Physikalische Grundlagen und Wirkprinzip
Plasma beschreibt den sogenannten „vierten Aggregatszustand“ nach „fest“, „flüssig“ und „gasförmig“, und ist im Wesentlichen eine gasförmige Mischung freier Ladungsträger (Ionen oder Elektronen) auf einem engen Raum 9. In der Natur tritt das Phänomen zum Beispiel als Blitze oder Sonnenmaterie auf, und ist mit Entladungen elektromagnetischer Felder oder hohen Temperaturen assoziiert. Dieser Zustand kann jedoch auch künstlich erzeugt werden, zum Beispiel durch die Beschleunigung von Ladungsträgern in einem Gas entlang eines elektromagnetischen Feldes bei Raumtemperatur und unter normalem Atmosphärendruck. CAPP hat nachweislich einen positiven Einfluss auf die Gewebeheilung durch Beschleunigung des Heilungsprozesses und Reduzierung der Narbenbildung. Wie diese Effekte entstehen, wird aber immer noch nicht vollständig verstanden. Man weiß jedoch, dass CAPP bestimmte Wachstumsfaktoren (z.B. FGF-7 zur Migration der Keratinozyten) sowie antientzündliche Signalmoleküle (z.B. TGF-β) und Entzündungssignal-Pathways stark beeinflusst 67891011.
War CAPP anfangs nur der Desinfektion und Wundheilungsförderung bei humanen Verbrennungsopfern vorbehalten, wird das Verfahren heute auch bei zahlreichen anderen Indikationen eingesetzt. Wirksam ist Kaltplasma unter anderem bei der Behandlung einfacher und komplizierter Hautinfektionen (insbesondere, wenn multiresistente Erreger beteiligt sind), aber auch bei zahlreichen anderen Wundheilungsstörungen, zum Beispiel in Folge von Diabetes mellitus 13 6. CAPP wurde vielfach als hocheffizient für die Bekämpfung von bakteriellen, viralen und mykotischen Erregern eingestuft, sogar im Falle einer Biofilmbildung 2 3 5 9. Durch die physikalische Wirkweise des Plasmas sind Resistenzen gegenüber Antibiotika, Antimykotika oder Virostatika irrelevant. Einige Studien konnten zeigen, dass CAPP hochgradig bakteriostatisch wirkt bei Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA), Staphylococcus pseudintermedius (MRSP) und multiresistenten Pseudomonas aeruginosa (MRPA) – also bei den häufigsten bakteriellen Hauterregern in der Tiermedizin 1234.
Anwendung von Geräten verschiedener Bauweise in der Tiermedizin
Gegenwärtig stehen Geräte dreier grundlegender Bauweisen zur Verfügung, die alle ihre spezifischen Vor- und Nachteile haben. Wie oben erwähnt entsteht Kaltplasma durch die Ionisation eines Gases in seinen Plasmazustand. Meist werden hierfür entweder Sauerstoff/Stickstoff (Luft) aus der Umgebungsatmosphäre oder aber ein stabiles Edelgas wie z.B. Argon für die CAPP-Therapie genutzt.
- Der einfachste und kostengünstigste Gerätetyp (ab 2.000,- €) erzeugt eine elektrische Ladung an der Gerätekathode und nutzt die Haut als Gegenpol für die Plasmaerzeugung in der Luft im engen Spalt zwischen Kathode und Haut (Abbildung 2). Neben den relativ niedrigen Kosten liegt der Hauptvorteil derartiger Geräte in der Einfachheit ihrer Anwendung und der vergleichsweise einfachen Bauweise, die auch den Einsatz akkubetriebener Geräte ermöglicht. Von manchen Patienten wird das beim Betrieb des Gerätes entstehende Geräusch oder das je nach eingestellter Stromstärke entstehende „kribbelnde“ Gefühl, als unangenehm empfunden.
- Eine zweite Bauweise nutzt ein Zwischenmedium (z.B. Schaumstoff) zwischen Haut und Kathode als elektrischen Leiter, wodurch das oben genannte „kribbelnde“ Gefühl deutlich schwächer oder inexistent ist. Dafür muss jedoch die Wundfläche direkt berührt werden, was wiederum von manchen Patienten als unangenehm empfunden werden kann (Abbildung 3). Die meist recht große Behandlungsfläche, die eine zeiteffiziente Behandlung auch ausgedehnterer Wundflächen ermöglicht, stellt insbesondere bei großen Hunden einen bedeutenden Vorteil dieser Methode dar. Für kleine Patienten, kleinere Wundbereiche oder Läsionen in Hautfalten ist dies wiederum ein Nachteil, ebenso wie der Verschleiß der Schaumstoffkissen, die für jeden Patienten gewechselt werden müssen. Das Gerät kann zwar gut transportiert werden, zum aktuellen Zeitpunkt wird jedoch immer noch eine Stromsteckdose benötigt.
- Eine dritte Geräteform erzeugt das Plasma direkt im Gerät durch die Beschleunigung eines Gases aus einer Gasflasche (wie z.B. Argon) entlang eines elektromagnetischen Feldes. Das so gewonnene Plasma wird an der Spitze eines Behandlungsstiftes (dem „Pen“) als kleine berührbare Plasmaflamme (dem „Jet“) freigesetzt (Abbildung 1). Dieser „Jet“ wird in kreisenden Bewegungen in kurzem Abstand über die Wundfläche geführt, die Wunde selbst wird dabei jedoch nicht berührt. Ein solcher Gerätetyp ermöglicht eine punktuelle Behandlung auch in tieferen Hautfalten oder Wundhöhlen und forciert eine schnelle Abtrocknung von nässenden und purulenten Wundbereichen bei komplett irritations- und geräuscharmer Anwendung; der Patient fühlt meist nur einen moderaten Luftstrom. Der Nachteil liegt in den hohen Anschaffungskosten des Gerätes (bis zu € 15.000,-), sowie dem Gasverbrauch und der somit deutlich eingeschränkten Mobilität des Gerätes.