Halskrägen für Katzen
Halskrägen werden oft eingesetzt, wenn Katzen unter Juckreiz leiden, sie können sich aber nachteilig auf das Wohlbefinden eines Tiers auswirken.
Ausgabe nummer 31.1 Sonstiges Wissenschaft
veröffentlicht 07/04/2021
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Wenn eine Katze Hautprobleme entwickelt, machen die Besitzer oft die Ernährung ihres Tieres dafür verantwortlich, aber ist das richtig? In diesem Artikel diskutieren die Autoren geeignete Methoden für die Diagnose und Behandlung von Futtermittelunverträglichkeiten.
Eine kutane Reaktion bei einer Futtermittelunverträglichkeit bei Katzen kann allein auf der Grundlage des klinischen Bildes und der Lokalisation der Effloreszenzen nicht von anderen allergisch bedingten Erkrankungen unterschieden werden.
Asaisonaler Juckreiz ist das häufigste klinische Symptom bei Futtermittelunverträglichkeit.
Die präzise Diagnose einer Futtermittelunverträglichkeit erfordert eine Eliminationsdiät über mindestens 8 Wochen unter Verwendung einer ausgewogenen zu Hause zubereiteten Diätnahrung, einer Diätnahrung vom Tierarzt mit „neuem“ Protein oder einer Diätnahrung mit hydrolysierten Proteinen.
Die Aufklärung der Kunden verbessert die Compliance bei Eliminationsdiäten und kann der Schlüssel zur erfolgreichen Diagnose und Behandlung sein.
Sarah E. Hoff
Um eine genaue Diagnose zu stellen und einen gezielten Behandlungsplan erstellen zu können, darf die Bedeutung eines vollständigen Vorberichts nicht unterschätzt werden. Dazu gehört unter anderem auch eine sorgfältige diätetische Anamnese, mit deren Hilfe vorangegangene Expositionen gegenüber bestimmten Futtermitteln ermittelt und zukünftige therapeutische Maßnahmen gesteuert werden können. Einige Beispiele für wichtige Fragen an den Tierhalter einer Katze mit Hauterkrankung sind in Tabelle 1 aufgelistet. Die gesammelten Informationen aus einem umfassenden Vorbericht können helfen, die Liste der Differenzialdiagnosen einzugrenzen und die nächsten diagnostischen Schritte zu orientieren. So rückt zum Beispiel das Fehlen einer regelmäßigen Flohbekämpfung die Flohspeichelallergie weit nach oben auf der Liste der Differenzialdiagnosen, und wenn mehrere Tiere eines Haushalts ähnliche klinische Symptome zeigen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass kontagiöse Parasiten oder Erreger eine Ursache sind.
Medizinischer Vorbericht | Diätetischer Vorbericht | Lebensweise | Arzneimittel |
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Klinische Symptome einer CAFR können in jedem Alter auftreten, sie werden aber am häufigsten bei jungen bis mittelalten Katzen beobachtet, wobei das durchschnittliche Alter zu Beginn der Symptome bei 3,9 Jahren liegt, während eine deutliche rasse- oder geschlechtsspezifische Prädisposition nicht vorzuliegen scheint 5. Das häufigste klinische Symptom ist asaisonaler Juckreiz 5 mit variabler Prävalenz begleitender gastrointestinaler Symptome bei 17-22 % der betroffenen Katzen 2. Das häufigste gastrointestinale Symptom im Zusammenhang mit Futtermittelunverträglichkeit ist Erbrechen, gefolgt von Flatulenz und Diarrhoe 3.
Das Ansprechen auf vorangegangene Behandlungen kann sehr variabel sein. So berichtet zum Beispiel eine Studie, dass sämtliche 17 Katzen mit einer CAFR-Diagnose zumindest ein partielles Ansprechen auf systemische oder topische Glukokortikoide gezeigt hatten 6, während in einer anderen retrospektiven Studie über 48 betroffene Katzen festgestellt wurde, dass systemische Glukokortikoide in 61 % der Fälle unwirksam waren 7. Und in einer dritten Studie über 10 Katzen mit CAFR berichten die Tierhalter, dass injizierbare langzeitwirksame Glukokortikoide keinen Nutzen hatten 8.
