) und Effloreszenzen eosinophiler Hauterkrankungen, wie indolente Ulzera, eosinophile Plaques und eosinophile Granulome (Abbildung 3 und 4) 2. Am häufigsten betroffen sind der Bereich von Gesicht und Kopf, die Ohren, das Abdomen und die Pfoten 5. Diese Symptome sind aber nicht pathognomonisch für CAFR, und zahlreiche weitere Krankheitsprozesse können sehr ähnliche oder identische Symptome hervorrufen (Tabelle 2). Integraler Bestandteil der klinischen Untersuchung sollte ein sorgfältiges Durchkämmen des Fells mit einem Flohkamm sein, um auf Hinweise auf Flöhe, Läuse und Milben (Cheyletiella spp.) zu achten. Das Fehlen von Flöhen (und Flohkot) kann einen Flohbefall jedoch nicht sicher ausschließen, da Katzen als hervorragende Körperpfleger sehr gut in der Lage sind, jegliche Hinweise auf einen Flohbefall zu entfernen.

 

Tabelle 2. Differenzialdiagnosen und empfohlene Diagnostik bei Katzen mit kutaner Futtermittelüberempfindlichkeit.
Differenzialdiagnosen Empfohlene Diagnostik
Flohspeichelallergie Klinische Untersuchung, Flohkamm, Ansprechen auf Parasitenbehandlung, Kotflotation, Nachweis von Bandwürmern
Demodex gatoi Hautgeschabsel, Kotflotation, Ansprechen auf Behandlung
Cheyletiella spp. Klinische Untersuchung, Hautzytologie, Hautgeschabsel, Flohkamm, Kotflotation 
Otodectes cynotis or Notoedres cati Klinische Untersuchung, Zytologie Haut/Ohr, Hautgeschabsel
Dermatophytose Vorbericht, Trichogramm, Wood’sche Lampe, Dermatophytenkultur, Dermatophyten-PCR
Autoimmunkrankheiten (Pemphigus foliaceus) Hautzytologie, -biopsie und -histopathologie
Endokrinopathien (Hyperthyreose, Diabetes etc.) Vorbericht, Blutuntersuchung, Harnanalyse
Kutane Arzneimittelreaktionen Vorbericht, Biopsie und Histopathologie
Viruserkrankungen (Herpesvirus, Papillomavirus, Calicivirus, Poxvirus, Felines Leukämievirus) Biopsie und Histopathologie, PCR, Immunhistochemie
Non-Flea, Non-Food induced Hypersensitivity Dermatitis (NFNFIHD) Vorbericht, Ausschluss anderer Differenzialdiagnosen 
Psychogene Alopezie Vorbericht, Ansprechen auf Behandlung, Ausschluss aller anderen Differenzialdiagnosen

Abbildung 1. Eine selbstinduzierte ventrale Alopezie, oft ohne deutliche Effloreszenzen, ist ein häufiges klinisches Bild bei Katzen mit Hauterkrankung. © Darren J. Berger
 

Abbildung 2. Exkoriationen an Kopf und Hals können bei Katzen als Teil eines Befundmusters einer miliaren Dermatitis einer CAFR auftreten. © Karen L. Campbell

Abbildung 3. Eosinophile Plaques und Haarverlust infolge CAFR am ventralen Abdomen einer Katze. © Darren J. Berger

Abbildung 4. Bilaterale indolente Ulzera an der Oberlippe einer Katze infolge einer CAFR. © Darren J. Berger

 

