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Veterinary Focus

Ausgabe nummer 31.3 Ernährung

Mythen in der Katzenernährung

veröffentlicht 27/07/2022

Geschrieben von Karolina Hołda

Auch verfügbar auf Français , Italiano , Polski , Português , Español , English und 한국어

Es ranken sich unzählige Mythen um die Frage, was man einer Katze füttern sollte und was nicht, um ihr ein gesundes Leben zu ermöglichen. Dieser Artikel hat zum Ziel, mit einigen weit verbreiteten Irrtümern aufzuräumen!

Der tägliche Einsatz eines Puzzle-Feeders bietet der Katze mentale Stimulation und unterstützt die Vermeidung einer übermäßigen Kalorienaufnahme

Kernaussagen

Der beste Weg zur Förderung der Zahngesundheit bei Katzen ist eine Kombination aus aktiven und passiven Methoden der Zahn- und Maulhöhlenpflege. Eine typische Erhaltungstrockennahrung per se bietet diesbezüglich wenige oder keine Vorteile.


Schwein ist eine gute Quelle für geeignete Proteine und Fette in der Nahrung einer Katze. Vorausgesetzt, es ist gekocht, gibt es keine Kontraindikationen für Schwein als Bestandteil der Nahrung einer Katze.


Es muss vermieden werden, einer Katze übermäßige Mengen an Snacks zu geben, insbesondere Tischabfälle. Snacks sollten nicht mehr als 10 % der Tagesration einer Katze ausmachen.


Ad libitum-Fütterung von Katzen ist nicht zu empfehlen, vielmehr sollten Katzenhalter die Tagesration genau abmessen und in mehreren kleinen Mahlzeiten in regelmäßigen Abständen über den Tag verteilt anbieten.


Einleitung

Katzen gehören zu den in zahlreichen Legenden und in der Folklore am häufigsten thematisierten Lebewesen, und oft werden sie dort als geheimnisvoll und eigenwillig dargestellt. Es ist daher vielleicht wenig überraschend, dass es im realen Leben zahlreiche verwirrende Geschichten, Halbwahrheiten und glatte Irrtümer über ihre Ernährungsbedürfnisse gibt. Dieser kurze Artikel trennt einige Mythen von der Wirklichkeit, wenn es um das Thema Ernährung und Fütterung eines unserer beliebtesten Haustiere geht.

Karolina Hołda

Für den menschlichen Verzehr vorgesehene Nahrung kann und darf daher sicherlich nicht die Basis der Ernährung eines Tieres sein. Wenn ein Tierhalter seiner Katze unbedingt etwas von seinem Teller geben möchte, sollte der Tierarzt dazu raten, keine Lebensmittel mit bestimmten toxischen Inhaltsstoffen zu geben und sämtliche Snacks stets nur in moderaten Maßen zu verabreichen.

Karolina Hołda

MYTHOS – Trockennahrung reinigt die Zähne

Weithin wird davon ausgegangen, dass Trockennahrung per se die Menge an Plaque und Zahnstein an den Zähnen einer Katze reduziert und insbesondere im Vergleich zu Feuchtnahrung einige bedeutende Vorteile für die Zahn- und Maulhöhlengesundheit mit sich bringt. Ohne Zweifel scheint das Kauen harter Kroketten die Zähne zu reinigen. Wenn eine Katze Trockennahrung kaut, brechen die Kroketten zu kleineren Krümeln auseinander und führen so zu einem geringen mechanischen Reinigungseffekt an der Zahnoberfläche. Zudem hinterlassen Trockenfutterkroketten in der Maulhöhle weniger Nahrungsreste, die oralen Bakterien als Substrat dienen, wodurch sich die Plaquebildung verlangsamt. Viele mit Trockennahrung gefütterte Tiere weisen aber dennoch reichlich Plaque und Zahnstein auf und leiden unter Parodontalerkrankungen 1,2. Die Hinweise auf mögliche Vorteile einer Fütterung von Katzen mit Trockennahrung können also durchaus etwas verwirrend sein.

