Kernaussagen
Bei Katzenwelpen und jungen Katzen wird eine große Bandbreite verschiedener Hauterkrankungen beschrieben, auch wenn es sich bei der Mehrzahl feliner Patienten mit dermatologischen Problemen um adulte Patienten handelt.
Genodermatosen müssen bei jedem Katzenwelpen mit einer innerhalb der ersten Lebenswochen auftretenden Hauterkrankung als mögliche Differenzialdiagnosen in Betracht gezogen werden.
Umwelt-, haltungs- und ernährungsbedingte Ursachen können bei Katzenwelpen zu Problemen im Bereich von Haut und Haarkleid führen.
Kontagiöse Hauterkrankungen, wie z. B. Ektoparasitosen, können entstehen, wenn Katzenwelpen Zugang ins Freie oder Kontakt zu anderen Tieren haben.
Einleitung
Hauterkrankungen treten bei Katzenwelpen zwar insgesamt eher selten auf, sie können aber zu erheblichen Belastungen für Besitzer und Züchter werden. Dieser Artikel gibt eine Einführung in die pädiatrische Dermatologie bei Katzen. Ziel ist es, Tierärzte und Tierärztinnen zu unterstützen, denen Katzenwelpen mit Hautproblemen vorgestellt werden. Der Artikel fokussiert sich auf die häufigeren Erkrankungen, und die Behandlung wird jeweils nur kurz erwähnt. Aufgrund des Alters der Patienten können therapeutische Optionen eingeschränkt sein, da nicht alle Produkte und Tierarzneimittel für junge Tiere zugelassen oder geeignet sind und in dieser Altersgruppe in der Tat sogar toxisch sein können. Bei neugeborenen Katzenwelpen und bei Jungtieren während der ersten Lebenswochen sollten kongenitale und erbliche Erkrankungen in Betracht gezogen werden 1. Haltung und Ernährung sollten stets überprüft werden, insbesondere wenn mehrere Katzenwelpen eines Wurfes betroffen sind (Abbildung 1). Infektionen können durch die Mutterkatze oder andere im Haushalt lebende Tiere auf junge Katzenwelpen übertragen werden, vor allem, wenn Zugang ins Freie besteht. Bei älteren Katzenwelpen mit Freigang ist ein breiteres Spektrum potenziell erworbener Ursachen möglich, und bei der Beurteilung möglicher Differenzialdiagnosen sollte die geografische Prävalenz von Infektionserregern immer eine Rolle spielen. Immunvermittelte Erkrankungen und Überempfindlichkeiten treten in der Regel erst später im Leben einer Katze auf, können aber auch schon in einem relativ jungen Alter beginnen 2.
Kongenitale und erbliche Erkrankungen
Kongenitale und genetisch bedingte Hautprobleme manifestieren sich in der Regel bereits in einem jungen Alter. Genodermatosen werden definiert als genetisch bedingte Erkrankungen, die sich in Form von Hautproblemen äußern. Sie können die Epidermis, die dermoepidermale Junktionszone, die Haarfollikel, die Haarschäfte, die Dermis und/oder die Pigmentierung betreffen. Die meisten Genodermatosen sind selten, und in vielen Fällen beschränkt sich ihr Vorkommen auf Einzelfallberichte (Tabelle 1) 1. Für die meisten Genodermatosen gibt es keine wirksamen Therapien, eine genaue Diagnose ist aber dennoch erforderlich, um eine individuelle Prognose stellen zu können und eine genetische Beratung durchzuführen 1. Beispiele für Genodermatosen sind Keratinisierungsdefekte, die entweder lokalisiert sein können, wie bei Bengalkatzen (Abbildung 2), oder generalisiert auftreten, wie bei der primären Seborrhoe. Genetisch bedingte dermoepidermale Erkrankungen verursachen Vesikel, Erosionen und Ulzera. Defekte der Kollagensynthese sind als Ehlers-Danlos-Syndrom bekannt (Abbildung 3). Kongenitale Pigmentanomalien können eine rein kosmetische Bedeutung haben, wie der Akromelanismus, oder zu gesundheitlichen Einschränkungen führen, wie das Chediak-Higashi-Syndrom. Hypotrichose oder Alopezie werden zwar gelegentlich auch als erwünschte Rassemerkmale angesehen, sie können aber auch die Folge seltener Genodermatosen sein, von denen einige einen tödlichen Ausgang haben.
