Fortbestehende Ursachen
Die oben gelisteten prophylaktischen und therapeutischen Empfehlungen können zum einen dazu dienen, die Entstehung einer Otitis zu vermeiden, aber auch verhindern, dass eine Otitis rezidiviert oder chronisch wird. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass Rezidive nicht immer verhindert werden können, wenn entsprechende fortbestehende Faktoren vorliegen. Drei zentrale fortbestehende Faktoren spielen hierbei eine Rolle: die Bildung von Biofilmen, eine Otitis media und eine Verengung, Fibrosierung und Verkalkung des äußeren Gehörgangs.
Mischpopulationen aus Hefepilzen und einigen Bakterienstämmen (vor allem Pseudomonas spp.) können sich zusammen mit Glykoproteinen zu einer Schicht (Film) organisieren, die von Kanälen für den Austausch von Luft und Wasser durchzogen ist. Im Ohr erweisen sich solche Biofilme als resistent gegen herkömmliche Reinigungsverfahren und Antibiotika und ermöglichen so eine Fortsetzung des Erkrankungsgeschehens (Abbildung 7). Bekannt ist, dass das Bakterium Finegoldia magna im äußeren Gehörgang als opportunistischer anaerober pathogener Erreger fungiert, der die Bildung von Pseudomonas-Biofilmen begünstigt 10. Manchmal ist es nicht einfach, einen bestehenden Biofilm zu erkennen, obwohl es einige klinische Merkmale gibt, die auf seine Existenz hindeuten, wie zum Beispiel ein dunkles, klebriges und glänzendes mukoides Sekret, das nicht in ausreichendem Maße auf eine Behandlung anspricht. Auch wenn es gelingt, einen Biofilm durch eine entsprechende Behandlung wirksam zu reduzieren, lässt sich die Überwucherung durch Mikroorganismen in diesen Fällen nie vollständig kontrollieren.
Acetylcystein und Tris-EDTA können dazu dienen, Biofilme aufzubrechen und zu zerstören. Dies geschieht hauptsächlich über ihre Wirkung auf Schwefelbindungen, die Biofilme stabilisieren. Bei intaktem Trommelfell können auch Flüssigkeiten mit starker Reinigungswirkung angewendet werden, wie zum Beispiel Carbamidperoxid, und einigen Studien zufolge können enzymatische Reinigungsmittel wie Lactoferrin, Lactoperoxidase und Lysozym bei Otitiden mit resistenten Stämmen wirksam sein. Neue Burow’s Lösung (auf der Basis von 2 % Aluminiumacetat und 0,1 % Betamethason) kann in Fällen einer Otitis media mit Infektion durch multiresistente Stämme angezeigt sein 11. Eine weitere Option ist die Video-Otoskopie unter Allgemeinanästhesie zur Durchführung einer Ohrreinigung mit Hilfe einer speziellen Reinigungsbürste und eines Saug- und Spülsystems 12.