Renale Proteinurie bei Katzen
Proteinurie ist ein häufiger und klinisch relevanter Befund bei der Harnanalyse...
Ausgabe nummer 30.1 Sonstiges Wissenschaft
veröffentlicht 16/07/2020
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Operative Eingriffe an den Nieren und am Harnleiter bei Kleintieren können eine große Herausforderung darstellen, selbst für den erfahrensten Chirurgen. Lilly Aronson gibt einen Überblick über die besten gegenwärtig verfügbaren Optionen für die Behandlung von Obstruktionen des oberen Harntraktes.
Calciumoxalat (CaOx)-Urolithen werden im oberen Harntrakt bei Katzen und Hunden häufig nachgewiesen.
Besitzern sollte verdeutlicht werden, dass die Mehrzahl der mit CaOx-Urolithiasis vorgestellten Katzen eine vorbestehende chronische Nierenerkrankung aufweist.
Traditionelle chirurgische Techniken können mit entsprechender chirurgischer Expertise erfolgreich durchgeführt werden und Komplikationen im Zusammenhang mit Langzeitimplantaten vermeiden.
In einigen Fällen ist eine Kombination von traditionellen und invasiven Techniken erforderlich, um eine Obstruktion zu lösen. In anderen Fällen kann eine invasive Technik allein angezeigt sein.
Chirurgische Interventionen am oberen Harntrakt sind am häufigsten angezeigt bei Patienten mit einer Urolithiasis, die zu einer partiellen oder vollständigen Obstruktion des Harnabflusses führt. Bei Katzen bestehen über 90 % der Urolithen im oberen Harntrakt aus Calciumoxalat (CaOx), man findet aber auch andere Harnsteintypen wie Struvit und getrocknete verfestigte Blutkoagel (Dried Solidified Blood Calculi) 1 2. Bei Hunden kommen CaOx- und Struvitsteine in ähnlicher Häufigkeit vor, wobei Struviturolithen im oberen Harntrakt Untersuchungen zufolge eine Inzidenz von 20-60 % aufweisen 3. Liegt keine Obstruktion vor, wird bei bestimmten Harnsteintypen (Struvit und möglicherweise auch Cystein und Purin) eine weniger invasive Behandlung mittels medikamentöser Auflösung empfohlen. Dagegen lassen sich CaOx-Urolithen nicht medikamentös auflösen und erfordern oft eine chirurgische Intervention zur Lösung der Obstruktion und zur Verhinderung weiterer Nierenschäden.
Operative Eingriffe an den Nieren und am Harnleiter bei Katzen und Hunden können eine große Herausforderung darstellen, selbst für den erfahrensten Chirurgen. Dies liegt hauptsächlich an der geringen Größe der Harnleiter, insbesondere bei Katzen. Eine sorgfältige chirurgische Technik und eine geeignete optische Vergrößerung des Operationsfeldes sind entscheidende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Verhinderung von Kurz- und Langzeitkomplikationen. Die Wahl der chirurgischen Behandlung hängt im Einzelfall oft vom klinischen Bild des Patienten ab, und kann je nach Anzahl und Lokalisation der Harnleitersteine variieren. Wichtige Kriterien sind aber auch die Frage, ob es sich um einen ein- oder beidseitigen Zustand handelt sowie das Vorhandensein oder Fehlen einer begleitenden Nephrolithiasis oder einer zugrundeliegenden Infektion oder Dysfunktion der Niere. Darüber hinaus hat sehr wahrscheinlich auch die Dauer der Obstruktion einen Einfluss auf die Erholung der Nierenfunktion. Leider fehlen in vielen Fällen Angaben zur Dauer der Obstruktion, insbesondere bei Patienten mit einseitiger Erkrankung. Je nach Harnsteintyp und Lokalisation der Steine innerhalb des Harntraktes kann die Behandlung aus einer Kombination von medikamentösen, interventionellen und /oder chirurgischen Maßnahmen bestehen.
