Einleitung
Durch Niesen versucht der Körper, reizende Substanzen oder Objekte aus der Nase zu entfernen. Es handelt sich im Allgemeinen um einen unwillkürlichen Prozess. Einige Ursachen von Niesen sind selbstlimitierend, wie zum Beispiel der Aufenthalt in einem staubigen Keller, während andere fortschreitender Natur und sogar lebensbedrohend sein können.
Aus praktischen Erwägungen erscheint es mir sinnvoll, niesende Katzen in die beiden Kategorien „einfach“ und „komplex“ zu unterteilen. Hilfreich ist dies insbesondere, wenn es um die Wahl der für eine zur Untersuchung vorgestellte Katze am besten geeigneten diagnostischen Schritte geht. „Einfache“ Fälle sind in der Regel Katzenwelpen mit geringgradigen Infektionen der oberen Atemwege, während es sich bei den „komplexen“ Fällen meist um Katzen mit chronischer Erkrankung handelt, die sich beharrlich weigert, zu heilen oder um Fälle, in denen die Ätiologie trotz umfassender Diagnostik im Dunkeln bleibt. Dieser Artikel bietet einen kurzen Überblick für den praktischen Tierarzt, dem eine niesende Katze vorgestellt wird.
Anamnestische Schlüsselfragen und klinische Untersuchung
Wie bei nahezu allen Erkrankungen ist das Signalement des Patienten bei der Beurteilung einer niesenden Katze sehr hilfreich. Weitere anamnestische Schlüsselfragen, die ich Besitzern betroffener Katzen stelle, umfassen die Abklärung eines Zugangs nach draußen („Outdoor“-Katze?) oder eines möglichen Kontaktes zu anderen Katzen, aber auch die Dauer der klinischen Symptome, den allgemeinen Appetit des Patienten und seinen Aktivitätslevel sowie den Erfolg etwaiger vorangegangener Behandlungen. Wichtig ist zudem die Klärung der Frage, ob Nasenausfluss vorhanden ist, welche Charakteristika dieser aufweist und ob es sich um einoder beidseitigen Ausfluss handelt.
Fieber kann die Diagnose eines infektiösen Geschehens stützen, wobei virale Infektionen häufig mit höherem Fieber einhergehen. Eine Asymmetrie im Gesicht und ein fehlender Atemluftstrom aus einem oder aus beiden Nasenlöchern unterstützen die Diagnose einer Obstruktion der Nase. Hochgradige Zahnerkrankungen oder oronasale Fisteln können den therapeutischen Schwerpunkt in Richtung einer Behandlung zugrunde liegender Zahnund/oder Maulhöhlenerkrankungen verschieben. Vergrößerte Mandibularlymphknoten können ein Hinweis auf eine Infektion (z. B. Cryptococcus spp.) oder ein tumoröses Geschehen sein. Bei niesenden Katzen mit akutem, signifikantem Gewichtsverlust oder schlechtem Allgemeinzustand besteht der Verdacht auf eine schwerwiegendere systemische Erkrankung.
Potenzielle Ätiologien
Niesen kann unzählige potenzielle Ursachen haben, die grob in die folgenden Unterkategorien eingeteilt werden können.
- Fremdkörper/Irritanzien. Zu dieser Kategorie gehören inhalierte Fremdkörper wie Cuterebra-Larven oder Grashalme (Abbildung 1). Nasale Fremdkörper als Ursache von Niesen werden häufiger bei Katzen mit Freigang festgestellt und treten vorwiegend in den wärmeren Monaten des Jahres auf. Die klinischen Symptome sind tendenziell perakuter Natur, und begleitendes Würgen ist ein häufiger Befund. Viele Fälle sind selbstlimitierend und heilen in der Folge rasch ab. Ist dies nicht der Fall, sollten weiterführende diagnostische Maßnahmen eingeleitet werden, die mindestens eine Untersuchung der Maulhöhle unter Sedierung und gegebenenfalls eine Nasenspülung umfassen 1.