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Veterinary Focus

Ausgabe nummer Zahnheilkunde

Zahngesundheit – Aufklärung von Tierhalter*innen über den Zahnfleischrand hinaus

veröffentlicht 14/03/2025

Geschrieben von Joseph E. Bend

Auch verfügbar auf Français , Italiano , Español und English

Die Aufklärung von Tierhalter*innen über die besten Möglichkeiten für den langfristigen Erhalt der Maulhöhlen- und Zahngesundheit ihrer Tiere kann und sollte in jeder Kleintierpraxis oberste Priorität besitzen.

Eine Nahaufnahme des Mauls eines Hundes beim Zähneputzen. Das Bild zeigt, wie die Zahnbürste in einem 45-Grad-Winkel gehalten wird.

Kernaussagen

Die Parodontalerkrankung ist das am weitesten verbreitete Problem der Maulhöhlen- und Zahngesundheit bei Hunden und Katzen.


Maulhöhlen- und Zahnpflegesprechstunden, die von TFAs durchgeführt werden, können dazu beitragen, Tierhalter*innen über die Gesunderhaltung von Maulhöhle und Zähnen ihrer Tiere aufzuklären und den Druck in der Praxis durch Delegation zu verringern.


Es gibt verschiedene Techniken der häuslichen Maulhöhlen- und Zahnpflege, an erster Stelle wird aber tägliches Zähneputzen empfohlen, um ein gesundes Zahnfleisch zu erhalten.


Die häusliche Maulhöhlen- und Zahnpflege ersetzt nicht die professionelle Zahnsteinentfernung mit Politur, die integraler Bestandteil der Empfehlungen zur regelmäßigen Maulhöhlen- und Zahnpflege sein sollten.


Einleitung

Die Lebensqualität unserer Haustiere verbessert sich ständig und die präventive Gesundheitsvorsorge ist heute einer der zentralen Schwerpunkte in der modernen Kleintiermedizin. Denn Prävention ist die wichtigste Schutzmaßnahme für eine wirksame Reduzierung von Prävalenz, Schweregrad und Auswirkungen zahlreicher Erkrankungen. Im Mittelpunkt der präventiven Gesundheitsfürsorge in der Kleintierpraxis steht derzeit die Maulhöhlen- und Zahngesundheit, und wie die heute sehr weit verbreitete und konsequente Durchführung von Impfungen und antiparasitären Behandlungen zeigt, kann die Aufklärung von Tierhalter*innen durch TFAs in entscheidendem Maße dazu beitragen, die Compliance zu fördern 1.

Parodontalerkrankung 

Hunde und Katzen können eine Vielzahl von Problemen der Maulhöhlen- und Zahngesundheit aufweisen, die leider regelmäßig übersehen werden, da Tiere oft sehr geschickt darin sind, Schmerzen im Bereich der Maulhöhle zu verbergen. Hinzu kommt, dass viele Tierhalter*innen bestimmte Verhaltensänderungen dem zunehmenden Alter ihres Tieres zuschreiben und nicht etwa mit einem Problem im Bereich der Maulhöhlen- und Zahngesundheit in Verbindung bringen 2. Das Bewusstsein für orale Gesundheitsvorsorge bei Haustieren ist unter Tierhalter*innen also relativ gering, während die Prävalenz von Problemen der Maulhöhlen- und Zahngesundheit nach wie vor sehr hoch ist. Die präzisen Zahlen hierzu variieren zwar zwischen verschiedenen renommierten Studien, das Hauptproblem der Maulhöhlen- und Zahngesundheit bei Kleintieren – also die Parodontalerkrankung – wird aber bei etwa 90 % aller über 1 Jahr alten Hunde und bei 70 % der über 3 Jahre alten Katzen beschrieben 3. Besonders anfällig für diese Erkrankung sind kleinere Hunderassen und orientalische Katzenrassen.