Dermatologische Datenbasis

Da es sich bei CAFR um eine relativ seltene Diagnose handelt, sollten bei einem Patienten mit einem entsprechenden Verdacht geeignete diagnostische und therapeutische Maßnahmen eingeleitet werden, um so viele potenzielle Differenzialdiagnosen wie möglich auszuschließen. Beim ersten Besuch sollte zunächst eine dermatologische Datenbasis erstellt werden (Hautgeschabsel, Zytologie, Trichogramm und Kotflotation), um Erkrankungen auszuschließen, die sich aus klinischer Sicht ähnlich darstellen wie CAFR und um mögliche sekundäre Infektionen oder einen Parasitenbefall nachzuweisen. Betroffene Katzen können sekundäre bakterielle Infektionen oder eine sekundäre Malassezia-Infektion aufweisen, die den durch die zugrundeliegende Erkrankung hervorgerufenen Juckreiz zusätzlich verstärken 6. Wenn bislang noch nicht durchgeführt, sollte eine Pilzkultur oder eine Dermatophyten-PCR in Betracht gezogen werden, da sich Dermatophytosen bei Katzen klinisch häufig mit Effloreszenzen im Kopf-/Halsbereich und mit variablem Juckreiz darstellen 9. Früher ging man davon aus, dass es sich bei Dermatophytosen um kontagiöse Erkrankungen handelt, inzwischen hat man jedoch festgestellt, dass individuelle Katzen empfänglicher sind für Dermatophyteninfektionen, während andere Tiere asymptomatische Träger sein können 9. Wenn in einem Haushalt nicht mehrere Tiere oder Menschen entsprechende klinische Symptome zeigen, können Dermatophyten als potenzielle Ursache also keineswegs ausgeschlossen werden. 

Spezifische CAFR-Diagnostik

Sobald andere Erkrankungen differenzialdiagnostisch ausgeschlossen werden konnten, wäre ein einfacher und relativ billiger diagnostischer Test auf CAFR, der zudem noch eine präzise Diagnose liefert, wünschenswert. Leider gibt es bis heute aber keinen Einzeltest, der alle diese Kriterien erfüllt 10. Aus diesem Grund werden verschiedene Tests für die spezifische CAFR-Diagnostik vorgeschlagen.

Histopathologie

Hautbiopsien sind hilfreich für die Diagnose zahlreicher Hauterkrankungen und können den Ausschluss einiger Differenzialdiagnosen unterstützen, sie liefern aber keine pathognomonischen Befunde für die endgültige Diagnose einer CAFR. In der Regel zeigen Biopsieproben von Tieren mit CAFR eine perivaskuläre Dermatitis, die gekennzeichnet ist durch ein variables zelluläres Infiltrat aus Lymphozyten, eosinophilen Granulozyten, Mastzellen, neutrophilen Granulozyten und Makrophagen. Diese Veränderungen sind jedoch unspezifischer Natur und können grundsätzlich bei jeder allergisch bedingten Ätiologie zu beobachten sein. Biopsien von Tieren mit CAFR, Flohspeichelallergie und Non-Flea-Non-Food-Induced Hypersensitivity Dermatitis (NFNFIHD) zeigen also ähnliche histopathologische Veränderungen. Mit Hilfe von Hautbiopsien allein können diese allergisch bedingten Ätiologien demnach also nicht unterschieden werden. Ebenso liefern intestinale Biopsien bei Tieren mit begleitenden gastrointestinalen Symptomen zwar eine histologische Diagnose, sie lassen aber keine Rückschlüsse auf die Ätiologie zu, und können demnach auch nicht für eine Unterscheidung zwischen Tieren mit futterbedingten Unverträglichkeitsreaktionen und Tieren mit Nicht-Futter-Reaktionen herangezogen werden 10.