Informationen aus dem Vorbericht (einschließlich des Beginns und des Fortschreitens der klinischen Symptome) und die Befunde der klinischen Untersuchung, ergänzt durch die Ergebnisse der Blut- und Harnuntersuchungen und der bildgebender Untersuchungen, unterstützen den Tierarzt bei der Diagnose und damit der Wahl der beim gegebenen Patienten am besten geeigneten Behandlungsstrategie. Eine sehr sorgfältige Beurteilung ist vor allem deshalb entscheidend, da viele betroffene Patienten fortgeschrittenen Alters sind und möglicherweise unter begleitenden Erkrankungen leiden. Tiere mit nicht-obstruktiven Nephrolithen sind oft asymptomatisch. Auch Katzen mit Harnleitersteinen können asymptomatisch sein oder aber unspezifische Symptome zeigen wie Lethargie, Depression, Gewichtsverlust, Fieber, Anorexie, Erbrechen, Polydipsie und Polyurie. Urämische Ulzera in der Maulhöhle können vorhanden sein, und auch eine Hämaturie kann vorliegen. Betroffene Hunde zeigen häufiger Symptome einer Dysurie (z. B. Pollakisurie, Strangurie, Hämaturie, Polyurie und Inkontinenz) und sind nicht selten systemisch krank, da Obstruktionen bei dieser Spezies häufig mit einer Pyelonephritis einhergehen. Bei der abdominalen Palpation können Schmerzen, ein druckschmerzbedingtes Sistieren der Atmung oder eine Renomegalie festzustellen sein. Ergänzend sollte nach Möglichkeit eine Untersuchung des Augenhintergrundes durchgeführt werden, um die Netzhäute auf Anzeichen für eine Ablösung oder Blutungen als Hinweis auf eine mögliche Hypertonie zu untersuchen.
Die meisten Katzen mit Harnleitersteinen sind azotämisch, selbst bei einseitiger Obstruktion. Studien bestätigen, dass viele dieser Katzen eine vorbestehende chronische Nierenerkrankung (CNE) aufweisen 2 4 5. Zudem haben betroffene Katzen oft eine kleine, marginal funktionelle, nicht-obstruierte Niere sowie eine vergrößerte, obstruierte kontralaterale Niere (Big Kidney Little Kidney (BKLK) Syndrom) 6. Eine Anämie liegt oft vor und kann ein Hinweis auf Chronizität sein. Eine erhöhte Zahl weißer Blutkörperchen kann in Fällen einer Ureteritis festzustellen sein oder aber die Diagnose einer sekundären Pyelonephritis infolge einer obstruktiven Urolithiasis bestätigen.
Eine routinemäßige Harnuntersuchung mit Kultur und Beurteilung des Harnsediments sollte in jedem Fall durchgeführt werden. Die Messung des Harn-pH-Wertes kann die Unterscheidung zwischen CaOx- und Struvitsteinen unterstützen und darüber hinaus die medikamentöse Behandlung in der postoperativen Periode steuern. Bei Hunden sollten ein Vorbericht über eine Harnwegsinfektion oder Hinweise auf Bakterien, Pyurie und/oder Hämaturie bei der Untersuchung des Sediments den Verdacht in Richtung einer Struviturolithiasis lenken. Urease-bildende Bakterien wie Staphylococcus, Klebsiella und Proteus spp. werden bei Hunden am häufigsten isoliert. Bei bis zu 32 % der Katzen werden Studien zufolge Harnwegsinfektionen zum Zeitpunkt der Vorstellung nachgewiesen, wobei am häufigsten Escherichia coli isoliert wird 4 7.
Urolithen sind oft in Leerröntgenaufnahmen des Abdomens darstellbar. Kleine oder strahlendurchlässige Harnleitersteine oder von Wirbelkörpern oder durch Dickdarminhalt verdeckte Steine können gelegentlich aber auch übersehen werden. Die Sensitivität von Übersichtsröntgenaufnahmen des Abdomen für den Nachweis von Harnleitersteinen bei Katzen liegt bei etwa 81 % 7. Bei der Anfertigung der Röntgenaufnahmen kann die Anwendung eines Kompressionsspatels (z. B. eines hölzernen Löffels) zur Isolierung des Harnleiters von den anderen Bauchhöhlenorganen den Nachweis von Harnleitersteinen unterstützen.