Zentraler Punkt der Pathogenese dieser Erkrankung ist eine entzündliche Zerstörung des Zahnhalteapparates (Parodontium), bestehend aus Zahnfleisch (Gingiva), Wurzelzement, Wurzelhaut und Alveolarknochen, dessen Aufgabe im gesunden Zustand darin besteht, jede Zahnwurzel fest in ihrem individuellen Zahnfach im Kieferknochen zu verankern 4. Die Oberfläche der Zahnkrone wird von einem hauchdünnen Film aus Speichelglykoproteinen, dem Schmelzoberhäutchen (Pellicula dentis) überzogen, das den Zahn vor Abrieb und Säuren schützt. Leider zieht die Pellicula dentis aber auch Bakterien aus der Maulflora an, die sich zusammen mit Nahrungsresten auf der Zahnoberfläche anheften und einen als Plaque bezeichneten Biofilm bilden. Die fortschreitende Mineralisierung persistierender Plaque führt schließlich zu bakterienreichen Zahnsteinablagerungen an der Zahnoberfläche (Abbildung 1) 2. Die zunehmende Belastung durch bakterielle Toxine löst eine lokale Entzündungsreaktion (Parodontitis) aus, die das parodontale Gewebe allmählich zerstört und zu einem fortschreitenden Attachmentverlust, also einer Zerstörung des Zahnhalteapparates führt.

Der Schweregrad einer Parodontalerkrankung kann objektiv eingestuft werden (Tabelle 1), um so die Patientenüberwachung zu standardisieren und die im Einzelfall am besten geeigneten Behandlungsoptionen zu ermitteln. Von den fünf Schweregraden wird das Stadium 1 (etablierte Gingivitis) im Allgemeinen als Vorstufe bezeichnet, da die Zähne hier noch nicht von einem definierten Attachmentverlust bedroht sind. Wird eine Gingivitis zu diesem frühen Zeitpunkt erkannt, ist sie gut therapierbar und kann mit wirksamen Maßnahmen der Maulhöhlen- und Zahnpflege rückgängig gemacht werden 5.

 

Tabelle 1. Diagnose und Klassifikation der Parodontalerkrankung (modifiziert nach 11). Die Stadieneinteilung bezieht sich auf den einzelnen Zahn. Erschwert wird die Klassifikation dadurch, dass verschiedene Zähne eines Patienten zu unterschiedlichen Graden von Parodontalerkrankung betroffen sein können.

Stadium 0 – Gesunde Gingiva  Normale, feste Gingiva mit glattem Erscheinungsbild; sehr wenig Plaque oder Zahnstein 
Stadium 1 – etablierte Gingivitis Rötung und Schwellung der Gingiva; unterschiedliche Mengen an Plaque und Zahnstein
Stadium 2 – geringgradige Parodontitis Zahnfleischentzündung, Verlust der Zahnfleischkontur um die Zahnkrone, Zahnfleischrückgang und größere Zahnsteinmengen
Stadium 3 – mittelgradige Parodontitis Weitere Zahnfleischentzündung und Zahnfleischrückgang mit signifikanter Zahnsteinbildung
Stadium 4 – hochgradige Parodontitis Hochgradige Zahnfleischentzündung und Zahnsteinbildung, möglicherweise mit sichtbarem Knochen, Freilegung der Furkation, Freilegung der Zahnwurzel, Zahnlockerung, blutendes Zahnfleisch und eitriges Sekret

Ein Blick aus der Nähe auf das Maul eines Hundes während einer oralen Untersuchung: Auf den Zähnen des Hundes ist Zahnstein sichtbar und es entwickelt sich eine Gingivitis.

Abbildung 1. Mittelgradige Zahnsteinbildung und daraus resultierende Gingivitis bei einem adulten Hund.
© Joseph E. Bend

Sprechstunden für die Maulhöhlen- und Zahnpflege

Tierärztliche Praxen und Kliniken können Tierhalter*innen auf relativ einfache Weise wichtige Kenntnisse und Techniken zur Überwachung und zum Erhalt der Maulhöhlen- und Zahngesundheit ihrer Tiere vermitteln. Oft sorgen jedoch zeitlicher und finanzieller Druck dafür, dass Praxen diesen Anforderungen nicht im erforderlichen Maße gerecht werden können. Spezielle Sprechstunden für die Maulhöhlen- und Zahnpflege als spezifisches Angebot einer veterinärmedizinischen Leistung durch TFAs können diese Hürden in vielen Fällen überwinden und das Praxisteam und den Praxisalltag durch gezielte Delegation dieser Aufgaben in erheblichem Maße entlasten 6. Solche Sprechstunden bieten TFAs zudem die Möglichkeit, ihre berufliche Rolle zu finden und eine größere Arbeitszufriedenheit zu erreichen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass TFAs die Ätiologie und die Pathogenese häufiger Erkrankungen der Maulhöhle und der Zähne umfassend verstehen, und dabei auf das reichhaltige und wachsende Angebot an Lehrmaterialien zurückgreifen können 1,5.

