Lungenwürmer und Herzwürmer bei Katzen
Lungenwürmer und Herzwürmer sind eine unterschätzte, aber potenziell ernste Bedrohung für viele Katzen, wie uns dieser Artikel erläutert.
Ausgabe nummer 32.2 Sonstiges Wissenschaft
veröffentlicht 23/11/2022
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Asthma ist eine häufige Erkrankung bei Katzen, kann aber zahlreiche andere Erkrankungen imitieren. Die Diagnose und die Behandlung können große Herausforderungen sein, wie uns dieser Artikel darlegt.
Allergisches Asthma kommt bei Katzen häufig vor, die klinischen Symptome und die Röntgenbefunde können jedoch auch andere Atemwegserkrankungen imitieren.
Eine umfassende Evaluierung des Patienten – zum Ausschluss anderer Erkrankungen – und schließlich eine Atemwegslavage fördern das Vertrauen in die Diagnose.
Die Behandlung fokussiert sich auf Umweltmodifikationen, Gewichtsmanagement, Glukokortikoide und – bei Bronchospasmen – Bronchodilatatoren.
Die Prognose reicht von vorsichtig bis gut, abhängig davon, ob eine Katze hauptsächlich Husten hat oder lebensbedrohliche Asthmaattacken aufweist, und hängt mit dem Ansprechen auf die Behandlung zusammen.
Felines allergisches Asthma ist ein häufiger Grund für die Vorstellung von Katzen in tierärztlichen Praxen und manifestiert sich klinisch in erster Linie in Form von Husten, Giemen und einer episodisch auftretenden Atemnot, die mit vermehrter exspiratorischer Anstrengung einhergeht („Bauchpresse“). Ein Asthma-„Syndrom“ ist bei Katzen bereits seit mehr als 100 Jahren bekannt und wird weltweit beschrieben, wobei man schätzt, dass etwa 1-5 % der gesamten Katzenpopulation betroffen sind 1. Felines Asthma beginnt im typischen Fall bereits früh im Leben. Katzen mit geringgradigen klinischen Symptomen werden unter Umständen jedoch erst im mittleren Alter beim Tierarzt vorgestellt, da es sich um eine tendenziell progrediente Erkrankung handelt, insbesondere ohne geeignete Behandlung. Alle Katzenrassen sind potenziell empfänglich, eine mögliche Prädisposition wird jedoch bei Siamkatzen festgestellt.
Allergisches Asthma tritt bei genetisch prädisponierten Individuen bei bestimmten Umweltexpositionen auf 2. Es handelt sich um ein spezifisches Beispiel für eine Typ-I -Überempfindlichkeitsreaktion auf inhalierte Aeroallergene, bei der Typ 2-T-Helferzellen (TH2-Lymphozyten) eine Immunantwort orchestrieren, die letztlich Schäden in den Atemwegen verursacht. Diese Immunantwort fördert eine Eosinophilie in den Atemwegen, eine Schleimhypersekretion, eine Hyperresponsivität der Atemwege (Tendenz der Atemwege, sich als Antwort auf unspezifische Trigger stärker zu kontrahieren als bei einer gesunden Katze), Bronchospasmen (die zumindest teilweise mit der Zeit oder unter geeigneter Behandlung reversibel sind) und Remodelling der Atemwege.
