Halskrägen für Katzen
Halskrägen werden oft eingesetzt, wenn Katzen unter Juckreiz leiden, sie können sich aber nachteilig auf das Wohlbefinden eines Tiers auswirken.
Ausgabe nummer 31.1 Sonstiges Wissenschaft
veröffentlicht 15/04/2021
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Die Diagnose und Behandlung bei Katzen mit Atopie können sich als sehr frustrierend erweisen. In diesem Artikel entmystifiziert Jennifer Schissler einige Aspekte dieser Erkrankung.
Atopische Dermatitis bei der Katze ist eine Ausschlussdiagnose, entscheidend für eine präzise Diagnose ist ein schrittweises, systematisches Vorgehen.
Juckreizbedingtes Verhalten kann vorliegen oder nicht, das Erkennen charakteristischer Effloreszenzen kann den Tierarzt jedoch in Richtung der geeigneten diagnostischen Schritte leiten.
Juckreizlinderung mit Berücksichtigung akuter und chronischer Behandlungsphasen ist entscheidend. Ziel ist es, Glukokortikoide in der chronischen Behandlungsphase zu minimieren oder zu eliminieren.
Kundenkommunikation ist entscheidend für den Erfolg. Tierhalter müssen wissen, dass atopische Dermatitis lebenslang behandelt werden muss und nicht heilbar ist.
Bei der felinen atopischen Dermatitis handelt es sich um eine entzündliche, nahezu immer pruriginöse Erkrankung mit charakteristischen klinischen Erscheinungsbildern. Bei der Katze kann sich das klinische Bild dieser Erkrankung recht deutlich von dem klinischen Erscheinungsbild des atopischen Hundes unterscheiden. Und auch über die Ätiopathogenese der felinen Atopie ist insgesamt weniger bekannt als über die Ätiopathogenese der Atopie beim Hund. Man weiß jedoch, dass es sich – wie bei Hunden – um eine Überempfindlichkeitsreaktion gegen bestimmte Umweltallergene wie Pollen, Hausstaubmilben und Schimmel handelt. Im Unterschied zur atopischen Dermatitis bei Menschen und Hunden ist jedoch unklar, ob IgE bei der Katze eine wesentliche Rolle in der Pathogenese der Erkrankung spielt. Aus diesem Grund sprechen sich jüngste Veröffentlichungen für die Verwendung des Begriffes „Feline Non-Flea, Non-Food Hypersensitivity Dermatitis“ aus 1. Die zur Beschreibung allergisch bedingter Hauterkrankungen bei Katzen verwendete Terminologie entwickelt sich ständig weiter, und eine allgemein anerkannte Nomenklatur gibt es bislang nicht. Häufig verwendete historische Bezeichnungen für diese Erkrankung sind „feline Atopie“, „felines Atopiesyndrom“, „feline Atopic-like Dermatitis“ und „feline atopische Dermatitis“. Aus Gründen der Vereinheitlichung werden wir im vorliegenden Artikel generell die Bezeichnung „feline atopische Dermatitis“ verwenden, nicht zuletzt, weil dieser Begriff den meisten Lesern vertraut sein dürfte, und weil es sich bei dieser Erkrankung letztlich um das klinische Pendant zur atopischen Dermatitis des Hundes handelt.
Die atopische Dermatitis ist eine Ausschlussdiagnose. Kutane Reaktionen bei Futtermittelunverträglichkeit und die Flohspeichelallergie zeigen identische klinische Symptome und können begleitend zu einer felinen atopischen Dermatitis vorliegen. Darüber hinaus können Sekundärinfektionen mit Staphylokokken und/oder Malassezia-Hefen den klinischen Grad der Dermatitis und des Juckreizes zusätzlich verstärken. Eine systematische Abklärung und der differenzialdiagnostische Ausschluss bakterieller, mykotischer und parasitärer Infektionen sowie eine Eliminationsdiät in asaisonalen Fällen, können eine letztlich unnötige chronische immunmodulatorische Behandlung verhindern. Ein systematisches und schrittweises Vorgehen ist daher entscheidend, um auf möglichst effiziente Weise zu einer präzisen Diagnose zu gelangen. Wenn die klinischen Symptome und der Vorbericht bei einem Patienten den Verdacht einer felinen atopischen Dermatitis aufkommen lassen, sollten deshalb die folgenden diagnostischen und therapeutischen Schritte eingeleitet werden:
1. Untersuchen Sie den Patienten auf Parasiten, behandeln Sie bestätigte oder vermutete Parasiteninfestationen und stellen Sie sicher, dass die Empfehlungen zur Flohbekämpfung eingehalten werden.
