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Veterinary Focus

Ausgabe nummer 24.3 Ernährung

Berechnung des Energiegehalts von Tiernahrung

veröffentlicht 10/03/2021

Geschrieben von Richard Butterwick

Auch verfügbar auf Français , Italiano , Română , Español , English und ภาษาไทย

Warum ist es wichtig, den Energiegehalt von Tiernahrungen zu kennen? Wenn der Energiegehalt der Nahrung(en) sowie die Menge der aufgenommenen Nahrung(en) bekannt ist, können wir bestimmen, wie viel Energie ein Hund oder eine Katze zu sich nimmt. 

Veterinary Focus guide… Berechnung des Energiegehalts von Tiernahrung

Einleitung

Warum ist es wichtig, den Energiegehalt von Tiernahrungen zu kennen? Wenn der Energiegehalt der Nahrung(en) sowie die Menge der aufgenommenen Nahrung(en) bekannt ist, können wir bestimmen, wie viel Energie ein Hund oder eine Katze zu sich nimmt. Der Tierarzt erhält dadurch die Möglichkeit, Besitzern sehr viel präzisere Fütterungsempfehlungen zu geben. Besonders wichtig sind solche Empfehlungen für Besitzer, die im Begriff sind, die Ernährung ihres Tieres umzustellen oder mehrere Nahrungen füttern. Besitzer können zum Teil nicht richtig einschätzen, dass sich die Fütterungsempfehlungen verschiedener Tiernahrungshersteller unterscheiden, und dass verschiedene Hersteller bei der Ermittlung des Energiegehaltes von Tiernahrungen zum Teil unterschiedliche Ansätze verfolgen.

Ist der Energiegehalt einer Tiernahrung bekannt, so bedeutet dies auch, dass verschiedene Nahrungen sehr genau miteinander verglichen werden können. Durch den Bezug auf einen fixen Energiegehalt (z. B. g Nährstoff/100 kcal) können wir den Nährstoffgehalt und andere Faktoren, wie zum Beispiel die Kosten von Tagesrationen sehr unterschiedlicher Tiernahrungen miteinander vergleichen. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise auch diesbezügliche Unterschiede zwischen einer Feuchtnahrung und einer Trockennahrung präzise beurteilen. Einige Tiernahrungshersteller machen Angaben zum Energiegehalt ihrer Produkte. Jedoch die hierfür maßgeblichen gesetzlichen Vorgaben unterscheiden sich von Land zu Land, und eine allgemein anerkannte Standardmethode für die Berechnung des Energiegehaltes gibt es bislang nicht. Der in Tabelle 1 erläuterte Ansatz ist ein geeigneter Weg für die Einschätzung des Energiegehaltes einer Reihe unterschiedlicher Nahrungen für Hunde und für Katzen.

 
Tabelle 1. Faktoren, die die Energiemenge in einer Tiernahrung beeinflussen.
Energieformen in der Nahrung
Der Energiegehalt einer Nahrung wird als Kilokalorien (kcal) oder Kilojoules (kJ) angegeben, wobei 1 Kilokalorie 4,182 Kilojoules entspricht. Der Energiegehalt einer Nahrung wird in der Regel auf drei unterschiedlichen Ebenen betrachtet.
  • Bruttoenergie (Gross Energy; GE): Gesamte (thermische) Energie, die die Nahrung bei vollständiger Oxidation (Verbrennung) freisetzt. Eine Nahrung kann zwar eine hohe GE haben, aber dennoch unverdaulich und damit nicht nutzbar für das Tier sein.
  • Verdauliche Energie (Digestible energy; DE): Energiemenge, die vom Tier verdaut und absorbiert wird. Sie entspricht der Bruttoenergie abzüglich der fäkalen Verluste. Verfügbar für das Tier ist jedoch nicht die gesamte verdauliche Energie, da ein Teil durch energiehaltige Ausscheidungen mit dem Harn verloren geht.
  • Metabolisierbare Energie (ME): Die Energie der Nahrung, die vom Gewebe verbraucht wird. Sie wird berechnet durch Abzug der Energieverluste über den Harn von der verdaulichen Energie. Es handelt sich um die aussagekräftigste Angabe der Nahrungsenergie, da sie die Energie repräsentiert, die dem Tier tatsächlich zur Verfügung steht.

 

Tiernahrungen unterscheiden sich unter anderem hinsichtlich der enthaltenen Energiemenge, die in erster Linie von der enthaltenen Menge an Feuchtigkeit, Protein, Fett und Kohlenhydraten abhängt sowie im Falle der Makronährstoffe auch von deren Verdaulichkeit. Typische Trockennahrungen besitzen eine höhere Energiedichte als Feuchtnahrungen. Der Energiegehalt von Feuchtnahrungen liegt in der Regel im Bereich von 70 bis 130 kcal/100 g Nahrung, während Trockennahrungen meist 280 bis 480 kcal /100 g Nahrung aufweisen.

