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Veterinary Focus

Ausgabe nummer 29.1 Kommunikation

Die Drei-Schritte-Konsultation bei Katzenwelpen

veröffentlicht 09/05/2019

Geschrieben von Cyril Berg

Auch verfügbar auf Français , Italiano , Português , Română , Español und English

Ausschließlich auf Katzen ausgerichtete tierärztliche Praxen werden immer populärer und Katzenbesitzer erwarten heute häufig eine patientenindividuelle Behandlung ihrer Tiere. Cyril Berg beschreibt, wie er neue Katzenwelpen in seiner Katzenpraxis empfängt.

Die Drei-Schritte-Konsultation bei Katzenwelpen

Kernaussagen

Die Bindung neuer Besitzer und ihrer Katzenwelpen an die Praxis sollte sorgfältig geplant sein, um sicherzustellen, dass alle wesentlichen Punkte der Katzenhaltung abgedeckt werden.


Das Angebot eines umfassenden präventiven Gesundheitsprogramms ist vorteilhaft für die Katzenwelpen und für die Praxis.


Einleitung

Die positive und freundliche Aufnahme eines neuen Katzenwelpen in der tierärztlichen Praxis ist aus drei Hauptgründen sehr wichtig: sie ist vorteilhaft für die zukünftige Gesundheit der Katze, sie fördert den Aufbau eines guten Verhältnisses zwischen Tier und Besitzer für deren gemeinsames Leben und sie unterstützt die Entwicklung der Praxis. Das Praxisteam muss darauf vorbereitet sein, jeden neuen Katzenwelpen mit gut etablierten Abläufen zu empfangen und willkommen zu heißen. Entscheidend ist, dass jeder Mitarbeiter seine Rolle genau kennt und weiß, wie er die richtigen Botschaften in Richtung Katzenbesitzer vermittelt.

Die verschiedenen Schritte 

Folgende Themen werden während der drei pädiatrischen Konsultationen abgedeckt.
Visite 1
Hintergrunddetails
Alter und Geschlecht
Klinische Untersuchung
Grundlagen der Ernährung
Erste Impfung
Antiparasitäre Behandlung
Infektionskrankheiten und präventive Medizin
Tipps zum Verhalten und zur Identifikation
Visite 2
Klinische Untersuchung
Überprüfung des Wachstums
Zweite Impfung
Antiparasitäre Behandlung
Tipps zum Verhalten
Visite 3
Klinische Untersuchung
Dritte Impfung (falls erforderlich)
Gute Hygiene und Gesundheit
Training
Kastration
Tipps zum Verhalten und zur Identifikation
VirusTests und Bestimmung der Blutgruppe

Box 1. Folgende Themen werden während der drei pädiatrischen Konsultationen abgedeckt.

Unsere Klinik ist als „Cat Friendly Practice“ akkreditiert. Dieses Programm hat zum Ziel, „die tierärztliche Versorgung für Katzen und ihre Besitzer weniger stressreich zu machen“ 1. Wenn sich ein Besitzer mit seinem neuen Katzenwelpen in unserer Praxis anmeldet, empfehlen wir drei halbstündige Konsultationen für den Welpen im Alter zwischen zwei und fünf Monaten im Abstand von jeweils einem Monat. Längere Konsultationen vermeiden wir, da ein Zuviel an Informationen den Besitzer überfordern könnte. Jede der drei Konsultationen hat spezifische Ziele und Inhalte (Box 1). Wenn ein geplantes Thema während einer Konsultation nicht abgedeckt wird – z.B. weil während der klinischen Untersuchung ein medizinisches Problem festgestellt wird – notiert der Tierarzt, was besprochen wurde und die Punkte, die nicht behandelt werden konnten können dann in der folgenden Konsultation diskutiert werden.

Wir ermutigen alle Besitzer, unsere umfassende medizinische Überwachungsleistung in Anspruch zu nehmen, die wir als unseren „Präventionsplan“ bezeichnen. Der Präventionsplan umfasst die drei pädiatrischen Konsultationen, Impfungen, Antiparasitika, die Kastration und eine „Katzenwelpen-Party“. Dabei handelt es sich um eine Gruppenveranstaltung speziell für Besitzer junger (2-3,5 Monate) Katzenwelpen, bei der die Besitzer Tipps bekommen, die ihnen helfen, ihre Katze besser zu verstehen und besser kennenzulernen.

Visite 1: Vorstellung der Idee der präventiven Medizin

Nachdem wir den neuen Katzenwelpen und seinen Besitzer in der Praxis empfangen und willkommen geheißen haben, beginnen wir die erste Konsultation mit der Vervollständigung der Patientenakte unter anderem mit Informationen wie: Hat der Katzenwelpe Zugang nach draußen? Was bekommt der Welpe gefüttert? Ist die Katze versichert? Anschließend besprechen wir die Prinzipien der präventiven Medizin mit dem Besitzer und erläutern, dass Katzen schnell wachsen und dass sich ihre Bedürfnisse mit dem Heranreifen zum adulten Tier verändern. Wir erklären, dass Katzen Symptome von Unwohlsein und Krankheiten sehr gut verbergen können, und dass es wichtig ist, die Prinzipien einer guten medizinischen Überwachung der Gesundheit zu verstehen. Dabei betonen wir, wie wichtig es ist, sich an das von uns empfohlene Konsultationsprogramm zu halten.