Eine Studie zeigt, dass mit Weichnahrung gefütterte Kleintiere im Vergleich zu Tieren, die härtere Nahrung erhalten, mehr Gingivitis und mehr Plaque aufweisen 3. Eine andere Studie verglich zu Hause selbst zubereitete Nahrung mit kommerziellen Trocken- und/oder Feuchtnahrungen und fand heraus, dass die Fütterung von Katzen mit einer zu Hause zubereiteten Nahrung die Wahrscheinlichkeit für orale Gesundheitsprobleme erhöht und dass die Gabe kommerzieller Nahrungen (im Vergleich zu Rezepturen für selbst zubereitete Nahrung) einen signifikanten Vorteil hat, wenn zumindest ein Teil der Ration aus Trockennahrung besteht 4. Auch eine weitere Studie zeigt eine Abnahme von Parodontalerkrankungen und Zahnstein, zusammen mit einer Reduzierung von Lymphadenopathie, bei Katzen, die mit einer Trockennahrung gefüttert werden im Vergleich zu Katzen, die weiche Nahrung bekommen (entweder zu Hause selbst zubereitet oder kommerziell) 5. Dennoch fanden andere Fallstudien heraus, dass Feuchtnahrungen einen ähnlichen Effekt auf die Bildung von Plaque und Zahnstein haben wie eine durchschnittliche Trockennahrung 1,6. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass die Kroketten kommerzieller Trockennahrungen im typischen Fall an den Rändern der Schneidezähne zerbrochen werden, was für die Zahn- und Maulhöhlenhygiene wenige bis gar keine Vorteile hat, da Plaque- und Zahnsteinablagerungen an den Zahnfleischrändern und in subgingivalen Bereichen (also in den für die Zahngesundheit wichtigsten Regionen) von dieser mechanischen Wirkung unbeeinflusst bleiben 7,8.

Wenn wir berücksichtigen, dass Untersuchungen zufolge zwei Drittel aller Katzen im Alter von über zwei Jahren Symptome einer Parodontalerkrankung aufweisen 5, Wenn wir berücksichtigen, dass Untersuchungen zufolge zwei Drittel aller Katzen im Alist es nicht überraschend, dass einige kommerzielle Trockennahrungen für adulte Katzen entwickelt wurden, die eine bessere orale Reinigungskapazität aufwiesen als typische Erhaltungstrockennahrungen. Diese so genannten „Dental-Diäten“ zeichnen sich durch eine Konsistenz aus, die den Kontakt mit den Zähnen maximiert und bestehen aus Kroketten, deren Form, Größe und Textur speziell für die Unterstützung der Bekämpfung und Kontrolle von Plaque und Zahnstein entwickelt wurden ter von über zwei Jahren Symptome einer Parodontalerkrankung aufweisen 9. Viele Dental-Diätnahrungen erhalten darüber hinaus Bestandteile, die eine Akkumulation von Plaque und Zahnstein verhindern, und insbesondere Produkte mit dem VOHC®*-Siegel haben nachgewiesene Vorteile für die Zahn- und Maulhöhlengesundheit bei Kleintieren.

* Veterinary Oral Health Council

Dental-Diätnahrungen sind ebenso wie für die Zahnreinigung entwickelte Supplemente und Snacks eine Form der passiven Zahn- und Maulhöhlenhygiene, im Unterschied zu Methoden der aktiven Zahnpflege, bei denen der Tierhalter Plaque bei seiner Katze aktiv entfernt durch Zähneputzen und/oder die Verabreichung von Gels in die Maulhöhle. Passive Methoden allein sind jedoch nicht in der Lage, das Zahnfleisch klinisch gesund zu halten, da Tiere beim Kauen eines Dental-Produktes nie alle Zähne ihres Gebisses einsetzen – und selbst bei den Zähnen, die mit dem Produkt in Kontakt kommen, ist nie die gesamte Oberfläche des Zahnes an der Kauaktion beteiligt, so dass viele Bereiche in der Maulhöhle vernachlässigt werden. In der Tat ist die passive Wirkung entsprechender Kauprodukte zur Zahnpflege am stärksten an den Prämolaren ausgeprägt, da Tiere zum Kauen hauptsächlich diese Zähne verwenden (Abbildung 1), während aktive Methoden insbesondere an den Schneidezähnen und an den Canini wirksamer sind, da diese Abschnitte des Gebisses für Tierhalter am einfachsten zugänglich sind 10