2. Untersuchen Sie den Patienten auf bakterielle und mykotische Infektionen, behandeln Sie bestätigte Infektionen und bestätigen Sie deren Resolution mit Hilfe der Zytologie.
3. Leiten Sie eine Eliminationsdiät ein, wenn der Patient asaisonale Symptome aufweist.
Liegt tatsächlich eine feline atopische Dermatitis vor, werden die klinischen Symptome auf all diese Maßnahmen nicht vollständig ansprechen. Auch wenn mit Hilfe der Histopathologie im Falle einer allergisch bedingten Hauterkrankung nicht zwischen einer Flohspeichelallergie, kutanen Reaktionen bei Futtermittelunverträglichkeit und einer atopischen Dermatitis unterschieden werden kann, können Biopsien insbesondere bei unklarem klinischem Erscheinungsbild die Diagnose einer Hypersensibilität dennoch unterstützen. Bei Patienten mit zweifelhaftem Vorbericht, inkompatiblen anamnestischen Hinweisen, unklaren klinischen Befunden oder einem mangelhaften therapeutischen Ansprechen sollte grundsätzlich eine Überweisung an einen veterinärmedizinischen Dermatologen in Erwägung gezogen werden.
Zu beachten ist, dass juckreizhemmende Arzneimittel während der Versuchsbehandlungen in der diagnostischen Phase zwar die Lebensqualität des Patienten verbessern und die Compliance der Tierhalter erhöhen können, schließlich aber strategisch abgesetzt werden müssen, um beurteilen zu können, ob das Ansprechen tatsächlich auf die diagnostischen Versuchsbehandlungen zurückzuführen ist.
Die feline Atopie ist geprägt von einer vielfältigen Palette charakteristischer Effloreszenzen, Körperverteilungen und Differenzialdiagnosen. Die Symptome können isoliert auftreten oder in unterschiedlichen Kombinationen. Einige Katzen werden mit aggressiver selbstinduzierter Alopezie, auffälligem Kratzen und deutlichen Exkoriationen vorgestellt, während in anderen Fällen juckreizbedingtes Verhalten lediglich im Verborgenen stattfindet, und der Patient letztlich wegen einer fortschreitenden, makroskopisch nicht-entzündlichen, symmetrischen Alopezie zur Untersuchung vorgestellt wird.
Bei der Katze gibt es vier anerkannte klinische Hypersensibilitätsmuster der Haut: Effloreszenzen des eosinophilen Granulomkomplexes, miliare Dermatitis, Exkoriationen an Kopf und Hals und symmetrische Alopezie.
Zu den Effloreszenzen des eosinophilen Granulomkomplexes gehören indolente Ulzera, eosinophile Plaques und eosinophile Granulome (lineare oder kollagenolytische Granulome). Indolente Ulzera treten ein- oder beidseitig an der Oberlippe als erodierte Plaques auf (Abbildung 1). Sie können fortschreiten und die Oberlippe durch Ablation der gesamten Oberfläche und Ausdehnung in die Tiefe der Dermis verformen. Eosinophile Plaques stellen sich als multiple oder singuläre, erhabene, gut umschriebene, erythematöse und feuchte Erosionen dar und befinden sich häufig am Abdomen (Abbildung 2). Eosinophile Granulome sind im typischen Fall singuläre, erythematöse, alopezische Plaques oder Knoten, die oft in der Inguinalregion und an den Beckengliedmaßen zu finden sind, aber auch am Kinn (Abbildung 3), an der Zunge und am Gaumen (Abbildung 4) und (selten) an den Pfotenballen (Abbildung 5) entstehen können. Differenzialdiagnosen sind Neoplasien, Lymphozytose, Herpesvirusdermatitis, und tiefe mykotische oder bakterielle Infektionen. Diagnostiziert werden die Effloreszenzen des eosinophilen Granulomkomplexes oft anhand ihres klinischen Erscheinungsbildes und mit Hilfe entsprechender Hinweise aus dem Vorbericht. Die endgültige Bestätigung der Diagnose kann mit Hilfe der Histopathologie erfolgen. Zu beachten ist, dass bei der oberflächlichen zytologischen Untersuchung dieser Effloreszenzen in der Regel eine purulente oder pyogranulomatöse Entzündung mit Kokken festgestellt wird, während eosinophile Granulozyten weniger zahlreich vorkommen und nicht in jedem Fall nachzuweisen sind. Die Behandlung sekundär durch Staphylokokken infizierter Effloreszenzen mit Amoxicillin/ Clavulansäure kann zu einer signifikanten klinischen Besserung führen und unterstützt damit die Theorie, dass Staphylokokken eine gewisse Rolle bei der Entwicklung, beim Fortschreiten und bei der Perpetuierung dieser Effloreszenzen spielen 2. Nach den Erfahrungen der Autorin sind Antibiotika in vielen Fällen zwar hilfreich, aber nicht immer ausschlaggebend für eine erfolgreiche Resolution von Effloreszenzen des eosinophilen Granulomkomplexes. Die Entscheidung für oder gegen den Einsatz von Antibiotika hängt in erster Linie von der zytologischen Beurteilung ab (siehe unten).
