Eine kurze Anleitung für... Die Intensivpflege neugeborener Hundewelpen
Hundewelpen sind bei der Geburt weniger weit entwickelt als Neonaten anderer Spezies.
Ausgabe nummer 26.1 Kardiologie
veröffentlicht 10/03/2021
Auch verfügbar auf Français , Italiano , Español und English
Herzgeräusche bei Hundewelpen sind ein häufiger klinischer Befund in der Kleintierpraxis. Meist werden Herzgeräusche während der routinemäßigen Untersuchung für die erste Impfung als „Zufallsbefund“ festgestellt, gelegentlich aber auch nach offensichtlichen klinischen Symptomen einer Herzerkrankung.
Herzgeräusche werden bei Hundewelpen häufig festgestellt, ihre Bedeutung kann jedoch erheblich variieren.
Ein umfassendes Verständnis der Herzanatomie und der Herzphysiologie ist hilfreich bei der Lokalisierung und beim Timing von Herzgeräuschen.
Eine Beurteilung und genaue Beschreibung des Herzgeräusches ermöglicht die Erstellung einer Liste von Differenzialdiagnosen.
Bei vielen kongenitalen Herzanomalien führt die frühzeitige Diagnose und Behandlung zu einem besseren Langzeitergebnis für den Patienten.
Eine Überweisung zum Kardiologen ist bei jedem Herzgeräusch zu empfehlen, um eine präzise Diagnose mit Hilfe einer Herzultraschalluntersuchung erstellen zu lassen.
Herzgeräusche sind Schallwellen infolge von Vibrationen, die durch einen turbulenten oder regurgitierenden Blutstrom im Herzen (Kammerwände, Klappen) oder in den angrenzenden Gefäßen (Blutgefäßwände) hervorgerufen werden. Um ausreichend starke Turbulenzen oder Regurgitationen zu erzeugen, die ein Herzgeräusch in hörbarer Lautstärke verursachen, muss sich Blut mit hoher Geschwindigkeit bewegen. Eine Schlüsselrolle spielt hierbei der Druckunterschied zwischen zwei Kammern. So zwingt zum Beispiel eine Mitralregurgitation das Blut in der Systole aus dem linken Ventrikel mit seinem hohen Druck (ca. 120 mmHg) in das linke Atrium mit seinem deutlich niedrigeren Druck (ca. 10 mmHg). In dieser Situation wird das Blut also mit einem Druckunterschied von 110 mmHg bewegt. Dadurch kommt es zu lokalen Gewebevibrationen, die sich als ein auskultatorisch nachweisbares Herzgeräusch äußern.
Blut, das durch Shunt-Defekte strömt, verursacht jedoch nicht immer ein Herzgeräusch. Wenn sich Blut zwischen zwei Niedrigdrucksystemen bewegt, wie zum Beispiel im Falle eines Vorhofseptumdefektes, entsteht kein hörbares Herzgeräusch. Darüber hinaus gibt es einige Links-Rechts-Shunts, bei denen der hohe Druckunterschied zwischen der systemischen und der pulmonalen Zirkulation besteht. Eine chronische Überladung der rechten Seite kann mit der Zeit jedoch die rechtsseitigen Drücke soweit erhöhen bis sie die linksseitigen Drücke erreichen und schließlich sogar übersteigen, sodass es zu einer Umkehrung, also einem Rechts-Links-Shunt, kommt. Dies kann sich als eine dramatische Verschlechterung der klinischen Symptome bei gleichzeitigem Sistieren oder signifikantem Rückgang des Herzgeräusches äußern.
Das Verständnis der Herzanatomie und der Herzphysiologie unterstützt die Lokalisierung und die zeitliche Einordnung, also das sogenannte „Timing“ von Herzgeräuschen. Bei einer gründlichen Auskultation sollten immer mehrere Punkte der Thoraxwand berücksichtigt werden (Herzbasis und Herzspitze, rechte Seite und linke Seite). Auch dies kann sich bei Hundewelpen als große Herausforderung erweisen. Für eine bessere Lokalisierung von Herzgeräuschen bei kleinen Tieren eignen sich insbesondere Stethoskope mit kleinem Bruststück (aus der Pädiatrie, Neonatologie). Eine ausführliche Auskultation sowohl mit der Membranseite als auch mit der Trichterseite eines Doppelkopf-Bruststücks ermöglicht in vielen Fällen einen deutlicheren Nachweis einer größeren Bandbreite von Tonfrequenzen.