Katzen kauen Kaustangen überwiegend mit ihren Prämolaren

Abbildung 1. Katzen kauen Kaustangen überwiegend mit ihren Prämolaren.
Credit: Shutterstock

Die beste Methode für einen wirksamen Erhalt der Zahn- und Maulhöhlengesundheit ist nach wie vor das tägliche Zähneputzen, da der mechanische Reinigungseffekt die Menge an bakterieller Plaque an den Zahnoberflächen wirksam reduziert. Für viele Tierhalter stellt die praktische Durchführung des regelmäßigen Zähneputzens aber eine erhebliche Herausforderung dar (Abbildung 2). Das Versprechen, dass Trockennahrung per se hilft, die Zähne zu reinigen, klingt zwar sehr verlockend, die meisten Erhaltungstrockennahrungen scheinen das Risiko von Parodontalerkrankungen allein aber nicht signifikant zu reduzieren. Spezielle Zahnpflegeprodukte können zwar durchaus einige Vorteile mit sich bringen, Voraussetzung ist aber, dass es sich um Produkte handelt, die auch die subgingivalen Bereiche reinigen. Wenn Tierärzte ihren Kunden Nahrungsprodukte für die Zahnpflege empfehlen, sollten diese die hohen Anforderungen des Veterinary Oral Health Council (VOHC® 11. Der beste Weg, um die Zähne und die Maulhöhle einer Katze dauerhaft gesund zu halten, ist aber letztlich eine Kombination aktiver und passiver Methoden, ergänzt durch eine regelmäßige professionelle Zahnpflege in der tierärztlichen Praxis, die mit einer guten Kommunikation zwischen Tierarzt und Katzenhaltern beginnt!

Tägliches Zähneputzen ist eine aktive Methode zum Erhalt einer guten Zahn- und Maulhöhlenhygiene

Abbildung 2. Tägliches Zähneputzen ist eine aktive Methode zum Erhalt einer guten Zahn- und Maulhöhlenhygiene.
Credit: Philippe Hennet

MYTHOS – Katzen sollten nicht mit Schwein gefüttert werden

Schwein ist eine gute Quelle für Proteine und Aminosäuren, es hält sich aber dennoch der weit verbreitete Mythos, dass Katzen nicht mit Schwein gefüttert werden sollten. Sicherlich hat Schwein einen hohen Fettgehalt, und natürlich muss dies berücksichtigt werden, wenn Schweineprodukte als Basis für eine Katzennahrung verwendet werden sollen. In Form von Fleisch, Haut, Fett, Innereien oder Mehl ist Schwein ein beliebter Inhaltsstoff in kommerziellen Trocken- und Feuchtnahrungen und dient als konzentrierte Proteinquelle. Der schlechte Ruf von Schwein als Bestandteil von Tiernahrung geht in erster Linie auf ein Virus aus der Familie der Herpesviridae zurück, das die Aujeszky’sche Krankheit (auch als Pseudowut bezeichnet) verursacht. Hierbei handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die sowohl bei landwirtschaftlichen Nutztieren als auch bei Wildtieren (hauptsächlich bei Schweinen) vorkommt, aber auch Katzen (und Hunde) können die Erkrankung bekommen, wenn sie rohe infektiöse Schweineprodukte aufnehmen 12. Erkrankte Tiere entwickeln Symptome, die hauptsächlich mit dem Nervensystem assoziiert sind: Paresen, Paralysen und hochgradiger, zu Automutilation führender Juckreiz. Menschen sind für eine Infektion mit diesem Virus nicht empfänglich, bei Katzen verläuft die Erkrankung leider tödlich.

Die Kontrolle der Aujeszky’schen Krankheit erfolgt in der Regel über die zuständigen Veterinärbehörden auf dem Wege eines fortlaufenden Krankheitsmonitorings in Schweinebetrieben mit Hilfe stichprobenartiger Blutuntersuchungen. Die Anzahl gemeldeter Ausbrüche sinkt zurzeit stetig, und viele europäische Regionen gelten heute offiziell als Aujeszky-frei. Nach Angaben des European Advisory Board on Cat Diseases 13, kann die Inzidenz der Aujeszky’schen Krankheit unter Wildschweinen in Westeuropa jedoch hoch sein (Abbildung 3), und nach wie vor wird das Virus sporadisch bei Jagdhunden gefunden. Dies allein stellt allerdings per se kein erhöhtes Risiko für eine Viruskontamination von Katzennahrung dar.

