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Veterinary Focus

Ausgabe nummer 32.3 Human Resources

Veterinärmedizinische Internships in den USA

veröffentlicht 10/05/2023

Geschrieben von Anya Gambino

Auch verfügbar auf Français , Italiano , Español und English

Denken Sie darüber nach, ein Internship in den USA zu absolvieren? Dieser Artikel bietet eine kurze Orientierung und beleuchtet Vor- und Nachteile. 

@ Shutterstock

Veterinärmedizinische Internships in den USA

Kernaussagen

Ein Internship ist ein einjähriges Ausbildungsprogramm unmittelbar oder kurze Zeit nach der Approbation. Es handelt sich um eine betreute Ausbildung im klinischen Rahmen.


Bevor man ein Internship beginnt, sollten die Gesamtkosten des Programms berücksichtigt werden. 


Arbeitgeber stellen oft bevorzugt Tierärzte und Tierärztinnen ein, die ein rotierendes Internship abgeschlossen haben.


Bewerber für Internships werden anhand von verschiedenen Kriterien beurteilt, wobei an erster Stelle die Empfehlungsschreiben stehen.


Einleitung 

Es wäre gelinde gesagt eine Untertreibung zu behaupten, dass die Beliebtheit veterinärmedizinischer Internships stetig zunimmt. Im Jahr 1988 gab es 175 Internship-Stellen für alle Spezies und sämtliche Fachrichtungen zusammen, und im Jahr 2021 waren es bereits insgesamt 1639 Stellen. Wenn Sie nun als frisch approbierte Tierärztin oder Tierarzt in Erwägung ziehen, sich für eine solche Stelle zu bewerben, stellt sich zunächst vor allem eine ganz zentrale Frage: Ist das die richtige Wahl für mich? Über Internships zu sprechen ist eine durchaus komplexe Aufgabe. Mein eigener Karriereweg, der mich zu meinem jetzigen Job als zertifizierte Fachtierärztin für Emergency and Critical Care bei Kleintieren geführt hat, umfasste nach meiner Graduation zum DVM (tierärztliche Approbation) unter anderem ein rotierendes Internship und eine Residency im Kleintierbereich. Und nicht zuletzt aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen bin ich eine überzeugte Befürworterin von Internships. Als Mentorin für Interns und ehemalige Leiterin eines Internship-Programms, glaube ich sagen zu können, dass ich sowohl die Pros als auch die Contras dieser Programme sehr gut kennengelernt habe. Abgesehen von allen anderen Aspekten, und der Tatsache, dass Sie enorme klinische Vorteile haben werden, lernen Sie im Rahmen eines Internships auch, wie sie mit Menschen zusammenarbeiten, die Sie nicht mögen, wie Sie Entscheidungsschwierigkeiten überwinden, und wie Sie Patienten schwieriger Besitzer behandeln. Sie bauen Selbstvertrauen auf und lernen, effizient zu arbeiten, Sie lernen, wie Sie Antworten auf schwierige oder vermeintlich unlösbare Fragen finden und Sie lernen, wie Sie mit wissenschaftlicher Literatur arbeiten können. Ihre Fähigkeit zur schnellen und effizienten Kommunikation wird wachsen und Sie werden – hoffentlich – einige Freunde fürs Leben finden (Abbildung 1). Dieser Artikel soll Tierärzten, Tierärztinnen und Studierenden der Tiermedizin, die ein Internship als nächste Stufe auf ihrer beruflichen Leiter in Erwägung ziehen, helfen, eine fundierte, auf Informationen fußende Entscheidung zu treffen. Auch wenn der Artikel in erster Linie die nordamerikanische Perspektive widerspiegelt, so wird ein großer Teil der Informationen auch andernorts relevant sein.

Ein zusätzlicher Bonus von Internships ist, dass Sie Menschen im Team begegnen, die zu Freunden fürs Leben werden können

Abbildung 1. Ein zusätzlicher Bonus von Internships ist, dass Sie Menschen im Team begegnen, die zu Freunden fürs Leben werden können.
© Shutterstock

Was ist ein Internship?

Die American Association of Veterinary Medical Colleges (AAVMC), definiert ein veterinärmedizinisches Internship sinngemäß als ein einjähriges Ausbildungsprogramm, das unmittelbar im Anschluss oder kurze Zeit nach dem Abschluss des Studiums (also nach der „Graduation“ oder Approbation) begonnen wird, mit dem Ziel, Tierärzten und Tierärztinnen eine betreute berufliche Ausbildung in einem klinischen Rahmen zu bieten 1. Ein rotierendes Internship („Rotating Internship“) bietet Tierärzten und Tierärztinnen die Möglichkeit, innerhalb einer Praxis/Klinik oder innerhalb einer Praxis-/Klinikkette zwischen verschiedenen Fachbereichen zu wechseln, während ein fachspezifisches Internship („Specialty Internship“) in einem spezifischen Fachgebiet abgeleistet wird, das vom American Board of Veterinary Specialties (oder entsprechenden Institutionen außerhalb der USA) als solches anerkannt wird 1.