Grad | Beschreibung |
---|---|
1 | Intermittierend, kaum zu hören, leiser als Herztöne, sehr fokal |
2 | Konstant, kaum zu hören, leiser als Herztöne, fokal |
3 | Ebenso laut wie die Herztöne, leicht zu hören, kann fokal sein |
4 | Lauter als die Herztöne, leicht zu hören, ausstrahlend |
5 | Wie Grad 4, aber mit palpierbarem Thrill |
6 |
Wie Grad 5, aber hörbar ohne Kontakt des Stethoskops zur Brustwand
|
Die Beurteilung von Herzgeräuschen ist nur ein Aspekt einer vollständigen und sorgfältigen kardiovaskulären klinischen Untersuchung. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Farbe der Schleimhäute. Bei einem gesunden Hundewelpen sind sie rosafarben und weisen eine kurze kapilläre Rückfüllzeit auf (unter zwei Sekunden). Man achtet auf Anzeichen einer Zyanose und beurteilt sowohl kraniale (Gingiva) als auch kaudale (Vulva oder Präputium) Bereiche. Kardiale Rechts-Links-Shunts verursachen eine Zyanose, und abhängig von der Lokalisation des Shunts kann eine differentielle Zyanose zu erkennen sein (siehe unten).
Im nächsten Schritt werden die Ruheatemfrequenz und die Atmungsanstrengung in Ruhe gemessen und eine Lungenauskultation durchgeführt. Auch diese Maßnahmen können sich bei einem lebhaften, zappeligen Hundewelpen als sehr schwierig erweisen. Lässt man dem Patienten aber etwas Zeit, um sich zu beruhigen (und im Idealfall einzuschlafen), kann dies die Prozedur für alle Beteiligten erheblich erleichtern.
Der Puls sollte routinemäßig bei jedem Patienten beurteilt werden. Idealerweise geschieht dies während der Herzauskultation, damit die Übereinstimmung von Puls- und Herzfrequenz überprüft werden kann. Neben der Frequenz wird der Charakter des Pulses notiert, wobei insbesondere auf einen schwachen Puls und einen hyperdynamischen, „springenden“ Puls geachtet wird (siehe unten).
Bei der Beurteilung des Abdomens achtet man insbesondere auf Organomegalien oder Aszites (Ballottement?) als mögliche Hinweise auf eine Rechtsherzinsuffizienz (Abbildung 3). Am Hals achtet man auf Hinweise für eine Erweiterung der Jugularvenen, unterstützt durch den hepatojugulären Reflux-Test (sanfte Kompression des Abdomens und gleichzeitige Beurteilung der Jugularvenen).
Dokumentiert werden darüber hinaus im Detail die Herzfrequenz und der Herzrhythmus. Der Herzrhythmus ist ein wichtiger Parameter, und jegliche zweifelhaften oder verdächtigen Befunde sollten mit einem Elektrokardiogramm (EKG) abgeklärt werden, um einen regulären, physiologischen Sinusrhythmus zu bestätigen oder eine Arrhythmie zu diagnostizieren (siehe unten).
Hier folgt eine Zusammenfassung der wahrscheinlichsten Differenzialdiagnosen auf der Grundlage der Beschreibung des Herzgeräusches und seiner Lokalisation. Diese Liste ist jedoch nicht erschöpfend, und stets muss berücksichtigt werden, dass Herzgeräusche nicht immer diesen „Regeln“ folgen. Wo angemessen, folgen zusätzlich kurze Anmerkungen zur Therapie. Zu berücksichtigen ist schließlich noch, dass es sehr seltene, komplexe, kongenitale Anomalien gibt, die typischere Herzgeräusche imitieren können.