Dennoch ist es wichtig, sämtliche Produkte vom Schwein vor einer Fütterung an Kleintiere konsequent zu erhitzen, da hohe Temperaturen das Virus zerstören und die entsprechenden Produkte mikrobiologisch und virologisch sicher machen. Die Autorin rät aber davon ab, Katzen mit Produkten vom Schwein zu füttern, die für den menschlichen Verzehr vorgesehen sind, auch wenn diese erhitzt sind, da entsprechende Produkte wie Schinken, Würste und Aufschnitt, auch wenn diese aus gekochtem Schweinefleisch hergestellt werden, in der Regel einen hohen Fettgehalt aufweisen und darüber hinaus Konservierungsmittel wie Natriumnitrat und Phosphate enthalten, die für Katzen und Hunde potenziell schädlich sind. Kurz gesagt: Hochverarbeitete tierische Produkte für den menschlichen Verzehr sind keine gesunden Snacks für Hauskatzen.

Wildschweine sind in Westeuropa weit verbreitet und können als Reservoir für das Virus der Aujeszky’schen Krankheit dienen

Abbildung 3. Wildschweine sind in Westeuropa weit verbreitet und können als Reservoir für das Virus der Aujeszky’schen Krankheit dienen. 
Credit: Shutterstock 

MYTHOS – Menschliche Nahrung ist nicht schädlich für Katzen

Die meisten Tierhalter wissen, dass einige Nahrungsmittel vom Tisch des Menschen für Hunde und Katzen toxisch sein können, wie z. B. Zwiebeln und Knoblauch (die oft in Saucen verwendet werden) oder Trauben und Schokolade, deren Verzehr für Kleintiere schädlich oder sogar tödlich sein kann. Das Füttern von Tischabfällen ist aber aus anderen Gründen abzulehnen. Menschliche Nahrung ist oft stark gewürzt (z. B. Salz, Pfeffer oder Gewürze), und Fertigmahlzeiten oder stark verarbeitete Nahrungsmittel (wie oben erwähnt) enthalten häufig Inhaltsstoffe, die schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Tieren haben können. Zudem ist menschliche Nahrung oft sehr fettreich und hat daher einen hohen Kaloriengehalt. Hinzu kommt, dass Nahrungsmittel für Menschen bezüglich des Nährstoff- und Energiebedarfs von Katzen meist unausgewogen sind. Für den menschlichen Verzehr vorgesehene Nahrung kann und darf daher sicherlich nicht die Basis der Ernährung einer Katze oder eines Hundes sein. Wenn ein Tierhalter seiner Katze unbedingt etwas von seinem Teller geben möchte, sollte der Tierarzt raten, keine Lebensmittel mit bestimmten toxischen Inhaltsstoffen zu geben, und sämtliche Snacks generell nur in moderaten Maßen zu verabreichen. Wichtig im Rahmen der Beratung von Katzenhaltern ist zudem der Hinweis, dass die zwischen den regulären Mahlzeiten gegebenen Snacks nicht mehr als 10 % der täglichen Kaloriendosis ausmachen sollten, da ein höherer Anteil schnell zu Übergewicht führen wird. Und nicht zuletzt rufen übermäßige Mengen an Snacks ein Ungleichgewicht in der Basisnahrung hervor, das wiederum zu einem Mangel oder zu einem Überschuss bestimmter Nährstoffe führen kann.

