Katzen und diätetische Fasern
Ernährungswissenschaftler und Tierärzte interessieren sich bereits seit vielen Jahren für Fasern als Bestandteile von Tiernahrungen oder als diätetische Supplemente.
Ausgabe nummer 24.3 Sonstiges Wissenschaft
veröffentlicht 10/02/2021
Auch verfügbar auf Français , Italiano , Polski , Română , Español , English und ภาษาไทย
Adipositas ist eine ernährungsbedingte Erkrankung, die sowohl bei Hunden als auch bei Katzen ein großes Problem darstellt; in den USA sind Untersuchungen zufolge bis zu 35% aller adulten Hunde und Katzen übergewichtig oder adipös. Zahlreiche chronische Erkrankungen werden bei Hunden und Katzen in Zusammenhang mit Übergewicht und Adipositas gebracht, darunter Osteoarthritis, Herzerkrankungen und Diabetes mellitus, aber auch die Hypothyreose bei Hunden.
Adipositas ist eine ernährungsbedingte Erkrankung, die sowohl bei Hunden als auch bei Katzen ein großes Problem darstellt; in den USA sind Untersuchungen zufolge bis zu 35% aller adulten Hunde und Katzen übergewichtig oder adipös 1 2 3 4. Zahlreiche chronische Erkrankungen werden bei Hunden und Katzen in Zusammenhang mit Übergewicht und Adipositas gebracht, darunter Osteoarthritis, Herzerkrankungen und Diabetes mellitus, aber auch die Hypothyreose bei Hunden 5 6. Ziel dieser Populationsanalyse war eine aktuelle Beurteilung ausgewählter chronischer Erkrankungen als Komorbiditäten von Übergewicht und Adipositas in der US-amerikanischen Kleintierpopulation.
Aus den medizinischen Aufzeichnungen aller im Jahr 2013 in den über 850 Banfield-Tierkliniken vorgestellten kaninen und felinen Patienten wurden Informationen über den Body Condition Score (5-stufige Skala, wobei 1 = Kachexie, 3 = ideal, 5 = adipös), den Reproduktionsstatus (kastriert oder intakt) und die Diagnosen folgender ausgewählter chronischer Erkrankungen mit vermuteter Korrelation zu Übergewicht oder Adipositas herausgefiltert: Diabetes mellitus, Herzerkrankung (Kardiomyopathie, Herzinsuffizienz, Herzklappeninsuffizienz), Osteoarthritis und Hypothyreose (nur Hund). Berechnet wurden das relative Risiko (als Prävalenzrisiko, d. h., die Wahrscheinlichkeit, übergewichtig zu sein, wenn ein Tier eine chronische Erkrankung hat gegenüber der Wahrscheinlichkeit, übergewichtig zu sein, wenn das Tier die Erkrankung nicht hat) und die 95%-Konfidenzintervalle für jede chronische Erkrankung. Die Werte wurden schließlich um den Reproduktionsstatus (kastriert/intakt) bereinigt.
Im Jahr 2013 besuchten über 463 000 Katzen und über 2 281 000 Hunde eine Banfield-Klinik. Die Verteilung der Geschlechter und des Reproduktionsstatus bei Katzen war wie folgt: 6,5% intakte Kätzinnen, 5,5% intakte Kater, 43,6% kastrierte Kätzinnen und 44, 4% kastrierte Kater. In der Hundepopulation wurde folgende Verteilung notiert: 10,7% intakte Hündinnen, 14,3% intakte Rüden, 37,4% kastrierte Hündinnen und 37, 6% kastrierte Rüden. Unter den Katzen waren 23,1% juvenile Tiere (< 12 Monate alt), 20,9% junge adulte (1-3 Jahre alt), 37,2% reife adulte (3-10 Jahre alt) und 18,8% geriatrische adulte Tiere (10 Jahre und älter). Unter den Hunden waren 22,0% juvenile Tiere, 23,3% junge adulte, 44, 6% reife adulte und 10,1% geriatrische adulte Tiere.
Insgesamt wurden 30,3% der Katzen und 26,3% der Hunde als übergewichtig oder adipös beurteilt (BCS 4 oder 5). Tiere mit den hier im Fokus stehenden chronischen Erkrankungen waren in der Regel übergewichtig oder adipös, wobei die Prävalenz von Übergewicht/Adipositas bei Tieren mit der jeweiligen chronischen Erkrankung höher war als bei Tieren ohne die chronische Erkrankung (Tabelle 1). Bei kastrierten Tieren bestand eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine der betrachteten Erkrankungen zu diagnostizieren als bei intakten Tieren (p < 0,0001 bei jedem Vergleich; Tabelle 2), wobei die Prävalenzraten bei Katzen deutlich höher lagen als bei Hunden. Das relative Risiko für Übergewicht oder Adipositas bei Tieren mit diagnostizierter chronischer Erkrankung gegenüber Tieren ohne diagnostizierte chronische Erkrankung lag für Osteoarthritis, Herzerkrankung und Diabetes mellitus bei Katzen bei 1,39; 1,05 bzw. 1,79 und bei Hunden bei 1,97; 1,55 bzw. 2,09. Das nur bei Hunden berechnete relative Risiko für Hypothyreose lag bei 2,73. Da ein Zusammenhang zwischen Reproduktionsstatus und Übergewicht/Adipositas besteht, wurden die Berechnungen um den Faktor Reproduktionsstatus bereinigt. Kurz zusammengefasst erfolgte dazu eine Berechnung des relativen Risikos, mit einer gegebenen Erkrankung übergewichtig/adipös zu sein für die kastrierte Population und für die intakte Population. Anschließend wurden beide Berechnungen kombiniert, um das berichtigte relative Risiko zu ermitteln. Dieser gewichtete Mittelwert der beiden Risikogruppen führte zu einer Verringerung des relativen Risikos für Übergewicht/Adipositas im Zusammenhang mit jeder untersuchten chronischen Erkrankung. Mit Ausnahme der felinen Herzerkrankungen (p = 0,75) hatten Tiere mit den chronischen Erkrankungen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, in den medizinischen Unterlagen als übergewichtig oder adipös geführt zu werden (p < 0,0001).