Katzen mit Verdacht auf allergisches Asthma zeigen klinische Symptome wie Husten, Giemen und exspiratorische Atemnot (insbesondere mit vermehrter exspiratorischer Anstrengung). Übersichtsröntgenaufnahmen des Thorax zeigen ein bronchiales oder bronchointerstitielles Muster. Zu den Ursachen gehören die Heartworm-associated Respiratory Disease (HARD), hervorgerufen durch unreife L5 von Dirofilaria immitis und die Immunantwort des Wirtes, Aelurostrongylus abstrusus (ein metastrongyloider Nematode) und Toxocara cati (Folge der pulmonalen Migration dieses häufigen Nematoden). Bei Katzen mit Husten steht auch eine chronische Bronchitis weit oben auf der Liste der Differenzialdiagnosen, insbesondere dann, wenn sie bei Beginn der klinischen Symptome bereits älter sind und ein bronchozentrisches Röntgenmuster aufweisen. Dabei handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung durch verschiedene Insulte, die die Atemwege schädigen, die mukoziliäre Funktion einschränken und gekennzeichnet sind durch eine Neutrophilie der Atemwege 3. Katzen mit Atemnot (aber nicht überwiegend vermehrter exspiratorischer Anstrengung) oder offener Maulatmung, können unter einer kongestiven Herzinsuffizienz leiden, insbesondere, wenn bei der Auskultation zusätzlich ein Herzgeräusch festgestellt wird. Und schließlich kann Asthma auch imitiert werden von einer wichtigen, aber nur selten erkannten Gruppe von Erkrankungen, die als bronchioläre Erkrankungen (oder Erkrankungen der kleinen Atemwege) bezeichnet werden 4. Bronchioläre Erkrankungen haben keine pathognomonischen klinischen Symptome und können in Röntgenaufnahmen nicht visualisiert werden. Um die Erkrankung nachzuweisen und den spezifischen Typ zu charakterisieren sind ein CT des Thorax und schließlich eine Lungenbiopsie erforderlich. Ein Subtyp, die konstriktive Bronchiolitis obliterans, ähnelt sehr stark den Mustern, die man auch bei Katzen im Status asthmaticus (lebensbedrohliche Asthmaattacke) sieht.
Es handelt sich zwar streng genommen nicht um „diagnostische Tests“, aber die Berücksichtigung des Signalements, die Aufnahme der vom Besitzer beschriebenen Symptome sowie die klinische Untersuchung sind die ersten ganz wesentlichen Schritte auf dem Weg zur Diagnose von allergischem Asthma bei einer Katze. Einen Einzeltest zur Bestätigung der endgültigen Diagnose gibt es zwar nicht, zahlreiche unterstützende Befunde und Daten können aber helfen, andere Erkrankungen mit ähnlichem Erscheinungsbild auszuschließen oder weniger wahrscheinlich zu machen und damit Asthma in der Liste der Differenzialdiagnosen weiter nach oben klettern zu lassen. Wenn die ersten klinischen Symptome wie oben erwähnt bereits in einem jungen Alter auftreten (auch wenn die Katze erst später im Leben zur tierärztlichen Behandlung vorgestellt wird), so spricht dies eher für Asthma oder eine der zahlreichen parasitären Bronchialerkrankungen. Setzen die Symptome dagegen erst später im Leben der Katze ein, liegt meist eher eine chronische Bronchitis zugrunde.
Bei Katzen mit klinischen Symptomen im Bereich der Atemwege ist das Thoraxröntgen eine der ersten und am häufigsten durchgeführten diagnostischen Maßnahmen. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass Röntgenaufnahmen des Brustkorbes bei etwa einem Viertel aller Katzen mit Erkrankungen der unteren Atemwege physiologische Befunde aufweisen 5. Die pathologischen Veränderungen sind im typischen Fall bronchozentrisch und haben ein bronchiales oder bronchointerstitielles Muster (Abbildung 1). Bei einigen parasitären Erkrankungen können fleckenförmige interstitielle Muster dominieren, und die kranialen oder kaudalen Lungenarterien sind vergrößert. Bei Katzen im Status asthmaticus wird „Air Trapping“ festgestellt, das sich in Röntgenaufnahmen in Form von Lungenfeldern mit erhöhtem Volumen und verminderter Opazität manifestiert (Abbildung 2). In diesen Fällen kann zudem das Zwerchfell abgeflacht sein und in der lateralen Projektion kann eine vermehrte Distanz zwischen dem kaudalen Rand der Herzsilhouette und dem Zwerchfell zu erkennen sein. Jede Atemwegserkrankung, die zu Schleimhypersekretion führt, kann eine Verlegung lobarer Bronchien zur Folge haben (meistens im rechten mittleren Lungenlappen oder im kaudalen Abschnitt des linken kranialen Lungenlappens) und in einer daraus resultierenden Atelektase des betroffenen Lappens münden. Die Röntgendiagnostik dient darüber hinaus aber auch dem differenzialdiagnostischen Ausschluss einer großen Bandbreite weiterer kardiopulmonaler Erkrankungen (z. B. metastatische Neoplasien, Pleuraerguss).