Ursprünglich wurden viele Internship-Programme von tierärztlichen Hochschulen angeboten, mit dem ausdrücklichen Ziel, Tierärzte und Tierärztinnen auf die weiterführende Fachausbildung im Rahmen von Fellowships oder Residencies vorzubereiten. Mit der Zeit begannen aber auch immer mehr private Praxen und Kliniken, solche Programme anzubieten (Abbildung 2). Im Laufe dieser Phase der zunehmenden Angebote solcher Programme kamen aber auch Beschwerden auf, dass die Qualität der Internships sinke, wobei immer weniger Wert auf Betreuung und Ausbildung gelegt würde, und die Interns tendenziell eher als billige Arbeitskräfte missbraucht würden. Die zunehmende Verbreitung tierärztlicher Praxis- und Klinikketten und der Wunsch, fachliche Talente zu rekrutieren und zu halten, haben wahrscheinlich einen nicht geringen Einfluss auf die verschiedenen Typen angebotener Programme und deren Anzahl. Dazu gehört unter anderem auch die Einführung so genannter Specialty Internships, also fachspezifischer Internships, deren Angebot von insgesamt 241 Stellen im Jahr 2014 auf 610 Stellen im Jahr 2021 angewachsen ist, und das entspricht einer Erhöhung um das 2,5-Fache 1.

Vergleich der Anzahl Bewerber zu offenen Stellen für rotierende Internships im Bereich Innere Medizin und Chirurgie bei Kleintieren, 2014-2021

Abbildung 2. Vergleich der Anzahl Bewerber zu offenen Stellen für rotierende Internships im Bereich Innere Medizin und Chirurgie bei Kleintieren, 2014-2021. 
© Daten von VIRMP/Anya Gambino

Wie beliebt sind Internships?

Ab dem Jahr 2021 gibt es für rotierende Internships im Kleintierbereich mehr Stellen als Bewerber, und im Jahr 2020 zählte man am „Match Day“ für Internship-Programme insgesamt 312 unbesetzte Stellen 1. Diese Lücke wirft die Frage auf, was verändert werden muss – insbesondere in privaten Praxen/Kliniken, wo die „Match Rate“ (also die Übereinstimmungsrate, definiert als die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bewerber zu einem Programm passt) für ein rotierendes Internship im Bereich Innere Medizin und Chirurgie der Kleintiere von 82,5 % im Jahr 2014 auf 61,7 % im Jahr 2021 sank, während die akademische „Match Rate“ während dieser Periode über 90 % verharrte 1. Eine einfache Antwort auf diese Frage gibt es nicht, und ein häufig geäußerter Vorschlag geht in Richtung einer Verbesserung der Work-Life-Balance während der Zeit eines Internships. Hier wird aber oft entgegnet, dass dies für ein Internship-Jahr schlicht und ergreifend kein realistisches Ziel ist. Aus meiner persönlichen Sicht gibt es aber durchaus einige Punkte, um diese Programme für potenzielle Bewerber lukrativer zu machen. Insbesondere sind das eine Verbesserung der Vergütungen und Zusatzleistungen, eine stärkere Betonung des Prinzips der fachlichen Betreuung, die Berücksichtigung der seelischen Gesundheit, das Streichen von Wettbewerbsklauseln aus den Internship-Verträgen, sowie das Erlassen von Rückzahlungen oder eine Stundung von Studienkrediten während des Internship-Jahres. Eine weitere Alternative ist die Idee von „Bootcamp“-Programmen, die innerhalb eines kürzeren Zeitrahmens eine fokussierte Ausbildung bieten, um Tierärzte und Tierärztinnen dabei zu unterstützen, einen lukrativen Karriereweg einzuschlagen 2.

Welche Kosten entstehen?

