Gefässerkrankungen der Haut
Das Gefäßsystem der Haut spielt eine entscheidende Rolle...
Ausgabe nummer 28.1 Sonstiges Wissenschaft
veröffentlicht 30/07/2020
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Eine Katze mit miliarer Dermatitis erweist sich oft als frustrierend, und zwar sowohl für den Besitzer als auch für den Tierarzt. Grund hierfür ist, dass es zu häufigen Rezidiven kommen kann, wenn es nicht gelingt, die zugrundeliegende Ursache und eine geeignete Therapie einzuleiten. Catherine Milley begleitet uns in ihrem Artikel durch den logischen Prozess der Diagnose und Behandlung dieser Fälle.
Miliare Dermatitis tritt bei Katzen mit Dermatosen häufig auf. Es handelt es sich eher um ein Reaktionsmuster mit zahlreichen potenziellen Ursachen als um eine spezifische Diagnose.
Die Effloreszenzen der miliaren Dermatitis sind bei der initialen Untersuchung oft besser zu palpieren als zu sehen.
Die häufigste Ursache einer miliaren Dermatitis ist die Flohstich- Hypersensibilität. Bei allen Patienten aus Regionen mit endemischem Flohvorkommen sollte deshalb eine Behandlung mit Floh-Adultiziden in Betracht gezogen werden.
Besitzer erkennen juckreizbedingtes Verhalten bei ihren Katzen zum Teil nicht als solches oder verstehen nicht, was abnormes Pflegeverhalten ist.
Miliare Dermatitis ist ein häufiges klinisches Erscheinungsbild verschiedener dermatologischer Erkrankungen bei Katzen. Historisch wurde diese Erkrankung als „miliares Ekzem“ bezeichnet. Der Terminus „miliar“ wird definiert als „einem kleinen Samenkörnchen oder mehreren kleinen Samenkörnchen gleichend“ 1 und wurde ursprünglich zur Beschreibung des Tastgefühls bei der palpatorischen Untersuchung von Fell und Haut betroffener Katzen verwendet. Die Effloreszenzen sind aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer Verteilung in einem ansonsten physiologisch erscheinenden Haarkleid oftmals besser zu palpieren als zu sehen. Mit spezifischeren dermatologischen Begriffen lässt sich die miliare Dermatitis als Cluster kleiner, typischerweise verkrusteter Papeln beschreiben. Miliare Dermatitis ist also keine spezifische Diagnose, sondern vielmehr ein Reaktionsmuster mit einer großen Zahl unterschiedlicher potenzieller Ursachen. Die Differenzialdiagnosen sind zahlreich und umfassen eine Hypersensibilität gegen Flohstiche (Flohspeichelallergie), futtermittelinduzierte Hautreaktionen, atopische Dermatitis, Ektoparasiten, Infektionen durch Bakterien, Viren, Hefen oder Dermatophyten, arzneimittelinduzierte Hautreaktionen, Pemphigus foliaceus, diätetische Ungleichgewichte, das feline hypereosinophile Syndrom und Urticaria pigmentosa 2. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die klinischen Symptome, typische Erscheinungsbilder und mögliche Ätiologien der felinen miliaren Dermatitis, beleuchtet aber auch das diagnostische Vorgehen und die Behandlung dieser bei Katzen häufig auftretenden Hautveränderung.
Miliare Dermatitis kann lokal oder generalisiert auftreten und das einzige klinische Symptom sein, aber auch zusammen mit anderen Primär- oder Sekundäreffloreszenzen auftreten. Meist findet man Gruppen kleiner Papeln am Kopf und am Hals, an den Gliedmaßen, am Rumpf oder in der dorsalen Lumbalregion (Abbildung 1). Bei Patienten mit miliarer Dermatitis können begleitend eine Alopezie, Exkoriationen, Erosionen und Ulzera auftreten. Miliare Dermatitis kann aber auch bei Katzen mit den typischen Effloreszenzen des felinen eosinophilen Granulom-Komplexes (EGK), wie zum Beispiel indolente Ulzera, eosinophile Plaques und eosinophile Granulome, festzustellen sein. Juckreiz tritt bei betroffenen Patienten zwar häufig auf, ist aber kein konsistenter Befund. Zum Teil kann dies auf die eher diskreten Fellpflegepraktiken der Spezies Katze zurückzuführen sein. Besitzer erkennen juckreizbedingtes Verhalten bei ihren Katzen zum Teil nicht als solches oder verstehen nicht, was abnormes Fellpflegeverhalten ist.