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Abbildung 2. Laterale (a) und dorsoventrale (b) Röntgenaufnahmen einer zwei Jahre alten weiblichen kastrierten Siamkatze mit Asthma. In beiden Projektionen erkennt man ein mittelgradiges diffuses bronchiales Muster mit hyperinflatierter Lunge. Zu beachten ist das „Tenting“ des Diaphragmas (zeltförmige Verschattung).
© Dr. Carol Reinero.
Die Anwendung von Point-of-Care-Ultraschall zur Untersuchung der Lunge bei Katzen mit angestrengter Atmung wird sowohl in der tierärztlichen Allgemeinpraxis als auch in spezialisierten Kliniken heute immer üblicher 6. Mit Hilfe der Sonographie lassen sich unter anderem Erkrankungen der Pleurahöhle nachweisen, wie zum Beispiel ein Pneumothorax (angezeigt durch das Fehlen von Lungengleiten) und ein Pleuraerguss (hypoechogene Flüssigkeit). Bei Katzen mit veränderter Atmung können zudem sonographische Anzeichen für Herzerkrankungen vorhanden sein, ihre weitere Diskussion würde jedoch den Rahmen dieses Artikels sprengen. Weitere sonographische Lungenanomalien sind B-Linien, „Nodule Sign“ (Knoten), „Tissue Sign“ (Hepatisation der Lunge), „Shred Sign“ (Gruppierung von Linien) und „Wedge Sign“ (Lungeninfarkt). Bei Katzen mit Asthma als Ursache der respiratorischen Symptome sollten alle oben genannten Anomalien nicht vorhanden sein (auch als „trockene Lunge“ bezeichnet) (Abbildung 3), mit der möglichen Ausnahme eines „Tissue Signs“ in der Region eines Lobus, der einer Atelektase infolge einer Verlegung durch Schleim unterliegt.
Im großen Blutbild kann eine Eosinophilie festzustellen sein, die entweder auf Asthma oder auf eine parasitäre Erkrankung hinweist. Das Fehlen einer peripheren Eosinophilie kann eine Eosinophilie der Atemwege aber nicht ausschließen. Im biochemischen Serumprofil oder in der Harnanalyse findet man keine Hinweise, die bei der Diagnose von Asthma hilfreich sein könnten. Wenn eine Katze für hochentwickelte bildgebende Verfahren und/oder für eine Atemwegslavage einer Allgemeinanästhesie unterzogen werden muss, sind entsprechende labordiagnostische Kenntnisse über den allgemeinen Gesundheitszustand und die Organfunktionen des Patienten aber durchaus wichtig.
Ergänzende Tests auf Parasiten sollten eine Kotflotation, das Auswanderungsverfahren nach Baermann und in endemischen Regionen Antikörper- und Antigentests auf Herzwürmer umfassen 7. Toxocara cati kann in der Kotflotation übersehen werden, wenn eine Lungenwanderung in der Präpatenzperiode auftritt. Allgemein empfohlen wird zudem, das Baermann-Verfahren zum Nachweis von Aelurostrongylus abstrusus bis zu drei Mal zu wiederholen, da die Larven zum Teil intermittierend herauf gehustet werden und dann nach dem Abschlucken entsprechend auch intermittierend im Kot auftauchen. Unter Umständen ist es aber kostengünstiger, eine geeignete anthelminthische Probebehandlung durchzuführen, anstatt spezifische Parasitentests einzuleiten.
Ein Thorax-CT wird bei Patienten mit Verdacht auf felines Asthma im Allgemeinen zwar nicht durchgeführt, kann sich aber als extrem hilfreich erweisen, und ist das am besten geeignete bildgebende Verfahren zum Nachweis bronchiolärer Erkrankungen, die Asthma imitieren können 4. Auch in Fällen, in denen die initialen Untersuchungen keine Diagnose liefern, kann ein CT eingesetzt werden, da es eine hohe Sensitivität für den Nachweis einer großen Bandbreite verschiedener pulmonaler, vaskulärer, pleuraler und kardialer Erkrankungen hat 8.