Jennifer Schissler
Vorbericht und Signalement liefern hilfreiche Informationen: Im typischen Fall zeigen Patienten mit atopischer Dermatitis klinische Symptome vor Erreichen eines Alters von vier Jahren, und eine geschlechtsspezifische oder gut dokumentierte rassespezifische Prädisposition scheint nicht vorzuliegen. Die Symptome können saisonal oder asaisonal auftreten, anfangs geringgradig und intermittierend ausgeprägt sein und dann mit der Zeit hochgradiger und persistierender werden. Betroffen sind sowohl Indoor- als auch Outdoor-Katzen, wobei es bislang keine veröffentlichten Studien gibt, die einer Indoor-Lebensweise ein Risiko oder einen schützenden Einfluss zuschreiben. Bei betroffenen Katzen sollte immer ein Juckreiz-Score erstellt und bei jeder Nachuntersuchung aktualisiert werden, wobei das juckreizbedingte Verhalten der Katze sehr sorgfältig beschrieben werden sollte: Lecken, Beißen, Kauen, Knabbern, Reiben, Haare ausziehen und Kratzen. Wichtig ist zudem eine präzise Beschreibung der Lokalisation(en) des Juckreizes. Folgende anamnestische Fragen können hilfreich sein:
1. In welchem Alter begann der Juckreiz?
2. Ist der Juckreiz saisonal? Atopische Dermatitis kann saisonal oder asaisonal sein.
3. Hat der Juckreiz plötzlich begonnen oder hat er sich mit der Zeit allmählich verschlimmert? In den meisten Fällen beobachtet man mit der Zeit eine allmähliche Zunahme des Juckreizgrades.
4. Haben andere Tiere im Haushalt Juckreiz oder Dermatitis? Wenn ja, müssen Ektoparasiten (z. B. Flöhe, D. gatoi) oder Microsporum canis in Betracht gezogen werden.
5. Hat der Juckreiz auf vorherige Behandlungen angesprochen? Das Ansprechen auf Behandlungen führt zwar nicht zur Diagnose und kann nicht zwischen Flohspeichelallergie, kutane Reaktionen bei Futtermittelunverträglichkeit und atopischer Dermatitis unterscheiden, viele Katzen mit Hypersensibilität sprechen aber auf systemische Glukokortikoide an.
6. Welche Ektoparasitizide wurden verabreicht und in welcher Häufigkeit?
7. Wie sieht die aktuelle Ernährung aus? Hat die Katze zuvor eine andere Nahrung erhalten? Diese Informationen sind hilfreich für die Wahl einer Eliminationsdiät.
Intradermal- und Serumtests auf atopische Dermatitis oder kutane Reaktionen bei Futtermittelunverträglichkeit werden gegenwärtig nicht als primäre diagnostische Werkzeuge für atopische Dermatitis empfohlen, da bei beiden Verfahren sowohl falsch-positive als auch falsch-negative Ergebnisse vorkommen. Am besten geeignet sind diese Tests für die Auswahl von Allergenen für eine allergenspezifische Immuntherapie bei Patienten mit atopischer Dermatitis. Zu beachten ist, dass die zum Teil direkt für Tierhalter vermarkteten Allergen-Speicheltests für Hunde durch einen zum Teil schockierenden Mangel an Präzision auffallen, und zwar sowohl in Bezug auf den Nachweis der Erkrankung (es gibt positive Ergebnisse bei gesunden Tieren) als auch auf den Vorbericht (es gibt positive Ergebnisse für Futtermittelallergene, die das Tier zuvor noch nie aufgenommen hat) 9.
