Finden Sie einen Punkt, in dem Sie übereinstimmen!
Sobald Sie sich entschuldigt haben, versuchen Sie, einen Punkt zu finden, in dem Sie beide schnell einer Meinung sind. Das kann ein prinzipieller Punkt sein (z.B. indem Sie sich beide darauf einigen, eine positive Lösung finden zu wollen) oder im Idealfall etwas, was mehr mit der erhofften Lösung des Konflikts zu tun hat. Je mehr dieser erste Punkt der Übereinstimmung mit der Lösung der Sache zu tun hat, desto besser. Das Wichtigste aber ist, dass Sie sich überhaupt auf etwas einigen können. Ein erste Punkt der Übereinstimmung ist ein entscheidender Ausgangspunkt für das Ergebnis des klärenden Gesprächs.
Hinterfragen Sie, wie es weitergehen soll!
Stellen Sie zielführende Fragen und hören Sie den Antworten Ihres Kollegen gut zu, denn so erfahren Sie mehr über seine Ansichten, was möglicherweise einen Lösungsweg aufzeigt. Fragen Sie Ihren Kollegen auch, wie er sich die Regelung der Angelegenheit vorstellt. Bedenken Sie, dass auch er Zeit zur Reflexion hatte, so dass diese Frage durchaus eine Antwort auslösen kann, mit der Sie gut leben können (ganz oder zumindest teilweise). So sehen Sie vielleicht bald, dass die verbleibenden strittigen Punkte eher klein sind.
Treffen Sie am Ende eine positive, verbindliche Aussage!
Beenden Sie die Diskussion immer mit einer positiven Aussage und wenn es nur die Bereitschaft ist, eine Lösung finden zu wollen. Vielleicht können Sie sich auch darauf einigen, sich nochmals für ein Gespräch zu treffen oder einen Dritten dazuzuholen. Wenn Sie sich tatsächlich zu einem weiteren Gespräch treffen, dann muss der abschließende positive Kommentar aus dem ersten Gespräch der erste Punkt sein, der im zweiten Gespräch angesprochen wird (z.B. „In unserem letzten Gespräch haben wir uns doch darauf geeinigt, dass..., nicht wahr?“).
Wie man seinen Chef besser versteht
Egal, ob Sie in einer Praxis/Klinik im herkömmlichen Stil, also im Besitz von einem oder zwei Tierärzten (die gleichberechtigte Chefs und vielleicht Partner sind) oder aber in einem großen, unternehmerisch geführten Tierarztunternehmen (das im Besitz von Aktionären ist und von Direktoren geleitet wird) arbeiten – ein Verständnis der Rolle des oder der Chefs hilft Ihnen, ein effizienter Mitarbeiter zu werden. Er trägt zur Entwicklung der Praxis bei und kann außerdem auch Ihre persönlichen Chancen für die Zukunft fördern (Box 1). Wie auch immer die Konstellation in Ihrer Praxis ist, wir nennen die leitende/n Person/en jetzt einfach mal „Ihren Chef“.
Box 1
Der Umgang mit Ihrem ersten Chef? |
Ein Schlüsselthema für einen jungen Tierarzt ist der richtige Umgang mit dem ersten Chef, der oft auch der Eigentümer der Tierarztpraxis/-klinik ist. Nachstehend finden Sie eine Liste mit den wichtigsten Einstellungen und Verhaltensweisen, die Ihnen helfen werden, bald als Gewinn für die Klinik zu gelten. |
Abgleich der Erwartungen
„Was wird von mir erwartet?“ Mit dieser Frage lassen sich von Anfang an Missverständnisse vermeiden und die in der Praxis geltenden Spielregeln klären. Weitere nützliche Fragen sind z.B. auch:
- „Welche Qualitäten und welche Einstellung sehen Sie gerne bei einem jungen Tierarzt?“
- „Welche Kriterien werden Sie in den kommenden Monaten zur Beurteilung meiner Leistung ansetzen?“
- „Welche Aufgaben soll ich übernehmen und welche spezifischen Ergebnisse erwarten Sie von mir?“
Koordinieren Sie Ihre eigenen Interessen mit denen Ihrer Praxis
Ein klassisches Beispiel ist die spezielle Fortbildung. Anstatt sich gleich auf Ihr Lieblingsgebiet zu spezialisieren (z.B. exotische Vögel), könnten Sie Ihren Chef fragen, welche speziellen Fachgebiete in den nächsten Jahren für die Praxis wohl am interessantesten wären. Oder Sie fragen „Würde mich die Praxis unterstützen, wenn ich mich auf dieses oder jenes Fachgebiet spezialisieren würde?“.
Seien Sie proaktiv!