Bei der klinischen Untersuchung von Katzen mit kutanen Reaktionen bei einer Futtermittelunverträglichkeit kann eines von mehreren Hautreaktionsmustern festzustellen sein: Juckreiz ohne Effloreszenzen, selbstinduzierte Alopezie (Abbildung 1), miliare Dermatitis (Abbildung 2) und Effloreszenzen eosinophiler Hauterkrankungen, wie indolente Ulzera, eosinophile Plaques und eosinophile Granulome (Abbildung 3 und 4) 2. Am häufigsten betroffen sind der Bereich von Gesicht und Kopf, die Ohren, das Abdomen und die Pfoten 5. Diese Symptome sind aber nicht pathognomonisch für CAFR, und zahlreiche weitere Krankheitsprozesse können sehr ähnliche oder identische Symptome hervorrufen (Tabelle 2). Integraler Bestandteil der klinischen Untersuchung sollte ein sorgfältiges Durchkämmen des Fells mit einem Flohkamm sein, um auf Hinweise auf Flöhe, Läuse und Milben (Cheyletiella spp.) zu achten. Das Fehlen von Flöhen (und Flohkot) kann einen Flohbefall jedoch nicht sicher ausschließen, da Katzen als hervorragende Körperpfleger sehr gut in der Lage sind, jegliche Hinweise auf einen Flohbefall zu entfernen.
Differenzialdiagnosen | Empfohlene Diagnostik |
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Flohspeichelallergie | Klinische Untersuchung, Flohkamm, Ansprechen auf Parasitenbehandlung, Kotflotation, Nachweis von Bandwürmern |
Demodex gatoi | Hautgeschabsel, Kotflotation, Ansprechen auf Behandlung |
Cheyletiella spp. | Klinische Untersuchung, Hautzytologie, Hautgeschabsel, Flohkamm, Kotflotation |
Otodectes cynotis or Notoedres cati | Klinische Untersuchung, Zytologie Haut/Ohr, Hautgeschabsel |
Dermatophytose | Vorbericht, Trichogramm, Wood’sche Lampe, Dermatophytenkultur, Dermatophyten-PCR |
Autoimmunkrankheiten (Pemphigus foliaceus) | Hautzytologie, -biopsie und -histopathologie |
Endokrinopathien (Hyperthyreose, Diabetes etc.) | Vorbericht, Blutuntersuchung, Harnanalyse |
Kutane Arzneimittelreaktionen | Vorbericht, Biopsie und Histopathologie |
Viruserkrankungen (Herpesvirus, Papillomavirus, Calicivirus, Poxvirus, Felines Leukämievirus) | Biopsie und Histopathologie, PCR, Immunhistochemie |
Non-Flea, Non-Food induced Hypersensitivity Dermatitis (NFNFIHD) | Vorbericht, Ausschluss anderer Differenzialdiagnosen |
Psychogene Alopezie | Vorbericht, Ansprechen auf Behandlung, Ausschluss aller anderen Differenzialdiagnosen |
Sobald andere Erkrankungen differenzialdiagnostisch ausgeschlossen werden konnten, wäre ein einfacher und relativ billiger diagnostischer Test auf CAFR, der zudem noch eine präzise Diagnose liefert, wünschenswert. Leider gibt es bis heute aber keinen Einzeltest, der alle diese Kriterien erfüllt 10. Aus diesem Grund werden verschiedene Tests für die spezifische CAFR-Diagnostik vorgeschlagen.
Hautbiopsien sind hilfreich für die Diagnose zahlreicher Hauterkrankungen und können den Ausschluss einiger Differenzialdiagnosen unterstützen, sie liefern aber keine pathognomonischen Befunde für die endgültige Diagnose einer CAFR. In der Regel zeigen Biopsieproben von Tieren mit CAFR eine perivaskuläre Dermatitis, die gekennzeichnet ist durch ein variables zelluläres Infiltrat aus Lymphozyten, eosinophilen Granulozyten, Mastzellen, neutrophilen Granulozyten und Makrophagen. Diese Veränderungen sind jedoch unspezifischer Natur und können grundsätzlich bei jeder allergisch bedingten Ätiologie zu beobachten sein. Biopsien von Tieren mit CAFR, Flohspeichelallergie und Non-Flea-Non-Food-Induced Hypersensitivity Dermatitis (NFNFIHD) zeigen also ähnliche histopathologische Veränderungen. Mit Hilfe von Hautbiopsien allein können diese allergisch bedingten Ätiologien demnach also nicht unterschieden werden. Ebenso liefern intestinale Biopsien bei Tieren mit begleitenden gastrointestinalen Symptomen zwar eine histologische Diagnose, sie lassen aber keine Rückschlüsse auf die Ätiologie zu, und können demnach auch nicht für eine Unterscheidung zwischen Tieren mit futterbedingten Unverträglichkeitsreaktionen und Tieren mit Nicht-Futter-Reaktionen herangezogen werden 10.