Dann stellen wir dem Besitzer unser Konzept der „Gesundheitskette“ vom Welpen- bis zum Seniorenalter der Katze vor. Dazu gehören die drei erwähnten pädiatrischen Untersuchungen, die Kastration, ein Gesundheits-Check im Alter von einem Jahr und anschließend weitere regelmäßige Untersuchungen in halbjährlichen Abständen.

Dann bestimmen wir das Alter und das Geschlecht der Katze – es ist nicht ungewöhnlich, dass ein „Kater“ eigentlich eine Kätzin ist und umgekehrt – und führen eine vollständige klinische Untersuchung durch. Vorausgesetzt, alles ist in Ordnung, erhält der Katzenwelpe nun seine erste Impfung und wird gegen Endo- und Ektoparasiten behandelt. Diese Gelegenheit nutzen wir, um dem Besitzer praktisch zu demonstrieren, wie man Arzneimittel oral eingibt und wie man den Inhalt einer Pipette (mit einem Produkt zur Flohbehandlung) auf die Haut appliziert (Abbildung 1).

 
Besitzer schätzen es, wenn der Tierarzt verschiedene Maßnahmen praktisch demonstriert, wie zum Beispiel die Applikation eines Produktes zur Flohbehandlung.
Abbildung 1. Besitzer schätzen es, wenn der Tierarzt verschiedene Maßnahmen praktisch demonstriert, wie zum Beispiel die Applikation eines Produktes zur Flohbehandlung. © Cyril Berg

Die Identifikation von Katzen ist in Frankreich obligatorisch. Wir stellen sicher, dass sich der Besitzer dieser Bestimmungen bewusst ist und empfehlen nachdrücklich das Einsetzen eines Mikrochips zur Unterstützung der Identifikation für den Fall, dass die Katze von zu Hause ausreißt und streunt. In der Regel empfehlen wir das Einsetzen des Mikrochips während der Narkose für die Kastration, um das Risiko zu minimieren, dass die Katze schlechte Erfahrungen mit der Praxis assoziiert.

Anschließend geben wir einige grundlegende Informationen zur Ernährung und weisen darauf hin, dass es eine gute Idee ist, Katzenwelpen mit Nahrung unterschiedlicher Texturen und Gerüche zu konfrontieren. Besitzer sind sich der Bedeutung der Ernährung für die Gesundheit ihrer Katzenwelpen im Allgemeinen sehr bewusst und hören deshalb in der Regel auf unsere Tipps. Tiefere Details der Ernährung besprechen wir in unserer Praxis vorzugsweise jedoch erst im Rahmen der ersten Untersuchung nach der Kastration.

Schließlich erläutern wir während der ersten Konsultation, wie man am besten mit dem Katzenwelpen spielt. Hauptgrund hierfür ist es, den Katzenwelpen davon abzuhalten, mit den Händen oder Füssen seiner Besitzer zu spielen. Ziel ist es, dass der Katzenwelpe seine Besitzer respektiert und nicht als potenzielle Beute betrachtet. Da es wichtig ist, dass sich der Welpe an menschliche Berührungen gewöhnt, raten wir dem Besitzer, seine Katze täglich sanft anzufassen. Hierzu empfehlen wir das Berühren von Maul und Zähnen (Abbildung 2), das Halten der Pfoten und das Vorstülpen der Krallen sowie das Streicheln des ventralen Abdomens und des hinteren Rückenbereiches. 

Katzen werden am besten schon im jungen Alter an das Öffnen der Maulhöhle und an das Zähneputzen gewöhnt.
Abbildung 2. Katzen werden am besten schon im jungen Alter an das Öffnen der Maulhöhle und an das Zähneputzen gewöhnt. © Cyril Berg

Visite 2: Territoriale und verhaltensbiologische Aspekte

Die zweite Konsultation beginnen wir, indem wir zusammen mit dem Besitzer den vergangenen Monat des Zusammenlebens mit dem Katzenwelpen Revue passieren lassen. Wir vergewissern uns, dass die Themen der ersten Konsultation verstanden sind, insbesondere die Art und Weise, wie man sich dem Welpen annähert und wie man im Falle einer Aggression reagiert, aber auch wie man mit der kleinen Katze spielt. Wir wiederholen die klinische Untersuchung, überprüfen, ob die Katze zufriedenstellend gewachsen ist – mit Hilfe des Body Condition Scores und des Körpergewichts – und beobachten die Fortschritte ihres Verhaltens. Falls erforderlich, können wir an dieser Stelle Änderungen empfehlen. Die zweite Impfung wird verabreicht, ebenso wie die geeigneten Antiparasitika, und wir informieren kurz über mögliche unerwünschte Nebenwirkungen.