Es gibt einen Spruch, der diese Haltung sehr gut zusammenfasst: „Bringen Sie mir für jedes Problem drei Lösungen!“ In der Regel wissen Chefs sehr wohl, welche Dinge in der Praxis nicht gut laufen und warum dies so ist. Sie brauchen keinen Berufsanfänger, der sich wie ein Unternehmensberater benimmt und mit abwertenden Kommentaren ständig auf Fehler in der Praxis hinweist. Was vielmehr gebraucht wird, ist ein Praxisteam, das bereit ist, Vorschläge zu machen und sich für die Umsetzung der Lösungen zu engagieren.
Fordern Sie regelmäßiges Feedback ein!
In manchen Praxen/Kliniken gibt es möglicherweise ein etabliertes Leistungsbeurteilungssystem und Sie erhalten regelmäßig ein strukturiertes Feedback. In andere Praxen kann das allerdings wesentlich informeller ablaufen, sodass Sie vielleicht proaktiv werden und die Frage stellen müssen: „Wie beurteilen Sie meine Leistung der letzten paar Wochen?“ oder „Gibt es etwas, das ich anders machen sollte, um meine Leistung zu verbessern?“.
Beobachten Sie Ihren Chef mit seinen guten und schlechten Seiten!
Bedenken Sie, dass Sie eines Tages selbst der Chef einer Praxis/Klinik sein könnten. Indem Sie das Verhalten Ihres Chefs als Führungskraft analysieren (sowohl die Dinge, die Ihnen gefallen, wie auch jene, die Ihnen missfallen), können Sie für Ihre berufliche Zukunft etwas sehr Wertvolles lernen.
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Die drei Rollen Ihres Chefs
Neben der klinischen Tätigkeit und den Managertätigkeiten, die Ihr Chef tagtäglich zu verrichten hat, gibt es noch drei wichtige Aufgaben, die er übernehmen muss.
1. Festlegen und Kommunizieren der Vision, Strategie und Wertorientierung
Jede Tierarztpraxis/-klinik ist einzigartig. Ihr Chef muss entscheiden, was erreicht werden soll (Vision, Mission), wie man dies erreicht (Strategie), und wie Patienten, Kunden und Personal behandelt werden sollen (Orientierung an Werten). Und er muss dies auch kommunizieren können. Diese Schlüsselrolle ist die wichtigste, obwohl dies in vielen Tierarztpraxen vernachlässigt wird. Je nach Größe einer Organisation (und auch eine kleine Praxis ist in gewisser Weise eine Organisation) kann der Prozess der Entwicklung und Kommunikation von Vision, Strategie und Werten eine ziemlich formale Sache sein, mit Teammeetings, gedruckten oder gar gerahmten Ausfertigungen, die für Personal und Kunden immer deutlich sichtbar sind. Manchmal geht es auch weniger formell zu und der Praxischef teilt dies seinen Mitarbeitern lieber mündlich mit. Egal, welche der beiden Varianten für Ihre Praxis zutrifft, Sie sollten sich dieser Vorgaben immer bewusst sein und sich in Ihrer täglichen Arbeit davon leiten lassen.
2. Richtiger Einsatz der begrenzten Ressourcen der Praxis
Es gibt einen alten Spruch, der lautet, dass man Geld nur einmal ausgeben kann. Wie mit dem Geld der Praxis und anderen begrenzten Ressourcen wie Personal oder Ausstattung umgegangen werden soll, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, ist auch die Aufgabe Ihres Chefs. Da jede Organisation hinsichtlich verfügbarer Ressourcen ihre Grenzen hat, muss es einen Entscheidungsprozess darüber geben, wie diese einzusetzen sind. Dafür ist letztendlich Ihr Chef verantwortlich. Gute Ideen und Vorschläge zur Verbesserung der Dienstleistungen gibt es ja immer, doch müssen dafür Ressourcen entwickelt und locker gemacht werden. In diesem Prozess geht es also vor allem darum, Prioritäten zu setzen und die Reihenfolge zu bestimmen, in der bestimmte Dinge angegangen werden, bzw. ob bestimmte Dinge überhaupt umgesetzt werden sollen.
3. Motivation und Führung des Teams
Die dritte Schlüsselrolle Ihres Chefs ist es, das Praxisteam zu leiten und zu motivieren. (Quote) Diese Rolle wird zunehmend wichtiger, da moderne Tierarztpraxen immer mehr teambasiert arbeiten (Abbildung 5). Ihr Chef muss herausfinden, wie er aus jedem Teammitglied das Beste herausholt Wie aktiv er diese Rolle ausfüllt oder ob er diese Aufgabe an entsprechend qualifizierte Mitarbeiter delegiert, hängt von den individuellen Interessen und Erfahrungen ab. Somit gibt es in der tiermedizinischen Berufswelt alle Arten von Interpretationen des Themas – von sehr informell bis zu hoch strukturiertem Leistungsmanagement.