Veterinärmedizinische Internships in den USA
Denken Sie darüber nach, ein Internship in den USA zu absolvieren? Dieser Artikel bietet eine kurze Orientierung und beleuchtet Vor- und Nachteile.
Ausgabe nummer 32.3 Sonstiges Wissenschaft
veröffentlicht 11/01/2023
Auch verfügbar auf Français , Italiano , Português , Español und English
Ist unklar, welche Blutprodukte eingesetzt werden sollen, und wann? Dieser Artikel bietet einen Überblick über die gegenwärtig verfügbaren Optionen für Transfusionen in der Kleintiermedizin.
Das Aufkommen kommerzieller Blutbanken sorgt in vielen Ländern dafür, dass Transfusionen von Blutprodukten heute auch in den meisten erstbehandelnden Praxen möglich sind.
Verschiedene Blutprodukte werden aus Vollblut hergestellt, und für jeden individuellen Fall sollte stets das am besten geeignete Produkt gewählt werden.
Bluttypisierung und Crossmatching sind essenzielle Vorstufen jeder Transfusion von Blutprodukten.
Transfusionsreaktionen können gelegentlich auftreten, und Patienten müssen vor, während und nach einer Transfusion sorgfältig überwacht werden.
Die Transfusionsmedizin hat einen wichtigen Platz in der klinischen Kleintierpraxis, hauptsächlich in der Notfall- und Intensivmedizin. Das Aufkommen kommerzieller Blutbanken sorgt in vielen Ländern dafür, dass verschiedene Blutprodukte für tierärztliche Praxen auf Anfrage heute leicht verfügbar und schnell lieferbar sind. Zusammen mit innovativen und schnellen Methoden der Bluttypisierung und des Crossmatching (Kompatibilitätsprüfung mittels Kreuzprobe) sowie jüngsten Fortschritten beim Wissen über das Thema Bluttransfusion, sorgt diese leichtere Verfügbarkeit von Blutprodukten dafür, dass eine Durchführung von Transfusionen heute in den meisten tierärztlichen Praxen und Kliniken möglich ist. Eine Transfusion von Blutprodukten kann lebensrettend, umgekehrt aber auch potenziell lebensbedrohend sein. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die aktuelle Situation und liefert hilfreiche Informationen für praktische Tierärzte an der klinischen Front.
Das von einem geeigneten Spender gewonnene Blut wird bei der Entnahme unmittelbar in einen Beutel oder eine Spritze mit Antikoagulans und Nährstoffen für die Zellen transferiert. Einige praktische Tierärzte mögen es vorziehen, Blut für Transfusionen mit Hilfe kommerzieller Sammelbeutel in ihrer eigenen Praxis zu gewinnen. Für Hunde werden diese Sammelbeutel in der Regel mit einer an das zu spendende Blutvolumen exakt angepassten Menge an Antikoagulans angeboten (meist CPD, also Citrat-Phosphat-Dextrose) (Abbildung 1). Für die Blutentnahme bei Katzen wird eine Spritze mit 1 ml Antikoagulans pro 7 ml des zu sammelnden Spenderblutes vorgefüllt (Abbildung 2). Alternativ können gebrauchsfertige Produkte bei speziellen kommerziellen Blutbanken erworben werden (Abbildung 3). Dies hat mehrere Vorteile: für eine spezifische Situation oder Erkrankung kann das am besten geeignete Produkt gewählt werden, das Risiko von Transfusionsreaktionen wird reduziert und eine effiziente Anwendung aller Blutressourcen ist gewährleistet 1,2. Aus dem gesammelten Vollblut des Spenders können verschiedene Blutprodukte gewonnen werden, die grob unterteilt werden in Erythrozytenprodukte und Plasmakomponenten (Box 1) 3.
Plasmaprodukte werden durch Zentrifugation von Vollblut gewonnen und enthalten sämtliche funktionellen Blutproteine in ihren ursprünglichen Konzentrationen, wenn die Gewinnung innerhalb von acht Stunden nach der Blutentnahme erfolgt.