Über die vergangenen zehn Jahre hat die American Veterinary Medical Association (AVMA) ökonomische Daten über die finanziellen Kosten eines Internships herausgegeben, und in ihrer aktuellen Stellungnahme empfiehlt sie Bewerbern, Programme zu wählen, die einen klaren Weg für die Weiterentwicklung der beruflichen Karriere aufzeigen 3,4,5. Dieser Artikel möchte sich zwar nicht primär mit den Schuldenproblemen junger Tierärzte und Tierärztinnen beschäftigen, dennoch muss berücksichtigt werden, welchen Einfluss Schulden haben und inwieweit diese zur Entscheidung beitragen, ein Internship abzuschließen oder nicht. Eine Umfrage der AVMA unter 3243 Studienabsolventen aus dem Jahr 2020 in den USA zeigte eine mediane Verschuldung in einer Höhe von etwa 160.000 US-Dollar (Abbildung 3) 6. Zu bemerken ist, dass 480 der 2859 Antwortenden, die Informationen über ihre finanzielle Situation preisgaben, sagten, dass sie keinerlei Ausbildungsschulden hatten, was das Gesamtbild dieser Umfrage natürlich etwas schief erscheinen lässt. Hinzu kommt, dass AVMA-akkreditierte Hochschulen außerhalb der USA, wie zum Beispiel Ross und St. George in der Karibik, nicht in diesen Daten enthalten sind, und deren Studienabsolventen eine höhere Schuldenbelastung haben, die einer Umfrage aus dem Jahr 2018 zufolge bei median etwa 295.000 US-Dollar liegt 7. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass der Verschuldungsgrad von Studienabsolventen auch von der Rasse und vom Geschlecht abhängig ist 8.

Gesamtverteilung der Schulden veterinärmedizinischer Absolventen im Jahr 2020

Abbildung 3. Gesamtverteilung der Schulden veterinärmedizinischer Absolventen im Jahr 2020. 
© Daten von AVMA/Anya Gambino 

Wenn Sie nun zur glücklichen Minderheit der Studienabsolventen und Studienabsolventinnen ohne bedeutende Ausbildungsschulden gehören, haben Sie nach Abschluss eines Internships aller Wahrscheinlichkeit nach deutlich mehr finanziellen Spielraum. Die Mehrzahl der Studienabsolventen und Studienabsolventinnen ist jedoch gezwungen, die finanziellen Auswirkungen eines etwaigen Internship-Jahres sehr genau zu analysieren. Dazu gehören unter anderen auch Berechnungen aufgelaufener Zinsen auf Studienkredite und die Frage, in welchem Maße diese entweder ihre monatlichen Rückzahlungen oder ihren zeitlichen Rückzahlungshorizont beeinflussen können. Weiter zu berücksichtigen ist natürlich auch der Einkommensverlust durch ein Jahr ohne ein volles Gehalt. Im Jahr 2021 lag das mittlere Gehalt von Tierärzten und Tierärztinnen in der privaten Praxis bei 92.704 US-Dollar, während ein Intern im Mittel nur 36.422 USD pro Jahr verdiente 6. Die so genannte „Debt-to-Income Ratio“ (DIR), also der Schulden-Einkommensquotient zum Zeitpunkt des Studienabschlusses steigt im Bereich Veterinärmedizin (Abbildung 4) und ist bei Frauen höher als bei Männern 9. Von noch größerer Bedeutung sind solche Überlegungen für Bewerber, die ihren beruflichen Weg anschließend mit einer Residency fortsetzen möchten, da die finanziellen Ungerechtigkeiten während dieser zusätzlichen Ausbildung über weitere drei bis vier Jahre noch weiter zunehmen werden. Aus allen diesen Gründen besteht durchaus die berechtigte Sorge, dass Internships und die Spezialisierung in der Tiermedizin in der Zukunft ausschließlich denjenigen 15-20 % der Absolventen vorbehalten bleiben könnten, die mit geringen oder gar keinen Ausbildungsschulden von den Universitäten abgehen.

Und schließlich muss berücksichtigt werden, dass Internship-Programme auch einige Kosten im menschlichen Bereich abverlangen, die erhebliche Auswirkungen auf unser persönliches Leben haben können, ob es nur eine verschobene Heirat ist, ein späteres Kinderbekommen oder Probleme beim Sorgen für die älter werdenden Eltern, und letztlich ist ein ganzes Jahr in einem Job, der von uns 50-80 Arbeitsstunden pro Woche fordert, nicht gerade das, was eine gute Work-Life-Balance fördert 10.

Debt to Income Ratios (DIR) für Absolventen der Veterinärmedizin. 2001-2020

Abbildung 4. Debt to Income Ratios (DIR) für Absolventen der Veterinärmedizin. 2001-2020 (aus 9). 
NB: die zwei gepunkteten Linien sind Ausgleichsgeraden. Angepasst an den Wert des US-Dollars für 2014.
© Daten von AVMA/Anya Gambino

Wie sehen die Beschäftigungsaussichten aus?