Die optimale Grundlage für das chronische Management einer Atopie ist eine wirksame antiinflammatorische Medikation und/oder Immuntherapie im Sinne einer Erhaltungstherapie. Ganz entscheidend für die erfolgreiche Kontrolle einer felinen atopischen Dermatitis ist jedoch eine gute Compliance des Tierhalters. Die Aufgaben des Tierarztes bestehen also unter anderem darin, den Tierhalter über die chronische, unheilbare Natur des Problems aufzuklären, die Vorteile und Nebenwirkungen unterschiedlicher Therapien zu besprechen und (wenn möglich) dem Tierhalter verschiedene Behandlungsoptionen zur Wahl anzubieten. Wichtig sind dabei insbesondere die Pflege einer guten Tierarzt-Kunden-Beziehung mit gemeinsamen Zielen für den Patienten (z. B., ist es möglich, dass die Katze ohne Halskragen ein angenehmes Leben führt?) und die Förderung einer offenen Diskussionskultur. Wenn es gelingt, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, wird sich der Tierhalter auf die Expertise des Tierarztes verlassen und auch bei Rückschlägen am Ball bleiben.
Entzündungshemmende Behandlungen sind der Grundpfeiler der Therapie atopischer Dermatitiden. Bei der Behandlung von Patienten mit kutanen Hypersensibilitäten muss jedoch stets die jeweilige Phase der Therapie berücksichtigt werden. So führen Akutphasen-Behandlungen zu einer schnellen Linderung des Juckreizes, insbesondere zu Beginn einer Behandlung mit Ektoparasitiziden oder in der Anfangsphase einer Eliminationsdiät, und wirken darüber hinaus auch bei Rezidiven in Phasen eines Aufblühens von Symptomen einer atopischen Dermatitis. Die wirksamsten Akutphasen-Antiphlogistika sind Glukokortikoide und Oclacitinib. Sobald die Diagnose einer atopischen Dermatitis bestätigt ist, erfolgt eine Umstellung der Therapie von der Akutphasen-Behandlung auf eine chronische Erhaltungstherapie. Die sichersten und wirksamsten nicht-steroidalen Langzeitoptionen mit der stärksten Evidenzbasis sind modifiziertes Cyclosporin und allergenspezifische Immuntherapien. Müssen Glukokortikoide als Langzeittherapie eingesetzt werden, ist das Ziel stets der Einsatz der für die effektive Kontrolle der Symptome niedrigsten erforderlichen Dosierung und Applikationshäufigkeit. Nach Einleitung einer chronischen Erhaltungstherapie empfiehlt es sich, den Patienten im ersten Jahr anfangs zu jeder Jahreszeit zu untersuchen, um eine optimale Kontrolle der Symptome sicherzustellen und etwaige sekundäre Haut- oder Ohreninfektionen nachzuweisen. Katzen mit guter Langzeitkontrolle der Symptome sollten alle sechs bis zwölf Monate untersucht werden, und zwar im Idealfall immer während der Jahreszeit, die bei diesem Patienten normalerweise am stärksten von Juckreiz geprägt ist.
Im Idealfall wird die Behandlung mit Glukokortikoiden auf die akuten und diagnostischen Phasen der Therapie beschränkt. Die Autorin bevorzugt eine orale Therapie mit Prednisolon, um die Dosierung besser anpassen und ausschleichen zu können und Nebenwirkungen abzuschwächen. Ein typisches Behandlungsschema mit Prednisolon wäre zum Beispiel die Gabe von 1,0-2,0 mg/kg alle 24 Stunden zur initialen Juckreizkontrolle mit anschließender Reduzierung der Dosierung auf 0,5 mg/kg alle 48 Stunden als Erhaltungstherapie. Um Effloreszenzen des eosinophilen Granulomkomplexes erfolgreich unter Kontrolle zu bekommen, können jedoch Dosierungen von 2-3 mg/kg/Tag erforderlich sein. In Anbetracht der Risiken einer Glukokortikoidtherapie (z. B. iatrogenes Cushing-Syndrom, Diabetes mellitus und Harnwegsinfektionen) empfiehlt sich ein biochemisches Profil und eine Harnanalyse zu Beginn der Behandlung, dann erneut nach 3-4 Monaten und schließlich routinemäßig alle sechs Monate bzw. je nach Indikation in Abhängigkeit vom Gesundheitsstatus des Patienten. Eine weitere mögliche Komplikation einer Glukokortikoidbehandlung sind Rezidive kutaner oder okulärer Herpesvirusinfektionen.