Eine Ultraschalluntersuchung sollte in allen Fällen eines Verdachts auf eine Harnleiterobstruktion durchgeführt werden und kann eine hervorragende Sensitivität und Spezifität aufweisen 8. Darüber hinaus liefert die Sonographie Informationen über den Grad einer Hydronephrose und/oder eines Hydroureters und ermöglicht zudem die Beurteilung des Nierenparenchyms und des Retroperitonealraums auf Hinweise für eine perirenale Entzündung oder einen perirenalen Erguss. Zu berücksichtigen ist, dass eine Erweiterung des Nierenbeckens auch in anderen Situationen auftreten kann, wie zum Beispiel bei CNE, Pyelonephritis, einer Diurese oder bei ektopischen Harnleitern. Bei subakuter Obstruktion kann die Erweiterung des Nierenbeckens oder des Harnleiters auch sehr geringgradig ausfallen. Eine Höhe des Nierenbeckens von über 13 mm spricht bei Hunden und bei Katzen für eine Obstruktion, und ein Harnleiterdurchmesser von über 6 mm weist bei Katzen auf eine Obstruktion hin 9. In einigen Fällen erstreckt sich die Harnleitererweiterung unter Umständen nicht bis zur Stelle der Obstruktion (Abbildung 1). Ultraschall ist auch ein hilfreiches Monitoringinstrument für den Nachweis einer Zunahme der Erweiterung und für die Einschätzung der Notwendigkeit einer chirurgischen Intervention.
Eine antegrade Pyelographie kann in einigen Fällen angezeigt sein und den Nachweis sowohl strahlendichter als auch strahlendurchlässiger Obstruktionsursachen erleichtern, wie zum Beispiel getrockneter verfestigter Blutkoagel, einer Ureteritis oder Strikturen. Diese Technik kann unter sonographischer und/oder fluoroskopischer Kontrolle durchgeführt werden. Im Rahmen des Eingriffes sollten gleichzeitig Harnproben aus dem Nierenbecken für die Harnanalyse einschließlich Kultur gewonnen werden. Die Computertomographie und die Magnetresonanztomographie werden in Fällen einer Obstruktion des oberen Harntraktes nur selten eingesetzt.
Werden Nierensteine als Zufallsbefund entdeckt, wird im Allgemeinen zunächst eine Überwachung des Patienten ohne Intervention empfohlen. Wenn die Zusammensetzung der Urolithen auf der Grundlage des Signalements, einer Harnanalyse und des röntgenologischen Erscheinungsbildes ermittelt werden kann, sollte bei entsprechend geeigneten Harnsteintypen nach Möglichkeit zunächst eine medikamentöse Auflösung versucht werden, gefolgt von präventiven Maßnahmen. Eine Studie bei Katzen mit Nierensteinen und begleitender gering- bis mittelgradiger CNE fand heraus, dass eine chirurgische Entfernung nicht notwendigerweise angezeigt ist, da eine Nephrolithiasis nicht mit dem Fortschreiten der Nierenerkrankung oder einer erhöhten Mortalitätsrate assoziiert ist 10. Eine Entfernung von Nierensteinen wird in der Regel dann in Betracht gezogen, wenn sich Komplikationen entwickeln, wie zum Beispiel eine fortschreitende Nierenschädigung, eine therapieresistente Pyelonephritis, eine Obstruktion des Harnabflusses, chronische Schmerzen oder eine Hämaturie.