Cyril Berg

Wir empfehlen drei halbstündige Konsultationen für Katzenwelpen im Alter zwischen zwei und fünf Monaten. Längere Konsultationen vermeiden wir, da ein Zuviel an Informationen Besitzer überfordern könnte.

Cyril Berg

Dann erläutern wir, dass Katzen territoriale Tiere sind und geben entsprechende Tipps (je nachdem, ob es sich um eine reine Wohnungskatze handelt oder ob sie Zugang nach draußen hat), zum Beispiel über die Vorteile einer Bereicherung der Umwelt. Und schließlich geben wir weitere praktische Ratschläge, zum Beispiel für das Herangehen an Probleme im Zusammenhang mit Fütterung und/oder Nahrungsaufnahme und darüber, wie man einer Katze beibringt, einen Kratzbaum zu benutzen.

Visite 3: Das Gerüst für die Zukunft

Der letzte Schritt der Konsultation für Katzenwelpen umfasst eine weitere klinische Untersuchung, sowie die Kontrolle von Wachstum und Verhalten (Abbildung 3). Je nach angewendetem Impfschema wird nun eine weitere Impfung verabreicht 2, und wir besprechen die Prinzipien einer guten Hygiene. Dazu gehören Aspekte der Haut- und Fellpflege (Bürsten, Schamponieren), das Zähneputzen, das Säubern von Ohren und Augen und das Schneiden der Krallen (Abbildung 4) (Abbildung 5).

Eine dritte vollständige klinische Untersuchung erfolgt im Rahmen der dritten pädiatrischen Konsultation zusammen mit einer Beurteilung von Wachstum und Verhalten des Katzenwelpen.
Abbildung 3. Eine dritte vollständige klinische Untersuchung erfolgt im Rahmen der dritten pädiatrischen Konsultation zusammen mit einer Beurteilung von Wachstum und Verhalten des Katzenwelpen. © Cyril Berg
Die Kontrolle des Katzenwelpen auf Flohkot kann gleichzeitig mit der praktischen Demonstration der Maßnahmen zur Fell- und Körperpflege stattfinden.
Abbildung 4. Die Kontrolle des Katzenwelpen auf Flohkot kann gleichzeitig mit der praktischen Demonstration der Maßnahmen zur Fell- und Körperpflege stattfinden. © Cyril Berg
Es empfiehlt sich, Katzenwelpen frühzeitig an das Schneiden der Krallen zu gewöhnen, wenn davon auszugehen ist, dass dies ein regelmäßiger Bestandteil der Maßnahmen zur Körperpflege sein wird.
Abbildung 5. Es empfiehlt sich, Katzenwelpen frühzeitig an das Schneiden der Krallen zu gewöhnen, wenn davon auszugehen ist, dass dies ein regelmäßiger Bestandteil der Maßnahmen zur Körperpflege sein wird. © Cyril Berg

Dann geben wir einige Tipps für das Training der Katze, zum Beispiel zur Anwendung von Futter oder Snacks, um der Katze einige einfache Kommandos beizubringen, aber auch zu einigen geeigneten Spielen und darüber, wie eine Clicker Box als Trainingshilfe eingesetzt werden kann.

Abschließend diskutieren wir das Thema Kastration und beleuchten die Vor- und Nachteile dieses Eingriffes. Dabei sollte der Besitzer alle notwendigen Informationen bekommen, um eine fundierte Entscheidung pro oder contra Kastration treffen zu können. Wir beschreiben den chirurgischen Eingriff, die Anästhesie und das Schmerzmanagement. Zudem schlagen wir vor, den Mikrochip unter der Narkose für die Kastration zu implantieren, und empfehlen FeLV- und FIV-Tests, sowie eine Bestimmung der Blutgruppe als Referenz für mögliche zukünftige Situationen.

Die erste Visite eines Katzenwelpen in der tierärztlichen Praxis ist eine ideale Gelegenheit, um den Besitzer über die bestmögliche Versorgung seines Tieres zu informieren. Der Schlüssel hierfür liegt im Konzept der präventiven Medizin mit Betonung der wichtigen Bedeutung regelmäßiger klinischer Checks über das gesamte Leben der Katze, um eine optimale Gesundheit sicherzustellen. Ein strukturiertes Herangehen an die ersten Konsultationen stellt sicher, dass alle wichtigen Aspekte der Gesundheitsfürsorge für das Tier abgedeckt werden. Dies maximiert die Wahrscheinlichkeit einer Bindung des Besitzers an die Praxis.

Literatur

  1. https://www.catvets.com/cfp/cfp Accessed 10th October 2018.

  2. Day MJ, Horzinek MC, Schultz RD, et al. Guidelines for the vaccinations of dogs and cats. J Small Anim Pract 2016;57;1. Available at; https://doi.org/10.1111/jsap.2_12431 Accessed 10th October 2018.

Cyril Berg

Cyril Berg

Dr. Berg schloss sein Studium 1998 an der Tierärztlichen Hochschule Nantes (Frankreich) ab und arbeitete über 13 Jahre in der erstversorgenden Allgemeinpraxis Mehr lesen

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