Aus der Sicht eines Arbeitgebers werden Tierärzte und Tierärztinnen, die ein rotierendes Internship absolviert haben, gegenüber Bewerbern und Bewerberinnen, die ein solches nicht vorweisen können, bevorzugt eingestellt, und man kann sogar sagen, dass ein Internship in einigen Fällen nahezu eine obligatorische Voraussetzung für die Einstellung ist (Abbildung 5). Internship-Programme von Praxis-/Klinikketten haben einige zusätzliche Vorteile, und zwar sowohl für den Intern als auch für das anbietende Unternehmen. So nutzen viele Ketten, die Internships anbieten, ihre Absolventen als einen Pool von entsprechend qualifizierten Tierärzten und Tierärztinnen für ihre Organisation. Interns mit guten Beurteilungen werden von diesen Unternehmen zudem oft für Residency-Stellen oder für Stellen fachspezifischer Internships bevorzugt, entweder innerhalb der eigenen Praxiskette oder im Rahmen einer gesponserten Residency an einer tierärztlichen Hochschule. Solche gesponserten Residencies sollten allerdings sehr vorsichtig beurteilt werden, da sie meist mit einer verpflichtenden Mindestanstellungsdauer beim Sponsor verknüpft sind, die in der Regel zwischen drei und fünf Jahren nach Abschluss dieser Ausbildung liegt, meist an den Standort oder die geographische Region der Praxis/Klinik gebunden ist und unter Umständen keinerlei Verhandlungsspielräume lässt. Diese Details sollten stets schriftlich vereinbart werden, bevor man sich auf eine solche Konstruktion einlässt, wobei insbesondere auf Wettbewerbsklauseln zu achten ist.

Der Spruch, dass „ein Jahr Internship so viel bringt wie fünf Jahre klinische Erfahrung“ muss immer vor dem Hintergrund der Qualität des Internships betrachtet werden – und das gilt gleichermaßen für den Intern wie für den Arbeitgeber. Die AVMA und die AAVMC geben zwar Leitlinien für Internships heraus, es gibt letztlich aber keine Instanz, die solche Programme überwacht und kontrolliert, ob sie tatsächlich mit den beschriebenen Inhalten konform gehen 1.

Zudem muss berücksichtigt werden, dass die Tiermedizin heute ein so komplexes Gebiet ist, dass wir während unseres Studiums an der Universität nicht alles das lernen können, was für die klinische Praxis erforderlich ist, und es gibt auch keine Garantie, dass man während eines Internships jede mögliche Erkrankung kennenlernt. Und schließlich können auch der Umfang und die Art der in einem Internship gesammelten Erfahrungen erheblich variieren, abhängig vom im Einzelfall gewählten Programm.

Auch wenn der Klassenrang und die Noten bei einer Bewerbung für ein Internship intuitiv am wichtigsten erscheinen, bewerten Leiter und Leiterinnen dieser Programme Referenzschreiben an allererster Stelle noch vor allen anderen Kriterien

Abbildung 5. Auch wenn der Klassenrang und die Noten bei einer Bewerbung für ein Internship intuitiv am wichtigsten erscheinen, bewerten Leiter und Leiterinnen dieser Programme Referenzschreiben an allererster Stelle noch vor allen anderen Kriterien. 
© Shutterstock

Bewerbungsprozess und Zeitschiene

Beschäftigen wir uns nun etwas eingehender mit dem eigentlichen Bewerbungsprozess und der Zeitschiene. Die meisten (wenn auch nicht alle) US-Internships sind im Veterinary Internship and Residency Matching Program (VIRMP) aufgelistet, das oft auch als „The Match” bezeichnet wird, siehe www.virmp.org. Verschiedene Internships und Residencies (z. B. viele Programme über Zootiere, Labormedizin und Exoten) können aber auch an anderer Stelle gelistet sein (als „Outside the Match“ bezeichnet). Da diese Programme nach ihrer eigenen Zeitschiene arbeiten und unterschiedliche Bewerbungsbedingungen haben, gibt es keine Standardrichtlinie über die Bewerbung. Als Bewerber sollten Sie an diese externen Programme aber nicht anders herangehen als an die Programme, die über das VIRMP zugänglich sind. Und prinzipiell sollte es zwischen den verschiedenen Programmen innerhalb und außerhalb des VIRMP-Registers keine empfundenen oder echten qualitativen Unterschiede geben.

Der Bewerbungsprozess des VIRMP startet jeweils im Herbst für das darauffolgende Jahr – für 2024 startet die Bewerbungsphase für Internships also im Oktober 2023. Zu diesem Zeitpunkt listen die Programme ihre Informationen auf, und ab November können dann Bewerber ihre Informationen eingeben. Wenn der Fahrplan aus dem Jahr 2023 beibehalten wird, läuft dieses Bewerbungsverfahren bis Februar 2024. Auf der VIRMP-Homepage finden Sie eine Auflistung wichtiger Daten für Institutionen und für Bewerber. Die Eingabe der Informationen über die verschiedenen Programme beginnt etwa einen Monat bevor die Bewerber mit dem Matching beginnen können, so dass potenzielle Bewerber etwa zwei bis vier Wochen Zeit haben, um die Programme eingehend durchzusehen und sicherzustellen, dass sie sich tatsächlich über das VIRMP bewerben möchten. Zudem gibt es eine Widerrufsfrist für Bewerber und für Programme, für den Fall, dass Ereignisse eintreten, die den Bewerber oder den Anbieter daran hindern, am Match-Prozess teilzunehmen.