Einige der wichtigsten Indikationen für die Transfusion geeigneter Blutprodukte sind Anämien, Koagulopathien, Sepsis, disseminierte intravasale Koagulopathie (DIC) und spezifische Faktorenmängel 3. Die Entscheidung für eine Transfusion sollte aber immer unter Berücksichtigung und nach Abwägung sämtlicher potenzieller Risiken und Vorteile getroffen werden. Wichtig ist eine sorgfältige Evaluierung des Patienten und seiner Situation, um den tatsächlichen Transfusionsbedarf des Empfängers zu bestimmen und die spezifisch geeignete Blutkomponente zu wählen, wenn eine Vollbluttransfusion nicht angezeigt ist. Diese Sorgfalt maximiert die optimale Nutzung einer Bluteinheit und reduziert die Risiken von Transfusionsreaktionen 8,9.
Die bedarfsgerechte Sauerstoffversorgung (Oxygenierung) des Gewebes ist abhängig von der Hämoglobinkonzentration und vom Herzzeitvolumen 3. Da nahezu der gesamte Sauerstoff im Blut von Hämoglobin gebunden und transportiert wird, kann der Sauerstofftransport im Körper durch die Transfusion eines Erythrozytenproduktes gesteigert werden. Die Entscheidung, ob ein Patient eine entsprechende Bluttherapie benötigt, ergibt sich aus den Befunden der klinischen Untersuchung, unterstützt durch die Bestimmung des Hämatokrit (Hct) und der Hämoglobinkonzentration 8. Es gibt zwar keinen definierten Schwellenwert für den Hämatokrit, unter dem ein Patient eine Transfusion braucht, Anämie (infolge Blutung, Hämolyse oder ineffektiver Erythropoese) ist aber der Hauptgrund für eine Erythrozytentransfusion, und einige Studien kommen zu dem Ergebnis, dass bei Hunden und Katzen Blutverluste die Hauptindikation für eine Transfusion darstellen 10. Die bevorzugten Optionen in diesen Fällen sind frisches Vollblut oder Erythrozytenkonzentrat. Frischblut enthält sämtliche physiologischen Blutkomponenten (funktionelle Blutplättchen, Plasmaproteine, Gerinnungsfaktoren) und ist insbesondere in Fällen einer Anämie mit begleitender Koagulopathie oder Thrombozytopenie eine hervorragende Wahl 8. Auch bei sehr hochgradigen Blutungen (Verlust von mehr als 50 % des zirkulierenden Volumens) ist Frischblut das Produkt der ersten Wahl, um die Sauerstofftransportfunktion und den onkotischen Druck wiederherzustellen 11.
Die Gabe von Erythrozytenkonzentrat ist im Falle einer Anämie bei einem normovolämischen Patienten (hämolytisch oder aregenerativ; entweder akut oder chronisch) angezeigt. Da Erythrozytenkonzentrat einen Hämatokrit von 70-80 % hat und einen niedrigeren onkotischen Druck als Vollblut aufweist, verursacht es bei normovolämischen Patienten mit geringerer Wahrscheinlichkeit eine Volumenüberladung 1,11. Erythrozytenkonzentrat kann auch bei hypovolämischen Patienten eingesetzt werden, da in diesen Fällen aber der onkotische Druck erhöht werden muss und andere Blutelemente wieder aufgefüllt werden müssen, sollte auch gefrorenes Frischplasma transfundiert werden 8.
Die Anwendung von Plasmaprodukten wird in verschiedenen Situationen beschrieben, zum Beispiel bei der Behandlung von Hypotonie und zur onkotischen Unterstützung, zur Wiederauffüllung von Gerinnungsfaktoren bei Koagulopathien, bei intestinalen Blutungen und unkontrollierbaren Schleimhautblutungen sowie als unterstützende Therapie bei Sepsis, Trauma und Magenerweiterung/Magendrehung 12.
In gefrorenem Frischplasma bleibt die Funktionalität hämostatischer Proteine nachweislich für ein Jahr erhalten 13, und es handelt sich um das Mittel der Wahl für die Behandlung von Koagulopathien 12. Gefrorenes/gelagertes Plasma ist unter anderem angezeigt zur Behandlung von Gerinnungsstörungen aufgrund einer Vergiftung mit Rodentiziden, da nicht-labile Gerinnungsfaktoren wie Vitamin K erhalten bleiben können 1.