In einem Versuch, die Wirkungen von Therapeutika bei Katzen mit miliarer Dermatitis und verschiedenen anderen Effloreszenzen kurz und prägnant zu evaluieren, wurde eine neuartige Skala (SCORFAD) entwickelt 3. Unter Verwendung dieser Skala werden zehn verschiedene Körperregionen identifiziert: Kopf, Hals, dorsaler und lateraler Thorax, Rumpf und Schwanz, Flanken, Sternum und Axillae, Abdomen, Perineum, Schultergliedmaßen einschließlich Pfoten sowie Beckengliedmaßen einschließlich Pfoten. Anhand dieses Scoring-Systems erfolgt eine Klassifizierung der miliaren Dermatitis als „sehr geringgradig“ bei Patienten mit zehn oder weniger Papeln in einer Körperregion, als „geringgradig“ bei Patienten mit mehr als 10 Papeln in einer Körperregion, als „mittelgradig“ bei Patienten mit 10 oder weniger Papeln in mehr als einer Körperregion und als „hochgradig“ bei Patienten mit mehr als 10 Papeln in mehr als einer Körperregion 3.
Die potenziellen Ursachen einer miliaren Dermatitis sind zahlreich und vielgestaltig. Für die folgende Diskussion werden diese Ursachen in größere Kategorien unterteilt.
Überempfindlichkeitsreaktionen auf Insekten (insbesondere Flöhe), Umweltallergene, Futtermittelallergene und Arzneimittel sind bekannte potenzielle Ursachen einer miliaren Dermatitis. Die Flohstich-Hypersensibilität (Flohspeichelallergie) ist die häufigste Ursache der felinen miliaren Dermatitis und sollte bei jeder betroffenen Katze in Betracht gezogen werden, die in einem für Flöhe endemischen Gebiet lebt 2 4 5, da Flohspeichel zahlreiche Substanzen enthält, die zu einer Überempfindlichkeitsreaktion führen können. Im Unterschied zu Hunden, bei denen eine intermittierende Flohexposition häufiger Überempfindlichkeitsreaktionen hervorzurufen scheint als eine kontinuierliche Exposition, haben Katzen mit regelmäßiger Flohexposition dasselbe oder ein noch höheres Risiko, eine Flohstich-Hypersensibilität zu entwickeln als lediglich intermittierend exponierte Katzen 2. Katzen mit Flohstich-Hypersensibilität weisen Juckreiz auf und haben häufig Effloreszenzen am Kopf, in der dorsalen Lumbalregion, am Schwanz und am ventralen Abdomen (Abbildung 2a) (Abbildung 2b) 5. In einer Multicenterstudie wurde herausgefunden, dass 35 % der Katzen mit Flohstich-Hypersensitivität eine miliare Dermatitis als eines ihrer klinischen Symptome aufwiesen 5.
Hypersensibilität auf Umweltallergene (nicht-flohinduzierte und nicht-futtermittelinduzierte hypersensitivitätsbedingte Dermatitis oder felines atopisches Syndrom) ist eine weitere häufige Ursache der miliaren Dermatitis. Neben Exkoriationen an Kopf und Hals, einer selbstinduzierten Alopezie und EGK-Effloreszenzen ist die miliare Dermatitis ein häufiges klinisches Reaktionsmuster bei Hypersensibilität 6. Die Literatur gibt an, dass 18-34 % der Katzen mit felinem atopischem Syndrom eine miliare Dermatitis aufweisen 5 7 8, wobei Effloreszenzen und Juckreiz am häufigsten am Kopf und am ventralen Abdomen zu finden sind 5.
Futtermittelinduzierte Hautreaktionen werden bei 12-17 % aller Katzen mit asaisonalem Juckreiz als primäre Ursache von Juckreiz beschrieben 2(5), und 42 % der Katzen mit Juckreiz und begleitenden gastrointestinalen Symptomen wie chronischem Erbrechen oder Diarrhoe weisen bestätigte Futtermittelüberempfindlichkeiten auf 9. Eine Studie stellte fest, dass 20 % der Katzen mit futtermittelinduzierter Hypersensibilität eine miliare Dermatitis aufwiesen 5. Katzen mit Futtermittelüberempfindlichkeit entwickeln häufig Effloreszenzen und Juckreiz im Kopf- und Halsbereich sowie am ventralen Abdomen 5.
Andere Hypersensibilitäten können ebenfalls Effloreszenzen einer miliaren Dermatitis hervorrufen. So kann zum Beispiel eine Mückenstich-Überempfindlichkeit eine miliare Dermatitis auf dem Nasenrücken und an den Ohrmuscheln auslösen, und bei einigen Patienten können arzneimittelinduzierte Hautreaktionen Juckreiz mit nachfolgender miliarer Dermatitis hervorrufen 10.