Was muss Ihre Bewerbung beinhalten? Da sind zunächst einige Basics wie Ihre Kontaktinformationen, Ihre tierärztliche Hochschule/Universität, Ihr klinisches Interessengebiet und Ihre Arbeitsberechtigung für die USA oder Kanada. Entsprechende Kopien müssen elektronisch von Ihrer Hochschule übermittelt werden. Sie sollten den Prozess aber in jedem Fall frühzeitig in Gang setzen, um Verzögerungen zu vermeiden. Im nächsten Schritt folgen dann Dinge, die mehr Zeit benötigen wie Ihr Motivationsschreiben, Ihr Lebenslauf (CV) und Referenzschreiben.

In einer neueren Umfrage zu den Matching-Prozessen bei Internships und Residencies wurden die Institutionen gefragt, auf welche Weise sie verschiedene Kriterien für die Beurteilung von Bewerbern für ihre Programme einsetzen 11. Berücksichtigt wurden insgesamt sieben Kriterien: die Gesamtnote (GPA; Grade Point Average), Noten in einem Spezialgebiet, das Anstellungsinterview, das Motivationsschreiben, der Klassenrang und der Lebenslauf. Auch wenn der Klassenrang (das Maß für die Leistung eines Studenten im Vergleich zu seinen Kommilitonen) und die Noten intuitiv am wichtigsten erscheinen, bewerten die Leiter und Leiterinnen dieser Programme Referenzschreiben an aller erster Stelle noch vor allen anderen Kriterien, wobei das Interview, der Lebenslauf und das Motivationsschreiben immer noch wichtiger bewertet werden als der Notendurchschnitt (GPA) und der Klassenrang. Nutzen Sie diese Informationen entsprechend und investieren Sie viel Zeit in die nachweislich relevanten Teile Ihrer Bewerbung, wobei Sie auch Mentoren um Input bitten können.

Mindestens drei und höchstens vier Empfehlungsschreiben sind zugelassen, und hier zählt Qualität mehr als Quantität. Die Wahl der Verfasser Ihrer Empfehlungsschreiben sollten Sie sehr sorgfältig treffen. Allermindestens sollte ein Gutachter willens sein, eine positive Beurteilung zu schreiben, und Sie gut genug kennen, um etwas Aussagekräftiges verfassen zu können. Hierfür gibt es ein Standardformular (SLOR), das fragt, wie lange der Gutachter Sie kennt, wie ihre Wissensbasis beurteilt wird und wie Ihre Fähigkeiten sind, in einer Klinik und in einem Team zu arbeiten. Zudem gibt es einen kurzen Abschnitt (400 Wörter), um den Standardfragebogen etwas auszuschmücken.

Dabei gibt es zwei häufige Fehler, die Bewerber unbedingt vermeiden sollten. Der erste Fehler besteht darin, einen Gutachter erst spät im Bewerbungsprozess zu kontaktieren, der dann ablehnt, so dass Sie eine andere Person suchen müssen, die Sie vielleicht nicht so gut kennt oder möglicherweise weniger vorteilhaft über Sie schreibt. Der zweite Fehler ist es, einen Gutachter in exponierter Position zu fragen, der Sie nicht besonders gut kennt, was dazu führen kann, dass ein Empfehlungsschreiben geringer Qualität entsteht oder sehr allgemein gefasst ist. Fragen Sie auf jeden Fall Tierärzte und Tierärztinnen, mit denen Sie zum Beispiel ganze Sommer verbracht haben, mit denen Sie geforscht oder bereits vor dem Studium gearbeitet haben. Berücksichtigen Sie aber auch diejenigen, mit denen Sie bereits im klinischen Teil des Studiums zusammengearbeitet haben. Zudem ist es hilfreich, potenzielle Gutachter zu fragen, mit denen Sie bereits zu Anfang der jeweiligen Stationen im klinischen Jahr gearbeitet haben. Denn diese können dann wichtige Aspekte in Ihren Empfehlungsschreiben aufnehmen, die über die rein akademische Standardbeurteilung hinausgehen. Seien Sie zudem bereit, dem Verfasser Ihres Empfehlungsschreibens Ihren Lebenslauf und Ihr Motivationsschreiben auszuhändigen, und wenn schon einige Zeit vergangen ist, seit Sie die Einrichtung verlassen haben, geben Sie ein Update darüber, wie Sie die Zeit seit der Approbation verbracht haben. Schließlich sollten Sie berücksichtigen, dass das Verfassen eines Empfehlungsbriefs durchaus viel Zeit in Anspruch nehmen kann – also keine Panik, Sie werden benachrichtigt, sobald die entsprechenden Standardformulare (SLORs) eingereicht werden.

