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Veterinary Focus

Ausgabe nummer 25.2 Sonstiges Wissenschaft

Ohrinfektionen: Was der Besitzer wissen muss

veröffentlicht 03/05/2023

Geschrieben von Alberto Martín Cordero

Auch verfügbar auf Français , Italiano , Español und English

Eine Otitis externa kann sowohl für den Besitzer als auch für den Arzt frustrierend sein, da die Behandlung viel Aufwand erfordert und sich oft über einen längeren Zeitraum hinzieht. In diesem Artikel werden die Mindestinformationen aufgeführt, die Katzen- und Hundebesitzer erhalten sollten, wenn das Problem erstmals erkannt wird.

Anschließend erfolgt eine otoskopische Untersuchung des vertikalen und des horizontalen Abschnittes des äußeren Gehörganges

Einleitung 

Die Otitis externa ist eine bei Kleintieren häufig auftretende Erkrankung mit einer Prävalenz von 10-20% bei Hunden und 2-6% bei Katzen 1,2,3. Nach Möglichkeit sollten in jedem Einzelfall prädisponierende, primäre, sekundäre und perpetuierende Faktoren identifiziert werden, um die Erkrankung erfolgreich unter Kontrolle bringen zu können. Zu den prädisponierenden Faktoren gehören anatomische Veränderungen, wie zum Beispiel eine Stenose des äußeren Gehörganges, übermäßiges Haarwachstum im äußeren Gehörgang, vermehrte Feuchtigkeit im Gehörgang (z. B. bei Rassen mit hängenden Ohren oder bei Hunden, die schwimmen) und eine Überbehandlung. An erster Stelle der zahlreichen potenziellen primären Faktoren stehen allergische Hauterkrankungen, aber auch Fremdkörper, hypersekretorische Erkrankungen (z. B. primäre Seborrhoe, Hypothyreose oder erhöhte Aktivität der Ceruminaldrüsen), Neoplasien und Parasitenbefall kommen häufig vor 4. Zu den sekundären Faktoren gehören Infektionen durch Bakterien und/oder Hefen, und die wichtigsten perpetuierenden Faktoren sind eine Otitis media und entzündungsbedingte chronische pathologische Veränderungen des äußeren Gehörganges (z. B. Stenose, Fibrose und Verkalkung des Gewebes). Die richtigen Techniken der Ohruntersuchung, der Probenentnahme und der Ohrreinigung sind entscheidende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Diagnose und Behandlung der Otitis externa bei Hunden. Die primäre Ursache muss diagnostiziert und behandelt werden, sekundäre Faktoren müssen ausgeschaltet werden. Wenn ein zufriedenstellender und nachhaltiger Langzeiterfolg erzielt werden soll, müssen insbesondere chronische pathologische Veränderungen unter Kontrolle gebracht werden.

Ohruntersuchung 

Die Ohruntersuchung beginnt mit einer sorgfältigen Adspektion

Die Ohruntersuchung beginnt mit einer sorgfältigen Adspektion und Beurteilung der Ohrmuschel. 

© Alberto Martín Cordero

Anschließend erfolgt eine otoskopische Untersuchung des vertikalen und des horizontalen Abschnittes des äußeren Gehörganges

Anschließend erfolgt eine otoskopische Untersuchung des vertikalen und des horizontalen Abschnittes des äußeren Gehörganges. Durch richtiges Einführen des Otoskoptrichters vermeidet der Untersucher unnötige Beschwerden beim Patienten. Besonders wichtig ist dies bei Tieren mit entzündlich veränderten Gehörgängen. 

© Alberto Martín Corder

Probenentnahme für die Zytologie 

Sekundäre Faktoren werden mit Hilfe einer zytologischen Untersuchung abgeklärt

Sekundäre Faktoren werden mit Hilfe einer zytologischen Untersuchung abgeklärt. Bakterien (Kokken, Stäbchen), Hefen (Malassezia spp.) 5 und Entzündungszellen können in angefärbten zytologischen Proben mikroskopisch nachzuweisen sein. 