Tabelle 1. Beispiele für Genodermatosen, die bei jungen Katzen beschrieben werden (aus 1).
Haaranomalien und kongenitale Hypotrichose |
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Pili torti (abnorm flache und verdrehte Haarschäfte) bei einem Wurf von Katzenwelpen. Begleitende Dermatitis und gastrointestinale Erkrankung, mit Tod im Alter von wenigen Wochen. |
Haarschaftdysplasie bei Abessinierkatzen mit einer zwiebelförmigen Schwellung des Haarschafts der Schnurrhaare und der Deckhaare. |
Follikuläre Dystrophie mit lanzettförmigen Haaren, die eine progrediente Alopezie bei einem Wurf Hauskatzen verursacht 3. |
Kongenitale Hypotrichose und kurze Lebenserwartung bei Birmakatzen. |
Generalisierte alopezische und zystische Dermatose, mit hochgradiger Verdickung und Faltenbildung der Haut 4. |
Abnorme Talgdrüsendifferenzierung (Talgdrüsendysplasie), Beginn im Alter zwischen 4 und 12 Wochen. |
Ektodermale Dysplasie; kongenitale Hypotrichose und Anomalien der Krallen, des Gebisses und/oder der Tränendrüsen. |
Rassebedingte kongenitale Hypotrichose: z. B. Sphynx, Peterbald, Donskoy und Kohana. |
Keratinisierungsdefekte |
Hereditäre primäre Seborrhoe bei Perser, Himalaya und Exotic Shorthair, mit Beginn in den ersten Lebenswochen. |
Idiopathische faziale Dermatitis bei Perser und Himalaya („dirty face syndrome“) mit Beginn vor Ende des ersten Lebensjahres. |
Ulzerative nasale Dermatitis bei Bengalkatzen mit Schuppung, Krusten, Fissuren und Erosionen am Planum nasale; Beginn während des ersten Lebensjahres (Abbildung 2). |
Acrodermatitis enteropathica bei einem Wurf Türkisch Van mit Zinkmangel; Beginn im Alter von 6 Wochen 5. |
Defekte der dermoepidermalen Junktionszone |
Junktionale Epidermolysis bullosa bei Kurzhaarhauskatzen und Siamkatzen, die sich in Form von oralen und dermalen Vesikeln, Erosionen und Ulzera manifestiert. |
Dystrophische Epidermolysis bullosa bei einer Kurzhaarhauskatze und einer Perserkatze, mit Ulzera der Ballen, intraoralen Ulzera und Onychomadese. |
Kollagendefekte |
Ehlers-Danlos-Syndrom, eine Störung der Kollagensynthese, die zu vermehrter Elastizität und Fragilität der Haut führt; Beginn im frühen Alter (Abbildung 3). |
Pigmentanomalien |
Chediak-Higashi-Syndrom bei Blue-Smoke Perserkatzen; Makromelanosomen verursachen die Fellfarbe; mit Leukozytenanomalien, die zu Infektionen und Blutungsneigung führen. |
Waardenburg-Syndrom; weißes Haarkleid, blaue oder heterochrome Iris und Taubheit in unterschiedlicher Ausprägung. |
Albinokatzen; weißes Haarkleid, blaue Augen mit reduziertem Pigment im Tapetum. |
Akromelanismus (Kälteschwärzung) bei den Rassen Siam und Burma, der zu einer dunkleren Farbe im Bereich kühlerer Körperteile führt. |
Lentigo simplex bei orangefarbenen Katzen; pigmentierte Flecken auf den Augenlidern, am Planum nasale, an den Lippen und am Zahnfleisch. |
Infektiöse Hauterkrankungen
Infektiöse Hauterkrankungen können bei jungen Tieren auftreten und zum Teil auf deren unreifes Immunsystem zurückzuführen sein. Diese Erkrankungen können viraler, bakterieller, mykotischer, ektoparasitärer oder protozoischer Natur sein.
