Für weniger erfahrene Untersucher kann die Anwendung einer Kanülenführung die sicherere und einfachere Option sein, ihr Hauptnachteil liegt allerdings in der Notwendigkeit der Sterilisation des Gerätes zwischen multiplen Probenentnahmen aus unterschiedlichen Conceptus bei einer Hündin. Mit entsprechender Erfahrung ist die „Freihandmethode“ deshalb vorzuziehen.
Die von jedem Conceptus gewonnene Flüssigkeitsmenge variiert zwischen 0,5 und 5,0 ml, abhängig von der Größe der Hündin, dem Tag der Trächtigkeit und der Position des Fötus. Nach der Entnahme sollte das aspirierte Flüssigkeitsvolumen durch ein gleiches Volumen steriler physiologischer Kochsalzlösung ersetzt werden, bevor die Spinalkanüle herausgezogen wird. Nach der Fruchtwasserentnahme sollte die Hündin über mindestens 24 Stunden in einer ruhigen Umgebung gehalten werden, um jegliche Kurzzeitkomplikationen zu verhindern.
Welche Risiken gibt es?
Zu den potenziellen Komplikationen der Amniozentese in der Humanmedizin gehören die Infektion der Fruchtblase, eine Einleitung vorzeitiger Wehen, Atemnot bei der Mutter, fötale Deformationen, Alloimmunisierung und Heilungsstörungen der Punktionswunde 24. Verletzungen des Fötus infolge einer Traumatisierung durch die Kanüle können entstehen, auch wenn diese in der Humanmedizin nur sehr selten vorkommen. Die Autorin hat bis heute keine makroskopischen fötalen Verletzungen nach Durchführung einer Zentese bei Hündinnen festgestellt, wobei es natürlich möglich sein kann, dass mikroskopische Verletzungen auftreten. So ist nicht auszuschließen, dass mikroskopische Punktionsstellen im Uterus, in den Fetalmembranen oder im Fötus unentdeckt geblieben sind, die aber, wenn sie tatsächlich aufgetreten sein sollten, vermutlich keine klinische Relevanz hatten 9.
Schlussfolgerung
Auch wenn das Verfahren noch in den Kinderschuhen steckt, ist die Fruchtwasserentnahme bei der Hündin eine Technik, die Kleintierpraktikern, Züchtern und Besitzern in den kommenden Jahren zahlreiche Vorteile bieten kann. Ein geschickter Tierarzt sollte in der Lage sein, Allantois- oder Amnionflüssigkeit ohne große Schwierigkeiten und bei minimalem Risiko für den Conceptus zu gewinnen. Die Analyse der Flüssigkeit sollte den frühen Nachweis von Anomalien und Gendefekten, Plazentadefekten, mikrobiellen Infektionen von Hündin oder Fötus sowie die Geschlechtsbestimmung unterstützen.