Studien zeigen, dass Haar- und Speichelanalysen nicht reproduzierbar sind, da Doppelproben vom selben Tier unterschiedliche Ergebnisse liefern 13. Zudem sind solche Tests weder in der Lage, zwischen allergischen und nicht-allergischen Hunden zu unterscheiden, noch zwischen leblosen Proben (z. B. Fasern von Plüschtieren) und lebenden Proben 13. Eine jüngste Studie untersuchte die Spezifität, die Sensitivität und den negativen prädiktiven Wert von Speicheltests und fand heraus, dass die Ergebnisse insgesamt zu schwach waren, um die Anwendung solcher Tests für die Diagnose der CAFR empfehlen zu können 2.
TDie einzige nachweislich verlässliche Methode für die Diagnose einer Futtermittelunverträglichkeit ist die Durchführung einer Eliminationsdiät 10. Die theoretische Grundlage einer Eliminationsdiät besteht darin, dass das Entfernen der Symptome auslösenden Substanz aus der Nahrung des betroffenen Tieres zu einer Besserung der klinischen Symptome führen sollte. Eine der größten Herausforderungen bei dieser diagnostischen Methode ist die spezifische Bestimmung des Antigens, das die klinischen Symptome bei einem individuellen Tier auslöst. Eine jüngste Literaturübersicht weist darauf hin, dass Rind, Fisch und Huhn bei Katzen am wahrscheinlichsten für eine Unverträglichkeitsreaktion verantwortlich sind 2. Identifiziert wurden die verantwortlichen Antigene dabei mit Hilfe gezielter Provokationstests mit den individuellen Bestandteilen 2. Bei der Wahl einer Eliminationsdiät für Katzen sollten die genannten Inhaltsstoffe daher idealerweise vermieden werden.
Die Bestätigung einer Futtermittelunverträglichkeit erfolgt in einem mehrstufigen Prozess (Box 1). Zunächst muss die Katze die Eliminationsdiät über einen bestimmten Zeitraum aufnehmen und daraufhin eine Verbesserung ihrer klinischen Symptome zeigen. Eine jüngste Übersichtsarbeit über veröffentlichte Studien kam zu dem Ergebnis, dass bis zu 90 % der Katzen mit möglicher CAFR-Diagnose eine Remission ihrer klinischen Symptome innerhalb von acht Wochen zeigen 14. Aktuell empfohlen wird daher, eine Eliminationsdiät über einen Zeitraum von mindestens acht Wochen durchzuführen, um die Wahrscheinlichkeit der korrekten Identifizierung eines betroffenen Tieres zu maximieren 14. Um zu bestätigen, dass tatsächlich die Nahrung für die Remission der klinischen Symptome verantwortlich ist, muss die Katze im nächsten Schritt diätetisch „gechallenget“ werden durch die Zugabe einer gewissen Menge der ursprünglichen Nahrung zur Eliminationsdiät. Bei den meisten Katzen mit Futtermittelunverträglichkeit wird es daraufhin innerhalb von 2-3 Tagen zu einem erneuten Aufblühen der klinischen Symptome kommen, in einigen Fällen kann dies aber bis zu 14 Tage dauern 6. Einige Tiere können unter der Eliminationsdiät eine klinische Besserung zeigen, dann aber bei erneuter Gabe der ursprünglichen Nahrung kein Rezidiv entwickeln. In diesen Fällen könnte die initiale Besserung auf begleitende therapeutische Maßnahmen zurückzuführen sein, wie zum Beispiel eine Flohbekämpfung oder eine Behandlung sekundärer Infektionen, oder aber auf die verbesserte Qualität der Fettsäuren und Proteine in der Eliminationsdiät oder einen Wechsel der Jahreszeit 2. Wenn sich die klinischen Symptome nach der Exposition gegenüber ihrer ursprünglichen Nahrung wieder verschlechtern, wird erneut ausschließlich die Eliminationsdiät gefüttert. Die Diagnose CAFR gilt als bestätigt, wenn sich nun die klinischen Symptome unter der Eliminationsdiät erneut verbessern. Um nun herauszufinden, welches spezifische Antigen für die Unverträglichkeitsreaktion verantwortlich ist, werden in einem nächsten Schritt in wöchentlichen Abständen oder alle zwei Wochen nacheinander verschiedene Futtermittel zur Nahrung hinzugegeben, und es wird beobachtet, ob die klinischen Symptome dadurch wieder aufblühen.