Linke Herzspitze
In der linksapikalen Region liegt die Mitralklappe. Hier strömt das Blut in der Diastole vom linken Atrium durch die Mitralklappe in den linken Ventrikel. Während der Systole schließt sich die Mitralklappe, und das Blut wird aus dem linken Ventrikel in die Aorta ausgeworfen.
Systolische Geräusche in dieser Region entstehen infolge einer Regurgitation durch die Mitralklappe. Bei einem Hundewelpen ist der zugrunde liegende Defekt mit hoher Wahrscheinlichkeit kongenitalen Ursprungs. Eine Mitralklappendysplasie gilt deshalb als die Hauptdifferenzialdiagnose. Die Prävalenz ist bei reinrassigen Hunden und Mischlingen ähnlich hoch 1, der Englische Bull Terrier und der Deutsche Schäferhund weisen jedoch eine besondere Prädisposition auf 2 3. Patienten mit Mitralklappendysplasie neigen mit höherer Wahrscheinlichkeit zu klinischen Symptomen 4 als Patienten mit anderen kongenitalen kardialen Anomalien. Hier besteht jedoch ein Zusammenhang mit dem Alter zum Zeitpunkt der Diagnose, wobei jüngere Hunde tendenziell eher weniger klinische Symptome zeigen.
Diastolische Geräusche im linksapikalen Bereich kommen selten vor und sind in der Regel schwierig einzuschätzen. Es handelt sich um Füllungsgeräusche im Zusammenhang mit der Bewegung des Blutes vom linken Atrium in den linken Ventrikel, die im Falle einer Mitralklappenstenose entstehen. Bei einer Mitralklappenstenose kann es sich um die Weiterentwicklung einer hochgradigen Mitralklappendysplasie handeln, aber auch um einen eigenständigen Defekt mit einer Verengung der Mitralklappenöffnung, die eine dramatische Erhöhung des linksatrialen Druckes hervorruft 5. Auch hier gilt der Englische Bull Terrier als prädisponiert, ebenso wie der Neufundländer. Die Prognose ist in diesen Fällen sehr schlecht, und es muss von einer reduzierten Lebenserwartung ausgegangen werden (im typischen Fall etwa 2-3 Jahre) 6.
Bei einem Hundewelpen mit Mitraldysplasie und Mitralstenose steht die Behandlung einer Herzinsuffizienz im Mittelpunkt, wenn sich diese im weiteren Verlauf der Erkrankung entwickelt. Zudem können Arrhythmien wie Vorhofflimmern entstehen, so dass zusätzlich eine therapeutische Kontrolle der Herzfrequenz mit Antiarrhythmika angezeigt sein kann.
Linke Herzbasis
Im Bereich der linken Herzbasis befinden sich die Klappenringe der Pulmonalarterie und der Aorta. Auch in dieser Lokalisation sollte das Timing der Geräusche eine Unterscheidung zwischen Ausstromgeräuschen und Regurgitationsgeräuschen ermöglichen. Systolische Geräusche entstehen durch Turbulenzen des durch den Klappenring strömenden Blutes und führen zur Verdachtsdiagnose einer Aorten- oder Pulmonalstenose.
Die Pulmonalstenose (PS) ist die bei Hunden am häufigsten auftretende kongenitale Herzerkrankung (einer jüngsten Studie zufolge 32 % aller kongenitalen Herzprobleme) 7. Im klassischen Fall stellt sich eine Pulmonalstenose auskultatorisch als ein hartes Auswurfgeräusch dar (crescendo-decrescendo). Die Ursachen einer Pulmonalstenose sind entweder fusionierte (Typ A) oder dysplastische (Typ B) Klappen, mit oder ohne hypoplastischem Anulus 8. Da eine Unterscheidung zwischen Typ A und Typ B allein auf der Grundlage der Auskultation nicht möglich ist, sollten Patienten mit Pulmonalstenose immer für eine Herzultraschalluntersuchung zum Kardiologen überwiesen werden. Pulmonalstenosen werden grundsätzlich in gering-, mittel- und hochgradig klassifiziert, wobei die letztere Kategorie eine schlechtere Langzeitprognose hat 9. Der Grad der Herzgeräusche kann zwar die Differenzierung der Hochgradigkeit einer Pulmonalstenose unterstützen, die objektive Definition des Grades erfordert jedoch eine echokardiographische Bestimmung des Druckgradienten an der Stenose. Prädisponierte Rassen sind der Boxer, Bulldoggen (Französische und Englische) und der Staffordshire Bull Terrier 7. Eine Ballonvalvuloplastie kann bei Typ-A Pulmonalstenose sehr erfolgreich sein und die Langzeitprognose verbessern, während die Aussichten ohne Valvuloplastie insbesondere in den hochgradigeren Fällen schlecht sind 10. Eine weitere Behandlungsoption ist die Gabe von Beta-Blockern (z. B. Atenolol), die jedoch abgesetzt werden sollten, sobald sich eine Herzinsuffizienz entwickelt. Eine Pulmonalstenose kann auch im Zusammenhang mit aberrant verlaufenden Koronararterien auftreten (typischerweise bei brachyzephalen Rassen). In diesen Fällen muss vor einer Ballonvalvuloplastie zunächst eine Angiographie durchgeführt werden, um sich einen Überblick über die Anatomie der Koronargefäße zu verschaffen.