Indikationen für die Verabreichung von Kryopräzipitat sind die Lieferung von vWF, die Behandlung von Hämophilie A und Fibrinogenmangel oder eine Fibrinogendysfunktion 6, während Kryoüberstand die kosteneffizienteste Option für die Behandlung eines Vitamin-K-Mangels darstellt 6.
Beschrieben wird die Anwendung von Plasmaprodukten auch bei Patienten mit Hypoproteinämie. Zum Einsatz kommt in diesen Fällen gefrorenes Frischplasma und Kryoüberstand, der Albumin enthält. Um die Albuminkonzentration um 0,5 g/dl zu erhöhen, ist allerdings eine Dosis von 20-25 ml/kg erforderlich 6.
Thrombozytenprodukte werden hauptsächlich in Blutungssituationen infolge einer hochgradigen Thrombozytopenie oder anderer Thrombozytopathien empfohlen. Aber bei Blutungen durch DIC oder eine immunvermittelte Thrombozytopenie können Thrombozytenprodukte hilfreich sein, sie sind insgesamt aber weniger vorteilhaft, da transfundierte Blutplättchen schnell zerstört werden können 14.
Vor dem Hintergrund des zunehmenden kommerziellen Angebots von Blutprodukten durch Blutbanken sind Erythrozytenkonzentrat und gefrorenes Frischplasma nach den Erfahrungen der Autoren die am leichtesten verfügbaren und deshalb auch die am häufigsten eingesetzten Komponenten, um die oben aufgeführten Erfordernisse zu erfüllen 6.
João Araújo
Hunde und Katzen haben speziesspezifische Blutgruppen, die durch antigene Proteine an der Oberfläche der roten Blutkörperchen definiert werden. Bei einem Eindringen dieser antigenen Komponenten in die Zirkulation eines anderen Patienten lösen sie unerwünschte Ereignisse aus. Aus diesem Grund kann nicht deutlich genug betont werden, dass ein Empfänger ausschließlich entsprechend kompatibles Blut erhalten darf, und dass bei allen Tieren vor einer Transfusion stets eine Bluttypisierung und ein Crossmatching (Kompatibilitätsprüfung mittels Kreuzprobe) durchgeführt werden muss.
Die Blutgruppen des Hundes werden nach dem DEA-System (DEA = “Dog Erythrocyte Antigen”) klassifiziert, das ursprünglich die Gruppen DEA 1.1, 1.2, 1.3, 3, 4, 5, 6, 7 und 8 umfasste. Die Antigene 6 und 8 werden aufgrund fehlender Typisierungsseren heute nicht mehr routinemäßig bestimmt. Im Jahr 2007 wurde jedoch ein neues Antigen mit der Bezeichnung Dal beschrieben 15, und erst kürzlich wurden zwei weitere Antigene identifiziert – Kai 1 und Kai 2 16. DEA 1.1 weist die höchste Antigenität auf und wird autosomal dominant vererbt, so dass Hunde heute als DEA 1.1-positiv oder DEA 1.1-negativ klassifiziert werden 17. Infolge einer vorangegangenen Sensibilisierung (es gibt bei Hunden keine natürlichen Alloantikörper) kann dieses Antigen bei DEA1.1-negativen Hunden, die eine zweite Transfusion erhalten, eine hochgradige hämolytische Reaktion auslösen 18. Alle kaninen Blutspender und Blutempfänger sollten deshalb konsequent auf DEA 1.1 getestet werden.
Eine Studie beschreibt akute hämolytische Transfusionsreaktionen (AHTR) nach Sensibilisierung gegenüber DEA 4, da aber 98 % aller Hunde dieses Antigen aufweisen, tragen tatsächlich nur die 2 % DEA 4-negativen Hunde ein AHTR-Risiko, und dies auch nur nach einer vorangegangenen Transfusion. Die anderen DEAs (DEA 3, DEA 5 und DEA 7) scheinen in der klinischen Praxis nur eine geringe Rolle zu spielen, und entsprechende Transfusionsreaktionen werden nicht beschrieben 19.