Die Bronchoskopie, ein Verfahren zur direkten visuellen Untersuchung des Lumens des Tracheobronchialbaumes, liefert bei Katzen mit Asthma nur selten wertvolle zusätzliche diagnostische Informationen. Die meisten Veränderungen bei betroffenen Katzen sind unspezifischer und diffuser Natur. Eine bronchoalveoläre Lavage (BAL) kann zwar auch mit Hilfe eines Bronchoskops durchgeführt werden, die blinde Technik wird jedoch bevorzugt, da sie sich auch in der Allgemeinpraxis schnell und mit minimaler technischer Ausstattung durchführen lässt. Die BAL wird als diagnostisches Hilfsmittel zur Bestätigung einer Asthma-Diagnose sehr stark empfohlen. Das typische makroskopische Erscheinungsbild der mittels BAL gewonnenen Proben ist das einer leicht opaken Flüssigkeit mit einer schaumigen, weißen Surfactant-Schicht an der Oberfläche (Abbildung 4). Box 1 erläutert eine empfohlene BAL-Technik. Die BAL-Probe wird anschließend einer zytologischen und kulturellen Untersuchung zugeführt. Ist eine Kultivierung von Mycoplasma spp. nicht möglich, sollte stattdessen eine entsprechende PCR durchgeführt werden. Der Nachweis vermehrter eosinophiler Zellen in der BAL-Probe spricht entweder für eine parasitäre Erkrankung oder für allergisches Asthma. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines differenzialdiagnostischen Ausschlusses parasitärer Ätiologien mit Hilfe entsprechender Tests oder anthelminthischer Versuchsbehandlungen im Vorfeld einer Atemwegslavage. Der zytologische Befund einer aseptischen suppurativen Entzündung unterstützt die Diagnose einer chronischen Bronchitis, und eine septische, suppurative Entzündung, insbesondere, wenn klinisch relevante Bakterienspezies in der Kultur nachgewiesen sind, kann eine sekundäre bakterielle Infektion auf der Basis einer wie auch immer gearteten primären Erkrankung der unteren Atemwege widerspiegeln. Sekundäre bakterielle Infektionen kommen in diesem Zusammenhang zwar nicht häufig vor, sie können aber gezielt und spezifisch behandelt werden und sollten deshalb auch erkannt werden.
Box 1. Technik der bronchoalveolären Lavage (BAL).
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Zu den bei Katzen weniger häufig eingesetzten Tests gehören Lungenfunktionstests und Allergietests (entweder Serumtests auf allergen-spezifisches IgE 9 oder Intradermaltests). Bei Menschen mit allergischem Asthma sind Lungenfunktionstests (Spirometrie) das Mittel der Wahl für die Diagnose und für die Therapieüberwachung. Da die hierfür erforderliche forcierte Ausatmung durch ein Mundstück aber die Compliance des Patienten erfordert, liegt es auf der Hand, dass solche Tests bei Katzen nicht praktikabel sind. Es gibt jedoch einige alternative Methoden zur Untersuchung der Lungenmechanik, diese verlangen aber eine spezialisierte technische Ausrüstung und eine spezielle Expertise und werden daher vorwiegend in der Forschung eingesetzt. Dagegen sind Allergietests in der Tiermedizin weit verbreitet (insbesondere Serumtests) und können wichtige Orientierungshilfen für Strategien zur Vermeidung von Allergenen geben.
Die Behandlung von Asthma bei Katzen sollte immer auf das individuelle klinische Bild zugeschnitten werden und unterscheidet sich daher sehr deutlich zwischen instabilen Katzen im Status asthmaticus oder mit offensichtlicher Atemnot und stabilen Katzen mit weniger hochgradigen klinischen Symptomen (im Allgemeinen Husten, aber auch Giemen und gering- bis mittelgradige Leistungsintoleranz). Zu den allgemeinen therapeutischen Strategien bei Katzen im Status asthmaticus gehören eine Sauerstoffsupplementierung, ein sanftes Handling und minimale Zwangsmaßnahmen, der Einsatz von Sedativa (zur Erleichterung der Atmung) und die Gabe eines Bronchodilatators (mit oder ohne Glukokortikoid), während man parallel dafür sorgt, dass sich die Katze in einem Käfig mit gewisser „Privatsphäre“ beruhigen kann. Bei klinisch stabilen Katzen mit gering- bis mittelgradigen Symptomen werden im Allgemeinen Glukokortikoide verabreicht, und in einigen Fällen zusätzlich auch Bronchodilatatoren. Generell sollten bei allen asthmatischen Katzen Strategien zur Modifizierung der Umwelt und je nach Indikation auch zur Förderung einer Gewichtsreduktion in die Wege geleitet werden.