Überwindung von Hindernissen

Eine Sprechstunde für die Maulhöhlen- und Zahnpflege dient dazu, den Patienten zu beurteilen, Empfehlungen auszusprechen und Tierhalter*innen entsprechend aufzuklären und zu schulen. Ein häufiges Hindernis im Zusammenhang mit Angeboten zur präventiven Gesundheitsvorsorge in der tierärztlichen Praxis besteht jedoch darin, Tierhalter*innen davon zu überzeugen, einen ersten Termin zu vereinbaren und diesen auch tatsächlich wahrzunehmen. Besonders deutlich wird diese Problematik, wenn es um Sprechstunden für die Maulhöhlen- und Zahnpflege geht, da Tierhalter*innen gesundheitliche Probleme im Zahn- und Maulhöhlenbereich wie oben erwähnt vielfach gar nicht als solche wahrnehmen und deshalb oft auch nicht aktiv nach entsprechenden Lösungen suchen. Eine Aufklärung über die wichtige Bedeutung der Maulhöhlen- und Zahngesundheit bei Tieren sollte daher unbedingt bereits beim allerersten Besuch in der Praxis in Angriff genommen werden. Da TFAs häufig in die Beratungen und Sprechstunden für Erstimpfungen eingebunden sind, können sie bereits bei diesen ersten Terminen wichtige Grundlagen für eine langfristig gute Maulhöhlen- und Zahngesundheit legen 6. Gleichzeitig sollten zu diesem Zeitpunkt bereits nachfolgende Sprechstunden für die Maulhöhlen- und Zahnpflege empfohlen werden, entweder standardisiert im Sinne regelmäßiger Nachkontrollen oder zusätzlich, wenn ein größeres Maß an Beratung und Unterstützung erforderlich scheint. Die Social-Media-Plattformen der Praxis sind hier ein wertvolles digitales Marketinginstrument zur Schärfung des Bewusstseins für Gesundheitsvorsorge bei Haustieren und um auf spezielle Sprechstunden für die Maulhöhlen- und Zahnpflege hinzuweisen.

Viele Tierhalter*innen adulter Tiere nehmen regelmäßig Termine in ihrer tierärztlichen Praxis wahr, zum Beispiel für Auffrischungsimpfungen, Gesundheitschecks, Kontrolluntersuchungen oder die Überprüfung aktueller Medikationen. Alle diese Termine sind hervorragende Gelegenheiten für regelmäßige Untersuchungen der Maulhöhle und der Zähne, in deren Rahmen dann beurteilt werden kann, ob ein Patient ein geeigneter Kandidat für eine zusätzliche spezielle Sprechstunde für die Maulhöhlen- und Zahnpflege ist 6. Falls erforderlich kann bei diesen Terminen auch eine tierärztliche Diagnose etwaiger Erkrankungen der Maulhöhle oder der Zähne (z. B. Parodontalerkrankung) gestellt werden, bevor ein zahnmedizinischer Eingriff geplant oder ein Termin für eine spezielle Sprechstunde für die Maulhöhlen- und Zahnpflege vereinbart wird. Wichtig ist dies vor allem deshalb, weil TFAs aus rechtlichen Gründen (abhängig von der Gesetzgebung des jeweiligen Landes) in der Regel keine Diagnosen stellen dürfen. Die Häufigkeit der Empfehlungen solcher speziellen Sprechstunden für die Maulhöhlen- und Zahnpflege und die tatsächliche Wahrnehmung dieser Termine durch die Tierhalter*innen können mit Hilfe des Praxisverwaltungssystems verfolgt werden, um die Performance der Praxis in diesem Bereich zu überprüfen.

Vorbericht

Zu Beginn der Sprechstunde für die Maulhöhlen- und Zahnpflege sollten TFAs zunächst den Vorbericht des Patienten erheben. Um ein kohärentes Vorgehen in der Praxis sicherzustellen, sollte ein Vorbericht immer erhoben werden, unabhängig davon, ob es sich um einen Ersttermin oder eine Nachuntersuchung handelt. Die anamnestischen Fragen an den Tierhalter oder die Tierhalterin konzentrieren sich darauf, allmähliche, schleichende Veränderungen des Verhaltens oder plötzliche Verhaltensänderungen des Tieres zu erkennen, wie in Tabelle 2 dargestellt.