Neben Flöhen können gelegentlich auch andere Ektoparasiten wie Trombicula spp. (Herbstgrasmilben), Cheyletiella spp., Otodectes cynotis, Sarcoptes scabiei, Felicola subrostratus, Notoedres cati und Demodex spp. eine miliare Dermatitis verursachen (Abbildung 3) 11 12 13 14. Die Lokalisation der Effloreszenzen ist abhängig von den bevorzugten Lebensräumen des jeweiligen Parasiten. So würde eine miliare Dermatitis bei einem Patienten mit Cheyletiella spp. wahrscheinlicher am Rumpf auftreten, während man bei einer Katze mit Otodectes cynotis entsprechende Effloreszenzen eher am Kopf und im Bereich der Ohren erwarten würde.
Eine Studie fand heraus, dass 29 % der Katzen mit bestätigter Pyodermie bei der klinischen Untersuchung Hinweise auf eine miliare Dermatitis zeigten 15. Die Mehrzahl der Katzen in dieser Studie wies Juckreiz auf, und die Effloreszenzen waren häufig multifokal verteilt (Gesicht, Hals, Gliedmaßen, ventrales Abdomen und dorsaler Rumpf).
Auch Katzen mit stark ausgeprägtem Juckreiz infolge einer Dermatophytose können eine miliare Dermatitis aufweisen. Meist werden diese Fälle durch Microsporum canis verursacht. Da Dermatophytosen bei Katzen in der Regel nur geringgradig pruriginös sind, sollten betroffene Tiere mit Anzeichen einer miliaren Dermatitis und Juckreiz immer auch auf begleitende bakterielle Infektionen, Ektoparasitosen und/oder Allergien untersucht werden 16. Eine Malassezia-Überwucherung oder eine Malassezia-Hypersensibilität kann ebenfalls Ursache einer miliaren Dermatitis sein. Selten können auch Katzen mit dem felinen Immundefizienz-Virus (FIV) (Abbildung 3) eine generalisierte miliare Dermatitis aufweisen 17.
Feliner Pemphigus foliaceus stellt sich klinisch als eine fokale oder generalisierte krustöse Dermatose dar und kann insbesondere dann als Differenzialdiagnose einer miliaren Dermatitis in Betracht gezogen werden, wenn verkrustete Papeln an Kopf, Hals und Ohren auftreten 10. Urticaria pigmentosa ist eine Manifestation der Mastozytose und kann sich bei einigen Katzen in Form eines papulokrustösen Ausschlages darstellen, wobei Sphinx-Katzen hochgradiger betroffen sein können 18.
Wenn ein Patient mit Symptomen einer miliaren Dermatitis vorgestellt wird, ist es wichtig, sämtliche Differenzialdiagnosen in Betracht zu ziehen, einen detaillierten Vorbericht zu erheben und methodisch vorzugehen, um die richtige Diagnose zu stellen und den Patienten gezielt und individuell behandeln zu können. Signalment und Vorbericht gehören oft zu den wichtigsten Details für die Differenzierung zwischen verschiedenen Ursachen einer miliaren Dermatitis. Eine der wertvollsten anamnestischen Informationen ist die Beantwortung der Frage, ob die Katze nach draußen geht oder ob im Haushalt weitere Tiere mit Zugang ins Freie leben. Dies gibt Hinweise auf die Wahrscheinlichkeit einer Exposition gegenüber Flöhen, Parasiten, Stechmücken und anderen Quellen möglicher Irritationen. Die Frage, ob es im Haushalt weitere entsprechend erkrankte Tiere oder Menschen gibt, kann die Differenzierung möglicher kontagiöser Ätiologien unterstützen.
Das Vorhandensein oder Fehlen von Juckreiz, die Verteilung des Juckreizes und Hinweise auf eine Saisonalität des Juckreizes sind hilfreiche Aspekte für die Diagnose von Hypersensibilitäten, wie zum Beispiel Flohstichallergie, Futtermittelüberempfindlichkeiten und felines atopisches Syndrom. Wie oben erwähnt, nehmen Besitzer bestimmte Verhaltensweisen ihrer Katze zum Teil gar nicht als juckreizbedingt wahr. Hier kann es hilfreich sein, im Rahmen der Anamnese gezielt zu fragen, ob sich die Katze vermehrt leckt, beißt, reibt, sich rollt oder pflegt, ob sie Stellen mit Haarausfall aufweist oder ob Haarbüschel im Haus zu finden sind. Besitzer erkennen eine exzessive Fellpflege („Overgrooming“) unter Umständen nicht als solche, sie berichten aber möglicherweise, dass ihre Katze vermehrt zu Trichobezoaren neigt – die Folge einer vermehrten oralen Aufnahme von Haaren aufgrund eines übertriebenen Fellpflegeverhaltens.