Das Blut von Katzen wird nach dem AB-System klassifiziert, wobei drei Blutgruppen (A, B und AB) beschrieben werden. Blutgruppe A kommt am häufigsten vor. Im Unterschied zu DEA 1.1 bei Hunden, haben Katzen natürliche Alloantikörper, die für hämolytische Reaktionen verantwortlich sein können 20. Kürzlich wurde ein weiteres Blutgruppenantigen identifiziert, das als Mik bezeichnet wird 21. Es besitzt klinische Relevanz, da eine hämolytische Transfusionsreaktion bei einer Katze mit Blutgruppe A, die zuvor noch nie eine Transfusion erhalten hatte, beschrieben wird 21. Vor diesem Hintergrund sollte bei allen Katzen vor einer Transfusion ein entsprechendes Crossmatching durchgeführt werden 22.
Eine Bluttypisierung kann entweder in einem kommerziellen Labor oder praxisintern durchgeführt werden. Gegenwärtig gibt es drei Arten von Bluttypisierungs-Kits: Karten-Agglutination, Immunchromatografische Schnelltests (ICS) und Gelröhrchen. Alle Verfahren funktionieren nach demselben Prinzip, das heißt, eine Probe des Blutes des Patienten wird einem mono- oder polyklonalen Antiserum zugegeben, und ein positives Ergebnis (Hämagglutinationsreaktion) wird durch eine Farbänderung angezeigt (Abbildung 7). Eine Studie berichtet, dass die Kartenmethode und das ICS-Verfahren brauchbare Optionen für Notfallsituationen sind, die Gel-basierte Methode scheint aber der Goldstandard für die DEA 1.1-Typisierung von Spendern und Empfängern zu sein 23.
Während die Bluttypisierung die Antigene auf den roten Blutkörperchen berücksichtigt, fokussiert sich das Crossmatching – das auch praxisintern durchgeführt werden kann – auf Antikörper im Plasma, und kann somit angeben, ob es eine Reaktion zwischen dem Blut des Spenders und dem Blut des Empfängers geben könnte. Es handelt sich um einen zweistufigen Prozess mit einer großen Kreuzprobe (Major-Test) und einer kleinen Kreuzprobe (Minor-Test) 19. Die große Kreuzprobe testet auf Kompatibilität zwischen den Erythrozyten des Spenders und dem Plasma des Empfängers, während die kleine Kreuzprobe auf Kompatibilität zwischen dem Plasma des Spenders und den Erythrozyten des Empfängers testet. Jede Agglutinationsreaktion impliziert eine entsprechende Inkompatibilität zwischen Spender und Empfänger.
Die Hauptindikationen für ein Crossmatching bei Hunden sind Patienten, bei denen unklar ist, ob bereits früher eine Transfusion erfolgt ist, aber auch Patienten mit bekannten vorangegangenen Transfusionsreaktionen oder Patienten, die vor mehr als vier Tagen eine Erythrozytentransfusion erhalten hatten 9. Dagegen sollte bei Katzen wie oben erwähnt immer ein Crossmatching durchgeführt werden.
Gegenwärtig gibt es drei Typen von Crossmatching-Tests: den Standard-Röhrchen-Agglutinationstest, den Gel-Röhrchen-Test und immunchromatographische Teststreifen, wobei die erstgenannte Methode gegenwärtig als Goldstandard gilt 19.
Das zu transfundierende Volumen eines Blutproduktes hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Art des zu verabreichenden Produktes, der angestrebten Wirkung, und der Reaktion des Patienten auf die Transfusion.
Für Erythrozytenkonzentrat kann folgende Formel verwendet werden:
Volumen (ml) = 85 (Hund) oder 60 (Katze) x Körpergewicht (kg) x [(angestrebter Hkt – aktueller Hkt) / Spender-Hkt] |
Wenn ein Plasmaprodukt zur Behandlung einer Hypotonie, wird eine Transfusionsrate von 10 ml/kg über einen Zeitraum von 2-4 Stunden empfohlen. Nach Bedarf kann die Transfusion alle 6-24 Stunden wiederholt werden. In hochgradigen Fällen (z. B. refraktäre Hypotonie) kann die Rate auf 20-60 ml/kg erhöht werden. Bei Patienten mit hochgradiger Hypalbuminämie führt die einmalige Transfusion von 10-20 ml/kg über einen Zeitraum von 2-4 Stunden zu einer Erhöhung der Albuminkonzentration um 0,2 g/dl.