Virale Dermatosen
Verschiedene Virusinfektionen können unter anderem auch dermatologische Veränderungen verursachen (Tabelle 2). Typischerweise treten solche Erkrankungen eher bei adulten Katzen auf, die zugrundeliegende Infektion erfolgt aber oft schon in einem jungen Alter 6.
Das Feline Calicivirus (FCV) ist eine der weltweit häufigsten Ursachen für Erkrankungen der oberen Atemwege bei Katzen. Infizierte Katzen und subklinische Träger sind die häufigste Infektionsquelle. In der Regel treten akute Symptome der oberen Atemwege und der Augen bei Katzenwelpen oder jungen Katzen auf, beschrieben werden aber auch eine Vielzahl weiterer Symptome, darunter orale Ulzera und Lahmheiten („Limping Kitten Syndrome“) sowie epizootische Ausbrüche der virulenten systemischen FCV-Erkrankung mit hohen Mortalitätsraten. Die virulente systemische FCV-Erkrankung verursacht Fieber, Ödeme an Kopf und Pfoten, Epithelnekrosen, orale Ulzera und gelegentlich Ikterus sowie Dyspnoe und vermehrte Blutungsneigung 6,7 (Abbildung 4). In der Regel treten solche Ausbrüche in Milieus und Haltungen mit mehreren Katzen auf und werden bei Katzen im Alter von 8 Wochen bis 16 Jahren beschrieben 7. Die klinische Diagnose stützt sich auf den Nachweis viraler Antigene in Schleimhautabstrichen mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Die Therapie ist in erster Linie supportiver Natur, und die verfügbaren antiviralen Arzneimittel sind nicht kurativ. Über die protektive Wirkung der FCV-Impfung gegen die virulente systemische FCV-Erkrankung liegen widersprüchliche Ergebnisse vor 6,7.
Tabelle 2. Hautsymptome im Zusammenhang mit Virusinfektionen bei Katzen (aus 6).
Felines Herpesvirus (FHV-1) | Die Herpesvirus-Dermatitis verursacht Erosionen und Ulzera, die von einer dicken serozellulären Kruste bedeckt sind, am häufigsten im Gesicht. Beschrieben bei Katzen im Alter von 4 Monaten bis 17 Jahren. |
Kuhpocken | Bei jungen bis mittelalten Katzen treten Effloreszenzen am Kopf oder an den Schultergliedmaßen auf (durch Inokulation über Nagerbisse). Aus Makula entwickeln sich Knoten, die ulzerieren. |
Parvovirus/Feline infektiöse Peritonitis (FIP) | Erhabene Papeln am Hals und an den Schultergliedmaßen oder generalisierte Papeln im Zusammenhang mit einer Vaskulitis im späten Verlauf der Erkrankung. |
Felines Leukämie-Virus (FeLV) | Opportunistische Hautinfektion aufgrund von Immunsuppression. Riesenzell-Dermatose mit Symptomen wie Ulzera, fleckiger Alopezie, Schuppung oder Krustenbildung. Verhornungen („kutane Hörner“) an den Pfotenballen. Geringgradig erhöhtes Risiko für kutane Lymphome. |
Papillomavirus | Feline virale Plaques und Bowenoides in situ Karzinom, kann zu einem Plattenepithelkarzinom fortschreiten. Beschrieben bei Katzen im Alter von 7 Monaten. Feline Sarkoidose verursacht exophytische Knoten im Gesicht, am häufigsten bei jungen Katern. |
Bakterielle Dermatosen
Bakterielle Hauterkrankungen bei Katzen können in oberflächliche und tiefe Dermatosen unterteilt werden. Oberflächliche Infektionen betreffen die Epidermis und die Follikel, sind in der Regel sekundärer Natur und treten bei Katzen häufig in Verbindung mit Überempfindlichkeiten auf. Das Alter bei Einsetzen bakterieller Dermatosen variiert bei Katzen je nach primärer Erkrankung, wobei das jüngste beschriebene Alter bei sechs Monaten liegt. Die Effloreszenzen spiegeln häufig Selbsttraumatisierungen aufgrund von Pruritus wider und bestehen aus multifokaler Alopezie, Krusten, Exkoriationen, Erosionen und Ulzerationen. Am häufigsten betroffen sind das Gesicht, der Hals, die Gliedmaßen und das ventrale Abdomen 2,8.