Anya Gambino

Der Spruch, dass „ein Jahr Internship so viel bringt wie fünf Jahre klinische Erfahrung“ muss immer vor dem Hintergrund der Qualität des Internships und dem Engagement des Interns betrachtet werden.

Anya Gambino

Sobald die Bewerbungsunterlagen vollständig sind, besteht der nächste Schritt in der kritischen Durchsicht der verfügbaren Programme 12. Hierfür gibt es zunächst einige einfache erste Filter, wie die Art der behandelten Spezies und den Typ des Programms (rotierendes Internship, fachspezifisches Internship, Residency). Bevor Sie nun aber in diesem Prozess sehr viel weiter gehen, empfehle ich Ihnen, zunächst eine „Must-have“-Liste und eine „Ideally-has“-Liste zu erstellen. Diese Listen können sich zwar verändern, während Sie den Matching-Prozess durchlaufen, aber mit Hilfe der „Must-have“-Liste können Sie zunächst einen breiten Pool verschiedener in Frage kommender Programme in Betracht ziehen, während die „Ideally-has“-Liste Sie dann dabei unterstützt, eine entsprechende Rangliste dieser Programme zu erstellen. Unter Umständen finden Sie heraus, dass Ihre „Must-have“-Liste unrealistisch ist, und das kann schließlich dazu führen, dass sich Ihre Erwartungen an ein Internship-Jahr etwas normalisieren. Ich empfehle folgende kurze Liste der „Must-haves“ für ein Programm:

  • zugängliche und engagierte Leiter/Leiterinnen des Internships,
  • ein unterstützendes lokales oder regionales Klinikmanagement,
  • eine gut strukturierte Mentorenschaft, 
  • spezielle Zusatzleistungen, die das Internship unterstützen. 

Ein weiterer Schlüsselfaktor ist der Standard des Personals der Klinik, da es sehr schwierig ist, als Intern zu performen ohne eine gute Unterstützung von TFAs, Assistenten, Finanzbuchhaltung und Rezeptionspersonal. Und obwohl das eigentlich selbstverständlich ist, sollten auch die Zusatzleistungen und der Lohn integrale Bestandteile Ihrer „Must-have“-Liste sein.

Im Anschluss daran ist etwas Detektivarbeit erforderlich. Hierzu kann man sich eines klassischen SOAP-Protokolls bedienen (Subjective, Objective, Assessment, Plan), wie in Abbildung 6 dargestellt. Beginnen Sie mit einer Programmbeschreibung, die offensichtlich als Werbung konzipiert ist und betrachten Sie dann sehr kritisch die Webseite der Praxis/Klinik und deren Auftritte in den sozialen Medien. Fragen Sie, ob Sie mit aktuellen und ehemaligen Interns sprechen können, da diese andere Sichtweisen auf das Programm haben werden und darüber hinaus lebensnahe Informationen geben können über die Balance zwischen Lernen und Arbeiten sowie zwischen beaufsichtigten Schichten mit Mentorenbetreuung und unbegleitenden oder nur minimal beaufsichtigten Arbeitsperioden. Einige dieser Daten sind jetzt auch über das VIRMP verfügbar, wo man unter anderem Umfragen unter Interns findet, die ihre Programme abgeschlossen haben. Wenn Sie an einer Fachausbildung interessiert sind, analysieren Sie insbesondere, wie viele Absolventen des jeweiligen Internship-Programms anschließend mit einer Residency gematcht wurden und stellen Sie sicher, dass in der Praxis/Klinik etablierte Spezialisten in dem von Ihnen gewählten Interessensgebiet angestellt sind. Suchen Sie nach ehemaligen Absolventen Ihrer Universität, die das Programm, für das Sie sich interessieren, bereits absolviert haben könnten, und fragen Sie diese Kollegen oder Kolleginnen nach Ihrer ganz persönlichen Meinung. Dies bietet Ihnen die Gelegenheit zu prüfen, ob die Versprechungen in der Beschreibung des Programms mit dem übereinstimmen, was dann tatsächlich geboten wird.

Abbildung 6. „SOAP“ für Internship-Programme. 