Serum-IgE-Tests

In der Humanmedizin unterstützen nahrungsmittelspezifische Serum-IgE-Spiegel die Diagnose von Nahrungsmittelallergien 1, da es sich bei Menschen in vielen dieser Fälle um Überempfindlichkeitsreaktionen vom Soforttyp (Typ I) handelt, die durch IgE vermittelt werden. Bei Tieren scheint dieses Phänomen dagegen relativ selten vorzukommen 11. Aus diesem Grund ist nach wie vor unklar, welche Bedeutung der Nachweis von futtermittelspezifischem IgE im Serum von Katzen (und Hunden) hat. Studien zeigen, dass Tiere ohne klinische Symptome einer CAFR nachweisbare futtermittelspezifische IgEs im Serum haben, und zwar auch gegen Futtermittel, die sie bislang im Laufe ihres Lebens noch nicht aufgenommen haben 10. Zahlreiche Studien zeigen, dass der Nachweis futtermittelspezifischer IgEs im Vergleich zu Eliminationsdiäten nicht in der Lage ist, CAFR bei Tieren präzise zu diagnostizieren, und dass diese IgE-Tests aufgrund ihrer belegbar geringen Wiederholbarkeit erhebliche Unsicherheiten aufweisen 10. Ein neuerer Übersichtsartikel kommt letztlich zu der Schlussfolgerung, dass die Anwendung dieser Serum-IgE-Tests bei Tieren nur durch geringe Evidenzen gestützt wird und dass solche Tests deshalb gegenwärtig nicht für die Diagnostik der CAFR empfohlen werden können 2.


Prick-Test und Patch-Test

Eine weitere in der Humanmedizin angewandte diagnostische Methode zur Unterstützung der Diagnose von Nahrungsmittelallergien sind die so genannten Prick-Tests 12. Dabei wird das Allergen in die Epidermis eingebracht, und die auf eine IgE-vermittelte Reaktion hinweisende anschließende Schwellung wird beurteilt. Bei Menschen besitzt dieser Test eine hohe Sensitivität (ca. 90 %), aber eine niedrige Spezifität (ca. 50 %) 12 und wird aus diesem Grund für das routinemäßige Screening auf Nahrungsmittelallergien nicht empfohlen. In der Tiermedizin werden intradermale Tests auf Futtermittelallergene bei Hunden durchgeführt, nicht aber bei Katzen. Studien zeigen, dass Hauttests keinen ausreichenden positiven oder negativen prädiktiven Wert haben, um ihre Anwendung in der Diagnostik empfehlen zu können, und dass sie darüber hinaus keine Unterscheidung zwischen atopischen Hunden und Hunden mit CAFR zulassen 10. Zwei Studien bei Hunden evaluierten Patch-Tests, bei denen eine Futtermittelsubstanz direkt auf die Haut aufgetragen und anschließend die Anzeichen einer Reaktion beobachtet werden. Diese Tests zeigten einen niedrigen positiven prädiktiven Wert, aber einen hohen negativen prädiktiven Wert, so dass ein jüngster Artikel zu der Schlussfolgerung kam, dass Patch-Tests zwar sinnvoll sein können für die gezielte Auswahl von Proteinen für eine Eliminationsdiät, aber nicht für die Diagnose einer CAFR eingesetzt werden sollten 2. Es gilt daher als unwahrscheinlich, dass Patch-Tests bei Katzen einen Nutzen bei der Diagnose der CAFR haben.
 

Haar- und Speichelanalyse

Studien zeigen, dass Haar- und Speichelanalysen nicht reproduzierbar sind, da Doppelproben vom selben Tier unterschiedliche Ergebnisse liefern 13. Zudem sind solche Tests weder in der Lage, zwischen allergischen und nicht-allergischen Hunden zu unterscheiden, noch zwischen leblosen Proben (z. B. Fasern von Plüschtieren) und lebenden Proben 13. Eine jüngste Studie untersuchte die Spezifität, die Sensitivität und den negativen prädiktiven Wert von Speicheltests und fand heraus, dass die Ergebnisse insgesamt zu schwach waren, um die Anwendung solcher Tests für die Diagnose der CAFR empfehlen zu können 2.

Eliminationsdiät

TDie einzige nachweislich verlässliche Methode für die Diagnose einer Futtermittelunverträglichkeit ist die Durchführung einer Eliminationsdiät 10. Die theoretische Grundlage einer Eliminationsdiät besteht darin, dass das Entfernen der Symptome auslösenden Substanz aus der Nahrung des betroffenen Tieres zu einer Besserung der klinischen Symptome führen sollte. Eine der größten Herausforderungen bei dieser diagnostischen Methode ist die spezifische Bestimmung des Antigens, das die klinischen Symptome bei einem individuellen Tier auslöst. Eine jüngste Literaturübersicht weist darauf hin, dass Rind, Fisch und Huhn bei Katzen am wahrscheinlichsten für eine Unverträglichkeitsreaktion verantwortlich sind 2. Identifiziert wurden die verantwortlichen Antigene dabei mit Hilfe gezielter Provokationstests mit den individuellen Bestandteilen 2. Bei der Wahl einer Eliminationsdiät für Katzen sollten die genannten Inhaltsstoffe daher idealerweise vermieden werden.