Darüber hinaus kann es hilfreich sein, zu wissen, wie lange die Katze bereits Anzeichen einer miliaren Dermatitis zeigt und ob es sich um ein rezidivierendes Problem oder um ein erstmaliges, neu aufgetretenes Geschehen handelt. Wenn die Katze in jüngerer Zeit mit neuen Medikamenten therapiert wurde, sollten zudem unerwünschte Arzneimittelwirkungen in Betracht gezogen werden. Begleitende gastrointestinale Symptome können den Verdacht auf eine futtermittelinduzierte Hautreaktion zusätzlich verstärken.
Auch die Rasse und das Alter des Patienten können hilfreiche Hinweise auf die Ätiologie liefern. Wie oben erwähnt, können Sphinx-Katzen hochgradiger von Urticaria pigmentosa betroffen sein, während Siamkatzen im Vergleich zu anderen Rassen eine höhere Inzidenz futtermittelinduzierter Reaktionen aufweisen sollen 2. Die meisten Katzen mit felinem atopischem Syndrom zeigen die ersten klinischen Symptome im Alter zwischen sechs Monaten und zwei Jahren 2.
Einer klinischen Allgemeinuntersuchung sollte sich eine gründliche dermatologische Untersuchung anschließen. Da die typischen krustösen Effloreszenzen einer miliaren Dermatitis oft sehr klein sind, kann es hilfreich sein, die Haut des Patienten mit den Fingerspitzen zu massieren, um die Papeln zu ertasten (Abbildung 4). Bei einer otoskopischen Untersuchung können begleitende Anomalien nachzuweisen sein, die wichtige Hinweise auf die zugrundeliegende Ätiologie liefern können. Darüber hinaus sollten auch die Pfoten und die Krallen auf mögliche Hinweise für eine Erkrankung untersucht werden.
Zusätzlich sollte die Haut auf andere Typen von Effloreszenzen untersucht werden. Bei der miliaren Dermatitis handelt es sich um eines von vier bei Katzen mit Hypersensibilität häufig zu findenden klinischen Reaktionsmustern (Abbildung 5). Die anderen Muster sind Exkoriationen an Kopf und Hals, selbstinduzierte Alopezie und EGK-Effloreszenzen 6. Eine Studie fand heraus, dass 30 % der Katzen mit felinem atopischen Syndrom und miliarer Dermatitis begleitende EGK-Effloreszenzen aufwiesen, während nur 4 % ausschließlich die typischen Effloreszenzen einer miliaren Dermatitis zeigten 8. Katzen mit Pemphigus foliaceus haben oft purulenten Debris im Bereich der Krallenfalz sowie Krusten am restlichen Körper, insbesondere im Gesicht. Gebrochene Haarschäfte, Erytheme und Alopezie können Hinweise auf eine Dermatophytose sein. Ein Befall mit Cheyletiella spp. kann mit großen weißen Schuppen einhergehen, und bei Katzen mit Hypersensibilitäten oder einem Befall mit Otodectes cynotis kann eine Otitis externa auftreten.
Haare und Hautschuppen, die mit einem Kamm aus dem Fell der Katze gesammelt werden, sollten auf Flöhe oder Flohkot untersucht werden. Möglich ist mit dieser Methode auch ein Nachweis von Ektoparasiten wie Cheyletiella spp. oder Felicola subrostratus. Hautgeschabsel sind dagegen für einen Nachweis von Parasiten wie Demodex spp., Notoedres cati und Sarcoptes scabiei angezeigt. Um einen Parasitenbefall zuverlässig auszuschließen, kann jedoch eine entsprechende antiparasitäre Versuchsbehandlung erforderlich sein. Insbesondere eine Flohstich-Hypersensibilität sollte durch Anwendung geeigneter schnellwirksamer Adultizide wie zum Beispiel Spinosad, Nitenpyram oder Fluralaner ausgeschlossen werden. Entscheidend ist dabei die Kenntnis des Entwicklungszyklus der Flöhe (und die entsprechende Erläuterung für den Besitzer), da Floheier von den meisten adultiziden Produkten nicht abgetötet werden, und die Katzen auch vor Flöhen geschützt werden müssen, die im Laufe der Wochen bis Monate nach einer adultiziden Behandlung in der Umwelt schlüpfen werden. Ebenso wichtig ist eine parallele Behandlung sämtlicher Tiere mit Kontakt zu dem Patienten, bei dem eine Flohstich-Hypersensibilität ausgeschlossen werden soll.