Tierhaltern muss darüber hinaus klar sein, dass menschliche Nahrung auch nicht zur Belohnung von Katzen geeignet ist. Wenn Katzen lernen, dass sie etwas sehr Schmackhaftes vom Besitzer erhalten können, werden sie betteln und/oder ihre übliche Nahrung sogar verweigern, in der Hoffnung, etwas „Besseres“ zu bekommen. Wichtig bei der Beratung von Katzenhaltern ist auch der Hinweis darauf, dass sich jedes Mitglied des Haushaltes unbeabsichtigt ein Verhalten angewöhnen kann, das dieses Problem zusätzlich fördert – zum Beispiel, wenn Kinder oder Großeltern die Katze heimlich füttern, jedes Mal wenn sie die Kühlschranktür öffnen, um Milch für den Kaffee oder Tee zu holen (Abbildung 4).

Haushaltsmitglieder können sich das bedauernswerte Verhalten angewöhnen, die Familienkatze jedes Mal zu füttern, wenn sie den Kühlschrank öffnen. Das kann dazu führen, dass die Katze jedes Öffnen der Kühlschranktür mit dem Erhalt von Nahrung verknüpft

Abbildung 4. Haushaltsmitglieder können sich das bedauernswerte Verhalten angewöhnen, die Familienkatze jedes Mal zu füttern, wenn sie den Kühlschrank öffnen. Das kann dazu führen, dass die Katze jedes Öffnen der Kühlschranktür mit dem Erhalt von Nahrung verknüpft.
Credit: Shutterstock 

MYTHOS – „Das ist doch nur ein einziges Extrakilo“

Übergewicht ist aus verschiedenen Gründen ein unfassbar häufiges Phänomen bei Kleintieren, nicht zuletzt aber auch deshalb, weil Tierhalter das überschüssige Gewicht ihrer Katze falsch einschätzen, da sie es mit ihrer eigenen Situation vergleichen. Wenn ein Mensch ein einziges Kilo zunimmt, so ist der physiologische Unterschied minimal. Bei einer 5 kg schweren Katze entspricht eine Zunahme von „nur“ 1 kg dagegen einem Anstieg des Körpergewichts um 20 %, und das bedeutet, dass sich diese Katze dann in der Kategorie „adipös“ wiederfindet. In dieser Situation kann es hilfreich sein, Katzenhalter explizit darauf hinzuweisen, was dieses einzige überschüssige Kilogramm der Katze bei einem Menschen bedeuten würde – wenn zum Beispiel eine etwa 55 kg schwere Frau 20 % (also 11 kg) zunehmen würde, könnte sie den Unterschied bei ihrem Körpergewicht definitiv wahrnehmen. Eine gute Lösung zur Unterstützung der Schulung und Information von Besitzern ist das Aufhängen eines Posters im Sprechzimmer der Praxis, das den Kaloriengehalt vieler häufig an Katzen gefütterter Snacks zeigt (Abbildung 5). Dem Tierarzt bietet sich dadurch die Möglichkeit, sehr anschaulich zu unterstreichen, dass das, was wir als einen „kleinen Snack“ bezeichnen würden, für die Katze tatsächlich eine erhebliche Kalorienzufuhr darstellt. So kann der Besitzer besser verstehen, dass ein kleiner Käsewürfel für eine Katze kalorienmäßig im Verhältnis etwa einem doppelten Hamburger für einen Menschen entspricht. An dieser Stelle kann nicht eindringlich genug betont werden, dass nach den Ergebnissen der Forschung eine chronische Überfütterung (d. h. ad libitum-Fütterung und die Gabe von Snacks) und geringe körperliche Aktivität die Hauptursachen von Adipositas bei Katzen darstellen 14.

Abbildung 5. Beitrag von Snacks zur täglichen Kalorienaufnahme.

Wenn ein Tierhalter seiner Katze zusätzlich zur üblichen Tagesration Snacks gibt, erhöht dies die tägliche Energieaufnahme drastisch*. Bei Katzen, die auf der Basis ihres Erhaltungsbedarfes gefüttert werden, kann dies eine Gewichtszunahme induzieren, und bei Katzen in einem Gewichtsmanagementprogramm können Snacks die beabsichtigte Gewichtsabnahme verlangsamen / stoppen / umkehren. Hier folgen einige Beispiele, die den potenziellen Effekt von Snacks auf die Energieaufnahme verdeutlichen.