Die Bestätigung einer Futtermittelunverträglichkeit erfolgt in einem mehrstufigen Prozess (Box 1). Zunächst muss die Katze die Eliminationsdiät über einen bestimmten Zeitraum aufnehmen und daraufhin eine Verbesserung ihrer klinischen Symptome zeigen. Eine jüngste Übersichtsarbeit über veröffentlichte Studien kam zu dem Ergebnis, dass bis zu 90 % der Katzen mit möglicher CAFR-Diagnose eine Remission ihrer klinischen Symptome innerhalb von acht Wochen zeigen 14. Aktuell empfohlen wird daher, eine Eliminationsdiät über einen Zeitraum von mindestens acht Wochen durchzuführen, um die Wahrscheinlichkeit der korrekten Identifizierung eines betroffenen Tieres zu maximieren 14. Um zu bestätigen, dass tatsächlich die Nahrung für die Remission der klinischen Symptome verantwortlich ist, muss die Katze im nächsten Schritt diätetisch „gechallenget“ werden durch die Zugabe einer gewissen Menge der ursprünglichen Nahrung zur Eliminationsdiät. Bei den meisten Katzen mit Futtermittelunverträglichkeit wird es daraufhin innerhalb von 2-3 Tagen zu einem erneuten Aufblühen der klinischen Symptome kommen, in einigen Fällen kann dies aber bis zu 14 Tage dauern 6. Einige Tiere können unter der Eliminationsdiät eine klinische Besserung zeigen, dann aber bei erneuter Gabe der ursprünglichen Nahrung kein Rezidiv entwickeln. In diesen Fällen könnte die initiale Besserung auf begleitende therapeutische Maßnahmen zurückzuführen sein, wie zum Beispiel eine Flohbekämpfung oder eine Behandlung sekundärer Infektionen, oder aber auf die verbesserte Qualität der Fettsäuren und Proteine in der Eliminationsdiät oder einen Wechsel der Jahreszeit 2. Wenn sich die klinischen Symptome nach der Exposition gegenüber ihrer ursprünglichen Nahrung wieder verschlechtern, wird erneut ausschließlich die Eliminationsdiät gefüttert. Die Diagnose CAFR gilt als bestätigt, wenn sich nun die klinischen Symptome unter der Eliminationsdiät erneut verbessern. Um nun herauszufinden, welches spezifische Antigen für die Unverträglichkeitsreaktion verantwortlich ist, werden in einem nächsten Schritt in wöchentlichen Abständen oder alle zwei Wochen nacheinander verschiedene Futtermittel zur Nahrung hinzugegeben, und es wird beobachtet, ob die klinischen Symptome dadurch wieder aufblühen.

 

Box 1. Flussdiagramm für die Diagnose einer CAFR.

Für eine Eliminationsdiät stehen grundsätzlich drei unterschiedliche Optionen zur Verfügung: eine zu Hause selbst zubereitete Nahrung mit einer „neuen“, also zuvor bei diesem Tier noch nie gefütterten Protein- und Kohlenhydratquelle, eine kommerzielle Diätnahrung mit „neuem“ Protein oder eine kommerzielle Diätnahrung mit hydrolysierten Proteinen.