Katzen mit einer lebensbedrohlichen Asthmaattacke (Status asthmaticus) müssen mit einem Bronchodilatator behandelt werden. In diesen kritischen Fällen wird die Applikation per Injektion bevorzugt (z. B. Terbutalin 0,01 mg/kg SC oder IM), da die Möglichkeiten einer wirksamen Verabreichung von Bronchodilatatoren per Inhalation in die unteren Atemwege bei Patienten mit hochgradigen Bronchospasmen eingeschränkt sind. Ist eine Injektion nicht möglich, kann ein inhalierbarer Bronchodilatator (z. B. Albuterol) über einen Dosier-Inhalator mit Distanzstück (90 µg/Sprühstoß, zwei Sprühstöße) verabreicht werden. Die Behandlung wird nach 15-20 Minuten wiederholt, auf Basis der Annahme, dass die erste Dosis eine gewisse Bronchodilatation bewirkt, die es der zweiten Dosis dann ermöglicht, ihren eigentlichen Zielwirkort besser zu erreichen. Weitere wichtige Strategien für Katzen dieser Kategorie sind ein minimales Handling, eine Sauerstoffsupplementierung (einschließlich einer Möglichkeit, sich zu verstecken und zur Ruhe zu kommen) und in einigen Fällen auch die Gabe eines Sedativums. Glukokortikoide sollten bei diesen Katzen mit akuter Atemnot ebenfalls verabreicht werden, ihre im Allgemeinen verzögert einsetzende Wirkung unterstreicht nochmals die wichtige Bedeutung einer schnellen und wirksamen Bronchodilatation zur Verbesserung des eingeschränkten Luftstroms in den Atemwegen.
Sobald sich die Katze nicht mehr in der akuten Krise befindet und ihre klinischen Symptome stabil sind, sollte sie gemäß der Vorgaben im folgenden Abschnitt („Behandlung stabiler Katzen“) weiterbehandelt werden. Ein wichtiger Unterschied besteht darin, dass Katzen mit Episoden eines Status asthmaticus zu wiederholten Asthmaattacken neigen, so dass eine Behandlung mit Bronchodilatatoren als wichtiger Teil der Langzeittherapie in Betracht gezogen werden muss. Die üblicherweise eingesetzten Bronchodilatatoren gehören in der Regel einer von zwei Hauptarzneimittelklassen an, entweder den Methylxanthinen oder den Beta-2-Agonisten (die als kurzzeitwirksame oder als langzeitwirksame Substanzen erhältlich sind). Methylxanthine werden im typischen Fall oral verabreicht, und ein aufgrund seiner Applikation nur einmal pro Tag oder alle zwei Tage beliebter Vertreter dieser Wirkstoffgruppe ist das Theophyllin als 100 mg-Retardtablette oder 100 mg-Retardkapsel. Kurzzeitwirksame Beta-2-Agonisten sind potent, wirken schnell und sind als orale Darreichungsformen oder zur Inhalation erhältlich (Dosier-Inhalator mit Distanzstück oder zur Vernebelung). Langzeitwirksame Beta-2-Agonisten zur Inhalation werden bei Menschen mit Asthma häufig in Kombination mit einem inhalierbaren Glukokortikoid eingesetzt, über die Wirksamkeit dieser Kombination bei asthmatischen Katzen liegen aber nur sehr wenige Daten vor. Aufgrund ihrer geringeren Potenz, werden sie bei Katzen mit Asthmaattacken nicht empfohlen. Für die regelmäßige tägliche Anwendung werden orale Bronchodilatatoren bevorzugt, während inhalierbare oder injizierbare Bronchodilatatoren auch in akuten Notfallsituationen eingesetzt werden können. Die regelmäßige, wiederholte Anwendung razemischer Mischungen kurzzeitwirksamer Beta-2 Agonisten (z. B. (R,S)-Albuterol, das in einigen Ländern unter der Bezeichnung Salbutamol bekannt ist) wird bei Katzen mit paradoxer Exazerbation von Atemwegsentzündungen aufgrund von negativen Effekten des S-Enantiomers in Verbindung gebracht 10. Wird die regelmäßige Anwendung eines kurzzeitwirksamen Beta-2-Agonisten über einen Dosier-Inhalator gewünscht, so ist Levalbuterol eine kommerziell erhältliche Alternative, da es sich um ein reines R-Enantiomer ohne S-Enantiomer handelt. Wenn eine Katze nicht mit inhalierbaren Bronchodilatatoren behandelt werden kann, können Besitzer je nach nationalen Bestimmungen und Empfehlungen darin geschult werden, Terbutalin in Notfallsituationen per Injektion zu verabreichen.