Tiefe bakterielle Infektionen beziehen die Dermis und/oder das subkutane Gewebe ein und können mit einer traumatischen Implantation von Bakterien aus der Umwelt oder von Kommensalen in die Dermis zusammenhängen. Tiefe knotige Haut- und Unterhautläsionen mit Ulzera und Fistelgängen können durch saprophytische Bakterien wie Nocardia spp. verursacht werden, wobei solche Infektionen vorwiegend bei immunkompromittierten adulten Tieren auftreten. Abszesse aufgrund von Kampfwunden treten insbesondere bei jungen adulten Freigängerkatzen auf 8. Bei der nekrotisierenden Fasziitis handelt es sich um eine potenziell tödliche tiefe Infektion, die bei einem 8 Wochen alten Katzenwelpen beschrieben wird 9.
Mykobakterielle Infektionen können durch eine Vielzahl ursächlicher Erreger hervorgerufen werden, haben eine variable geographische Verbreitung und rufen eine Reihe verschiedener klinischer Erscheinungsbilder hervor. Unabhängig von der kausalen Mykobakterien-Spezies treten die meisten Fälle bei adulten Katzen mit Zugang ins Freie auf, während Mycobacterium lepraemurium in der Regel Erkrankungen bei jungen Katern verursacht 10.
Zu den Differentialdiagnosen bei tiefen, knotigen Haut- und Unterhautläsionen gehören Pilz- oder Algeninfektionen sowie Neoplasien. Für die endgültige Diagnose ist eine Entnahme von Gewebeproben für die Zytologie, Histopathologie und Mikrobiologie erforderlich. Das zoonotische Potenzial dieser Erreger sollte dabei immer berücksichtigt werden 8.
Eine spontane Heilung von Dermatophytosen ist bei den meisten immunkompetenten Wirten wahrscheinlich, eine Behandlung wird aber dennoch empfohlen, um die Heilung zu beschleunigen und eine Ausbreitung auf andere Tiere und Menschen zu verhindern.
Kirsti J.M. Schildt
Mykotische Dermatosen
Mykotische Hauterkrankungen können in die Kategorien oberflächlich (Dermatophytose, Malassezien-Dermatitis), intermediär (subkutan) und systemisch (tief) eingeteilt werden. Ein komplizierender Faktor bei vielen felinen Hauterkrankungen ist die Malassezien-Dermatitis, und häufig ist ein entsprechendes Trägertum bei Rassen mit genetisch bedingter follikulärer Dysplasie (Devon Rex, Cornish Rex und Sphynx) zu beobachten 11.
Bei einer Dermatophytose handelt es sich um eine zoonotische, oberflächliche Pilzinfektion keratinisierter Hautstrukturen. Microsporum canis ist der bei Katzen häufigste kausale Erreger. Zu den Risikofaktoren gehören ein junges Alter, die Lebensweise und warme Umgebungstemperaturen. Die infektiöse Form von Dermatophyten ist die Arthrospore, die durch direkten Kontakt oder über unbelebte Infektionsträger übertragen wird 11,12. Zu den klinischen Symptomen gehören Alopezie, Papeln, Schuppen, Krusten, Erytheme, Follikelverstopfung, Hyperpigmentierung und Onychodystrophie. Die Effloreszenzen sind in der Regel asymmetrisch verteilt und treten am häufigsten im Gesicht auf, können aber auch auf andere Körperareale übergreifen. Juckreiz ist minimal ausgeprägt bis nicht vorhanden. Die Diagnose kann mit Hilfe einer Reihe ergänzender diagnostischer Tests gestellt werden, wie zum Beispiel eine Untersuchung mit der Wood'schen Lampe (Abbildung 5), eine direkte mikroskopische Untersuchung von Haaren und Schuppen, Dermatophytenkulturen, PCR und Biopsien. Eine spontane Heilung ist bei den meisten immunkompetenten Wirten wahrscheinlich, eine Behandlung wird aber dennoch empfohlen, um die Heilung zu beschleunigen und um eine Ausbreitung auf andere Tiere und Menschen zu verhindern. In der Regel werden orale und topische Antimykotika in Kombination mit einer Dekontamination der Umgebung eingesetzt.