Eine Kotflotation kann ein hilfreicher ergänzender Test für den Ausschluss bestimmter Parasiten sein. So können zum Beispiel Otodectes spp., Notoedres spp., Cheyletiella spp., Demodex gatoi (Abbildung 6), Lynxacarus radovskyi und Herbstgrasmilben mittels Kotflotation nachweisbar sein 19. Der Nachweis von Dipylidium caninum in Kotproben kann den Verdacht auf einen Flohbefall zusätzlich erhärten, da Flöhe als Zwischenwirt für diesen Bandwurm dienen 20.
Bei jeder Katze mit miliarer Dermatitis sollte eine zytologische Untersuchung durchgeführt werden. Die Zytologie liefert unschätzbar wertvolle Hinweise für die Diagnose und die Überwachung des Verlaufs von Infektionen durch Bakterien und Hefen, sie unterstützt aber auch die Diagnose und das Monitoring von Erkrankungen wie Pemphigus foliaceus und Dermatophytosen. Im Falle einer zytologisch nachgewiesenen bakteriellen Infektion kann nachfolgend eine Kultur mit Empfindlichkeitstest angezeigt sein, um die Wahl systemischer Antibiotika zu lenken.
Für die Diagnose von Dermatophyten können eine Pilzkultur, eine Untersuchung mit der Wood‘schen Lampe, eine direkte mikroskopische Haarschaftuntersuchung, eine Dermoskopie und eine Dermatophyten-PCR hilfreich sein. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass keiner dieser Tests zu 100 % sensitiv oder spezifisch ist. Sämtliche Testergebnisse müssen deshalb stets im Lichte der klinischen Effloreszenzen, der klinischen Untersuchung und des Vorberichts interpretiert werden.
Sobald infektiöse Ursachen ausgeschlossen oder erfolgreich behandelt sind, können weiterführende diagnostische Tests gerechtfertigt sein. Eine Gewebebiopsie und eine dermatohistopathologische Untersuchung können hilfreich sein, um Pemphigus foliaceus, arzneimittelinduzierte Hautreaktionen, Urticaria pigmentosa und Neoplasien auszuschließen, aber auch um die Diagnose einer Hypersensibilität zu stützen. Eine Blutuntersuchung und eine Harnanalyse unterstützen den Ausschluss von Erkrankungen wie Hyperthyreose oder Retrovirusinfektionen, die Prädispositionen für Infektionen oder eine gestörte Wundheilung darstellen können.
Bei Patienten mit Vorbericht über einen zur miliaren Dermatitis beitragenden asaisonalen Juckreiz ist nach Ausschluss einer Flohstich-Hypersensibilität eine Eliminationsdiät mit einem neuen, zuvor noch nie gefütterten Protein oder einem hydrolysierten Protein angezeigt, um eine futtermittelinduzierte Hautreaktion auszuschließen. In den meisten positiven Fällen wird man innerhalb von sechs Wochen nach Einleitung der Eliminationsdiät zumindest eine gewisse Besserung der Symptome feststellen, es kann aber bis zu 12 Wochen dauern, bis eine vollständige Resolution der Symptome erreicht ist 2. Eine Eliminationsdiät sollte nach Möglichkeit von einer Provokationsdiät gefolgt werden, um die Diagnose einer Futtermittelunverträglichkeit zu bestätigen.
Intradermaltests und Serumallergietests können hilfreich sein, um die Behandlung zu lenken, sobald die Diagnose eines felinen atopischen Syndroms durch Ausschluss anderer Differenzialdiagnosen (z. B. kutane Futtermittelreaktion, Flohspeichel-Allergie-Dermatitis, Pedikulose etc.) bei Katzen mit entsprechendem Signalement, Vorbericht und klinischem Bild gestellt wurde. Allergietests sollten jedoch nicht für die Diagnose des felinen atopischen Syndroms herangezogen werden.
Die Ursachen der felinen miliaren Dermatitis sind zahlreich und vielfältig. Die wirksame Therapie ist abhängig von der Diagnose und Behandlung sämtlicher infektiöser und zugrundeliegender Ursachen. Flohstich-Hypersensibilität ist die häufigste Ursache der felinen miliaren Dermatitis und sollte bei jeder Katze mit entsprechenden Symptomen als Differenzialdiagnose in Betracht gezogen werden.
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Catherine D. Milley
Dr. Milley schloss ihr Studium 2006 am Western College of Veterinary Medicine in Kanada ab und arbeitete in der Gemischt- und Kleintierpraxis. Mehr lesen
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