 

Tabelle 2. Wichtige Punkte des Vorberichts in der Sprechstunde für die Maulhöhlen- und Zahngesundheit.

  • Aktuelles Allgemeinbefinden
  • Appetitveränderungen? Fällt Futter aus dem Maul? Hypersalivation?
  • Halitosis?
  • Merklicher Gewichtsverlust?
  • Veränderungen der Häufigkeit der Fellpflege oder des Fellzustands?
  • Weniger Interesse an Spielzeug, hartem Futter oder der Jagd (Katzen)?
  • Wie sieht die aktuelle häusliche Zahnpflege aus? Häufigkeit? Produkte? 

 

Orofaziale Untersuchung

Eine effektive orofaziale Untersuchung, also die Untersuchung von Gesicht und Maulhöhle, bildet die Basis jeder Sprechstunde für die Maulhöhlen- und Zahnpflege, vorausgesetzt, die Untersuchung ist sicher durchführbar und löst keinen unnötigen Stress oder Unbehagen beim Patienten aus, da dies zu einem zurückhaltenden oder abwehrenden Verhalten bei zukünftigen Untersuchungen führen könnte 7. Einige Tiere tolerieren nur die Nähe ihrer Tierhalter*innen, die diese Untersuchung dann unter eindeutiger Anleitung der TFAs durchführen können 2. Hilfreich ist hierbei die Verwendung einer klar strukturierten und leicht zugänglichen Checkliste zur Identifizierung häufiger Anomalien im Bereich von Maulhöhle und Zähnen (Tabelle 3). Sämtliche Befunde sollten unter Verwendung des modifizierten Triadan-Schemas zur numerischen Bezeichnung der Zähne genau erfasst und dokumentiert werden.

Bei der Untersuchung der intraoralen Anatomie von Katzen, kleinen Hunden oder nervösen Patienten können Wattestäbchen und Zungenspatel anstelle von Fingern und Händen verwendet werden, um die Lippen und Wangen des Patienten sicher zurückzuziehen und eine bessere Sicht auf die zu untersuchenden Strukturen zu ermöglichen (Abbildung 2). Jeder Schritt der orofazialen Untersuchung sollte mit den Tierhalter*innen besprochen werden, um deren Verständnis, Bewusstsein und Mitwirkung zu fördern.

 

Tabelle 3. Leitfaden für die orofaziale Untersuchung.

Überprüfen:

  • Asymmetrie des Gesichts: Muskelschwund, Schwellungen
  • Palpation der submandibulären Lymphknoten
  • Beurteilung der Okklusion
  • Vollständigkeit des Gebisses für das entsprechende Lebensstadium/persistierende Milchzähne
  • Grad der Gingivitis und Zahnsteinbildung anhand eines spezifischen Klassifizierungsindexes
  • Zahnfleischrückgang oder Zahnfleischulzeration
  • Fehlende, gelockerte oder verfärbte Zähne
  • Zahnfrakturen oder Zahnabnutzung
  • Halitosis
  • Orale Zubildungen

 

Plaque-anzeigende Färbelösungen, die entlang der Zahnoberflächen aufgetragen werden, sind ein äußerst wertvolles Hilfsmittel, um Tierhalter*innen die aktuell vorhandenen Plaque-Ansammlungen bei ihrem Tier zu veranschaulichen 6. Durch wiederholte Plaque-Anfärbung bei zukünftigen Kontrollterminen kann die Wirksamkeit der häuslichen Zahnpflegemaßnahmen beurteilt werden, ergänzt durch regelmäßige Fotos der Maulhöhle, zur Verfolgung und Dokumentation von Verbesserungen oder ein etwaiges Fortschreiten der Erkrankung 5. Mit Hilfe einschlägiger Ressourcen, wie zum Beispiel Postern über Fallstudien und anatomischen Modellen, können Tierhalter*innen Vergleiche zum Zustand ihrer eigenen Tiere ziehen (Abbildung 3). Diese Methoden motivieren Tierhalter*innen und eröffnen darüber hinaus Möglichkeiten für weitere gezielte Gespräche über die Maulhöhlen- und Zahngesundheit.

Ein Blick aus der Nähe in das Maul einer Katze während einer oralen Untersuchung. Der Tierarzt verwendet ein Wattestäbchen, um die Oberlippe der Katze aus dem Weg zu halten, damit er die Zähne besser sehen kann. Die Katze hat eine sichtbare Zahnfraktur und erheblichen Zahnstein.