Zu Hause selbst zubereitete Eliminationsdiätnahrungen bieten die Möglichkeit eines 100 %ig sicheren Ausschließens potenziell verfälschender Inhaltsstoffe (z. B. Maisstärke, Nebenprodukte etc.) 1. Eine kleine retrospektive Studie berichtet zwar, dass solche Diätnahrungen eine höhere Sensitivität für die Diagnose der CAFR bei Katzen haben 6, die Voraussetzung hierfür ist jedoch eine umfassende diätetische Anamnese, um sicherzustellen, dass sowohl die Protein- als auch die Kohlenhydratquelle für den Patienten tatsächlich „neu“ sind, also zuvor noch nie bei diesem Tier gefüttert wurden. Zu Hause selbst zubereitete Diätnahrungen sind jedoch sehr arbeitsintensiv und erfordern zudem die Beratung durch einen veterinärmedizinischen Ernährungsexperten (z. B. Fachtierarzt für Tierernährung und Diätetik), um ihre Ausgewogenheit sicherzustellen und um zu verhindern, dass unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit etwaigen Nährstoffmängeln auftreten. Unter Abwägung aller Vor- und Nachteile selbst zubereiteter Diätnahrungen können sich Tierärzte und Tierhalter letztlich für eine Eliminationsdiät mit einer geeigneten kommerziellen Diätnahrung entscheiden, um besagte potenzielle Komplikationen zu vermeiden.

Einige kommerzielle Diätnahrungen mit neuem Protein sind eine gute Alternative, insbesondere, wenn Tierhalter die Nahrung für ihre Katzen nicht selbst zubereiten wollen oder können. Wie bei der Anwendung zu Hause selbst zubereiteter Diätnahrungen ist auch hier eine vollständige diätetische Anamnese sehr wichtig, um Proteinquellen zu vermeiden, mit denen die Katze bereits zuvor gefüttert worden war. Zu beachten ist aber auch die Herkunft der kommerziellen Diätnahrungen. Tierhalter neigen gelegentlich dazu, anstelle von Tierarztprodukten frei verkäufliche Nahrungen zu kaufen, die oft mit Schlagworten wie „limitierte Zutaten“ oder „neues Protein“ werben, aber in vielen Fällen keine Tests durchlaufen haben, die ihre Reinheit garantieren und zum Teil Inhaltsstoffe enthalten, die nicht auf dem Etikett gelistet sind 15. Solche nicht identifizierten und nicht in der Zutatenliste aufgeführten Inhaltsstoffe können die Vorteile eines Wechsels der Hauptproteinquelle wieder zunichtemachen, da bei vielen Patienten auch Überempfindlichkeiten gegen diese verborgenen Kontaminanten bestehen können 15. Auch bei Rohnahrungen können Probleme aufgrund von fehlerhaften Bezeichnungen entstehen 16. Frei verkäufliche Diätnahrungen sind daher für Eliminationsdiäten nicht zu empfehlen. Als akzeptable Wahl für Eliminationsdiäten sollten deshalb gegenwärtig ausschließlich die über Tierärzte vertriebenen Produkte gelten.

 

 

Darren J. Berger

Tierhalter kaufen gelegentlich frei verkäufliche Nahrungen, die oft mit Schlagworten wie „limitierte Zutaten“ oder „neues Protein“ werben. In vielen Fällen durchlaufen diese Produkte aber keine Tests, um ihre Reinheit zu garantieren und enthalten zum Teil Inhaltsstoffe, die nicht auf dem Etikett gelistet sind.

Darren J. Berger

 

Ein weiterer komplizierender Faktor sind die in zahlreichen Berichten beschriebenen Kreuzreaktivitäten zwischen verschiedenen Proteinen. Es kann sich also als eine große Herausforderung erweisen, ein für den Patienten tatsächlich „neues“ Protein zu finden. So konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass bestimmte Vogelspezies gemeinsame Antigene haben, so dass Ente als Bestandteil der Nahrung bei einem zuvor mit Huhn gefütterten Tier möglicherweise keine wirklich neue Proteinquelle darstellt 17. Vermutet werden zudem Kreuzsensibilisierungen unter verschiedenen Wiederkäuerspezies, so dass bei einem Tier, dessen vorherige Nahrung Rind enthalten hatte, bestimmte Inhaltsstoffe wie Lamm, Reh oder Bison auch hier wiederum möglicherweise keine wirklich „neuen“ Proteinquellen darstellen 18.