In der Humanmedizin erfolgt die Behandlung der Nephrolithiasis mit Hilfe minimalinvasiver Techniken, wie zum Bespiel der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (ESWL) und der perkutanen Nephrolithotomie. Diese Techniken werden zwar auch bei Hunden erfolgreich durchgeführt, ihre Verfügbarkeit beschränkt sich in der Regel jedoch oft auf einige wenige spezialisierte Einrichtungen. Bei Katzen mit Nephrolithiasis erweist sich die ESWL nicht als wirksame Behandlungsmethode. Wenn also das für eine minimalinvasive Behandlung erforderliche hochentwickelte Equipment nicht zugänglich ist, wird bei Kleintieren mit problematischen Nierensteinen eine chirurgische Entfernung empfohlen. Für Hunde und Katzen stehen hierfür zwei unterschiedliche chirurgische Optionen zur Verfügung.
Die Niere wird partiell aus ihrer retroperitonealen Lokalisation disseziert, die Nierenarterie und die Nierenvene werden isoliert und temporär okkludiert (Abbildung 2a). Eine longitudinale Inzision wird an der konvexen Oberfläche der Niere in der Mittellinie gesetzt (Abbildung 2b), und das Parenchym wird inzidiert. Urolithen werden aus dem Nierenbecken und den Sammelrohren entfernt, und diese Bereiche werden mit physiologischer Kochsalzlösung gespült. Wenn es sich um einen einzelnen kleinen Urolithen handelt, kann eine Stabinzision ausreichen, um eine Pinzette in das Nierenbecken vorzuführen und den Stein zu entfernen. Der Verschluss der Niere erfolgt durch Adaptierung der beiden „Hälften“ der Niere und vernähen der Nierenkapsel mit monofilem absorbierbarem Nahtmaterial in einer einfachen fortlaufenden Naht. Die Gefäßokklusion wird entfernt, und die beiden „Hälften“ der Niere werden über weitere fünf Minuten fest gegeneinander gehalten (Abbildung 2c).
Eine Pyelolithotomie wird bei Hunden und Katzen nur selten durchgeführt, kann aber bei kleineren Urolithen gerechtfertigt sein, wenn das Nierenbecken erweitert ist. Die Niere wird von ihren peritonealen Befestigungen disseziert, nach medial gefaltet (Okklusion der Nierengefäße nicht erforderlich) und über dem proximalen Ureter und dem Nierenbecken inzidiert. Die Steine werden entfernt, die Durchgängigkeit des Harnleiters wird durch das Vorführen eines Fadens in distale Richtung in die Harnblase überprüft, und schließlich werden der proximale Ureter und das Nierenbecken mit Hilfe einer Standardtechnik wieder verschlossen.
Im Harnleiter des Menschen werden drei anatomische Engstellen beschrieben, an denen sich Urolithen gewöhnlich festsetzen. Dazu gehören der ureteropelvine Übergang, wo der Ureter die iliakalen Gefäße kreuzt, und der ureterovesikale Übergang, wo der Ureter durch die Blasenwand verläuft, um in der Harnblase zu münden 11. Bei männlichen Individuen findet man im Vergleich zu weiblichen Individuen Urolithen häufiger im Bereich des ureterovesikalen Übergangs. In einer Studie zur röntgenologischen Verteilung von Harnleitersteinen bei Katzen war der proximale Ureter die häufigste Lokalisation einer Obstruktion, wobei der Wirbelkörper von L4 die am häufigsten markierte Lokalisation entsprechender Urolithen war (kann dem ureteropelvinen Übergang entsprechen) (Abbildung 3). Wie bei Menschen fand man bei männlichen Katzen Urolithen häufiger am ureterovesikalen Übergang, und größere Urolithen hatten tendenziell proximalere Lokalisationen 12.