Abbildung 2. Anwendung von Wattestäbchen zur besseren Visualisierung der Maulhöhle bei kleineren oder nervösen Patienten.
© Joseph E. Bend

Ein Tisch mit verschiedenen visuellen Hilfsmitteln für den Zahnarztbesuch, darunter ein Modell eines Hundemauls, ein Fotobuch mit Zahnbildern, eine Broschüre zur Zahnpflege und eine Zahnbürste.

Abbildung 3. Zur Strukturierung der Sprechstunde für die Maulhöhlen- und Zahngesundheit steht eine Reihe von Ressourcen zur Verfügung.
© Joseph E. Bend

Häusliche Maulhöhlen- und Zahnpflege – Zähneputzen 

Ein wichtiger Punkt der Beratung sind Empfehlungen zu wirksamen Techniken der Maulhöhlen- und Zahnpflege für zu Hause, um der Bildung und Ansammlung von Plaque und Zahnstein entgegenzuwirken, da diese zur Entwicklung der Parodontalerkrankung führen. Der Markt bietet hierfür eine Vielzahl verschiedener Produkte mit unterschiedlichen Wirkungsgraden. Die Art des zu empfehlenden Produktes orientiert sich dabei häufig am Temperament des Patienten, dem Vorbericht und den relevanten Befunden der orofazialen Untersuchung, aber auch an der Verfügbarkeit, der Motivation und den technischen Fähigkeiten der Tierhalter*innen. 

Die wirksamste Maßnahme der häuslichen Zahnpflege ist zweifellos das Zähneputzen mit einer Zahnbürste mit weichen Borsten, wie wir es aus Empfehlungen der humanen Zahnmedizin kennen 5. Dabei ist die mechanische Abriebwirkung des Bürstens für die effektive Entfernung von Plaque wichtiger als die Verwendung von Zahnpasta, wobei tierfreundliche Zahncremes mit Fleisch- oder Fischaroma im Allgemeinen dazu beitragen, dass Hunde und Katzen das Zähneputzen länger tolerieren, und dadurch eine wirksamere Plaque-Entfernung erreicht werden kann 8. Die frühzeitige Gewöhnung an das Zähneputzen bereits in einem jungen Alter erhöht die langfristige Compliance, sowohl bei den Tieren selbst als auch bei den Tierhalter*innen, da jüngere Tiere neue Erfahrungen in der Regel leichter akzeptieren 5. Dies verdeutlicht, wie wichtig es ist, die oben erwähnten Erstimpfungstermine stets mit einer Aufklärung über die Zahnpflege und die Zahngesundheit zu verbinden.

In den ersten Tagen sollten Tierhalter*innen ihr Tier zunächst die Zahnpasta beschnuppern und von der Zahnbürste oder vom Finger ablecken lassen. In der nächsten Phase werden die Lippen des Tieres sanft angehoben und die Zahnbürste (mit in die Borsten eingedrückter Zahnpasta) in kreisenden Bewegungen zunächst entlang der bukkalen Oberflächen der größten Zähne gerieben 5. Dabei wird die Zahnbürste im 45-Grad-Winkel gehalten, um auch den Sulcus gingivalis zu erreichen. In der Sprechstunde kann dies mit Hilfe anatomischer Modelle oder direkt am Tier praktisch demonstriert werden (Abbildung 4) 8. Die frühzeitige Gewöhnung an das Zähneputzen bereits in einem jungen Alter erhöht die langfristige Compliance, sowohl bei den Tieren selbst als auch bei den Tierhalter*innen, da jüngere Tiere neue Erfahrungen in der Regel leichter akzeptieren 5. Dies verdeutlicht, wie wichtig es ist, die oben erwähnten Erstimpfungstermine stets mit einer Aufklärung über die Zahnpflege und die Zahngesundheit zu verbinden.