Wie oben erwähnt sind allgemeine, unspezifische Strategien zur Modifikation der Umwelt und zur Behandlung von Übergewicht bei allen Katzen mit Asthma als Teil der Langzeittherapie ratsam. Bei entsprechend empfänglichen Katzen kann die Inhalation von Allergenen (sowohl Indoor- als auch Outdoor-Allergene) und Irritanzien aus der Umwelt klinische Asthmasymptome auslösen. Allergene können klinische Symptome direkt über Typ-I- Überempfindlichkeitsreaktionen verursachen (wie oben diskutiert), und Irritanzien können eine unspezifische Überreaktivität der Atemwege triggern. Wenn die auslösenden Allergene mit Hilfe spezifischer IgE-Tests identifiziert werden können, ist eine entsprechende Vermeidung (wenn möglich) oder zumindest eine Minderung der Exposition ratsam. So kann zum Beispiel eine Katze mit Überempfindlichkeit gegen das in den Tropen und Subtropen beheimatete und inzwischen auch in Teilen Mitteleuropas vorkommende Hundszahngras (Bermuda-Gras), während der Jahreszeit mit hoher Allergenexposition in der Wohnung bei geschlossenen Fenstern gehalten werden, um den Kontakt mit den Allergenen zu verhindern oder zumindest die Allergenlast so weit wie möglich zu reduzieren. Ist die Katze allergisch gegen ein Indoor-Allergen, wie zum Beispiel Hausstaubmilben, können Maßnahmen wie die Verwendung von HEPA-Filtern (in Luftfiltern und/oder im Staubsauger), das Überziehen von Kissen und Liegeunterlagen mit milbendichten Bezügen und das regelmäßige Waschen solcher Gegenstände bei hohen Temperaturen hilfreich sein. Bezüglich nicht-allergischer Irritanzien müssen Besitzer darauf aufmerksam gemacht werden, dass insbesondere die Exposition der Katze gegenüber Rauch, Aerosolen, Pudern und Stäuben so weit wie möglich minimiert werden sollte. Eine häufige Quelle für Staub ist zum Beispiel Katzenstreu, und ein Wechsel zu einem anderen Produkt oder einer anderen Art von Substrat kann sich in diesen Fällen als vorteilhaft erweisen. Eine sorgfältige Befragung der Besitzer kann bei der Identifizierung möglicher problematischer Substanzen hilfreich sein und den Weg ebnen für eine gezielte Beratung hinsichtlich einer Modifikation der Umwelt der Katze.
Adipositas hat einen negativen Einfluss auf das Immunsystem und setzt das respiratorische System einem zusätzlichen Stress aus. Asthmatische Katzen sollten deshalb nach Möglichkeit bei einem idealen Körpergewicht oder einer eher schlanken Körperkondition gehalten werden. Adipositas kann aber auch einen Einfluss auf die Dosierung von Arzneimitteln haben. So ist es zum Beispiel wichtig, Glukokortikoide und Bronchodilatatoren stets auf der Basis des geschätzten Ideal- bzw. Normalgewichts zu dosieren.