„Subjective“
  • Programmbeschreibung
  • Interview
  • Website oder Profile in sozialen Medien
  • Externship oder Eintagesbesuch in der Klinik
„Objective“
  • Mentorenschaft
  • Spezialistenprofil
  • Lohn und Zusatzleistungen
  • Ergebnisse der Internships
  • Equipment und Profil der Teammitglieder
  • Daten der VIRMP Interviews nach Ende von Internships
„Assessment“
Entspricht es den „Must-have”-Kriterien, und wenn ja, welchen Rang nimmt es in der „Ideally-has”-Liste ein?
„Plan“
Programm zur Rangliste hinzufügen oder verwerfen

Viele Internship-Programme haben sich in den vergangenen fünf bis zehn Jahren zunehmend wegbewegt vom Prinzip der unbeaufsichtigten und nicht betreuten klinischen Tätigkeiten für Interns, und Haftungsfragen haben diesen Trend noch zusätzlich beschleunigt. Alleinverantwortlichkeit kann zwar durchaus abschreckend und beängstigend wirken und die Gefahr von Fehlern erhöhen, Sie sollten aber auch daran denken, dass Arbeitgeber in einer privaten Praxis/Klinik erwarten, Ihnen nach Abschluss eines Internship-Jahres bei der täglichen Arbeit nicht mehr das Händchen halten zu müssen. In der zweiten Hälfte der Ausbildung beinhalten einige Programme alleinige Nachtschichten für Interns. Die Last der alleinigen Verantwortung kann zwar als negativ betrachtet werden, sie kann Sie aber auch zu einem besseren Tierarzt oder einer besseren Tierärztin machen. Wenn die Schichten in der von Ihnen gewählten Klinik immer betreut sind, fragen Sie nach, auf welche Weise das Programm vorsieht, die Sicherheit einer permanenten Betreuung durch erfahrene Tierärzte oder Tierärztinnen des Teams auslaufen zu lassen und eine unabhängige, selbständige Entscheidungsfindung zu fördern, die für Ihre berufliche Weiterentwicklung von zentraler Bedeutung ist.

Es kann sein, dass ein Leiter oder eine Leiterin eines Programms nach Erhalt Ihrer Bewerbung ein Interview mit Ihnen führen möchte, und umgekehrt können auch Sie diesen Wunsch äußern, wenn sie eine vielversprechende Programmbeschreibung entdeckt haben. Denken Sie aber daran, dass Leiter und Leiterinnen von Internship-Programmen meist vielbeschäftigte Menschen sind und ein Gleichgewicht finden müssen zwischen ihren klinischen Aufgaben und ihren Tätigkeiten im Bereich der Internship-Programme. Wenn also ein Termin vereinbart ist, vermeiden Sie nach Möglichkeit Terminverlegungen, wenn es sich nicht um eine wirkliche Notsituation handelt. Diese Interviews dauern oft etwa 30 Minuten und finden in zunehmendem Maße online statt und immer weniger von Angesicht zu Angesicht. Unabhängig vom Format des Gespräches sollten Sie sich aber immer gut gekleidet und professionell präsentieren. Bereiten Sie eine Liste mit zwei oder drei Fragen vor, die Sie dem Leiter oder der Leiterin am Ende des Interviews stellen können, denn wenn Sie gar keine Fragen stellen, ist das eine Art von Warnsignal, ebenso wie endlose Rückfragen, die dafür sorgen, dass der zeitliche Rahmen des Interviews gesprengt wird.

Sie können darüber hinaus aber auch einen persönlichen eintägigen Besuch in der Praxis/Klinik vereinbaren, je nach Ihren eigenen Verpflichtungen und Ihrem Reisebudget. Wenn dies nicht möglich ist, spricht das aus meiner Sicht nicht gegen einen Bewerber oder eine Bewerberin für ein rotierendes Internship. Sehr viel wichtiger sind solche Besuche dagegen bei Bewerbern für fachspezifische Internships und Residencies. Viele Kliniken haben vor der COVID-Pandemie auch Externship-Programme angeboten, die hoffentlich bald wieder aufgenommen werden, da sie ein guter strategischer Weg sein können, auf dem Sie sich persönlich für ein Programm vorstellen können. Sie erfordern aber ein gewisses Maß an vorheriger Planung. Stellen Sie sicher, dass Sie während der Spitzenphasen für externe Besuche (August bis Dezember) Zeit haben, kommen Sie pünktlich, behandeln Sie alle Teammitglieder freundlich, tragen Sie ein Namensschild und schalten Sie Ihr Mobiltelefon aus. Wenn Sie unsicher sind bezüglich des in der Klinik geltenden Dresscodes, fragen Sie, ob für den Besuch bestimmte Arbeitskleidung empfohlen wird. Erscheinen Sie bei Besuchen für fachspezifische Internships und Residencies in Berufskleidung und bringen Sie eigene Kittel mit, wenn dies verlangt wird.