Bei klinisch stabilen Patienten kann zunächst über 24-48 Stunden eine medikamentöse Therapie (intravenöse Flüssigkeitsgaben mit oder ohne das Diuretikum Mannitol) versucht werden, um herauszufinden, ob es zu einer spontanen Passage der Urolithen in die Harnblase kommt. Glattmuskelrelaxanzien (z. B. Prazosin), das trizyklische Antidepressivum Amitryptilin und andere Alpha-Antagonisten (z. B. Tamsulosin) zeigen anekdotische Wirkungen einer Harnleiterrelaxation und einer spontanen Steinpassage 13. Zu beachten ist dabei jedoch, dass eine aggressive medikamentöse Therapie auch zu Komplikationen führen kann wie Flüssigkeitsüberladung, Elektrolytstörungen, Migration eines Nephrolithen in den Harnleiter oder Migration eines nur eine partielle Obstruktion hervorrufenden Ureterolithen an eine Stelle, an der nun eine vollständige Obstruktion entsteht. Nach den Erfahrungen der Autorin gelingt eine erfolgreiche spontane Passage von Steinen mittels medikamentösem Management nur in seltenen Fällen und oft nur bei Patienten, die initial eine distale Ureterobstruktion aufweisen 6 7. Bei Hunden mit Harnleiterobstruktionen ist aufgrund der über 50 %-igen Inzidenz von Harnwegsinfektionen darüber hinaus eine antibiotische Therapie mit einem Breitspektrumantibiotikum angezeigt 14.
Lillian R. Aronson
Ist eine chirurgische Intervention erforderlich, erfolgt die Wahl der Methode (traditioneller chirurgischer Eingriff, Stenting oder subkutaner Ureterbypass (SUB)) auf der Grundlage des klinischen Bildes, der bildgebenden Befunde und der chirurgischen Befunde. In bestimmten Fällen kann eine Kombination verschiedener Techniken gerechtfertigt sein, die Verfügbarkeit und die Kosten des erforderlichen Equipments können sich aber als limitierende Faktoren erweisen. In der Regel ist eine substanzielle Vergrößerung (z. B. 8-10x) des Operationsfeldes mit Hilfe eines Operationsmikroskopes erforderlich. Bei größeren Hunden kann jedoch eine Operationslupe (2,5-4,5 x) ausreichend sein. Das Setzen ureteraler Stents verlangt ebenfalls ein beträchtliches Arsenal an hochspezialisiertem Equipment einschließlich eines fluoroskopischen C-Bogens. Beim zystoskopischen Setzen von Stents, das bei Katern nicht möglich ist, können auch ein starres Endoskop oder ein flexibles Ureteroskop erforderlich sein. Bei Hunden können Ureterstents aus der Humanmedizin verwendet werden, für Katzen benötigt man jedoch spezielle kommerzielle Stents.
Für das Entfernen von Urolithen bevorzugt die Autorin traditionelle chirurgische Techniken wie die Ureterotomie und die Ureter-Reimplantation, anstelle von Langzeitimplantaten, um Komplikationen zu vermeiden, die oft im Zusammenhang mit solchen Implantaten auftreten 15.
Eine Ureterotomie eignet sich für Patienten mit einem oder zwei Steinen im proximalen Ureter. Sobald die Lokalisation der Steine ermittelt ist (Abbildung 4a), wird das betroffene Segment des Harnleiters mit Hilfe von silastischem Material proximal und distal isoliert (Abbildung 4b). Dies reduziert den Harnfluss in das Operationsfeld und verhindert eine spontane retrograde Abwanderung der Urolithen in die Niere. Ist der Ureter proximal der Obstruktionsstelle erweitert, kann eine longitudinale Inzision an dieser Lokalisation gesetzt und der Stein sanft aus der Ureterotomiestelle heraus manipuliert werden (Abbildung 5). In einigen Fällen können mehr als ein Urolith über dieselbe Inzision entfernt werden. Häufiger sind Urolithen aber fest in die Ureterwand eingebettet, so dass die Inzision direkt über dem Urolithen gesetzt werden muss. Manipulationen des Ureters müssen stets sehr vorsichtig erfolgen, um eine Unterbrechung der Blutversorgung oder eine versehentliche Traumatisierung des Ureters zu vermeiden. Nach Entfernung des Urolithen kann der proximale silastische Zügel vorübergehend gelockert werden, um den Harnfluss von der Niere zu verifizieren, und ein Faden kann von der Ureterotomiestelle in distale Richtung vorgeführt werden, um die Durchgängigkeit des distalen Ureters zu bestätigen. Es folgt ein routinemäßiger Verschluss des Ureters, wobei absorbierbares Nahtmaterial zu bevorzugen ist, damit die Naht nicht als Nidus für eine erneute Urolithenbildung dienen kann.