In den ersten Tagen sollten Tierhalter*innen ihr Tier zunächst die Zahnpasta beschnuppern und von der Zahnbürste oder vom Finger ablecken lassen. In der nächsten Phase werden die Lippen des Tieres sanft angehoben und die Zahnbürste (mit in die Borsten eingedrückter Zahnpasta) in kreisenden Bewegungen zunächst entlang der bukkalen Oberflächen der größten Zähne gerieben 5. Dabei wird die Zahnbürste im 45-Grad-Winkel gehalten, um auch den Sulcus gingivalis zu erreichen. In der Sprechstunde kann dies mit Hilfe anatomischer Modelle oder direkt am Tier praktisch demonstriert werden (Abbildung 4) 8. Mit zunehmender Erfahrung der Tierhalter*innen und zunehmender Gewöhnung des Tieres können in den darauffolgenden Wochen dann schrittweise immer weitere Zähne geputzt werden. Einige Tiere tolerieren schließlich auch eine sanfte Öffnung der Maulhöhle, um die lingualen Flächen der Zähne zu putzen. Nicht zu empfehlen sind elektrische Zahnbürsten, da die zusätzlichen Geräusche und Vibrationen die Akzeptanz des Zähneputzens beim Tier negativ beeinflussen können.

Um eine dauerhafte Gesunderhaltung des Zahnfleisches sicherzustellen, ist tägliches Zähneputzen erforderlich, letztlich ist ein bisschen Zähneputzen aber immer noch besser als gar kein Zähneputzen 4. Tierhalter*innen sollten dazu ermutigt werden, sich zum Beispiel mit Hilfe des Smartphones an das regelmäßige Zähneputzen erinnern zu lassen oder die Zahnbürste ihres Tieres sichtbar im Badezimmer aufzubewahren, um beim eigenen Zähneputzen eine visuelle Erinnerung an die Zahnpflege ihres Tieres zu erhalten. Wichtig ist es schließlich, Tierhalter*innen zu raten, ihrem Tier nach dem Zähneputzen immer eine Belohnung in Form von Snacks, Spielzeug oder Bewegung anzubieten. Die Gabe von Snacks als Belohnung nach dem Zähneputzen mag zunächst kontraintuitiv erscheinen, bei einer effektiven Zahnreinigung werden in der Regel aber sehr viel größere Mengen an Plaque entfernt als durch einen einzigen Snack wieder neu gebildet werden.

Eine Nahaufnahme des Mauls eines Hundes beim Zähneputzen. Das Bild zeigt, wie die Zahnbürste in einem 45-Grad-Winkel gehalten wird.

Abbildung 4. Modifizierte Bass-Technik: Die Zahnbürste wird im 45-Grad-Winkel geführt, um den Sulcus gingivalis zu erreichen.
© Joseph E. Bend

Häusliche Zahnpflege – Adjuvante Therapien 

Der Markt bietet heute eine große Bandbreite verschiedener Produkte, die entweder als Ergänzung zum Zähneputzen oder als Ersatz verwendet werden können, wenn Tiere das Zähneputzen nicht tolerieren. Diese Methoden sind im Allgemeinen aber weniger wirksam als das mechanische Bürsten, und es liegt in der Verantwortung der TFAs, die Tierhalter*innen entsprechend aufzuklären. Letztendlich bleibt die Wahl des Produkts ihnen überlassen, Tierärzt*innen und TFAs sollten aber stets versuchen, Produkte zu empfehlen, deren Verpackung das Gütesiegel des Veterinary Oral Health Council (VOHC) trägt, da dieses eine evidenzbasierte Wirksamkeit bestätigt (Abbildung 5) 9.

Spezielle Dentalnahrungen sind so formuliert, dass insbesondere bei langfristiger Anwendung der Selbstreinigungseffekt des Kauens durch die spezifische Größe, Form und Textur der Kroketten maximiert wird 9. Weiter reduziert wird die Bildung von Zahnstein durch der Nahrung zugesetzte Bindemittel, die Kalzium aus dem Speichel binden. Nahrungs- und Trinkwasserzusätze haben ähnliche Wirkungen für den Erhalt der Maulhöhlen- und Zahngesundheit, zeichnen sich durch ihre einfache Anwendung aus und können auch dann weiter verabreicht werden, wenn das Zähneputzen zum Beispiel nach einer Zahnextraktion vorübergehend pausiert werden muss 2. Empfohlen wird eine schrittweise und/oder frühzeitige Einführung dieser Produkte, insbesondere bei Katzen, die bekanntermaßen sehr vorsichtig sind, wenn sie mit neuen oder ungewöhnlichen Aromen in ihrer Nahrung oder im Trinkwasser konfrontiert werden. Wichtig ist zudem die sorgfältige Überprüfung der Eignung solcher Produkte in jedem Einzelfall, denn zum Beispiel sind Produkten auf Seetang-Basis aufgrund ihres hohen Jodgehaltes bei Patienten mit Schilddrüsenproblemen nicht geeignet 10.

