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Veterinary Focus

Ausgabe nummer 31.3 Ernährung

Nachhaltige Omega-3-Quellen (EPA/DHA) für Katzen und Hunde

veröffentlicht 05/10/2022

Geschrieben von Taoufiq Errafi

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Die Forschung hat eine neuartige Methode zur Gewinnung von Omega-3-Fettsäuren für Kleintiernahrungen entwickelt.

Credit: Shutterstock

Marine Algen wie Schizochytrium spp. produzieren die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA auf natürliche Weise mit Hilfe der Energie des Sonnenlichts

Kernaussagen

Omega-3-Fettsäuren für Kleintiernahrungen stammen normalerweise aus Fisch, dies hat aber erhebliche Auswirkungen auf unsere schwindenden marinen Ökosysteme.


Die Lösung bestand in der Entwicklung einer Technik, die Mikroalgen für die Produktion von Fettsäuren auf natürliche und nachhaltige Weise nutzt.


Einleitung

Omega-3-Fettsäuren, insbesondere Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), sind diätetische Schlüsselkomponenten, die zur Gesundheit und zum Wohlbefinden von Hunden und Katzen beitragen. Sie sind erforderlich für die Funktion verschiedener Körpersysteme, einschließlich Haut und Fell, Kognition und Immunsystem. Der Großteil der in Kleintiernahrung enthaltenen Omega-3-Fettsäuren stammt gegenwärtig aus Fisch. Nach Angaben der Vereinten Nationen ist heute aber ein Drittel des weltweiten marinen Fischbestandes überfischt oder am ökologischen Limit* – und gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Fisch für die Bereiche Aquakultur, menschliche Nahrung und Tiernahrung. Aus diesen Gründen beschlossen Mars und Royal Canin bereits vor mehr als zehn Jahren, dass die Fettsäuren EPA und DHA Schlüsselnährstoffe sind, die für die Zukunft gesichert und auf nachhaltige Weise gewonnen werden müssen, und bekannten sich im Jahr 2010 öffentlich zu diesem Grundsatz. Dieses Bekenntnis führte zu innovativer Forschung!

* https://www.un.org/en/chronicle/article/achieving-and-maintaining-sustainable-fisheries

Taoufiq Errafi

Dieser innovative Prozess imitiert, was marine Mikroalgen in der Natur tun und garantiert eine verlässliche Quelle für die Fettsäuren EPA und DHA unter Gewährleistung einer beständigen Qualität und der Förderung des Erhalts mariner Ökosysteme.

Taoufiq Errafi

Wie sieht die Lösung aus?

Eine geeignete Lösung konnte natürlich nicht über Nacht gefunden werden, so dass zunächst eine intensive und tiefgehende Recherche zu möglichen Optionen eingeleitet wurde. Begonnen wurde mit der Erstellung einer Road Map, die mehrere potenzielle Wege aufzeigte:

  • Upcycling ungenutzter Nebenprodukte aus der fischverarbeitenden Industrie, die in der humanen Nahrungsmittelkette eingebunden ist.
  • Verwendung von Fischölen aus Quellen, die von externen und unabhängigen Organisationen wie dem Marine Stewardship Council (MSC) der International Fishmeal and Fish Oil Organisation (IFFO) als nachhaltig zertifiziert sind.
  • Erforschung und Entwicklung innovativer und nachhaltiger Alternativen zu den aus Fisch gewonnenen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA.