Steine im mittleren bis distalen Ureter können auf dem Wege der Ureterotomie entfernt werden. Alternativ wird der Ureter unmittelbar an dem am weitesten proximal gelegenen Urolithen durchtrennt, der distale Abschnitt des Ureters wird entfernt und der Ureter wird in die Harnblase reimplantiert (Ureteroneozystostomie), entweder mit einer intravesikalen oder einer extravesikalen Technik. Für weitere Details sei der Leser auf die entsprechende Fachliteratur verwiesen (Abbildung 6). Wenn nur das proximale Drittel des Ureters für die Anastomose verfügbar ist, kann in seltenen Fällen auch eine Ureteroneozystostomie durchgeführt werden unter Einsatz einer oder mehrerer spezieller Techniken zur Vermeidung postoperativer Gewebespannungen (Abbildung 7) 15. Diese Techniken umfassen:
Legen eines Harnleiterstents
Bei Menschen mit Urolithiasis werden Harnleiterstents oft in Verbindung mit einer Ureteroskopie und einer ESWL eingesetzt und dienen in der Regel als Kurzzeitmaßnahme zur Aufrechterhaltung der Drainage der Niere bis die Schwellung zurückgegangen ist. Die Stents werden oft wenige Tage nach ihrem Einsetzen wieder entfernt, können aber auch länger liegen bleiben. Wenn Stents über längere Zeit liegen müssen, werden sie regelmäßig im Abstand von einigen Monaten ausgetauscht, um Komplikationen zu vermeiden. Bei Hunden und Katzen werden sowohl die temporäre Anwendung als auch die Langzeitanwendung von Harnleiterstents beschrieben 4 16 17 18 19 20. Während Harnleiterstents bei Hunden häufig zystoskopisch eingesetzt werden, muss bei der großen Mehrzahl der Katzen aufgrund der geringen Größe der Harnleiter auf eine Laparotomie zurückgegriffen werden.
Wenn im Anschluss an eine Ureterotomie Bedenken hinsichtlich der Heilung der Harnleiterinzision bestehen, kann ein temporärer Stent gelegt werden, um den Harn während des Heilungsprozesses umzuleiten. Diese Methode kann auch hilfreich sein, wenn ein obstruktiver Stein mit einer Pyelonephritis einhergeht, denn auch in dieser Situation ermöglicht ein Stent die Umleitung und einen kontinuierlichen Abfluss des purulenten Materials nach dem operativen Eingriff. In diesen Fällen werden die Stents nach etwa einem Monat wieder entfernt. Bei Stents, die in Verbindung mit einer Ureterotomie eingesetzt werden, wird der Verschluss der Inzision erleichtert, indem man zuerst den Stent einlegt. Harnleiterstents kommen auch bei Patienten mit multiplen Ureterolithen (ein- oder beidseitig), mit oder ohne begleitende Nephrolithen zum Einsatz (Abbildung 8a) (Abbildung 8b). In diesen Fällen kann der Stent regelmäßig im Abstand von einigen Monaten ausgetauscht werden, ein permanentes Entfernen des Stents ist aber nur selten möglich.
Harnleiterstents können prinzipiell über einen antegraden oder über einen retrograden Zugang gelegt werden. Bei Hunden mit Ureterolithiasis werden Stents in der Regel retrograd unter zystoskopischer Kontrolle eingesetzt 16 17, während bei Katzen das antegrade chirurgische Einsetzen bevorzugt wird. Bei beiden Techniken können eine chirurgische Dissektion und eine digitale Manipulation des Harnleiters erforderlich sein, um Windungen des Harnleiters vor der Passage des Führungsdrahtes zu begradigen. Zur Erleichterung der Passage von Draht und Stent kann auch eine Ureterotomie erforderlich sein. Für beide Techniken benötigt man die Fluoroskopie und eine hohe chirurgische Expertise.