Bestimmung der metabolisierbaren Energie (ME) einer Tiernahrung

Der Goldstandard für die Messung der ME ist die Durchführung einer Fütterungsstudie (Verdaulichkeitsstudie). Es handelt sich hierbei jedoch um eine sehr zeit- und kostenintensive Untersuchung, und zahlreiche Tiernahrungshersteller besitzen weder die erforderliche Expertise noch die Ressourcen für die Durchführung solcher Studien. Prädiktive mathematische Formeln („Schätzgleichungen“) sind eine Alternative zu solchen Fütterungsstudien und können gute Schätzwerte der ME einer Tiernahrung liefern. Zur Verfügung steht eine ganze Reihe verschiedener prädiktiver Formeln, die alle nach einem ähnlichen Prinzip arbeiten. Sie basieren auf der in der Nahrung vorhandenen Menge an Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten und jeweils verschiedene Koeffizienten (und in einigen Fällen auch andere Faktoren), um die Verdaulichkeit der Nahrung zu berücksichtigen. 

Interpretation von Nährstoff- und Energieangaben auf Tiernahrungsetiketten

Die Beschriftungen von Tiernahrungen können Auskunft über einige, aber nicht alle diese Informationen liefern. Dabei muss zunächst überprüft werden, ob die Nährstoffwerte in %-Einheiten oder in der Einheit g/100g Nahrung angegeben sind. Darüber hinaus muss sichergestellt sein, dass es sich bei den angegebenen Werten um typische oder durchschnittliche Werte des jeweiligen Nährstoffes handelt, denn gelegentlich werden auch alternative Werte angegeben, wie zum Beispiel garantierte Mindest- oder Höchstmengen, die für eine Berechnung des Energiegehaltes nicht geeignet sind. Ist unklar, auf was sich die auf dem Etikett angegebenen Werte beziehen, ist es immer ratsam, direkt beim Hersteller nachzufragen.

Voraussetzung für die Anwendung einer prädiktiven Formel sind die folgenden Angaben. Wie oben erwähnt, müssen diese Werte in Prozent oder als g /100 g angegeben sein. Zu beachten ist auch, dass die Kohlenhydratfraktion (Stickstofffreier Extrakt = Nitrogen Free Extrakt oder NFE) nicht direkt gemessen werden muss, sondern auch berechnet werden kann (Tabelle 2).

  • Feuchtigkeit
  • Protein
  • Fett
  • Kohlenhydrate* (NFE)
  • Rohasche **
  • Rohfaser

* kann aus den Werten anderer Nährstoffe errechnet werden.
** gelegentlich als „anorganische Substanz” bezeichnet.

 
Tabelle 2. Berechnung des Energiegehalts 1 .
Schritt 1: Berechnung des Kohlenhydratgehaltes (NFE-Anteil) der Nahrung Kohlenhydrate (g/100g) = 100 – (Feuchtigkeit + Protein + Fett + Rohasche + RF)
Schritt 2: Berechnung der Bruttoenergie (GE) GE (kcal/100g) = (5,7 x Protein) + (9,4 x Fett) + (4,1 x [NFE + RF])

Schritt 3: Berechnung der prozentualen Verdaulichkeit

(Bitte beachten: Es gibt unterschiedliche Formeln für Hunde und Katzen)

Katze: % Energieverdaulichkeit = 87,9 – [(0,88 x RF x 100)/(100 – % Feuchtigkeit)]
Hund: % Energieverdaulichkeit = 91,2 – [(1,43 x RF x 100)/(100 – % Feuchtigkeit)]
Schritt 4: Berechnung der verdaulichen Energie (DE) DE (kcal/100g) = GE (aus Schritt 2) x % Energieverdaulichkeit (aus Schritt 3)/100

Schritt 5: Berechnung der ME

(Bitte beachten: Es gibt unterschiedliche Formeln für Hunde und Katzen)

Katze: ME (kcal/100g) = DE (aus Schritt 4) – (0,77 x Protein)
Hund: ME (kcal/100g) = DE (aus Schritt 4) – (1,04 x Protein)

Abkürzungen: GE = Gross Energy (Bruttoenergie) - DE = Digestible Energy (Verdauliche Energie) - ME = Metabolisierbare Energie - RF = Rohfaser - NFE = Nitrogen Free Extract (Stickstofffreier Extrakt)

 

NEU bei Royal Canin: Eine App zur Berechnung der metabolischen Energiedichte von Hunde-und Katzennahrungen anhand der analytischen Bestandteile der Nahrung. Zum Runterladen der App nutzen Sie den unten angegebenen Link.

References

  1. Nutrient requirements of dogs and cats (2006); National Research Council, National Academies Press, Washington DC.
Richard Butterwick

Richard Butterwick

Richard Butterwick, Global Nutrition Advisor, WALTHAM Centre for Pet Nutrition, Waltham, UK Mehr lesen

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