Eine Fallot-Tetralogie (Pulmonalstenose, rechtsventrikuläre Hypertrophie, Ventrikelseptumdefekt und reitende Aorta) kann sich mit dem typischen Herzgeräusch einer Pulmonalstenose darstellen. Es handelt sich um eine seltene Erkrankung (etwa 1 % aller kongenitalen kardialen Anomalien) 7, deren Diagnose nicht ohne Herzultraschall gestellt werden sollte. Betroffene Welpen haben in der Regel eine vorsichtige Langzeitprognose.
Ein diagnostischer Hinweis auf eine Aortenstenose ist eine erhöhte Geschwindigkeit des Blutstromes in die Aorta, verursacht durch eine Obstruktion unmittelbar unter der Klappe (Subaortenstenose), an der Klappe (Aortenstenose) oder oberhalb der Klappe (Supraaortenstenose). Bei Hunden ist die Subaortenstenose die bei weitem häufigste Form und macht etwa 20 % aller kongenitalen Herzdefekte aus 7. Subaortenstenosen treten häufiger bei reinrassigen Hunden auf, wobei Neufundländer, Boxer, Bull Terrier, Rottweiler, Golden Retriever, Bordeaux Dogge, Irish Terrier und Bouvier des Flandres besonders prädisponiert sind 1 7. Subaortenstenosen werden auf der Grundlage der echokardiographischen Beurteilung von Druckunterschieden zu beiden Seiten der Aortenobstruktion in gering-, mittel- oder hochgradig unterteilt. Geringgradige Fälle haben eine gute Prognose und erreichen meist die normale Lebenserwartung. Patienten mit hochgradiger Aortenstenose haben dagegen eine schlechte Langzeitprognose (geschätzte mediane Überlebenszeit 19 Monate) und ein erhöhtes Risiko plötzlicher Todesfälle 11. Die Behandlung besteht aus der Gabe von Beta-Blockern, die jedoch bei Anzeichen einer Herzinsuffizienz abgesetzt werden müssen. Aus physiologischer Sicht scheinen Beta-Blocker zwar sinnvoll, es gibt aber keine Evidenzen dafür, dass sie die Langzeitprognose in hochgradigen Fällen verbessern können 12. Beschrieben wird zudem eine interventionelle Therapie mit einer schneidenden Ballonvalvuloplastie 13, der Langzeitverlauf nach diesem Eingriff ist jedoch nicht dokumentiert. Da sich der Grad einer Subaortenstenose mit dem Alter eines Welpen verändern kann, wird eine endgültige Klassifizierung in der Regel erst nach Abschluss der Skelettreife vorgenommen 14. Eine frühzeitige Überweisung zu einem Kardiologen zur Bestätigung der Diagnose sollte dies jedoch nicht verzögern, da die zeitnahe Einleitung einer Behandlung mit Beta-Blockern angezeigt sein kann.