Plasma kann bei Patienten mit Hypalbuminämie auch per Dauertropfinfusion in einer Rate von 1,5-3 ml/kg/Stunde über 12-24 Stunden verabreicht werden, um eine Erhöhung der Albuminkonzentration um 0,3-0,5 g/dl zu erreichen.
Thrombozytenkonzentrat sollte ein- bis dreimal täglich in einer Dosierung von 40-70 ml/10 kg bis zum Effekt verabreicht werden. Dabei sollte jede Transfusion die Thrombozytenzahl des Patienten um 10-40 x 103/µL erhöhen.
Maria João Dourado
Verschiedene Aspekte können die Qualität des Blutproduktes und den Erfolg der Transfusion insgesamt beeinflussen. Vor Beginn der Transfusion müssen zunächst die Unversehrtheit des Beutels, die Farbe der Komponente und ihre Konsistenz überprüft werden. Einheiten mit Gerinnseln, abweichender Farbe oder ungewöhnlichem Erscheinungsbild sollten nicht verabreicht werden. In jedem Fall sollte eine doppelte Überprüfung erfolgen, damit sichergestellt ist, dass auch tatsächlich die richtige Einheit beim richtigen Tier appliziert wird.
Das Anwärmen gekühlter Erythrozyten wird bei normovolämischen und normothermischen Patienten nicht empfohlen, da es zu einer schnelleren Zerstörung der Zellen führen und das Wachstum von Mikroorganismen fördern kann. Ausnahmen bilden hypothermische Empfänger, Neonaten und Tiere, die große Mengen Blut erhalten. Wenn ein Anwärmen erforderlich ist, kann die zu applizierende Einheit entweder über 30 Minuten bei Raumtemperatur gelagert oder in einem versiegelten Plastikbeutel über 15 Minuten in ein Warmwasserbad (< 37°C/98.6ºF) getaucht werden 3,8.
Tiefgefrorene Plasmaprodukte müssen vor der Applikation langsam und schonend aufgetaut werden. Auch hier wird das Produkt in einem versiegelten Beutel in ein zirkulierendes Warmwasserbad (< 37°C/98.6ºF) gelegt, wobei die Temperatur sorgfältig überwacht werden muss 9.
Die bevorzugte Applikationsroute für Blutprodukte ist der intravenöse Weg über einen 20-22G Katheter (der maximal 24 Stunden vor der Transfusion gelegt werden sollte). Dieser Katheter sollte ausschließlich für die Transfusion verwendet werden, das heißt, eine begleitende Applikation von Arzneimitteln, nicht-isotonischen Lösungen oder Ringer-Laktat-Lösung sollte vermieden werden. Muss dieser Katheter im Laufe der Transfusion gespült werden, sollte hierfür ausschließlich sterile physiologische Kochsalzlösung verwendet werden. Nach Ende der Transfusion kann zunächst eine Infusion mit Kochsalzlösung angeschlossen werden, um eine Verschwendung des noch im Infusionsbesteck verbliebenen Blutproduktes zu vermeiden. Während der Transfusion sollten keine Antihistaminika und keine Antipyretika verabreicht werden 22. Ist eine intravenöse Infusion nicht möglich (z. B. bei Neonaten), kann die Transfusion auch über einen intraossären Zugang durchgeführt werden, über den die Zellen innerhalb von wenigen Minuten den Blutkreislauf erreichen 4.