Intermediäre und tiefe mykotische Infektionen können verschiedene klinische Formen annehmen. Sporothrix schenckii kann eine granulomatöse, kutane oder subkutane Infektion mit Knoten, Ulzera und Krusten verursachen. Am häufigsten betroffen sind nicht kastrierte Kater mit Freigang, die in Kämpfe mit Artgenossen verwickelt sind 11. Darüber hinaus kann die traumatische Implantation von mykotischen Erregern aus der Umwelt in die Haut zu kutanen und subkutanen Infektionen führen. Die Hyalohyphomykose wird durch nichtpigmentierte Schimmelpilze verursacht, die zu einer pyogranulomatösen Entzündung führen (die Erkrankung kann aber auch disseminieren), und bei Phaeohyphomyceten handelt es sich um pigmentierte Pilze, die dermale und subkutane Knoten hervorrufen können, die dann ulzerieren 11. Anzumerken ist zudem, dass Perserkatzen eine besondere Prädisposition für subkutane dermatophytische Infektionen aufweisen 11,12.
Tiefe Pilzinfektionen treten bei Katzen selten auf, entsprechende Ausbrüche kommen aber in endemischen Regionen vor 12. Am häufigsten zu beobachten ist die Kryptokokkose, wobei die Infektion meist auf dem Wege der Inhalation erfolgt. Die klinischen Symptome umfassen Symptome der oberen Atemwege, Augenveränderungen, neurologische Läsionen und Hautveränderungen wie Papeln, Knoten und Ulzera 11. Kürzlich wurde eine Infektion mit Cryptococcus neoformans bei einem drei Monate alten Katzenwelpen mit Anfällen beschrieben 13.
Oomyceten sind eng mit Algen verwandte aquatische Organismen und können Erkrankungen verursachen, die große Ähnlichkeit mit Pilzinfektionen haben. Ein typisches Beispiel ist die Pythiose, verursacht durch Pythium insidiosum. Die infektiöse Form dieses Organismus kann geschädigte Haut penetrieren, und klinisch manifestiert sich eine Infektion überwiegend in Form von kutanen und subkutanen Effloreszenzen, wobei auch eine Beteiligung des Intestinums möglich ist 11. Jüngst wurde eine Pythiose bei einem acht Wochen alten Katzenwelpen beschrieben 14.
Parasiten
Ektoparasitäre Hauterkrankungen kommen bei Katzen häufig vor, ihre Prävalenz variiert aber je nach geografischer Region und Lebensweise der Katze 15. Bei Katzenwelpen selten auftretende Ektoparasitosen sind in Tabelle 3 aufgeführt, und die Behandlungsmöglichkeiten hängen in vielen Fällen von der Verfügbarkeit zugelassener Therapeutika ab. Die wichtigsten Parasiten bei jungen Katzen werden im Folgenden besprochen.
Tabelle 3. Seltene Ektoparasitosen bei Katzenwelpen (aus 15).
Demodikose | Demodex cati lebt im Haarfollikel. Die lokalisierte Form manifestiert sich als Erytheme, Alopezie, Schuppen und Krusten auf dem Kopf oder im Nacken. Die generalisierte Form geht häufig mit Immunsuppression einher. |
Trombiculosis | Die Larven von Milben aus der Familie der Trombiculidae („Erntemilben“) verursachen im Herbst eine ventral orientierte Dermatitis. Variabler Juckreiz, krustöse Papeln und selbstinduzierte Traumata. |
Pedikulose | Felicola subrostratus, eine Kieferlaus, ist die einzige Laus, die Katzen befällt. Das Haarkleid kann stumpf, ungepflegt und schmutzig erscheinen. Es kann zu Papeln, Schuppenbildung, Alopezie oder miliarer Dermatitis kommen. Prädisponierende Faktoren sind ein langes Haarkleid, Fehlernährung und schlechte hygienische Bedingungen (Abbildung 7). |
Feline Fellmilben | Die Fellmilbe Lynxacarus radovskyi setzt sich an den Haaren fest. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt. Die meisten Katzen bleiben asymptomatisch, beschrieben werden aber selbstinduzierte kaudale Alopezie und vermehrte Schuppung, trockenes Fell mit leicht epilierbaren Haaren. |
Kutane Myiasis | Weibliche Fliegen legen ihre Eier an Wundrändern ab, und es entstehen exsudative und ulzerative Läsionen. Adulte, intakte männliche Kurzhaarhauskatzen sind aufgrund von Kämpfen mit Artgenossen prädisponiert. |
Die Notoedres-Räude oder Kopfräude ist eine zoonotische Hauterkrankung, die bei Katzen durch die Milbe Notoedres cati verursacht wird (Abbildung 6). Katzenwelpen sind prädisponiert, und die Milben sind durch direkten Kontakt leicht übertragbar. Klinisch-dermatologisch treten Papeln, Krusten, Schuppen und später dicke Krusten auf. Die Effloreszenzen entwickeln sich zunächst an den Ohrmuscheln, bevor sie sich auf das Gesicht und den Hals ausbreiten und gegebenenfalls auch generalisieren. Juckreiz und Selbsttraumatisierungen kommen häufig vor. Die Diagnose erfordert den direkten Nachweis der Milben, der Eier oder des Milbenkots mit Hilfe oberflächlicher Hautgeschabsel 15.