Diastolische Geräusche über der linken Herzbasis sprechen für eine Aorten- und Pulmonalklappeninsuffizienz. Diese Klappendefekte kommen selten vor und sind meist sehr schwierig zu diagnostizieren. Bei ausreichender Hochgradigkeit können erhöhte pulmonale Drücke im Zusammenhang mit pulmonaler Hypertonie ein auskultierbares Regurgitationsgeräusch hervorrufen. In diesen Fällen sollten zunächst mögliche Ursachen einer pulmonalen Hypertonie abgeklärt werden, wie zum Beispiel ein Parasitenbefall. Aortenklappeninsuffizienz kommt selten vor und kann auf eine Aortenklappendysplasie, eine Endokarditis (sehr selten) oder eine systemische diastolische Hypertonie zurückzuführen sein.
Ein kontinuierliches Geräusch über der linken Herzbasis ist pathognomonisch für einen Ductus arteriosus persistens. Diese Erkrankung macht etwa 20 % aller kongenitalen Herzdefekte bei Hunden aus 7, wobei weibliche Tiere prädisponiert 15 und Deutsche Schäferhunde überrepräsentiert sind 7 16. Es ist sehr wichtig, dieses Herzgeräusch zuverlässig zu erkennen, da ein bedeutender Anteil betroffener Patienten durch einen chirurgischen Verschluss des Defektes wirksam „geheilt“ werden kann. Die endgültige Diagnose erfordert eine Herzultraschalluntersuchung, obgleich der Charakter des Geräusches, der springende Puls und die Thoraxröntgenaufnahmen bereits einen starken klinischen Verdacht aufkommen lassen können. Dorsoventrale Thoraxaufnahmen zeigen im klassischen Fall einen sogenannten „Dreifachbuckel“ der Herzsilhouette, bestehend aus einer Erweiterung der aufsteigenden Aorta, des proximalen Truncus pulmonalis und des linken Herzohres (Abbildung 4). Anfangs können betroffene Welpen asymptomatisch sein, mit der Zeit kommt es aber zu einer signifikanten linksseitigen Volumenüberladung, die wiederum zu einer Dilatation und einem Remodeling der linken Herzseite und erhöhten Füllungsdrücken führt. In den typischen Fällen entwickelt sich somit letztlich eine kongestive Linksherzinsuffizienz. Ohne chirurgischen Verschluss haben Patienten mit persistierendem Ductus arteriosus eine schlechte Langzeitprognose. Es kann auch ein Rechts-Links-Shunt entstehen, der im typischen Fall durch einen Verlust des zuvor nachweisbaren lauten Herzgeräusches und eine Dekompensierung der klinischen Symptome mit differentieller Zyanose, pulmonaler Hypertonie und Polycythämie gekennzeichnet ist. Der Verschluss eines persistierenden Ductus arteriosus kann von einem Kardiologen interventionell mit Hilfe speziell entwickelter Implantate durchgeführt werden. Eine Alternative ist die chirurgische Ligatur des Ductus auf dem Wege einer Thorakotomie. Dieser Zugang ist insbesondere bei Tieren angezeigt, die für einen Zugang über das Gefäßsystem zu klein sind.
Rechte Herzspitze
Im Bereich der rechten Herzspitze befindet sich die Tricuspidalklappe. Herzgeräusche in dieser Region entstehen bei der Passage von Blut aus dem rechten Atrium in den rechten Ventrikel. Im typischen Fall handelt es sich um systolische Regurgitationsgeräusche im Zusammenhang mit einer Tricuspidaldysplasie. Diese Erkrankung macht etwa 3 % aller kongenitalen Herzerkrankungen bei Hunden aus, wobei der Labrador überrepräsentiert ist 7. Langfristig kann eine Tricuspidaldysplasie zu einer Rechtsherzinsuffizienz fortschreiten. Eine frühzeitige Diagnose dieses Defektes eröffnet deshalb bessere Behandlungsmöglichkeiten. Diastolische Geräusche sind aufgrund der geringen Druckunterschiede zu beiden Seiten dieser Klappe in der Regel nicht nachweisbar und deshalb ein seltener Befund.