Transfusionen sollten nach Möglichkeit immer über ein spezielles Bluttransfusionsbesteck mit integriertem Filter (170-260 µm) durchgeführt werden, um Gerinnsel und Mikroaggregate zurückzuhalten 9, insbesondere, wenn Vollblut transfundiert wird (Abbildung 8). Bei Verabreichung von Blutprodukten über eine Spritzenpumpe sollte ein pädiatrischer Filter mit reduziertem Totraum oder ein Mikroaggregatfilter (18-40 µm) verwendet werden. Die Applikation selbst kann in der Regel einfach über die Schwerkraft erfolgen; Infusionspumpen sollten vermieden werden, insbesondere bei Erythrozytenprodukten, da es dadurch zur Hämolyse kommen kann 24. Wenn eine Infusionspumpe erforderlich ist, muss unbedingt die Gebrauchsanweisung des Herstellers beachtet werden, um sicherzustellen, dass dieses Gerät auch für die Transfusion von Blutprodukten geeignet ist 8.
Die Transfusionsrate hängt in erster Linie vom klinischen Status des Patienten ab. Bei einem normovolämischen Patienten sollte initial über die ersten 15 bis 30 Minuten eine langsame Rate gewählt werden (0,25-0,5 ml/kg/Std.), um zu überprüfen, ob unerwünschte Ereignisse auftreten, bevor die Rate dann bei Hunden auf 2-10 ml/kg/Stunde und bei Katzen auf 3-5 ml/kg/Stunde erhöht wird. Die maximal empfohlene stündliche Transfusionsrate liegt bei 10-20 ml/kg, um eine Flüssigkeitsüberladung zu vermeiden. Bei Patienten mit Herz- oder Nierenerkrankungen sollte die Rate zwischen 1 und 3 ml/kg/Stunde liegen, wobei man stets am unteren Ende der Spanne beginnt, und dann bis zum oberen Ende erhöht, wenn keine unerwünschten Ereignisse auftreten 1. Patienten mit hochgradigem Blutverlust und Hypovolämie können auch eine schnelle Volumenkorrektur mit einem Erythrozytenkonzentrat in einer Rate von 20-60 ml/kg/Stunde tolerieren 8. Wenn noch höhere Transfusionsraten erforderlich sind, kann der Blutbeutel manuell komprimiert werden oder es wird ein Bolus per Spritze appliziert.
Die Transfusionsdauer sollte vier Stunden nicht überschreiten, da dies das Risiko einer bakteriellen Kontamination erhöhen würde. Bei Patienten mit erhöhtem Risiko einer Volumenüberladung reicht die in diesen Fällen empfohlene niedrigere Transfusionsrate unter Umständen nicht aus, um das erforderliche Gesamtvolumen innerhalb dieses vierstündigen Fensters zu verabreichen. In diesen Fällen sollte die Transfusion aufgeteilt und das nicht verabreichte Produkt nach Bedarf im Kühlschrank gelagert werden 4.
Die Überwachung des Empfängers beginnt bereits vor der Applikation von Blutprodukten mit einer Beurteilung von Hämatokrit (Hkt), Gesamtfeststoffen, Herzfrequenz, Atemfrequenz, Schleimhautfarbe, Körpertemperatur und des arteriellen Blutdrucks. Wertvolle Hinweise kann auch die Farbe des Harns liefern 4. Klinische Untersuchungen sollten während der Transfusion alle 15-30 Minuten erfolgen sowie 1, 12 und 24 Stunden nach Abschluss der Transfusion. Hämatokrit, Gesamtfeststoffe und Harnfarbe sollten unmittelbar im Anschluss sowie 12 und 24 Stunden nach Ende der Transfusion untersucht werden 3,22. Bei Patienten, die Plasmaprodukte erhalten, sollten das Gerinnungsprofil, der Hämatokrit und/oder die Gesamtfeststoffe vor und nach der Transfusion bestimmt werden, um die Wirksamkeit der Therapie zu verifizieren 6.
Eine Transfusion von Blutprodukten kann mit verschiedenen unerwünschten Ereignissen einhergehen. Dazu gehören:
Es handelt sich um eine akute Reaktion, die entweder immunologischer oder nicht-immunologischer Natur sein kann. Betroffene Patienten entwickeln eine Körpertemperatur über 39 °C oder eine Erhöhung der Temperatur um mehr als ein Grad Celsius gegenüber der im Rahmen der klinischen Untersuchung vor der Transfusion gemessenen Temperatur. Um die Diagnose einer FNHTR zu bestätigen, müssen zunächst etwaige zugrundeliegende Infektionen, eine akute hämolytische Transfusionsreaktion, transfusionsassoziierte akute Lungenschäden sowie via Transfusion übertragene Infektionen ausgeschlossen werden 25.