Modifiziertes Cyclosporin besitzt in einigen Ländern eine Zulassung für die Behandlung der atopischen Dermatitis bei Katzen und ist insbesondere für die Langzeitbehandlung dieser Erkrankung geeignet. Die häufigsten Nebenwirkungen sind transiente oder persistierende gastrointestinale Störungen bei etwa 25 % der behandelten Katzen. Aufgrund der Gefahr der Entwicklung einer lebensbedrohenden systemischen Toxoplasmose, insbesondere bei entsprechend naiven Patienten, sind Jagen und der Verzehr rohen Fleisches bei Katzen, die mit modifiziertem Cyclosporin behandelt werden, kontraindiziert. Die Autorin empfiehlt eine Dosierung von 7,5 mg/kg/Tag über eine Versuchsperiode von acht Wochen. Nach erwiesener Wirksamkeit kann das Ansprechen bei einigen Individuen nach dieser Periode auch mit Dosierungsintervallen von 48 bis 72 Stunden aufrechterhalten werden. Die Gabe von modifiziertem Cyclosporin zusammen mit Feuchtnahrung hat keinen Einfluss auf pharmakokinetische Parameter und kann die Compliance erhöhen 10. Blutuntersuchungen zu Beginn der Behandlung und im weiteren Verlauf sind zu empfehlen, weisen aber nur selten veränderte Parameter auf 11.
Oclacitinib besitzt eine Zulassung für die Behandlung allergisch bedingter Dermatitiden bei Hunden und erweist sich bei zulassungsüberschreitender Anwendung auch bei Katzen als wirksam 12 13 und sicher 14, und zwar sowohl zur akuten, als auch in der chronischen Behandlung atopischer Dermatitiden. Diese Studien decken jedoch nur eine Behandlungsperiode bis zu 28 Tage ab, so dass sämtliche Informationen über die Langzeitsicherheit vollständig anekdotischer Natur sind. Die Pharmakokinetik von Oclacitinib bei Katzen spricht für eine im Vergleich zu Hunden höhere und häufigere orale Dosierung bei felinen Patienten 15. Verschiedene Studien sprechen für eine initiale Dosierungsspanne von 0,4 bis 1,0 mg/kg alle 12 Stunden 12 13. Sobald die Symptome gut unter Kontrolle sind, kann eine Behandlung alle 24 Stunden versucht werden. Erfahrungsgemäß liefert bei der Mehrzahl der Patienten jedoch die zweimal tägliche Gabe langfristig optimale therapeutische Ergebnisse. Bei Katzen ist die Notwendigkeit einer häufigen Tablettengabe aber zweifellos ein Nachteil für die Langzeitbehandlung. Aufgrund des generellen Mangels an Daten zur Sicherheit von Oclacitinib sollten eine Blutuntersuchung und eine Harnanalyse zu Beginn der Behandlung und anschließend alle 3-6 Monate zur kontinuierlichen Überwachung des Patienten in Betracht gezogen werden. Nach den Erfahrungen der Autorin ist Oclacitinib für die Langzeitbehandlung bei Katzen mit atopischer Dermatitis sicher und wirksam, eine gleichzeitige Anwendung anderer immunmodulatorischer Therapeutika sollte jedoch vermieden oder allenfalls sehr vorsichtig in Betracht gezogen werden. In einem Fall einer Katze, die aufgrund einer hochgradigen atopischen Dermatitis mit einer Kombination von Dexamethason und Oclacitinib auf oralem Weg behandelt wurde, hat die Autorin einen multifokalen D. cati-Befall und eine Pyelonephritis diagnostiziert.
Als Langzeitbehandlung für Katzen mit atopischer Dermatitis eignet sich eine subkutan oder sublingual applizierte allergenspezifische Immuntherapie. Es handelt sich hierbei um die einzige Therapieoption, die eine Immuntoleranz fördert und keine bekannten Langzeitnebenwirkungen hat. Die Auswahl der Allergene erfolgt über Intradermaltests und/oder Serum-IgE-Tests sowie auf der Grundlage anamnestischer Informationen über die Umwelt des Patienten. Zum Teil muss die immunologische Behandlung über einen Zeitraum von bis zu zwölf Monaten durchgeführt werden, bis ein erkennbares Ansprechen zu beobachten ist. Um das Wohlbefinden aufrechtzuerhalten, benötigen die meisten Patienten während dieser Periode eine kontinuierliche oder intermittierende antiinflammatorische Therapie. Etwa 60 % der Patienten zeigen ein gutes Ansprechen im Sinne einer Einsparung oder eines möglichen Absetzens entzündungshemmender Arzneimittel 16, wobei die meisten Patienten eine kontinuierliche Immuntherapie benötigen, um die Immuntoleranz aufrechtzuerhalten. Um ein vorzeitiges Abbrechen der Behandlung und damit die Vergeudung von Geld und Zeit zu verhindern, müssen Halter betroffener Katzen über die angestrebte Reduzierung der arzneimittelgestützten Begleittherapie und über die Notwendigkeit einer Langzeitbehandlung aufgeklärt werden.