Für eine Eliminationsdiät stehen grundsätzlich drei unterschiedliche Optionen zur Verfügung: eine zu Hause selbst zubereitete Nahrung mit einer „neuen“, also zuvor bei diesem Tier noch nie gefütterten Protein- und Kohlenhydratquelle, eine kommerzielle Diätnahrung mit „neuem“ Protein oder eine kommerzielle Diätnahrung mit hydrolysierten Proteinen.
Zu Hause selbst zubereitete Eliminationsdiätnahrungen bieten die Möglichkeit eines 100 %ig sicheren Ausschließens potenziell verfälschender Inhaltsstoffe (z. B. Maisstärke, Nebenprodukte etc.) 1. Eine kleine retrospektive Studie berichtet zwar, dass solche Diätnahrungen eine höhere Sensitivität für die Diagnose der CAFR bei Katzen haben 6, die Voraussetzung hierfür ist jedoch eine umfassende diätetische Anamnese, um sicherzustellen, dass sowohl die Protein- als auch die Kohlenhydratquelle für den Patienten tatsächlich „neu“ sind, also zuvor noch nie bei diesem Tier gefüttert wurden. Zu Hause selbst zubereitete Diätnahrungen sind jedoch sehr arbeitsintensiv und erfordern zudem die Beratung durch einen veterinärmedizinischen Ernährungsexperten (z. B. Fachtierarzt für Tierernährung und Diätetik), um ihre Ausgewogenheit sicherzustellen und um zu verhindern, dass unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit etwaigen Nährstoffmängeln auftreten. Unter Abwägung aller Vor- und Nachteile selbst zubereiteter Diätnahrungen können sich Tierärzte und Tierhalter letztlich für eine Eliminationsdiät mit einer geeigneten kommerziellen Diätnahrung entscheiden, um besagte potenzielle Komplikationen zu vermeiden.
Einige kommerzielle Diätnahrungen mit neuem Protein sind eine gute Alternative, insbesondere, wenn Tierhalter die Nahrung für ihre Katzen nicht selbst zubereiten wollen oder können. Wie bei der Anwendung zu Hause selbst zubereiteter Diätnahrungen ist auch hier eine vollständige diätetische Anamnese sehr wichtig, um Proteinquellen zu vermeiden, mit denen die Katze bereits zuvor gefüttert worden war. Zu beachten ist aber auch die Herkunft der kommerziellen Diätnahrungen. Tierhalter neigen gelegentlich dazu, anstelle von Tierarztprodukten frei verkäufliche Nahrungen zu kaufen, die oft mit Schlagworten wie „limitierte Zutaten“ oder „neues Protein“ werben, aber in vielen Fällen keine Tests durchlaufen haben, die ihre Reinheit garantieren und zum Teil Inhaltsstoffe enthalten, die nicht auf dem Etikett gelistet sind 15. Solche nicht identifizierten und nicht in der Zutatenliste aufgeführten Inhaltsstoffe können die Vorteile eines Wechsels der Hauptproteinquelle wieder zunichtemachen, da bei vielen Patienten auch Überempfindlichkeiten gegen diese verborgenen Kontaminanten bestehen können 15. Auch bei Rohnahrungen können Probleme aufgrund von fehlerhaften Bezeichnungen entstehen 16. Frei verkäufliche Diätnahrungen sind daher für Eliminationsdiäten nicht zu empfehlen. Als akzeptable Wahl für Eliminationsdiäten sollten deshalb gegenwärtig ausschließlich die über Tierärzte vertriebenen Produkte gelten.