Nachdem Sie nun Ihre Nachforschungen abgeschlossen haben, führen Sie Ihre Beurteilung jedes einzelnen Programms Ihrer Liste durch, beginnend mit den „Must-haves“. Streichen Sie Programme, die Ihre „Must-haves“ nicht erfüllen, und bilden Sie dann eine Rangfolge der restlichen Programme, von der ersten Wahl bis zur letzten. Wichtig ist, dass Sie alle Programme, die Sie nicht wollen, auch tatsächlich konsequent von Ihrer Liste streichen, da ansonsten das Risiko besteht, dass sie mit Ihrer letzten Wahl gematcht werden, die Sie nur „für den Fall, dass“ behalten haben – auch wenn Sie bereits wussten, dass das Programm nicht mit Ihrer „Must-Have“-Liste kompatibel ist.

Eine Stelle bekommen

Nachdem Sie die Rangfolge Ihrer Programme festgelegt und Ihre Bewerbung vervollständigt haben, müssen Sie noch etwas warten, bis am so genannten „Match Monday“ die Ergebnisse des Pairings von Bewerbern und Programmen herausgegeben werden. Wenn Sie sich in Ihrem VIRMP-Konto einloggen, erfahren Sie entweder, dass Sie Ihr Programm für das nächste Jahr bekommen haben oder dass Sie nicht entsprechend gematcht werden konnten. Im Falle eines erfolgreichen Matchings werden Sie wahrscheinlich zeitnah vom Leiter oder der Leiterin des Internship-Programmes hören, gelegentlich per Telefon oder Text, häufiger aber per Email. Wenn Sie nicht gematcht wurden, sind Sie möglicherweise erleichtert und entscheiden sich dafür, diesen Weg nicht weiter zu verfolgen. Aber seien Sie versichert, dass dies vollkommen in Ordnung ist, und Sie dennoch auf jeden Fall einen Job finden werden. Fühlen Sie sich keinesfalls unter Druck gesetzt, nach weiterhin verfügbaren Programmen zu suchen, nur weil andere ungematchte Kollegen oder Kolleginnen dies tun. Wenn Sie dagegen enttäuscht sind aufgrund des erfolglosen Matching, denken Sie daran, dass es immer noch reichlich Gelegenheiten gibt für Ihre Internship-Pläne. Gehen Sie zurück zu Ihren „Must-have“- und „Ideally-has“-Listen und schauen Sie, welche noch verfügbaren Programme passen könnten (diese Suche wird auch als „the scramble“ bezeichnet). Es gibt eine Liste ungematchter Bewerber für Programme und eine Liste ungematchter Programme für Bewerber. Es empfiehlt sich, diese Liste kurz durchzusehen, um sicherzustellen, dass die Programme, die Sie gerankt haben, dort nicht auftauchen, denn Fehler können passieren. Schauen Sie häufig nach Emails vom VIRMP, da wahrscheinlich viele Leiter und Leiterinnen um ein Interview bitten werden oder ihre Programme diskutieren möchten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, sich nicht unter Druck gesetzt zu fühlen, eine sofortige Entscheidung zu treffen. Auch wenn die Zeit begrenzt ist, führen Sie ein weiteres SOAP-Protokoll durch und vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl, wenn Sie bei einem Programm schlechte Schwingungen spüren. Seit einigen Jahren herrscht ein für Bewerber günstiger Markt mit mehr ungematchten Programmen als ungematchten Bewerbern.

Schlussfolgerung

Dieser Artikel möchte unvoreingenommen Informationen über veterinärmedizinische Internships liefern und hoffnungsvollen Bewerbern einen nützlichen Wegweiser an die Hand geben. Zweifellos gibt es zahlreiche Probleme mit den aktuell angebotenen veterinärmedizinischen Internships, aber dennoch existieren auch weiterhin Qualitätsprogramme mit authentischen Zielen. Ein Internship wird Sie sehr vieles lehren, und zwar nicht nur klinische Dinge, sondern auch essenzielle Skills, die jeder Tierarzt und jede Tierärztin haben sollte. Vor dem Hintergrund der stetigen Veränderungen des Gesichts der tierärztlichen Praxis, können sich diese Skills als ein großer Vorteil erweisen in einem von zunehmenden Herausforderungen geprägten beruflichen Umfeld. Egal wie Ihr Weg aussieht, denken Sie immer daran, dass Sie die Investitionen wert sind, die Sie in sich selbst getätigt haben, und dass die tierärztliche Community froh ist, Sie mit an Bord zu haben.

Literatur

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  2. Blue Pearl. https://bluepearlvet.com/wp-content/uploads/2020/01/OP_Med_emERge_Flyer_587960179_FIN.pdf 

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Anya Gambino

Anya Gambino

Dr. Gambino schloss ihr Tiermedizinstudium 2008 an der Cornell Veterinary School Mehr lesen

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