Dazu gehören die transfusionsassoziierte Dyspnoe (TAD), die transfusionsassoziierte zirkulatorische Überladung (TACO = Transfusion-Associated Circulatory Overload) und die transfusionsassoziierte akute Lungeninsuffizienz (TRALI = Transfusion Related Acute Lung Injury). Bei TAD handelt es sich um eine akute Transfusionsreaktion, die dazu führt, dass der Patient innerhalb von 24 Stunden nach der Transfusion eine hochgradige Atemnot entwickelt. Für die endgültige Diagnose einer TAD müssen zunächst eine transfusionsassoziierte zirkulatorische Überladung und eine transfusionsassoziierte akute Lungeninsuffizienz ausgeschlossen werden 25. Bei der TACO handelt es sich um eine akute, nicht-immunologische Reaktion infolge eines erhöhten Blutvolumens. Betroffene Patienten zeigen Symptome einer Atemnot und eines Lungenödems innerhalb von sechs Stunden nach der Transfusion 25. TRALI ist schließlich die Folge von Antigen-Antikörper-Interaktionen und ist gekennzeichnet durch eine akute Hypoxämie und ein nicht-kardiogenes Lungenödem, die auch hier wieder innerhalb von sechs Stunden nach der Transfusion auftreten 25.
Bei diesen akuten immunologischen Reaktionen handelt es sich um Überempfindlichkeitsreaktionen vom Typ 1 auf ein Antigen, gekennzeichnet durch eine anaphylaktische Reaktion (moderat bis lebensbedrohend) innerhalb von vier Stunden nach der Transfusion. Beim Hund umfassen die klinischen Symptome Erytheme, Urtikaria, Pruritus, Angioödeme, gastrointestinale Störungen und ein Hämoabdomen bis hin zum Kollaps. Bei der Katze sind die klinischen Symptome primär respiratorischer Natur, beschrieben werden aber auch Pruritus und gastrointestinale Symptome 25.
Hämolytische Reaktionen können akut oder verzögert auftreten. Eine akute hämolytische Transfusionsreaktion (AHTR) ist gekennzeichnet durch eine akute Hämolyse immunologischer oder nicht-immunologischer Natur. Es handelt sich um eine nicht-infektiöse Reaktion, die während der Transfusion oder innerhalb der ersten 24 Stunden danach auftritt 25. Verzögerte Reaktionen (24 Stunden bis 28 Tage danach) sind ebenfalls nicht-infektiös, immunologischer oder nicht-immunologischer Natur und die Folge einer Lysis oder einer beschleunigten Clearance transfundierter Erythrozyten 25.
Bluttransfusionen waren ursprünglich komplexe Behandlungsoptionen, die ausschließlich von spezialisierten Überweisungseinrichtungen angeboten werden konnten. Mit der zunehmend leichten Verfügbarkeit von Blutprodukten und den Möglichkeiten einer Bluttypisierung und eines Crossmatching vor Ort in der Praxis, können heute jedoch die meisten Praxen und Kliniken Transfusionen mit qualitativ hochwertigen Blutprodukten anbieten. Da Blutprodukte eine wertvolle und endliche Ressource sind, müssen sie mit Vernunft und minimaler Verschwendung eingesetzt werden. Eine Transfusion stellt in vielen Fällen jedoch nicht die einzige und endgültige Behandlung dar. Entscheidend wichtig ist eine optimale Nutzung von Blutprodukten, und dies bedeutet, dass Vollblut in vielen Fällen nicht unbedingt das am besten geeignete Produkt ist. Entscheidend für ein gutes Outcome ist letztlich aber immer eine korrekte Diagnose. Grundlegend wichtig ist schließlich auch der Schutz von Gesundheit und Wohlbefinden des Spenders während des gesamten Prozesses der Blutgewinnung.
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João Araújo
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