Credit: Marianne Diez – Veterinary Focus Sonderausgabe “Adipositas bei der Katze: Krankheitsbild & diätetische Strategien” 

  Menge Energieaufnahme (in kcal)
Überschüssige tägliche Energieaufnahme*
* für eine 4 kg schwere Katze / basierend auf 200 kcal pro Tag
  2 x 15 ml Löffel fettarmer Käse  54  21%
  2 x 15 ml Löffel Joghurt 41  16%
  100 ml Vollmilch 58  23%
 
25 g Sahne 96  38%
  25 g Tunfisch (in Lake) 28  11%
  43 g Leberpastete 154  61%
  25 g Leber 30  12%
  30 g Schinkenrinde 255  101%
  60 g Fettreicher Frischkäse 62  25%

 

MYTHOS – eine Katze sollte permanenten Zugang zu Futter haben

In vielen Haushalten lassen Katzen Teile ihrer oft nicht korrekt abgemessenen Tagesration der Trockennahrung über den ganzen Tag im Napf liegen, wobei ihnen zu bestimmten Zeiten dann auch noch zusätzlich Feuchtnahrung angeboten wird. In der Regel hat diese Fütterungsstrategie organisatorische Gründe, weil Katzenhalter im Alltag nicht in der Lage sind, ihrem Tier regelmäßig mehrere kleine über den Tag verteilte Mahlzeiten anzubieten. Nachteil dieser Fütterungsmethode ist, dass der Katzenhalter nicht richtig kontrollieren kann, wie viel Futter seine Katze tatsächlich aufnimmt. Trockennahrungen sind Produkte mit hoher Energiekonzentration, so dass bereits eine relativ kleine Menge an Kroketten zahlreiche Kalorien liefert. Viele Halter hoffen, dass ihre Katze schon selbst wissen wird, „wie viel sie fressen muss“. In den meisten Fällen nehmen Katzen bei ad libitum-Fütterung aber mehr Nahrung auf, als sie zur Deckung ihres tatsächlichen Bedarfes benötigen, und die überschüssige Energie führt dann zu Übergewicht und Adipositas 15. Hinzu kommt, dass viele Katzen aus Langeweile zu viel fressen, weil sie keine ausreichend artgerecht angereicherte Umwelt geboten bekommen und weil Katzenhalter mit ihren Tieren zu wenig aktiv spielen.

Trockennahrung entspricht in Sachen Konsistenz und kalorischer Wertigkeit nicht der natürlichen Nahrung, die wild lebende Katzen aufnehmen, insbesondere weil sie die notwendige Energie und die erforderlichen Nährstoffe bereits mit einer relativ kleinen Portion zuführt. Die Folge ist, dass einige Katzen auch nach Aufnahme einer ihren Ernährungsbedürfnissen entsprechenden Menge an Trockennahrung weiterhin hungrig sind. Anders stellt sich die Situation bei Feuchtnahrung dar, die aufgrund ihres Feuchtigkeitsgehaltes von etwa 80 % im typischen Fall eine um den Faktor vier geringere Kaloriendichte aufweist. Aus diesem Grund ist es sehr viel schwieriger, eine Katze mit Feuchtnahrung zu überfüttern. Hinzu kommen einige ökonomische und praktische Überlegungen. Feuchtnahrung ist teurer pro Kalorie, so dass Katzenhalter eher nicht dazu neigen, mehr Nahrung anzubieten, als ihre Katze tatsächlich benötigt. Und nicht zuletzt weil Feuchtnahrung schneller verdirbt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Katzenhalter genau abgemessene Portionen zu festgelegten Zeiten des Tages anbieten.

Insbesondere Halter von Katzen mit Neigung zu Übergewicht und Adipositas sollten von der ad libitum-Fütterung Abstand nehmen und stattdessen die Tagesration ihrer Katzen mit Hilfe einer Küchenwaage exakt abwiegen und dann in mehrere über den Tag verteilte Mahlzeiten aufteilen. Am besten werden die Mahlzeiten regelmäßig angeboten (d. h. zu festen Zeitpunkten während des Tages), und nach Möglichkeit nicht nur in einem gewöhnlichen Napf. Zusätzlich sollten täglich auch interaktive Fütterungsspielzeuge eingesetzt werden, da diese zu einer langsameren Nahrungsaufnahme und einer reduzierten Kalorienaufnahme beitragen können und der Katze zusätzlich eine wertvolle mentale Stimulation bieten (Abbildung 6).