Aus diesen Gründen setzen viele Tierärzte auf kommerzielle Diätnahrungen mit hydrolysierten Proteinen. Beim Herstellungsprozess dieser Produkte entstehen Peptidsegmente, die ausreichend klein sind, um Kreuzverbindungen („Cross-Linking“) bei Mastzellen zu verhindern, die zu einer allergischen Reaktion führen würden. Bei Menschen haben Nahrungsallergene im typischen Fall ein Molekulargewicht von etwa 10 bis 70 kDa 1. Die für eine Minimierung potenzieller allergischer Reaktionen bei Tieren erforderliche Peptidgröße wurde bislang jedoch noch nicht bestimmt. Möglich ist, dass ein Tier auf das Elternprotein reagiert, wenn die Peptidfragmente im angebotenen Hydrolysat nicht ausreichend klein sind. Bekannt ist zudem, dass die Peptidgröße bei verschiedenen dieser Diätnahrungen variieren kann. Vor diesem Hintergrund verglich eine Crossover-Studie bei zehn Hunden mit bekannter Allergie gegen Huhn zwei hydrolysierte Diätnahrungen mit unterschiedlichen Elternproteinen und unterschiedlichen Hydrolysemethoden (stark hydrolysierte Geflügelfedern und hydrolysierte Hühnerlebern). Die teilnehmenden Tierhalter wurden gebeten, den Grad des Juckreizes zu bewerten. Vier von zehn Hunden zeigten einen Anstieg des Juckreizes, wenn sie die Diätnahrung mit der hydrolysierten Hühnerleber erhielten, während bei den Hunden, die die Diätnahrung mit den stark hydrolysierten Geflügelfedern erhielten, in keinem einzigen Fall ein Aufblühen des Juckreizes zu beobachten war 19. Bei Katzen wurden solche Studien bislang allerdings noch nicht durchgeführt, wobei eine Herausforderung insbesondere darin liegen dürfte, dass viele dieser Diätnahrungen für Katzen nicht schmackhaft sein dürften. Die geringe Peptidgröße bringt zudem das Risiko einer hyperosmotischen Diarrhoe mit sich 20.

Eine neuere Studie stellt in Frage, ob Diätnahrungen mit hydrolysierten Proteinen in der Lage sind, CAFR bei Hunden und Katzen präzise zu diagnostizieren. Besagte Studie 6 fand heraus, dass bei 50 % der betroffenen Katzen mit einer hydrolysierten Diätnahrung keine Diagnose gestellt werden konnte, und für eine präzise CAFR-Diagnose eine zu Hause zubereitete Diätnahrung erforderlich war. Es handelte sich hierbei jedoch um eine kleine retrospektive Studie mit mehreren unterschiedlichen Eliminationsdiäten. Eine Studie zur Evaluierung der Reaktivität von Lymphozyten bei Hunden mit CAFR gegenüber residualen Proteinen und Peptiden (> 1 kDa) in zwei kommerziellen Diätnahrungen mit hydrolysierten Proteinen fand heraus, dass die residualen Proteine in etwa 30 % der Fälle zu einer Stimulierung der Lymphozytenaktivität führten 21. Da es sich hierbei jedoch um eine in vitro-Studie handelte, bleibt unklar, ob dieser Befund von klinischer Bedeutung ist. In Anbetracht der begrenzten Zahl verfügbarer „neuer“ Proteinquellen, aber auch potenzieller Kreuzreaktionen zwischen verschiedenen Proteinquellen und nicht zuletzt der Herausforderungen bei der Formulierung und Zubereitung zu Hause selbst hergestellter Diätnahrungen sind kommerzielle Nahrungen mit hydrolysierten Proteinen aber nach wie vor eine gut geeignete Option für Eliminationsdiäten.

