Diskussion
Obwohl CNE bei Katzen traditionell als durchaus prävalent beschrieben wird 1,2,3 waren die Beobachtungen in dieser Studie überraschend, da alle 32 asymptomatischen Katzen mindestens einen Marker aufwiesen, der auf die Diagnose einer CNE hindeutete.
Die abdominale Sonographie ist ein wichtiges Instrument für die Diagnose von CNE 1,4,9. Obwohl es sich bei der vorliegenden Untersuchung um eine Querschnittsstudie handelt, geht man davon aus, dass die festgestellten sonographischen Veränderungen persistierender Natur sind, und allein schon aufgrund dieses Befundes würde man bei mindestens 24 der 32 in der Studie untersuchten Katzen (75 %) eine CNE vermuten. Lediglich zwei dieser Katzen wiesen zum Zeitpunkt der Untersuchung keine Azotämie auf (Tabelle 1 und 2).
Da die Diagnose CNE bei Katzen gemäß Leitlinien durch den Nachweis einer Azotämie zu mindestens zwei Zeitpunkten gestellt werden kann (sobald andere potenzielle Ursachen einer Azotämie ausgeschlossen werden können) 1,4,9, besteht bei 93,75 % der in dieser Studie untersuchten Katzen ein hoher Verdacht auf IRIS-Stadien 1 und 2, wobei eine Katze sogar dem Stadium 3 und eine weitere dem Stadium 4 zugeordnet wird (Tabelle 1). Darüber hinaus wiesen 68,75 % der Katzen sowohl eine Azotämie als auch eine veränderte Nierenmorphologie auf, also einen Kombinationsbefund, der die Diagnose CNE stark untermauert 1,2,4,5. Es gab in dieser Studie zwar keine Follow-up-Untersuchungen zur Bestätigung einer Persistenz der Azotämie, bei diesen Katzen wurden jedoch keine prä- oder postrenalen Ursachen einer Azotämie festgestellt.
Von den 30 azotämischen Katzen in der Studie wiesen nur acht Tiere (25 %) keine sonographischen Anomalien auf. Eine hypothetische Erklärung für diesen Befund – Azotämie ohne sonographische Nierenveränderungen – ist eine Erhöhung der Kreatininkonzentrationen bei Katzen mit größerer Muskelmasse. Eine Möglichkeit, um diese Hypothese zu überprüfen, wäre eine SDMA-Bestimmung 3, die in dieser Studie jedoch nicht durchgeführt wurde. Es gab aber keine Korrelation zwischen Kreatininkonzentration und Körpergewicht oder zwischen Kreatininkonzentration und BCS, so dass möglicherweise auch die Anzahl der untersuchten Katzen dieses Ergebnis beeinflusst haben könnte.
Bekannt ist, dass die Prävalenz von CNE mit zunehmendem Alter steigt 7,10,11 und dass diese Erkrankung bei geriatrischen Katzen entsprechend häufiger auftritt. In der vorliegenden Studie lag das mittlere Alter jedoch bei 5,91 Jahren, und 53,13 % der untersuchten Katzen (17/32) waren jünger als fünf Jahre. Außerdem wurden ausschließlich Mischlingskatzen für die Studie ausgewählt, obwohl frühere Untersuchungen eine höhere Prävalenz von CNE bei einigen Rassekatzen (Perser, Maine Coon, Siam, Burmesen und Abessinier) aufgrund einer genetischen Prädisposition zeigen. In Übereinstimmung mit den Ergebnissen früherer Studien 1,2 wurde eine geschlechtsspezifische Prädisposition nicht nachgewiesen. Interessant wäre eine umfassende, größer angelegte Studie, um diese Ergebnisse zu bestätigen.