© Alberto Martín Cordero

Die Probenentnahme erfolgt mit einem sterilen Tupfer aus dem Bereich des Übergangs vom horizontalen in den vertikalen Abschnitt des Gehörganges

Die Probenentnahme erfolgt mit einem sterilen Tupfer aus dem Bereich des Übergangs vom horizontalen in den vertikalen Abschnitt des Gehörganges. 

© Alberto Martín Cordero

Ohrreinigung 

Bei der Mehrzahl der Patienten erfordert eine oberflächliche Reinigung der Ohren keine Anästhesie oder Sedation. Der Tierarzt sollte dem Besitzer die Durchführung der richtigen Ohrreinigung für zu Hause erklären und praktisch vorführen. In den meisten Fällen einer Otitis externa besteht eine Störung der epithelialen Zellmigration, also des Selbstreinigungsmechanismus des äußeren Gehörganges, in deren Folge es zu einer Akkumulation von Cerumen kommt 6,7.

ear examination
vertical and horizontal canals

Zunächst wird Ohrreinigungsflüssigkeit in den äußeren Gehörgang instilliert (a) und das Ohr äußerlich massiert (b). Anschließend wird das so gelöste Cerumen von den äußerlich zugänglichen Innenflächen des Ohres mit Hilfe eines Wattetupfers oder Wattestäbchens entfernt. Zu vermeiden ist eine übermäßige Anwendung von Wattestäbchen im Inneren des Gehörganges. Die Reinigung der Ohren reduziert die Menge des ceruminalen Exsudats und verbessert die Penetration und Wirksamkeit topischer Ohrpräparate. Zudem reduziert sie den aus Bakterien und Hefen bestehenden Biofilm und unterstützt so zusätzlich die Eliminierung von Infektionserregern. 

© Alberto Martín Cordero

 

Secondary factors can be evaluated by cytology
vertical and horizontal ear canals

Otoskopische Sicht in einen äußeren Gehörgang vor (a) und nach (b) der Ohrreinigung. Das Entfernen von Cerumen im Untersuchungsraum ist eine wichtige Voraussetzung für eine vollständige otoskopische Untersuchung aller wichtigen Strukturen wie des Gehörgangsepithels und des Trommelfells. Hauptziel ist das richtige Gleichgewicht zwischen Behandlung und Kontrolle des ceruminösen Debris. Der übermäßige Einsatz von Ohrreinigern kann zu einer Schädigung des Gehörgangsepithels führen. Anzeichen für solche Schädigungen sind weißer ceruminöser Debris und der mikroskopische Nachweis von Entzündungszellen ohne Mikroorganismen bei der zytologischen Untersuchung. 

© Alberto Martín Cordero

Literatur

  1. Baba E, Fukata T, Saito M. Incidence of otitis externa in dogs and cats in Japan. Vet. Rec. 1981;108:393-395. 

  2. Griffin CE, Song M. Otitis workshop. In: Kwochka K, Willemse T, von Tscharner C (eds). Advances in Veterinary Dermatology, vol. 3. Boston: Butterworth-Heinemann 1996;369-375. 

  3. Rosychuk RA, Luttgen P. Diseases of the ear. In: Ettinger SJ, Feldman EC (eds.) Textbook of Veterinary Internal Medicine: Diseases of the Dog and Cat. 5th ed. Philadelphia: WB Saunders 2000;1185-1235.

  4. Saridomichelakis MN, Farmaki R, Leonidas LS, et al. Aetiology of canine otitis externa: a retrospective study of 100 cases. Vet. Dermatol. 2007;18:341-347. 

  5. Campbell JJ, Coyner KS, Rankin SC, et al. Evaluation of fungal flora in normal and diseased canine ears. Vet. Dermatol. 2010;21(6);619-625. 

  6. Tabacca NE, Cole LK, Hillier A, et al. Epithelial migration on the canine tympanic membrane. Vet. Dermatol. 2011;22(6);502-510. 

  7. Nuttall T, Cole LK. Ear cleaning: the UK and US perspective. Vet. Dermatol. 2004;15(2):127-136.

Alberto Martín Cordero

Alberto Martín Cordero

Alberto Cordero ist Dermatologe und Gründer von „Vetderm“, einer Überweisungsklinik in Guadalajara, Mexiko Mehr lesen

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