 

Beratung der Tierhalter für eine Steigerung der Compliance  

Eine der großen Herausforderungen bei Eliminationsdiäten besteht darin, dass ihr Erfolg zu einem sehr großen Teil von der Mitwirkung der Tierhalter abhängt. Eine jüngste Studie zeigt, dass sich nahezu 60 % der betroffenen Hundehalter nicht streng an die Vorgaben der Eliminationsdiät hielten, wobei dies unter anderem mit verschiedenen Hindernissen begründet wurde wie dem Alltag der Tierhalter, den Kosten für die Eliminationsdiät oder der Fähigkeit, Medikamente zu verabreichen 22. Die Wahrscheinlichkeit einer guten Compliance stieg jedoch, wenn die Tierhalter über ein entsprechendes Wissen zum Thema Diätnahrungen und CAFR verfügten. Solche Beobachtungen unterstreichen die wichtige Bedeutung einer guten Kundenkommunikation einschließlich Aufklärung und Beratung der Tierhalter im Rahmen der Empfehlung einer Eliminationsdiät.

Eine der ersten Herausforderungen kann darin bestehen, eine Eliminationsdiätnahrung zu finden, die von der Katze akzeptiert wird. Dabei ist es wichtig, während einer Eliminationsdiät mit den Tierhaltern in Kontakt zu bleiben, und sie davon zu überzeugen, das Nahrungsaufnahmeverhalten ihrer Katze sehr sorgfältig zu beobachten, da sich bei anorektischen Katzen Probleme wie eine hepatische Lipidose entwickeln können 2. Um die geeignete Nahrung für eine Eliminationsdiät herauszufinden, können mehrere Versuche mit unterschiedlichen Produkten erforderlich sein. In Haushalten mit mehreren Katzen kann es zudem schwierig sein, eine Eliminationsdiät ausschließlich und gezielt an die betroffene Katze zu füttern. Kommerzielle Diätnahrungen vom Tierarzt sind jedoch gut ausgewogen und als Erhaltungsfuttermittel für adulte Katzen gekennzeichnet, so dass sie grundsätzlich für die Fütterung aller im Haushalt lebenden Katzen geeignet sind. Wenn Tierhalter die Kosten der vom Tierarzt bezogenen Diätnahrung reduzieren möchten und deshalb ausschließlich die betroffene Katze mit dem Produkt füttern möchten, kann die Katze während der Fütterung von den anderen Katzen räumlich getrennt werden oder man setzt einen mikrochipgesteuerten Futterautomaten ein, der sich nur für die Katze öffnet, die tatsächlich gefüttert werden soll.

Kontrolle des Juckreizes 

Wie erwähnt kann es bei einigen der betroffenen Tiere bis zu acht Wochen dauern, bis eine Verbesserung der klinischen Symptome zu beobachten ist. Eine jüngste Studie über Hunde mit asaisonalem Juckreiz zeigt, dass eine initiale Behandlung mit Glukokortikoiden in antiinflammatorischen Dosierungen über mindestens zwei Wochen die Gesamtdauer der Eliminationsdiät um zwei bis vier Wochen verkürzen kann 23. Zudem kann eine Reduzierung des Juckreizes in der Anfangsphase der Eliminationsdiät die Compliance verbessern, da die Tierhalter bereits während der Diätperiode einen gewissen Erfolg sehen.
 