Die Otodectes-Räude wird durch die Milbe Otodectes cynotis verursacht und primär durch direkten Kontakt übertragen. Juvenile Katzen sind prädisponiert. Die Infektion verursacht eine pruriginöse, erythematöse und ceruminöse Otitis externa mit großen Mengen braun-schwarzen, trockenen Cerumens. Die Diagnose wird durch mikroskopischen Nachweis der Milbe oder ihrer Eier gestellt 15.
Die Cheyletiellose ist eine kontagiöse Zoonose, wobei Cheyletiella blakei spezifisch an die Katze angepasst ist. Die Milbe lebt im Stratum corneum, ohne zu graben. Am häufigsten tritt die Erkrankung bei jungen Tieren oder immunkompromittierten adulten Katzen auf. Die meisten betroffenen Katzen zeigen eine exfoliative Dermatitis im dorsolumbalen Bereich und variablen Juckreiz. Die Diagnose erfolgt durch den direkten mikroskopischen Nachweis des Parasiten oder seiner Eier 15.
Die Demodikose tritt bei der Katze nur selten auf. Vier Demodex-Spezies wurden bei felinen Patienten identifiziert: Demodex cati, D. gatoi, D. murilegi und D. obliquus 16. D. gatoi lebt im Stratum corneum und unterscheidet sich von anderen genannten Spezies durch ihre Kontagiosität. Das häufigste klinische Symptom ist Juckreiz einer großen Bandbreite von nicht vorhanden bis hochgradig. Die Diagnose wird durch den direkten Nachweis der Milbe oder ihrer Eier in oberflächlichen Hautgeschabseln bestätigt 15. Einem Bericht zufolge liegt das Alter infizierter Katzen zwischen 4 Monaten und 11 Jahren 17.
Flöhe sind häufige Ektoparasiten bei Katzen, ihre Prävalenz variiert jedoch je nach geographischem Standort. Bei felinen Patienten am häufigsten nachgewiesen wird die Spezies Ctenocephalides felis felis 2. Eine Flohspeichelallergie kann bei einer Katze die einzige Überempfindlichkeit sein oder mit weiteren Überempfindlichkeiten koexistieren. Die klinischen Symptome einer Flohspeichelallergie ähneln denen des felinen atopischen Hautsyndroms (FASS) und umfassen Juckreiz an Kopf und Hals, Exkoriationen, selbstinduzierte Alopezie, den eosinophilen Granulomkomplex und miliare Dermatitis. Betroffene Katzen können generalisierten oder lokalisierten Juckreiz aufweisen 2. Die Diagnose basiert auf dem klinischen Bild, dem Nachweis von Flöhen oder Flohkot und dem Ansprechen auf eine Flohbekämpfung mit Adultiziden und Insektenwachstumsregulatoren. Intradermale Hauttests und serologische In-vitro-Tests können die Diagnose stützen, positive Testergebnisse können aber auch bei gesunden Katzen vorkommen 2.