Kaustangen zur Zahnpflege werden von Hundehalter*innen sehr häufig auf täglicher Basis als kostengünstige Snacks verwendet, da sie einen guten Ruf und einen ähnlichen Wirkmechanismus wie Dentalnahrungen haben 4. Viele Hersteller haben inzwischen kalorienärmere Zahnpflegesnacks entwickelt, Tierhalter*innen müssen aber dennoch darüber aufgeklärt werden, wie sie deren Kaloriengehalt in die tägliche Kalorienzufuhr ihres Tieres einberechnen können, um eine übermäßige Gewichtszunahme zu vermeiden. Auch die Größe von Kaustangen für die Zahnpflege sollte diskutiert werden, um die Gefahr eines Verschluckens zu verringern.

Ein Bild eines Hundeknochens mit einem menschlichen Daumen, das zeigt, wie man mit dem Daumennagel einen Abdruck auf dem Knochen macht, um den entsprechenden Härtegrad zu ermitteln.

Abbildung 5. Das Label des VOHC© (Veterinary Oral Health Council) weist Kund*innen auf für Tiere empfohlene Produkte für die Maulhöhlen- und Zahnpflege hin.
© VOHC©

Häusliche Zahnpflege – Spielzeug 

Die optimale Festigkeit eines Kauartikels, eines Snacks oder eines Spielzeugs ist von grundlegender Bedeutung, um die Gefahr von Zahnfrakturen zu minimieren. Geeignete Produkte lassen sich durch leichte Einkerbung mit dem Daumennagel erkennen (Abbildung 6); auf diese Weise können häufig verwendete Produkte wie Gegenstände aus Hartplastik, Geweihe oder Knochen ausgeschlossen werden 2. Vorsicht ist auch bei der Verwendung der sehr beliebten Tennisbälle geboten, da deren Stoffbeschichtung Sand und Splitt einschließt, die zu erheblichem Abrieb der Zahnoberflächen beitragen können. Gut geeignete Alternativen sind Bälle mit glatter Oberfläche, die regelmäßig gereinigt werden können.

Ein Bild eines Hundeknochens mit einem menschlichen Daumen, das zeigt, wie man mit dem Daumennagel einen Abdruck auf dem Knochen macht, um den entsprechenden Härtegrad zu ermitteln.

Abbildung 6. Beurteilung von Zahnpflegesnacks auf angemessene Härte mit dem Daumennagel.
© Joseph E. Bend

Nachkontrollen 

Termine für Nachkontrollen können je nach Bedarf individuell vereinbart werden, um die Maulhöhlen- und Zahngesundheit des Patienten zu überwachen und die Compliance der Tierhalter*innen zu überprüfen 8. Bis sich Tierhalter*innen mit der Zahnpflege ihres Tieres sicher fühlen oder sichtbare Verbesserungen der Maulhöhlen- und Zahngesundheit zu erkennen sind, müssen entsprechende Nachkontrollen möglicherweise in kürzeren Abständen anberaumt werden. Um einen eventuell vorhandenen zusätzlichen Unterstützungsbedarf zu ermitteln, empfiehlt es sich, die Tierhalter*innen bei jedem Besuch zu bitten, anhand einer Punktebewertung anzugeben, wie sicher und vertraut sie sich mit dem Zähneputzen bei ihrem Tier fühlen. Dadurch erhalten die Tierhalter*innen auch die Möglichkeit, die Zahnpflege ihres Tieres zu reflektieren und werden ermutigt, den nächsten geplanten Termin zur Nachkontrolle wahrzunehmen.

Gegebenenfalls können TFAs auch eine Nachbetreuung per E-Mail anbieten, und den Tierhalter*innen eine Zusammenfassung der letzten Sprechstunde für die Maulhöhlen- und Zahnpflege übermitteln oder digitale Ressourcen für zu Hause zugänglich machen 7,9. Wichtig ist bei dieser Herangehensweise eine Berücksichtigung der unterschiedlichen Auffassungskapazitäten und Lernstile von Tierhalter*innen, um so die Effektivität der Sprechstunde für die Maulhöhlen- und Zahnpflege zu maximieren.