Die letzte Option führte schließlich zu einer eingehenden Untersuchung der Möglichkeiten einer Nutzung von Mikroalgen als alternative und nachhaltige Quelle für Fettsäuren. Hier gab es jedoch mehrere Hürden, die es zu überwinden galt. Nachdem man sich zunächst verschiedene Optionen angeschaut hatte und zeigen konnte, dass mikroalgenbasierte Omega-3-Fettsäuren ein realisierbarer Weg sein könnten, war es in einem ersten Schritt erforderlich, die wissenschaftlichen Prozesse und Entwicklungsverfahren zu untersuchen, mit deren Hilfe sichergestellt werden kann, dass diese Lösung die relevanten Produktleistungsstandards erfüllen konnte, einschließlich Akzeptanz (Schmackhaftigkeit) und Verdaulichkeit. Zweitens und parallel zu diesem ersten Schritt musste sichergestellt werden, dass EPA und DHA aus Mikroalgen die gesetzlichen Voraussetzungen für die Anwendung in Hunde- und Katzennahrungen in sämtlichen Ländern erfüllten, in denen Royal Canin Tiernahrung herstellt. Und drittens war es in Anbetracht der Tatsache, dass Royal Canin global präsent ist und als Tiernahrungshersteller höchste Anforderungen an EPA und DHA stellt, ein ganz entscheidender Meilenstein, zuverlässige Partner zu erschließen, die in der Lage waren, eine neue Lieferkette für Mikroalgen mit ausreichender Kapazität zur sicheren Deckung des Bedarfs aufzubauen.

Darüber hinaus war es wichtig, öffentliche Aufmerksamkeit für diese Strategie zu generieren. Mikroalgen nutzen Sonnenlicht und Kohlendioxid zur Bildung der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA (Abbildung 1) und sind in der Tat auch die ursprüngliche Quelle der in Fisch enthaltenen Fettsäuren. Es ist also wichtig, diese Tatsache auch gegenüber den Tierhaltern zu betonen. Denn diese Gegebenheit unterstreicht nicht nur den Sicherheitsaspekt, sie betont darüber hinaus auch die wichtige Bedeutung einer nachhaltigen Gewinnung von EPA und DHA mit Hilfe einer Methode, die den Erhalt der marinen Ökosysteme fördert.

Marine Algen wie Schizochytrium spp. produzieren die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA auf natürliche Weise mit Hilfe der Energie des Sonnenlichts

Abbildung 1. Marine Algen wie Schizochytrium spp. produzieren die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA auf natürliche Weise mit Hilfe der Energie des Sonnenlichts. Bei diesem Prozess fangen die Algen Kohlendioxid ein und setzen Sauerstoff frei. Durch die Replikation dieses Prozesses ist Royal Canin jetzt in der Lage, Omega-3-Fettsäuren für Tiernahrung mit Hilfe einer nachhaltigen Technologie und ohne Nutzung mariner Ökosysteme zu gewinnen.

Credit: Redrawn by Sandrine Fontègne

Herstellung

Die Innovation dieses Konzepts besteht darin, das zu imitieren, was die Natur in den Mikroalgen im Meer tut. Die Lieferanten von Royal Canin betreiben Produktionsstätten, in denen große Fermentationstanks zur Produktion von EPA und DHA unter industriellen Bedingungen und unter strenger Qualitätskontrolle genutzt werden, wobei aber natürliche und erneuerbare Prozesse zum Einsatz kommen. Dies garantiert jetzt und in Zukunft die Sicherstellung des Bedarfes des Unternehmens an den Fettsäuren EPA und DHA und gewährleistet die hohe und gleichbleibende Qualität der Nahrungen, wobei gleichzeitig der Erhalt der marinen Ökosysteme gefördert wird.

Schlussfolgerung

Die aus Mikroalgen gewonnenen Fettsäuren EPA und DHA sind eine innovative und nachhaltige Alternative zu Fischölen. Der Weg ist nun bereitet für die Einführung dieser Produkte im „Start of Life“-Nahrungssortiment von Royal Canin Anfang 2022 als Teil der fortdauernden Bemühungen des Unternehmens zur Reduzierung und Ersetzung von Rohmaterialien auf Fischbasis. In der Zukunft sollen weitere Inhaltsstoffe von Tiernahrungen aus nachhaltigen Quellen gewonnen werden, in dem Maße, in dem der technologische Fortschritt dies erlaubt. 

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Taoufiq Errafi

Taoufiq Errafi

Taoufiq Errafi schloss sein Studium als Ingenieur für Futtermitteltechnologie und -wissenschaften mit einem Master’s Degree am Oniris in Nantes, Frankreich, ab, bevor er seine berufliche Laufbahn bei Danone begann, einem französischen Lebensmittelunternehmen Mehr lesen

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