Protozoen
Die Leishmaniose wird zunehmend auch bei Katzen in endemischen Gebieten beschrieben, wobei Hautknoten das häufigste klinische Symptom darstellen, während Ulzera, Schuppenbildung und Alopezie seltener beobachtet werden. In einem neueren Review war die jüngste Katze mit Leishmaniose sechs Monate alt 18, häufiger betroffen sind aber adulte Katzen mittleren Alters. Die Diagnose wird über eine zytologische Untersuchung von Feinnadelaspiraten, Biopsien, Immunhistochemie oder PCR gestellt. In endemischen Gebieten sollten Repellentien gegen Insekten zur Infektionsprävention und zur Kontrolle der Reservoire eingesetzt werden 18.
Eher selten wird eine Hautbeteiligung bei Katzen mit Toxoplasma gondii-Infektion beobachtet, in einigen wenigen Fällen werden aber Knoten und Ulzera beschrieben. Ein Fall einer hochgradigen nodulären Hautinfektion mit Caryospora bigenetica wird bei einem streunenden Katzenwelpen beschrieben (Abbildung 8) 19.
Hypersensibilität
Felines atopisches Hautsyndrom (FASS)
Es handelt sich um eine typischerweise mit Umweltallergenen assoziierte Überempfindlichkeit. Begleitend können betroffene Katzen aber auch eine Futtermittelallergie und/oder felines Asthma aufweisen. In den meisten Fällen setzt die Erkrankung bereits in einem jungen Alter ein, wobei ein mittleres Alter bei Erkrankungsbeginn von 6 Monaten bis 5 Jahren angegeben wird. Die Rassen Abessinier, Somali und Ocicat scheinen prädisponiert zu sein. Das klinische Erscheinungsbild ist heterogen und umfasst miliare Dermatitis, selbst-induzierte Alopezie oder Hypotrichose, Juckreiz an Kopf und Hals sowie den eosinophilen Granulomkomplex. FASS ist eine klinische Diagnose, basierend auf dem Nachweis entsprechend kompatibler klinischer Symptome und dem differenzialdiagnostischen Ausschluss anderer Erkrankungen mit ähnlichen klinischen Mustern, wie zum Beispiel Ektoparasitenbefall, Infektionen und Futtermittelallergien 2.
Futtermittelallergie
Futtermittelunverträglichkeiten umfassen toxische und nicht-toxische Reaktionen sowie nicht-immunologische und immunvermittelte Erkrankungen, zu denen unter anderem auch die Futtermittelallergie gehört. Eine Futtermittelallergie kann mit einem FASS koexistieren oder die einzige Überempfindlichkeit bei einer Katze darstellen. Klinisch ist eine Futtermittelallergie nicht von einem FASS zu unterscheiden, und für die Diagnose ist eine Eliminationsdiät erforderlich. Das Alter bei Erkrankungsbeginn variiert Studien zufolge von drei Monaten bis 13 Jahre 2.
Infektiöse Hauterkrankungen können bei jungen Tieren auftreten und zum Teil auf deren unreifes Immunsystem zurückzuführen sein. Diese Erkrankungen können viraler, bakterieller, mykotischer, ektoparasitärer oder protozoischer Natur sein.
Lotta E. Pänkälä
Erkrankungen der Ohren
Otitis externa wird bei Katzenwelpen, wie oben erwähnt, am häufigsten durch Ohrmilben verursacht 15,20. Zudem wird eine Otitis externa bei 21 % aller Katzen mit FASS beschrieben, und weist damit bei FASS-Katzen eine geringere Inzidenz auf als bei Hunden mit atopischer Dermatitis 2,20. Eine Dysfunktion der Eustachischen Röhre kann zu Ergüssen und Entzündungen des Mittelohrs beitragen, und virale Infektionen der oberen Atemwege können Katzen für eine über die Eustachische Röhre aufsteigende bakterielle Otitis media prädisponieren 21 (Abbildung 9).
Die proliferative und nekrotisierende Otitis externa (PNOE) ist eine seltene Erkrankung, die sowohl bei Katzenwelpen als auch bei adulten Katzen auftreten kann. Die Läsionen sind häufig bilateral und bestehen aus gut abgegrenzten, proliferativen, dunkel gefärbten Plaques und Exsudat an der Basis der Ohrmuschel, an der Öffnung des Gehörgangs und im vertikalen Abschnitt des Gehörgangs. Die Pathogenese ist unbekannt, vermutet wird jedoch eine immunvermittelte Störung, die mit einer Apoptose von Keratinozyten einhergeht. In den meisten Fällen ist eine systemische und topische Behandlung mit Kortikosteroiden und Calcineurin-Inhibitoren erfolgreich 20 (Abbildung 10).