Erkrankung |
Gesamtprävalenz der Erkrankung in der Katzen-population |
% Katzen mit der genannten Erkrankung, die übergewichtig oder adipös waren |
% Katzen ohne die genannte Erkrankung, die übergewichtig oder adipös waren |
Gesamtprävalenz der Erkrankung in der Hunde-population |
% Hunde mit der genannten Erkrankung, die übergewichtig oder adipös waren |
% Hunde ohne die genannte Erkrankung, die übergewichtig oder adipös waren |
---|---|---|---|---|---|---|
Osteoarthritis |
0,7 % |
41,9 % |
30,2 % |
3,0 % |
50,2 % |
25,5 % |
Herzerkrankung |
0,1 % |
31,8 % |
30,3 % |
0,3 % |
40,6 % |
26,3 % |
Diabetes mellitus |
0,9 % |
54,0 % |
30,0 % |
0,3 % |
54,7 % |
26,2 % |
Hypothyreose |
--- |
--- |
--- |
0,6 % |
71,0 % |
26,0 % |
Erkrankung |
Katzen (n = 463.802)
RR der Diagnose der chronischen Erkrankung nach Reproduktionsstatus (kastriert vs. intakt)
|
Katzen (n = 463.802)
RR von Übergewicht/Adipositas, wenn auch die chronische Erkrankung diagnostiziert ist, um den Reproduktionsstatus bereinigt |
Hunde (n = 2.281.039)
RR der Diagnose der chronischen Erkrankung nach Reproduktionsstatus (kastriert vs. intakt) |
Hunde (n = 2.281.039)
RR von Übergewicht/Adipositas, wenn auch die chronische Erkrankung diagnostiziert ist, um den Reproduktionsstatus bereinigt |
---|---|---|---|---|
Übergewicht/ Adipositas |
5,60 (5,42 ; 5,79) | --- |
3,11 (3,09 ; 3,14)
|
--- |
Osteoarthritis |
8,60 (6,45 ;11,47) | 1,26 (1,21 ; 1,32) | 4,00 (3,89 ; 4,11) | 1,72 (1,70 ; 1,73) |
Herzerkrankung |
3,10 (2,10 ; 4,60) | 0,98 (0,87 ; 1,10) | 1,72 (1,62 ; 1,83) | 1,44 (1,40 ; 1,48) |
Diabetes mellitus |
5,03 (4,18 ; 6,05) | 1,65 (1,61 ; 1,70) | 3,50 (3,22 ; 3,81) | 1,84 (1,80 ; 1,88) |
Hypothyreose |
--- |
--- |
4,32 (4,05 ; 4,60) |
2,38 (2,36 ; 2,41) |
Übergewichtige und adipöse Hunde und Katzen haben ein höheres Risiko für spezifische chronische Erkrankungen, die sowohl die Lebensqualität der Tiere als auch ihrer Besitzer beeinträchtigen können. Der Anteil der in den Banfield-Tierkliniken vorgestellten Patienten mit den ausgewählten chronischen Erkrankungen am Gesamtpatientengut ist gering. Obgleich ein hoher Anteil der bei Banfield vorgestellten Patienten jung ist, entspricht die hier beschriebene niedrige Prävalenz dieser chronischen Erkrankungen in etwa den auch in früheren Untersuchungen beschriebenen Prävalenzen 1 2 3 7. Multivariate Analysen sind notwendig, um die Zusammenhänge zwischen diesen Erkrankungen und Übergewicht/Adipositas vollständig zu charakterisieren, potenzielle Störfaktoren zu kontrollieren und andere Risikofaktoren wie Geschlecht, Alter und Rasse zu berücksichtigen 1 2 5 6. Da es sich bei dieser Untersuchung um eine Querschnittsstudie handelt, kann nicht bestimmt werden, ob die chronischen Erkrankungen der Entstehung des Übergewichts bzw. der Adipositas vorausgingen, sich gleichzeitig entwickelten oder erst danach entstanden. Die in dieser umfassenden Populationsstudie festgestellten signifikanten Zusammenhänge sprechen jedoch dafür, dass die Diagnose bestimmter chronischer Erkrankungen für den Tierarzt eine hervorragende Gelegenheit bietet, um Patientenbesitzer über die wichtige Bedeutung der Ernährung und der Gewichtskontrolle für eine Senkung zahlreicher mit Übergewicht und Adipositas assoziierter Gesundheitsrisiken aufzuklären.
Emi Kate Saito
Dr. Saito schloss ihr Studium 1997 an der veterinärmedizinischen Fakultät der University of Pennsylvania ab. Im Jahr 2001 erhielt sie einen Master’s Degree Mehr lesen
Ernährungswissenschaftler und Tierärzte interessieren sich bereits seit vielen Jahren für Fasern als Bestandteile von Tiernahrungen oder als diätetische Supplemente.
Tierärzte und die Mitarbeiter des Praxisteams werden täglich mit Fragen und Kommentaren von Besitzern über verschiedenste Aspekte der Ernährung und Fütterung von Hunden und Katzen konfrontiert.
Warum ist es wichtig, den Energiegehalt von Tiernahrungen zu kennen?
Oft schaffen sich Menschen Haustiere in erster Linie zur Befriedigung eigener psychologischer Bedürfnisse an, wie zum Beispiel dem Wunsch nach einem Gefährten.