Langzeitprognose

Die Grundstrategie der Diagnose und Behandlung der CAFR umfasst im Wesentlichen das Ausschließen möglicher Differenzialdiagnosen und die korrekte Implementierung einer Eliminationsdiät, bevor schließlich eine langfristige und dauerhafte Vermeidung des auslösenden Antigens sichergestellt werden muss. Eine kontrollierte Ernährung ist daher die bevorzugte Langzeitstrategie für das Management bestätigter CAFR-Fälle. Wenn für die Eliminationsdiät eine zu Hause selbst zubereitete Nahrung eingesetzt wurde, muss darauf geachtet werden, dass die anschließende Langzeitbehandlung mit einer ausgewogenen Nahrung durchgeführt wird. Von Vorteil ist in diesem Zusammenhang eine Beratung durch einen veterinärmedizinischen Ernährungsspezialisten, wie zum Beispiel einen Fachtierarzt für Tierernährung und Diätetik, um die richtige Rezeptur für eine ausgewogene selbst zubereitete Diätnahrung zu finden oder die geeignete kommerzielle Diätnahrung mit neuem Protein oder hydrolysierten Proteinen ohne das auslösende Allergen zu wählen. Eine Studie fand heraus, dass 50 % der Patienten, deren Zustand sich mit einer zu Hause selbst zubereiteten Eliminationsdiätnahrung gebessert hatte, anschließend nicht mit einer kommerziellen Diätnahrung gemanagt werden konnten, ohne dass Rezidive der klinischen Symptome auftraten 6. Diese Beobachtung führte zu Spekulationen, dass kommerzielle Diätnahrungen bestimmte Inhaltsstoffe enthalten könnten, auf die betroffene Katzen reagieren, seien es Zusatzstoffe, Nebenprodukte oder die Art und Weise, wie Proteine während des Erhitzens denaturiert werden. Katzen können zwar mit der Zeit neue Futtermittelüberempfindlichkeiten entwickeln, dies scheint aber nicht häufig vorzukommen und wird nur selten beschrieben 7. Eine ausgewogene zu Hause selbst zubereitete oder kommerzielle Diätnahrung, mit der die klinischen Symptome in Remission gehalten werden können, kann daher wahrscheinlich auch zu einer wirksamen Langzeitkontrolle der Erkrankung führen.

Wenn eine Katze mit diagnostizierter CAFR neue Hautsymptome entwickelt, kann es sich um eine begleitende NFNFIHD oder um eine Flohspeichelallergie handeln. In der Tat kommt eine Kombination von NFNFIHD und CARF bei Katzen häufiger vor als eine Kombination von Atopie und CAFR bei Hunden 24. In einer Studie wiesen bis zu 50 % der Katzen mit CAFR eine begleitende NFNFIHD auf 6. Mit Hilfe der zur initialen Abklärung der CAFR eingesetzten diagnostischen Maßnahmen können auch sämtliche Erkrankungen differenzialdiagnostisch ausgeschlossen werden, die eine allergisch bedingte Erkrankung imitieren.
 
 

Schlussfolgerung 

Obwohl die Prävalenz der CAFR bei Katzen insgesamt eher niedrig ist, sollte die Erkrankung bei jedem felinen Patienten mit einem Vorbericht über asaisonale Effloreszenzen oder asaisonalem Juckreiz mit oder ohne begleitende gastrointestinale Symptome auf der Liste der Differenzialdiagnosen stehen. Die nachweislich einzige Methode für eine verlässliche und präzise Diagnose einer CAFR ist eine Eliminationsdiät über mindestens acht Wochen, möglicherweise mit begleitenden oralen Steroiden zur Reduzierung des Juckreizes während der Anfangsphase der Diätperiode. Die Behandlung der Wahl nach Bestätigung einer CAFR-Diagnose besteht aus der dauerhaften Vermeidung des auslösenden Allergens in der Nahrung. Ein erneutes Aufblühen des Juckreizes unter der diätetischen Therapie ist wahrscheinlich eher auf die Entwicklung einer begleitenden Erkrankung zurückzuführen als auf eine neue Futtermittelunverträglichkeit.

Literatur

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  2. Mueller RS, Unterer S. Adverse food reactions: pathogenesis, clinical signs, diagnosis and alternatives to elimination diets. Vet J 2018;236:89-95.
  3. Mueller RS, Olivry T. Critically appraised topic on adverse food reactions of companion animals (6): prevalence of noncutaneous manifestations of adverse food reactions in dogs and cats. BMC Vet Res 2018;14:341.
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Sarah E. Hoff

Sarah E. Hoff

Sarah E. Hoff, Iowa State University, College of Veterinary Medicine, USA Mehr lesen

Darren J. Berger

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Darren J. Berger, Iowa State University, College of Veterinary Medicine, USA Mehr lesen

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