Antihistaminika sind in Anbetracht ihres generellen Mangels an Wirksamkeit 17 und ihres verzögerten Wirkungsbeginns für die akute Behandlung ungeeignet. Als Steroid-einsparende Medikation oder als Monotherapie bei einer sehr engen Patientenpopulation können sie jedoch durchaus wirksam sein.
Eine Fettsäuretherapie ist für das Langzeitmanagement bei allen Patienten mit atopischer Dermatitis zu empfehlen und kann über spezielle Diätnahrungen vom Tierarzt, Kapseln oder flüssige Präparate erfolgen. Die Fettsäuren selbst führen nicht zu einer signifikanten Linderung des Juckreizes, sie können aber den Schweregrad von Rezidiven („Flare-ups“) reduzieren. Ferner können Fettsäuren die Funktion der Hautbarriere verbessern und dadurch einer Allergenpenetration und sekundären Infektionen entgegenwirken. Und schließlich haben Fettsäuren Untersuchungen zufolge bei Hunden mit atopischer Dermatitis einen Arzneimittel-einsparenden Effekt 18. Zur Linderung von Juckreiz bei Katzen mit atopischer Dermatitis empfiehlt die Autorin die Gabe von Eicosapentaensäure in einer Mindestdosierung von 90 mg pro Tag.
Effloreszenzen des eosinophilen Granulomkomplexes können mit Glukokortikoiden und/oder modifiziertem Cyclosporin zurückgedrängt werden. Um eine vollständige Remission zu erreichen, können jedoch höhere initiale Dosierungen von Glukokortikoiden und eine längere Behandlungsdauer erforderlich sein. Modifiziertes Cyclosporin allein kann die Effloreszenzen zurückdrängen, hat aber einen langsamen Wirkungseintritt von etwa 4-6 Wochen. Für die Langzeitkontrolle von Effloreszenzen des eosinophilen Granulomkomplexes ist modifiziertes Cyclosporin jedoch zuverlässig wirksam. Während der diagnostischen Behandlungsphase mit Ektoparasitiziden und/oder einer Eliminationsdiät kann die Linderung der klinischen Symptome mit einer fortgesetzten Glukokortikoidbehandlung aufrechterhalten werden. Nach Abschluss der diagnostischen Behandlungsphase müssen die Glukokortikoide jedoch abgesetzt werden, um die tatsächliche Wirksamkeit der Versuchsbehandlungen beurteilen zu können. Peer-reviewed Studien über die Anwendung von Oclacitinib zur Behandlung aktiver Effloreszenzen des eosinophilen Granulomkomplexes liegen bislang nicht vor. Eine chronische Erhaltungstherapie mit Oclacitinib oder eine chronische allergenspezifische Immuntherapie kann der Entstehung von Rezidiven dieser Effloreszenzen jedoch entgegenwirken.
Schließlich kann bei den betroffenen Katzen eine Otitis externa allein auftreten oder in Kombination mit anderen beschriebenen Reaktionsmustern. Eine systemische antiinflammatorische Behandlung und eine Immuntherapie allein sind jedoch keine verlässlichen Mittel zur Kontrolle einer klinischen Otitis. Deshalb sollten die Ohren nach Einleitung einer topischen Behandlung der sekundären Infektion und des Entzündungsgeschehens im Ohrbereich und einer systemischen Therapie zur Kontrolle der Hautsymptome, auch weiterhin kontinuierlich kontrolliert und eine topische Gabe von Steroiden ein oder zwei Mal wöchentlich als Erhaltungstherapie in Erwägung gezogen werden. Auch Ohrenspülungen können als Erhaltungstherapie hilfreich sein, eine Diskussion topischer Ohrentherapeutika würde den Rahmen dieses Artikels jedoch sprengen.
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Jennifer Schissler
Colorado State University (CSU), Fort Collins, CO, USA Mehr lesen
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