Die Gabe von Glukokortikoiden ist bei asthmatischen Tieren eine entscheidend wichtige lebenslange Therapie, da sie die überreaktive Immunantwort auf Aeroallergene verringern und Entzündungen der Atemwege lindern, was wiederum die Hyperresponsivität abmildert und das Remodelling reduziert. Im Verlauf der Behandlung sollten Glukokortikoide auf die geringste wirksame Dosis ausgeschlichen werden, mit der die klinischen Symptome und idealerweise auch das Entzündungsgeschehen in den Atemwegen unter Kontrolle gehalten werden kann. Die Applikation kann per Injektion, oral oder über eine Inhalation erfolgen. Langzeitwirksame Steroide wie injizierbares Methylprednisolon werden nicht empfohlen, da sie mit der Zeit weniger wirksam werden und somit höhere Dosen oder häufigere Injektionen erfordern, und darüber hinaus auch das Risiko für Diabetes mellitus erhöhen. Bei Katzen, die Glukokortikoide nicht über andere Applikationswege erhalten können (z. B. aufgrund ihres Temperamentes), kann dies jedoch die einzige praktikable Behandlungsoption sein. Die bevorzugte Wahl der Autorin ist zunächst die Gabe eines oralen Glukokortikoids, im Allgemeinen Prednisolon in einer Dosierung von 1-2 mg/kg/Tag. Prednisolon ist kostengünstig, wirksam und in Form von Tabletten oder flüssigen Darreichungsformen erhältlich. In Anbetracht der Tatsache, dass sowohl injizierbare als auch orale Glukokortikoide systemische endokrine und immunologische Antworten negativ beeinflussen können, ist es verlockend, hohe Dosen von Steroiden lokal begrenzt und gezielt am Wirkort in der Lunge zu verabreichen. Inhalierbare Steroide, meist Fluticason, sind zu diesem Zweck ideal geeignet, insbesondere, wenn man berücksichtigt, dass Asthma oft bereits bei jungen Katzen diagnostiziert wird, und Glukokortikoide dann lebenslang verabreicht werden müssen. Die Autorin bevorzugt die Anwendung von Fluticason in einer Dosierung von 220 µg/Sprühstoß zweimal täglich über ein Distanzstück, und zwar während der ersten ein bis zwei Wochen überlappend mit der Gabe von oralem Prednisolon, da die Wirkung inhalierter Steroide nicht sofort einsetzt. Die oralen Steroide können anschließend schrittweise ausgeschlichen werden, bis die Katze schließlich nur noch inhalierte Steroide erhält. Wenn es zu einer Resolution oder einer statischen Besserung der klinischen Symptome kommt, können auch die inhalierten Steroide ausgeschlichen werden, indem bei der nächsten Verordnung die Dosierung des Inhalators auf 110 µg/Sprühstoß zweimal täglich reduziert wird. Wenn die klinische Kontrolle danach weiterhin auf einem akzeptablen Niveau bleibt, kann die Dosierung anschließend weiter herabgesetzt werden auf 44 µg/Sprühstoß zweimal täglich. Die Besitzer müssen jedoch in jedem Fall darauf hingewiesen werden, dass asthmatische Katzen eine lebenslange Therapie mit Glukokortikoiden benötigen, auch wenn die Katze gegenwärtig keine klinischen Symptome zeigt. Die betroffenen Katzen können nämlich unter einer subklinischen Entzündung der Atemwege leiden (d. h., keine klinischen Symptome, aber eine persistierende mikroskopische Eosinophilie in den Atemwegen), die die Atemwege auch weiterhin schädigen und so für permanente Schäden der Lungenarchitektur prädisponieren kann, die letztlich dann weniger gut therapeutisch zugänglich sind 11.
Bronchodilatatoren sind bei stabilen asthmatischen Katzen, die als Symptom lediglich Husten zeigen, nicht unbedingt erforderlich, wenn man davon ausgeht, dass die eingesetzten Glukokortikoide den Husten wirksam unter Kontrolle halten. Und da Bronchodilatatoren zahlreiche Nebenwirkungen haben (Exzitation, systemische Hypertonie, Tachykardie etc.), und die Katze unter Umständen weitere Arzneimittel braucht (oral oder per Inhalation), sollte nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass diese Arzneimittelklasse a priori bei jedem Asthmapatienten verabreicht werden muss. Bei chronisch erkrankten, stabilen Individuen kann eine Versuchsbehandlung mit einem Bronchodilatator durchgeführt werden, wenn die Katze auf Umweltmodifikationen, ein Gewichtsmanagement und eine Behandlung mit Glukokortikoiden nicht vollständig anspricht. Wie im Abschnitt oben diskutiert kann eine regelmäßige Anwendung von Bronchodilatatoren bei Katzen mit Vorbericht über episodisch auftretende Atemnot jedoch kritisch sein.