Der tägliche Einsatz eines Puzzle-Feeders bietet der Katze mentale Stimulation und unterstützt die Vermeidung einer übermäßigen Kalorienaufnahme

Abbildung 6. Der tägliche Einsatz eines Puzzle-Feeders bietet der Katze mentale Stimulation und unterstützt die Vermeidung einer übermäßigen Kalorienaufnahme. 
Credit: Shutterstock 

Schlussfolgerung

Überraschend häufig werden praktische Tierärzte mit Tierhaltern konfrontiert, die unerwartete Ansichten darüber haben, was ihre Katzen gefüttert bekommen sollten und was nicht. Und oft folgen Katzenhalter diesen Mythen über die Ernährung der Katze, im festen Glauben, das Beste für ihr Tier zu tun. Eine klare und ruhige Kommunikation zwischen Tierarzt und Katzenhalter, unterstützt durch gutes Schulungs- und Informationsmaterial, kann in vielen Fällen dabei helfen, diese Mythen zu überwinden und dafür sorgen, dass wir unseren Hauskatzen die bestmögliche Ernährung sicherstellen. 

Literatur

  1. Harvey CE, Shofer FS, Laster L. Correlation of diet, other chewing activities and periodontal disease in North American client-owned dogs. J. Vet. Dent. 1996;13:101-105.

  2. Logan EI. Dietary influences on periodontal health in dogs and cats. Vet. Clin. North. Am. Small. Anim. Pract. 2006;36:1385-1401.

  3. Watson AO. Diet and periodontal disease in dogs and cats. Aust. Vet. J. 1994;71(10):313-318.

  4. Buckley C, Colyer A, Skrzywanek M, et al. The impact of home-prepared diets and home oral hygiene on oral health in cats and dogs. Brit. J. Nutr. 2011;106(0):S124-S127.

  5. Gawor JP, Reiter AM, Jodkowska K, et al. Influence of diet on oral health in cats and dogs. J. Nutr. 2006;136:2021S-2023S.

  6. Boyce EN, Logan EI. Oral health assessment in dogs: study design and results. J. Vet. Dent. 1994;11:64-74.

  7. Westfelt E, Rylander H, Dahlen G, et al. The effect of supragingival plaque control on the progression of advanced periodontal disease. J. Clin. Periodontol. 1998;25:536-541.

  8. Niemiec BA. Periodontal therapy. Top. Companion. Anim. Med. 2008;23:81-90.

  9. Logan EI, Finney O, Herrerren JJ. Effects of a dental food on plaque accumulation and gingival health in dogs. J. Vet. Dent. 2002;19(1):15-18.

  10. Niemiec B, Gawor J, Nemec A, et al. World Small Animal Veterinary Association Global Dental Guidelines. J. Small Anim. Pract. 2020;61(7):E120-E125. 

  11. Nemec A. The VOHC® seal – what does it mean? Vet. Focus website (https://vetfocus.royalcanin.com/en/scientific/the-vohc-seal-what-does-it-mean) 2021.

  12. Thiry E, Addie D, Belák S, et al. Aujeszky’s Disease / Pseudorabies in Cats: ABCD guidelines on prevention and management. J. Feline Med. Surg. 2013;15(7):555-556.

  13. European Advisory Board on Cat Diseases Web site. Aujeszky‘s Disease – Pseudorabies in cats. Available at: http://www.abcdcatsvets.org/aujeszkys-disease-pseudorabies/ Accessed April 30, 2021

  14. Kienzle E, Bergler R. Human-animal relationship of owners of normal and overweight cats. J. Nutr. 2006;136(7):1947S-1950S.

  15. Rowe E, Browne W, Casey R, et al. Risk factors identified for owner-reported feline obesity at around one year of age: dry diet and indoor lifestyle. Prev. Vet. Med. 2015;121(3-4):273-281.

Karolina Hołda

Karolina Hołda

Dr. Hołda schloss ihr Studium an der Naturwissenschaftlichen Universität Warschau in Polen ab und studierte anschließend weiter an der veterinärmedizinischen Fakultät in Gent Mehr lesen

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