Behandlungsempfehlungen
Eine diätetische Modifikation wird empfohlen, wenn die Ernährung im Verdacht steht, eine Rolle bei der Entwicklung der Herzerkrankung zu spielen, insbesondere dann, wenn eine große Diskrepanz zwischen dem vorhergesagten und dem tatsächlichen Kalorienbedarf besteht. Der FDA-Bericht aus dem Jahr 2020 beschreibt eine Resolution oder Besserung der Erkrankung durch eine Veränderung der Ernährung, und zwei neuere Studien zeigen, dass mit getreidefreien oder mit nicht-traditionellen Nahrungen gefütterte Hunde nach einer DCM-Diagnose längere Überlebenszeiten und eine Verbesserung der Herzfunktion zeigen, wenn eine entsprechende Ernährungsumstellung Teil der Therapie ist 9,11. Tierhaltern, die vollständig auf kommerzielle Tiernahrungen verzichten möchten, sollte empfohlen werden, auf maßgeschneiderte Rezepturen für zu Hause selbst zubereitete Nahrungen zurückzugreifen, die im Idealfall von einem zertifizierten tierärztlichen Ernährungsexperten, wie zum Beispiel einem Fachtierarzt für Tierernährung und Diätetik, individuell formuliert werden. Nicht zu empfehlen sind dagegen Rezepturen aus dem Internet oder aus Büchern, da hier zahlreiche Probleme im Bereich der bedarfsgerechten Formulierung dokumentiert sind und weil in vielen Fällen die dort vertretenen Strategien für das diätetische Management spezifischer Erkrankungen nicht mehr dem aktuellen Wissensstand entsprechen.
In den USA sollte jeder Verdachtsfall einer ernährungsassoziierten dilatativen Kardiomyopathie (unabhängig vom diätetischen Vorbericht) an die FDA gemeldet werden. Für den Dobermann gibt es einen genetischen Test (über die North Carolina State University oder andere Einrichtungen), der helfen kann, die Ätiologie aufzuklären. Dabei sollte jedoch berücksichtigt werden, dass bei einem individuellen Hund mehr als eine Ursache zugrundeliegen kann.
Angiotensin Converting Enzym (ACE)-Hemmer können bei Hunden mit früher ventrikulärer Dilatation, mit oder ohne systolische Dysfunktion, hilfreich sein. Eine umfangreiche Studie über Dobermänner mit ventrikulärer Dilatation zeigt, dass ACE-Hemmer die Zeit bis zum Einsetzen einer kongestiven Herzinsuffizienz verlängern 17. In dieser Studie wurde zwar nur eine bestimmte Rasse untersucht, die Anwendung von ACE-Hemmern kann aber auch bei anderen Rassen mit okkulter DCM in Erwägung gezogen werden (z.B. Enalapril, 0,5 mg/kg PO alle 12 Std.). Dieselbe Studie zeigt darüber hinaus, dass Dobermänner nach Erreichen eines bestimmten Grades einer Herzvergrößerung und einer systolischen Dysfunktion auch von einer Behandlung mit Pimobendan (ca. 0,3 mg/kg PO, alle 12 Std.) profitieren, indem die Zeit bis zum Einsetzen einer kongestiven Herzinsuffizienz verlängert wird 17.
Pimobendan ist ein Inodilator, der seine Wirkung über die Hemmung der Phosphodiesterase III und eine Calciumsensibilisierung ausübt. In der Klinik der Autoren erhalten alle Hunde mit okkulter Kardiomyopathie sowohl Pimobendan als auch einen ACE-Hemmer, mit oder ohne Umstellung der Ernährung und Taurinsupplementierung, je nach Rasse, Taurinspiegel im Blut und diätetischem Vorbericht. Hunde mit DCM und bereits manifester kongestiver Herzinsuffizienz erhalten zusätzlich zur Behandlung mit Pimobendan und einem ACE-Hemmer auch Furosemid (und oft Spironolacton), wobei das Behandlungsschema häufig modifiziert wird, um je nach Indikation ventrikuläre Arrhythmien oder Vorhofflimmern zu behandeln.
Eine Taurinsupplementierung ist sicher und insbesondere in Fällen eines bestätigten Taurinmangels angezeigt (Dosierung: 500-1500 mg/Hund alle 12 Std.). Zusätzlich kann eine Carnitinsupplementierung in Betracht gezogen werden (50 mg/kg alle 8 Std.), deren tatsächliche Indikationen und Vorteile jedoch schwierig zu beurteilen sind, und deren Anwendung recht kostspielig sein kann. Bei Herzerkrankungen können darüber hinaus Omega-3-Fettsäuren von Vorteil sein mit einer vorgeschlagenen Gesamtdosis von 125 mg EPA + DHA kg0.75/Tag. Bei der Berechnung der Gesamtaufnahme sollte jedoch auch die Fettsäurezufuhr über andere Quellen einschließlich der Basisnahrung und jeglicher weiterer Supplemente berücksichtigt werden.
Viele Hunde mit ernährungsassoziierter DCM bessern sich unter der geeigneten Therapie mit einer Ernährungsumstellung und einer diätetischen Supplementierung. In einigen Fällen kann diese Besserung sogar recht signifikant ausfallen mit einer Umkehr der kongestiven Herzinsuffizienz bis hin zum erfolgreichen Absetzen der Arzneimittel. Dieser bei Hunden festgestellte Grad der Reversibilität entspricht der Situation bei Katzen und ist eines der definierenden Merkmale der ernährungsassoziierten caninen DCM für die differenzialdiagnostische Abgrenzung gegenüber der hereditären Form der DCM bei Hunden.