Zu beachten ist darüber hinaus, dass die häusliche Maulhöhlen- und Zahnpflege nicht als Ersatz für eine regelmäßige professionelle Zahnsteinentfernung mit Zahnpolitur betrachtet werden sollte, da nur Letztere eine wirksame und zuverlässige Reinigung des Sulcus gingivalis gewährleistet – also der primären Lokalisation für die Entstehung der parodontalen Erkrankung. Empfehlungen für eine regelmäßige Zahnsteinentfernung mit Politur in Abständen von zwei bis drei Jahren werden von Tierhalter*innen möglicherweise eher akzeptiert, wenn man einen Vergleich mit den entsprechenden Zeitplänen der Vorsorge in der menschlichen Zahnmedizin heranzieht 1. Da aber die professionelle Zahnreinigung bei Tieren immer eine Allgemeinanästhesie erfordert, scheuen viele Tierhalter*innen das Narkoserisiko und die damit verbundenen Kosten. In der Sprechstunde für die Maulhöhlen- und Zahnpflege sollte deshalb explizit darauf hingewiesen werden, dass die Einbeziehung dieser vorbeugenden Maßnahmen in die allgemeine Gesundheitsvorsorge eines Tieres darauf abzielt, die spätere Notwendigkeit komplexer zahnmedizinischer Eingriffe wie Zahnextraktionen und langwieriger Operationen zu verringern, da diese letztlich sowohl die Gesamtkosten als auch das Anästhesierisiko in signifikantem Maße erhöhen würden.

Joseph E. Bend

Das Bewusstsein für orale Gesundheitsvorsorge bei Haustieren ist unter Tierhalter*innen relativ gering, während die Prävalenz von Problemen der Maulhöhlen- und Zahngesundheit nach wie vor sehr hoch ist.

Joseph E. Bend

Schlussfolgerung

Vor dem Hintergrund der hohen Prävalenz der Parodontalerkrankung gibt es eine Reihe von Produkten und Maßnahmen zur Förderung der präventiven Maulhöhlen- und Zahnpflege bei Kleintieren. Spezielle Sprechstunden für die Maulhöhlen- und Zahnpflege bieten TFAs eine wertvolle Gelegenheit, berufliche Wertschätzung zu erhalten und Tierhalter*innen eine Fülle von Kenntnissen und Fähigkeiten in diesem zentralen Bereich der Gesundheitsfürsorge zu vermitteln. Diese Informationen unterstützen Tierhalter*innen dabei, ihre Tiere wirksam zu schützen – weit über den Zahnfleischrand hinaus. 

Literatur

  1. Putter G. Examining benefits of preventative dental care in companion animals. Vet. Times 2016;46:45.

  2. Van Velzen H. Dental Health – periodontal disease treatment and prevention. Vet. Times 2022;39:6-12.

  3. Niemiec B, Gawor J, Nemec A, et al. World Small Animal Veterinary Association Global Dental Guidelines. J. Small Anim. Pract. 2020;61:395-403. 

  4. Gorrel C, Derbyshire S. Periodontal Disease. In; Veterinary Dentistry for the Nurse and Technician. London; Elsevier Butterworth Heinemann, 2010;69-117.

  5. Bloor C. Dentistry treatments for gingivitis and periodontal disease. Vet. Nurse 2017;8:10:542-546. 

  6. Ackerman N. Dental Nurse Clinics – brushing up on your knowledge. Vet. Times 2020;9:6-7.

  7. John A. Dental disease in pet patients: importance of impacts on oral hygiene. Vet. Times 2023;3:10-13.

  8. Gorrel C, Derbyshire S. Preventative Dentistry. In: Veterinary Dentistry for the Nurse and Technician. London; Elsevier Butterworth Heinemann, 2010;109-118.

  9. Dillenberger-Kennan K. Supporting dental hygiene in dogs. Vet. Nurs. J. 2022;37:22-25. 

  10. Sweden Care Website. Proden Plaque Off. Available at: https://uk.swedencare.com/powder-dog/ Accessed Dec 19 2024. 

  11. Kirby S, Miller B. Dental and oral examination and recording. In; Reiter AM, Gracis M (eds). BSAVA Manual of Canine and Feline Dentistry and Oral Surgery 4th ed. Gloucester, BSAVA 2018;3:46. 

Joseph E. Bend

Joseph E. Bend

Joseph Bend qualifizierte sich als Registered Veterinary Nurse (RVN) mit einem Diplom für Small Animal Veterinary Nursing Mehr lesen

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