Darren J. Berger
Ein weiterer komplizierender Faktor sind die in zahlreichen Berichten beschriebenen Kreuzreaktivitäten zwischen verschiedenen Proteinen. Es kann sich also als eine große Herausforderung erweisen, ein für den Patienten tatsächlich „neues“ Protein zu finden. So konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass bestimmte Vogelspezies gemeinsame Antigene haben, so dass Ente als Bestandteil der Nahrung bei einem zuvor mit Huhn gefütterten Tier möglicherweise keine wirklich neue Proteinquelle darstellt 17. Vermutet werden zudem Kreuzsensibilisierungen unter verschiedenen Wiederkäuerspezies, so dass bei einem Tier, dessen vorherige Nahrung Rind enthalten hatte, bestimmte Inhaltsstoffe wie Lamm, Reh oder Bison auch hier wiederum möglicherweise keine wirklich „neuen“ Proteinquellen darstellen 18.
Aus diesen Gründen setzen viele Tierärzte auf kommerzielle Diätnahrungen mit hydrolysierten Proteinen. Beim Herstellungsprozess dieser Produkte entstehen Peptidsegmente, die ausreichend klein sind, um Kreuzverbindungen („Cross-Linking“) bei Mastzellen zu verhindern, die zu einer allergischen Reaktion führen würden. Bei Menschen haben Nahrungsallergene im typischen Fall ein Molekulargewicht von etwa 10 bis 70 kDa 1. Die für eine Minimierung potenzieller allergischer Reaktionen bei Tieren erforderliche Peptidgröße wurde bislang jedoch noch nicht bestimmt. Möglich ist, dass ein Tier auf das Elternprotein reagiert, wenn die Peptidfragmente im angebotenen Hydrolysat nicht ausreichend klein sind. Bekannt ist zudem, dass die Peptidgröße bei verschiedenen dieser Diätnahrungen variieren kann. Vor diesem Hintergrund verglich eine Crossover-Studie bei zehn Hunden mit bekannter Allergie gegen Huhn zwei hydrolysierte Diätnahrungen mit unterschiedlichen Elternproteinen und unterschiedlichen Hydrolysemethoden (stark hydrolysierte Geflügelfedern und hydrolysierte Hühnerlebern). Die teilnehmenden Tierhalter wurden gebeten, den Grad des Juckreizes zu bewerten. Vier von zehn Hunden zeigten einen Anstieg des Juckreizes, wenn sie die Diätnahrung mit der hydrolysierten Hühnerleber erhielten, während bei den Hunden, die die Diätnahrung mit den stark hydrolysierten Geflügelfedern erhielten, in keinem einzigen Fall ein Aufblühen des Juckreizes zu beobachten war 19. Bei Katzen wurden solche Studien bislang allerdings noch nicht durchgeführt, wobei eine Herausforderung insbesondere darin liegen dürfte, dass viele dieser Diätnahrungen für Katzen nicht schmackhaft sein dürften. Die geringe Peptidgröße bringt zudem das Risiko einer hyperosmotischen Diarrhoe mit sich 20.
Eine neuere Studie stellt in Frage, ob Diätnahrungen mit hydrolysierten Proteinen in der Lage sind, CAFR bei Hunden und Katzen präzise zu diagnostizieren. Besagte Studie 6 fand heraus, dass bei 50 % der betroffenen Katzen mit einer hydrolysierten Diätnahrung keine Diagnose gestellt werden konnte, und für eine präzise CAFR-Diagnose eine zu Hause zubereitete Diätnahrung erforderlich war. Es handelte sich hierbei jedoch um eine kleine retrospektive Studie mit mehreren unterschiedlichen Eliminationsdiäten. Eine Studie zur Evaluierung der Reaktivität von Lymphozyten bei Hunden mit CAFR gegenüber residualen Proteinen und Peptiden (> 1 kDa) in zwei kommerziellen Diätnahrungen mit hydrolysierten Proteinen fand heraus, dass die residualen Proteine in etwa 30 % der Fälle zu einer Stimulierung der Lymphozytenaktivität führten 21. Da es sich hierbei jedoch um eine in vitro-Studie handelte, bleibt unklar, ob dieser Befund von klinischer Bedeutung ist. In Anbetracht der begrenzten Zahl verfügbarer „neuer“ Proteinquellen, aber auch potenzieller Kreuzreaktionen zwischen verschiedenen Proteinquellen und nicht zuletzt der Herausforderungen bei der Formulierung und Zubereitung zu Hause selbst hergestellter Diätnahrungen sind kommerzielle Nahrungen mit hydrolysierten Proteinen aber nach wie vor eine gut geeignete Option für Eliminationsdiäten.