Rechte Herzbasis
Hier befindet sich die rechte Ventrikelwand. Bei einem Herzgeräusch in dieser Region handelt es sich im typischen Fall um einen Ventrikelseptumdefekt (VSD) mit Links-Rechts-Shunt. VSD-Geräusche zeigen ein interessantes Paradoxon: Je lauter sie sind, desto kleiner und weniger klinisch signifikant ist der zugrunde liegende Defekt. Sehr kleine Defekte (restriktive VSDs) erlauben die Passage eines kleinen Blutvolumens mit hoher Geschwindigkeit und verursachen damit ein lautes Geräusch. Dagegen erlaubt ein ausgedehnter VSD die Passage eines großen Blutvolumens und damit einen Ausgleich der links- und rechtsventrikulären Drücke, so dass das Blut letztlich mit geringerer Geschwindigkeit durch den Defekt strömt und somit ein sehr viel leiseres Geräusch hervorruft. Klinische Symptome eines VSD variieren je nach Grad des Defektes, wobei kleine restriktive VSDs asymptomatisch bleiben können, während ausgedehnte VSDs mit einer hochgradigen Volumenüberlastung einhergehen und zu einer Herzinsuffizienz fortschreiten. Ventrikelseptumdefekte werden in etwa 7,5 % aller Fälle mit kongenitalen Herzanomalien festgestellt und treten häufig kombiniert mit weiteren Defekten, wie zum Beispiel einer Pulmonalstenose, auf 7.
Auch bei Patienten mit Tricuspidaldysplasie und Ventrikelseptumdefekten besteht die Therapie in erster Linie in einer Behandlung der Herzinsuffizienz, wenn sich diese im weiteren Verlauf der Erkrankung entwickelt. Darüber hinaus können sich Arrhythmien wie Vorhofflimmern entwickeln, so dass eine medikamentöse Kontrolle der Herzfrequenz mit Hilfe von Antiarrhythmika angezeigt sein kann.
„Harmlose” Herzgeräusche
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass zahlreiche Hundewelpen „harmlose“ Herzgeräusche aufweisen können. Im typischen Fall handelt es sich um geringgradige (< 3/6), frühsystolische, „musikalische“ Geräusche in der linksapikalen oder linksbasalen Region. Es besteht kein Zusammenhang mit strukturellen Herzerkrankungen, und man geht davon aus, dass solche Geräusche infolge von Veränderungen der Blutviskosität entstehen. „Harmlose“ Geräusche sollten sich jedoch mit der Zeit zurückbilden, in der Regel im Alter von etwa 20 Wochen 17.
Herzgeräusche bei Hundewelpen sind ein häufiger klinischer Befund. Sie werden im typischen Fall eher als Zufallsbefunde diagnostiziert und weniger aufgrund von offensichtlichen klinischen Symptomen. Die genaue Beschreibung des Geräusches ermöglicht eine bessere Beurteilung der Differenzialdiagnosen und damit eine präzisere Diagnose und letztlich eine wirksamere Behandlung. Bei der Mehrzahl der kongenitalen Herzerkrankungen führt eine frühzeitige Diagnose zu besseren Langzeitprognosen, wobei einige dieser Erkrankungen potenziell heilbar sind. In anderen Fällen gibt es keine echten Evidenzen dafür, dass eine vorbeugende medikamentöse Therapie das Einsetzen einer Herzinsuffizienz verzögern kann. Generell wird aber empfohlen, Besitzer betroffener Tiere möglichst umfassend über die Schwere der Herzerkrankung aufzuklären. Unterstützt wird dies durch eine Überweisung des Patienten an einen Kardiologen zur Herzultraschalluntersuchung. Wird eine Herzerkrankung nach der ersten Diagnose zunächst nicht behandelt, ist das wichtigste kurzfristige Ziel eine enge Überwachung auf Hinweise für ein Fortschreiten der Erkrankung in Richtung einer Herzinsuffizienz durch eine regelmäßige Kontrolle der Leistungstoleranz, der Ruheatemfrequenz und der Atmungsanstrengung in Ruhe.
Bellumori TP, Famula TR, Bannasch DL, et al. Prevalence of inherited disorders among mixed-breed and purebred dogs: 27,254 cases (1995-2010). J Am Vet Med Assoc 2013;242:1549-1555.
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