Zu den potenziellen Komplikationen nach einer traditionellen chirurgischen Intervention gehört eine Harnleckage, die im Allgemeinen aber relativ selten auftritt. Häufiger kommen Komplikationen jedoch nach dem Legen von Stents vor und umfassen eine Harnleckage und ein Uroabdomen, eine Persistenz der Harnleiterobstruktion oder eine Reobstruktion, eine sterile Zystitis, Harnwegsinfektionen und die Wanderung des Stents. Bei Patienten mit begleitender Nephrolithiasis können Nierensteine in einen vor kurzer Zeit von einer Obstruktion befreiten Harnleiter wandern 6. Verschiedene Studien evaluierten die Erfolgsraten und die Langzeitergebnisse verschiedener Methoden 16 18 19 20 21. In einer Studie wird eine 21 %-ige Inzidenz perioperativer Mortalität bei Katzen beschrieben, wobei die Todesursache häufig mit dem Fortschreiten der CNE assoziiert war und nicht etwa mit chirurgischen Komplikationen 22. Eine sorgfältige Beratung der Besitzer im Vorfeld solcher Eingriffe ist daher unerlässlich.
Die ursprüngliche Indikation für einen SUB galt für Patienten, bei denen das Legen eines Stents nicht erfolgreich oder kontraindiziert war. In der Einrichtung der Autorin werden SUBs am häufigsten bei vermuteten Strikturen des proximalen Ureters angewendet. Das Implantat besteht aus zwei Kathetern mit fixierbarer Pigtail-Schleife (einer wird in das Nierenbecken, der andere in die Blase gesetzt) und einem Port mit Shuntfunktion 23. Das Legen des SUBs muss unter fluoroskopischer Kontrolle erfolgen, und das Nierenbecken sollte einen Durchmesser von mindestens 5 mm haben, um ein akkurates Einsetzen des Nierenabschnittes des Kathetersystems zu ermöglichen. Ist das Nierenbecken zu klein, kann der Katheter in den proximalen Ureter gelegt werden, wobei die Pigtailschleife in diesem Fall nicht fixiert wird. Mit Hilfe von Cyanoacrylatkleber wird das System an der Niere und an der Blase fixiert, um eine Harnleckage zu verhindern. Über den Port können Harnproben für die bakterielle Kultur gewonnen werden. Es wird empfohlen, den Port einen Monat nach dem operativen Eingriff und anschließend alle drei Monate zu spülen, um die Durchgängigkeit aufrechtzuerhalten. Wie oben erwähnt, besteht bei SUBs die Gefahr beträchtlicher Komplikationen wie Flüssigkeitsüberladung, Dysurie, persistierend erhöhte Kreatininwerte, Malfunktion des Katheters (Abknicken, Obstruktion oder Verkalkung), Harnleckage, Infektion, Inappetenz und die Notwendigkeit eines revisionschirurgischen Eingriffes 23 24.
Kurz erwähnt sei an dieser Stelle eine neue Technik, die erst kürzlich in der Einrichtung der Autorin zur Behandlung einer proximalen Harnleiterobstruktion bei Katzen entwickelt wurde. Die Methode basiert auf einer Modifikation eines tubularisierten Harnblasenflaps. Diese Methode bedient sich also des natürlichen umgebenden Gewebes und wird in Zukunft möglicherweise dazu beitragen können, die mit der Anwendung von Langzeitimplantaten einhergehenden Komplikationen zu vermeiden 25.
Operative Eingriffe am oberen Harntrakt bei Hunden und Katzen können eine große Herausforderung darstellen, selbst für den erfahrensten Chirurgen. Unabhängig von der gewählten Technik sind eine gründliche diagnostische Beurteilung und ein sorgfältiges Follow-up jedes Patienten, aber auch die Verfügbarkeit des erforderlichen Equipments und eine hohe chirurgische Expertise ganz entscheidende Voraussetzungen für die Vermeidung oder Begrenzung möglicher Komplikationen.
Lillian R. Aronson
Nach Abschluss ihres Tiermedizinstudiums und eines Internships an der University of Pennsylvania absolvierte Dr. Aronson eine Residency Mehr lesen
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