Carol R. Reinero
Der Fokus der Behandlung asthmatischer Katzen liegt auf zwei Dingen: der Linderung oder Eliminierung klinischer Symptome, die die Lebensqualität einschränken (Husten, Leistungsintoleranz, Atemnot) und der Kontrolle der grundlegenden pathologischen Muster des Asthmas (Atemwegsentzündung, Hyperresponsivität und Remodelling). Diese beiden Phänomene treten aber nicht immer parallel auf, da eine Dissoziation zwischen klinischen Symptomen und der Atemwegsentzündung bestehen kann 11. Bei asymptomatischen Katzen unter Glukokortikoidtherapie kann es deshalb schwierig sein, sicher zu wissen, ob auch das Entzündungsgeschehen in den Atemwegen unter Kontrolle ist. Wiederholte Atemwegslavagen sind zwar durchaus invasive Eingriffe, gegenwärtig aber der einzige Weg, um bei diesen Katzen zu bestimmen, ob das Entzündungsgeschehen auch auf mikroskopischer Ebene unter Kontrolle ist. Zu berücksichtigen ist, dass dieses therapeutische und diagnostische Protokoll bei Katzen mit persistierenden klinischen Symptomen, insbesondere, wenn diese mittel- bis hochgradiger Natur sind, unzureichend ist, so dass entsprechende Modifikationen erforderlich sind, um eine bessere asthmatische Kontrolle zu erreichen oder etwaige Komorbiditäten zu erkennen.
Felines Asthma ist gekennzeichnet von einer variablen Morbidität und gelegentlicher Mortalität. In Anbetracht der Tatsache, dass die Erkrankung im typischen Fall bereits bei jungen Katzen auftritt, muss insbesondere die Notwendigkeit einer lebenslangen Behandlung betont werden, da diese letztlich dafür sorgen kann, dass irreversible Schäden der Atemwege minimiert werden. Katzen, die vorwiegend Husten zeigen, sprechen in der Regel gut auf eine medikamentöse Behandlung an, während Katzen mit episodisch auftretender Atemnot eher zu wiederholten Hospitalisierungen neigen und in einigen Fällen auch sterben.
Felines allergisches Asthma ist eine bei Katzen häufig auftretende Atemwegserkrankung, die mit Hilfe des Signalements, der vom Besitzer beschriebenen klinischen Symptome, der Befunde der klinischen Untersuchung, diagnostischer Tests und einer Atemwegslavage differenzialdiagnostisch von Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik abgegrenzt werden muss. Die Behandlung richtet sich in erster Linie nach dem klinischen Bild: Katzen im Status asthmaticus erhalten einen Bronchodilatator und ein Glukokortikoid, eine Sauerstoffsupplementierung, minimales Handling/Zwangsmaßnahmen und eine Sedierung nach Bedarf. Stabile asthmatische Katzen sollten lebenslang mit Glukokortikoiden behandelt werden, und nach Indikation zusätzlich Bronchodilatatoren erhalten. Umweltmodifikationen und Gewichtsmanagementstrategien sind aber bei allen betroffenen Tieren obligatorische ergänzende Maßnahmen. Die Therapie sollte individuell auf die einzelne Katze ausgerichtet werden, mit ausschleichender Medikation arbeiten und im Idealfall sowohl auf die Linderung der klinischen Symptome als auch auf die Resolution der Atemwegsentzündung abzielen.
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Carol Reinero
Dr. Reinero schloss ihr Tiermedizinstudium 1995 an der University of California, Davis ab, absolvierte eine Residency im Bereich Innere Medizin der Kleintiere und promovierte (PhD) in Davis im Bereich Immunologie Mehr lesen
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