Entzündliche Ohrpolypen sind gutartige Gewebewucherungen, die von der epithelialen Auskleidung des Mittelohrs, des Nasopharynx oder der Eustachischen Röhre ausgehen. Die Polypen können auf das Mittelohr begrenzt sein oder sich in den Gehörgang und/oder Nasopharynx ausdehnen. Klinisch können Symptome einer Otitis externa auftreten, möglich sind aber auch vestibuläre oder respiratorische Symptome oder ein Horner-Syndrom, und es kann zur Entwicklung einer Otitis media kommen 20,21. Am häufigsten treten Ohrpolypen bei jungen Katzen und Katzenwelpen auf, können grundsätzlich aber bei Katzen jeden Alters entstehen. Neben der Otoskopie wird eine bildgebende Diagnostik empfohlen, um das Ausmaß der Polypen darzustellen. Die endgültige Diagnose erfordert eine histopathologische Untersuchung. Die Behandlung von Polypen erfolgt in der Regel durch operative Entfernung mittels Traction Avulsion (vorsichtiges Ziehen) oder über eine ventrale Bullaosteotomie, Rezidive treten aber häufig auf 20 (Abbildung 9).
Verschiedene weitere Erkrankungen
Bei Katzenwelpen wird eine Vielzahl ernährungsbedingter, umweltbedingter, psychogener, immunvermittelter und autoimmuner Hauterkrankungen beschrieben. Neben den oben beschriebenen Entitäten sind an dieser Stelle einige weitere Erkrankungen erwähnenswert. Bereits in einem frühen Alter auftretende Anomalien des Haarkleides können neben den beschriebenen Genodermatosen verschiedene weitere Ätiologien haben (Tabelle 1), und zum Beispiel auf eine schlechte Haltung, eine mangelhafte Ernährung oder eine unzureichende Hygiene zurückzuführen sein (Abbildung 1). Abnormes Körper- und Fellpflegeverhalten der Mutterkatze kann bei den Welpen zu fazialer Alopezie führen 22. Diätetischer Tyrosinmangel ruft eine Hypochromotrichie hervor, die sich bei schwarzen Katzen als rötlich-braune Haarfarbe manifestiert 23. Mit Juckreiz einhergehende Erkrankungen, wie zum Beispiel die feline makulopapulöse kutane Mastozytose 24, die idiopathische ulzerative Dermatose am Hals, das hypereosinophile Syndrom und die perforierende Dermatitis, können bei Katzen sämtlicher Altersgruppen auftreten, also auch bei jungen Tieren 25.
Schlussfolgerung
Katzenwelpen und junge Katzen können unter einer Vielzahl von Hauterkrankungen leiden, und die Erhebung eines detaillierten Vorberichts ist ein ganz wesentlicher Bestandteil des diagnostischen Work-ups. Bei der Abklärung von Differenzialdiagnosen sollte das Alter bei Erkrankungsbeginn berücksichtigt werden. Zu beantworten ist zudem die Frage, ob Wurfgeschwister betroffen sind und ob die Möglichkeit einer Ansteckung besteht. Und schließlich muss geklärt werden, ob der erkrankte Katzenwelpe oder seine Kontakttiere Zugang ins Freie haben. Die diagnostischen Maßnahmen richten sich nach den potenziellen Differenzialdiagnosen und können neben der klinischen Beurteilung auch eine Untersuchung von Proben zum Nachweis von Infektionserregern, Biopsien, Allergietests oder die diagnostische Bildgebung umfassen.
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Kirsti J.M. Schildt
Seit Abschluss ihres Tiermedizinstudiums an der Helsinki Veterinary School ist Dr. Schildt in der Kleintierpraxis tätig mit dem Schwerpunkt Dermatologie Mehr lesen
Lotta E. Pänkälä
Dr. Pänkälä schloss ihr Tiermedizinstudium an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Helsinki Mehr lesen