Hauptursachen neonataler Mortalität
Wenn ein Hundewelpe stirbt, kann eine Sektion, gefolgt von bakteriologischen, histologischen und/oder PCR-Untersuchungen, dazu beitragen, die zugrundeliegende Ursache zu finden, die in vielen Fällen multifaktorieller Natur ist (Box 2). Verschiedene spezifische pathogene Erreger werden für neonatale Mortalität verantwortlich gemacht (Tabelle 3), Untersuchungen zufolge sind in 40 bis 65 % aller neonatalen Todesfälle aber unspezifische, opportunistische bakterielle Infektionen verantwortlich 12,13. Neugeborene werden hauptsächlich auf oralem Weg und/oder über Nabelgefäße infiziert, wobei die Entwicklung einer Septikämie von der Exposition gegenüber einer signifikanten Bakterienlast (aus der Umwelt oder von der Mutterhündin) abhängt und/oder von einer intrinsischen Schwäche des Neugeborenen infolge des so genannten „4H-Syndroms“ (Hypothermie – Hypoglykämie – Hypoxie – Hypovolämie). Aber auch andere Faktoren können beteiligt sein und eine relevante Rolle spielen, wie zum Beispiel signifikante Parasitenbürden (insbesondere Spulwürmer, Hakenwürmer und Kokkzidien), entweder durch direkten Wettbewerb um Nährstoffe und/oder indirekt durch die Verursachung einer Diarrhoe. Parasitenbefall kann aber auch indirekt für eine Bakteriämie verantwortlich sein, zum Beispiel wenn Toxocara-Larven vom Verdauungstrakt über die Leber in die Lunge wandern und dabei Bakterien aus dem Gastrointestinaltrakt verbreiten. Eine Rolle können schließlich auch Traumata spielen, die unbeabsichtigt durch eine grobe oder ungeduldige Vorgehensweise bei der Flaschenfütterung entstehen. Gefährdet sind insbesondere schwache Neugeborene mit ineffizientem Schluckreflex, der zu einer Inhalation von Milch führt. Auch Verletzungen der Welpen durch die Mutterhündin sind möglich. Wenn Neugeborene von der Hündin gequetscht oder gebissen werden, kann dies auf ein inadäquates maternales Verhalten zurückzuführen sein, der initiale Trigger ist in diesen Fällen aber oft eine Schwäche des Neugeborenen selbst (infolge von Hypoglykämie und Hypothermie).
Box 2. Prädisponierende Faktoren für neonatale Mortalität bei Hundewelpen.
Tabelle 3. Spezifische infektiöse Ursachen neonataler Todesfälle (0-21 Lebenstage).
Sektion und ergänzende Tests
Wenn ein Welpe stirbt, ist es wichtig, eine Sektion durchzuführen. Dabei müssen jedoch einige wichtige Faktoren berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass Ergebnisse optimaler Qualität erzielt werden. Kann die Sektion nicht unmittelbar nach Eintritt des Todes durchgeführt werden, sollte der Welpe bei +4 °C gelagert werden. Tiefgefrieren ist keine Option, da dies die histopathologische Untersuchung beeinträchtigt und sogar die makroskopische Untersuchung nach dem Auftauen stören kann. Oft müssen praktische Tierärzte ermutigt werden, Sektionen durchzuführen, möglicherweise weil sie befürchten, dass die Unterschiede zwischen Neugeborenen und adulten Tieren zu Verwirrung führen könnten. Dennoch liefert in vielen Fällen bereits die makroskopische Untersuchung des Kadavers wichtige Hinweise auf die Todesursache. Auffallen können zum Beispiel eine fehlende Milchaufnahme (leerer Magen und leerer Darm, volle Gallenblase, Mekoniumverhaltung), eine signifikante kongenitale Missbildung (z. B. Atresia jejuni) oder eine große Parasitenbürde (Parasiten im Darm sichtbar oder Narben in der Leber durch Larva migrans von Toxocara spp.). Fotos von Organen bei der Sektion können eine retrospektive Analyse ermöglichen. Da man bei der Sektion häufig aber keine offensichtlichen makroskopischen Läsionen findet, sollten stets Proben für weiterführende Untersuchungen (Bakteriologie, Histologie, PCR und Parasitologie) genommen werden, um die Bestimmung der Todesursache zu unterstützen..
Bakteriologische Kulturen sind nur dann aussagekräftig, wenn sie innerhalb von sechs Stunden nach Eintritt des Todes eingeleitet werden, da nach diesem Zeitpunkt Bakterien aus dem Verdauungstrakt austreten und andere Organe kontaminieren. Ein steriler Tupfer wird tief in das Milzparenchym eingeführt und in ein steriles Röhrchen überführt, wobei darauf zu achten ist, dass eine Kontamination des Tupfers in der Bauchhöhle vermieden wird. Alternativ kann auch die gesamte Milz steril entnommen werden. Falls erforderlich können Proben vor dem Versenden zum Labor im Kühlschrank gelagert werden, sie sollten das Labor aber innerhalb von 24 Stunden erreichen.
Gewebeproben für die histologische Untersuchung werden in 10%igem Formalin (3,4 % Formaldehyd) gelagert. Die Proben sollten maximal 5 mm dick sein und müssen innerhalb von sieben Tagen nach der Probenentnahme verarbeitet werden (Technik der Paraffineinbettung), um eine optimale Interpretation im pathologischen Labor zu gewährleisten.
Die parasitologische Beurteilung erfolgt zunächst durch eine makroskopische Untersuchung des Darminhaltes einschließlich Rektum, sie kann aber durch histologische Proben (z. B. Neospora spp. und Toxoplasma spp.) unterstützt werden.
Wenn der Kadaver vor der Sektion tiefgefroren war und/oder Anzeichen einer Autolyse aufweist, bleibt die PCR als einzige zuverlässige Untersuchungsoption. Eine quantitative Echtzeit-PCR kann hilfreiche Informationen zu den meisten Infektionserregern liefern.
Schlussfolgerung
Die umfassende Versorgung eines kranken neugeborenen Hundewelpen stützt sich in sehr viel höherem Maße auf die geeignete Pflege, eine unterstützende Flüssigkeitstherapie und eine antibiotische Behandlung als auf jede andere spezifische Medikation. Ein Schlüssel zum Erfolg liegt in der schnellen Einleitung der Behandlung, zusammen mit geeigneten präventiven Maßnahmen für sämtliche Wurfgeschwister. In den meisten Fällen sind die klinischen Symptome vor dem Eintritt des Todes nur von kurzer Dauer und unabhängig von der zugrundeliegenden Ursache vielfach sehr ähnlich. Da Behandlungen nicht selten erfolglos bleiben, sollte für eine erfolgreiche Kontrolle der neonatalen Mortalität nach Möglichkeit eine wirksame proaktive Strategie implementiert werden. Ein Besuch in der Zuchteinrichtung ist der beste Weg, um sich vor Ort ein detailliertes Bild von der Organisation rund um die Geburt zu verschaffen, wobei der Fokus auf der Beurteilung des Trächtigkeits- und Geburtsmanagement liegen sollte, sowie auf der Reanimation und der Ernährung der Neugeborenen und schließlich auf den allgemeinen Hygienemaßnahmen und den Umweltbedingungen.