Eine der großen Herausforderungen bei Eliminationsdiäten besteht darin, dass ihr Erfolg zu einem sehr großen Teil von der Mitwirkung der Tierhalter abhängt. Eine jüngste Studie zeigt, dass sich nahezu 60 % der betroffenen Hundehalter nicht streng an die Vorgaben der Eliminationsdiät hielten, wobei dies unter anderem mit verschiedenen Hindernissen begründet wurde wie dem Alltag der Tierhalter, den Kosten für die Eliminationsdiät oder der Fähigkeit, Medikamente zu verabreichen 22. Die Wahrscheinlichkeit einer guten Compliance stieg jedoch, wenn die Tierhalter über ein entsprechendes Wissen zum Thema Diätnahrungen und CAFR verfügten. Solche Beobachtungen unterstreichen die wichtige Bedeutung einer guten Kundenkommunikation einschließlich Aufklärung und Beratung der Tierhalter im Rahmen der Empfehlung einer Eliminationsdiät.
Eine der ersten Herausforderungen kann darin bestehen, eine Eliminationsdiätnahrung zu finden, die von der Katze akzeptiert wird. Dabei ist es wichtig, während einer Eliminationsdiät mit den Tierhaltern in Kontakt zu bleiben, und sie davon zu überzeugen, das Nahrungsaufnahmeverhalten ihrer Katze sehr sorgfältig zu beobachten, da sich bei anorektischen Katzen Probleme wie eine hepatische Lipidose entwickeln können 2. Um die geeignete Nahrung für eine Eliminationsdiät herauszufinden, können mehrere Versuche mit unterschiedlichen Produkten erforderlich sein. In Haushalten mit mehreren Katzen kann es zudem schwierig sein, eine Eliminationsdiät ausschließlich und gezielt an die betroffene Katze zu füttern. Kommerzielle Diätnahrungen vom Tierarzt sind jedoch gut ausgewogen und als Erhaltungsfuttermittel für adulte Katzen gekennzeichnet, so dass sie grundsätzlich für die Fütterung aller im Haushalt lebenden Katzen geeignet sind. Wenn Tierhalter die Kosten der vom Tierarzt bezogenen Diätnahrung reduzieren möchten und deshalb ausschließlich die betroffene Katze mit dem Produkt füttern möchten, kann die Katze während der Fütterung von den anderen Katzen räumlich getrennt werden oder man setzt einen mikrochipgesteuerten Futterautomaten ein, der sich nur für die Katze öffnet, die tatsächlich gefüttert werden soll.
Marsella, R. Hypersensitivity Disorders. In; Miller WH, Griffin CE, Campbell KL, et al (eds). Muller & Kirk's Small Animal Dermatology 7th ed. St. Louis, Mo.: Elsevier/Mosby, 2013;363-431.
Sarah E. Hoff
Sarah E. Hoff, Iowa State University, College of Veterinary Medicine, USA Mehr lesen
Darren J. Berger
Darren J. Berger, Iowa State University, College of Veterinary Medicine, USA Mehr lesen
Halskrägen werden oft eingesetzt, wenn Katzen unter Juckreiz leiden, sie können sich aber nachteilig auf das Wohlbefinden eines Tiers auswirken.
Das kutane Lymphom bei der Katze ist eine seltene, aber lebensbedrohende Neoplasie, die in vielen dermatologischen Fällen in die Liste der Differenzialdiagnosen aufgenommen werden sollte.
Effloreszenzen an der Nase einer Katze können differenzialdiagnostisch und therapeutisch eine große Herausforderung darstellen.
Katzen werden in erstbehandelnden Praxen oft mit unterschiedlichen Veränderungen an den Pfoten vorgestellt.