DHA – Quellen und Funktion
Die Versorgung des sich entwickelnden Fötus mit langkettigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren erfolgt über die Plazenta, das Neugeborene erhält diese Fettsäuren über die Milch der Hündin. Alpha-Linolensäure (ALA) ist die Vorläufersubstanz von DHA, die Umwandlung von ALA in DHA ist jedoch ineffizient, und die maternale DHA-Synthese ist unter Umständen nicht ausreichend für eine optimale Anreicherung der maternalen Speicher und einen ausreichenden Transport zu den sich entwickelnden Föten. Studien legen nahe, dass Hunde primär während der ersten Lebenswochen in der Lage sind, DHA aus ALA zu bilden, nicht bekannt ist aber, ob die so gebildeten Mengen ausreichen, um die neurologische Entwicklung optimal zu unterstützen 4. Eine Zufuhr von DHA über die Nahrung der Mutterhündin könnte der effizienteste Weg sein, um die sich entwickelnden Föten sowie die neugeborenen Welpen mit diesem Nährstoff zu versorgen, und eine Anreicherung der Welpennahrung mit DHA (eher als ALA) nach dem Absetzen könnte der wirksamste Weg sein, um die jungen Hunde mit den für eine fortgesetzte neurologische Entwicklung erforderlichen Mengen zu versorgen.
Bis heute werden die Mechanismen, die den durch DHA erreichten positiven Auswirkungen auf die Kognition zugrundeliegen, nicht vollumfänglich verstanden. Man weiß jedoch, dass DHA sowohl beim Fötus als auch beim Neugeborenen eine Rolle in mehreren Stadien der neuronalen Entwicklung spielt. So gibt es zum Beispiel Hinweise darauf, dass DHA die Fluidität der synaptischen Membran beeinflusst, bestimmte Enzymfunktionen modifiziert und die Produktion oder Expression dopaminerger Rezeptoren und dopaminerger Verbindungen steigert. Solche Einflüsse könnten zu verbessertem Lernen und verbesserter Gedächtnisleistung führen, da dopaminerge Systeme an der Regulation behavioraler Prozesse, wie zum Beispiel der motorischen Aktivität, der Emotionalität und der räumlichen Orientierung spezifisch beteiligt sind 5.
Neue Forschungsergebnisse
Das PHNC in Lewisburg hat einige kontrollierte Studien zur Evaluierung der Effekte einer DHA-Anreicherung der maternalen Nahrung (fötal-neonatal) und der Nahrung der Welpen nach dem Absetzen auf das Lernen und das Gedächtnis bei Hundewelpen durchgeführt. Insgesamt drei Studien wurden durchgeführt:
- Eine Studie mit Hündinnen, die während der Trächtigkeit und während der Laktation DHA-arme oder DHA-reiche Nahrungen erhielten, und deren Welpen (die mit derselben Nahrung abgesetzt wurden) anschließend im Alter zwischen 7 und 9 Wochen auf ihr räumliches und visuelles Unterscheidungslernen getestet wurden.
- Eine Studie, in der sowohl Hündinnen als auch ihre Welpen Nahrungen mit niedrigen, mittleren oder hohen DHA-Gehalten erhielten, und in der bei den Welpen im Alter zwischen 9 und 14 Wochen das visuelle Unterscheidungsvermögen und das räumliche Lernen mit Hilfe eines T-Labyrinths getestet wurden.
- Eine Studie, in der Welpen vom Absetzen bis zum Alter von 25 Wochen eine Nahrung mit niedrigem oder hohem DHA-Gehalt erhielten und in der ab Woche 15 Tests des räumlichen Lernens und des Listengedächtnisses mit Hilfe eines radialen Labyrinths durchgeführt wurden.
Sämtliche in diesen Studien eingesetzten Nahrungen waren so formuliert, dass sie einen gemäß den AAFCO* – Nährstoffprofilen vollwertige und ausgewogene Ernährung für das jeweilige Lebensstadium sicherstellten und sich lediglich in der Zusammensetzung der eingesetzten Ölmischung unterschieden (Tabelle 1).
*Association of American Feed Control Officials
Tabelle 1. Zusammensetzung der Studiennahrungen.
Studie 1
Acht Welpen von Hündinnen, die eine mit DHA angereicherte Nahrung erhielten und acht Welpen von Hündinnen, die eine nicht angereicherte Kontrollnahrung erhielten (Tabelle 1) wurden getestet, um das räumliche Lernen (Richtungslernen) und das visuelle Unterscheidungsvermögen zu evaluieren. Drei rechteckige Türen entlang einer weißen Wand wurden mit einem schwarzen Symbol (Kreis, Quadrat oder Dreieck) markiert. Die Welpen wurden randomisiert einer Tür und einem visuellen Symbol zugeteilt und darauf trainiert, sich dieser Tür/diesem Symbol zu nähern, um eine Futterbelohnung zu erhalten. Nach Abschluss des Trainings erfolgte eine Evaluierung des räumlichen Gedächtnisses (Beurteilung, wie ein Welpe die ihm zugeteilte Tür findet) und des visuellen Unterscheidungsvermögens (Beurteilung, wie ein Welpe das ihm zugeteilte Symbol identifiziert).
Nach dem Training waren alle 16 Welpen in der Lage, die zugeteilte Tür und das zugeteilte Symbol zu wählen. Während der räumlichen Testperiode zeigten alle Welpen in beiden Gruppen eine Erfolgsrate von mindestens 90 % beim Annähern an die ihnen zugeteilte Tür innerhalb von 120 Sekunden. Beim Test auf visuelles Unterscheidungsvermögen performten die Welpen der Hündinnen mit DHA-reicher Nahrung besser als Welpen der Hündinnen mit DHA-armer Nahrung, und auch insgesamt performten die Welpen der ersten Gruppe besser als die Welpen der zweiten Gruppe.
Studie 2
Achtundzwanzig Beaglehündinnen wurden randomisiert einer von drei Nahrungen zugeteilt (mit niedrigem, mittlerem oder hohem DHA-Gehalt) (Tabelle 1) und während der Trächtigkeit und Laktation ad libitum gefüttert. Das Absetzen der Welpen erfolgte mit der jeweiligen Nahrung der Mutterhündin in der Studienperiode (Abbildung 1). Insgesamt 60 Welpen der Würfe wurden ausgewählt für die Beurteilung der kognitiven Funktion (visuelles Unterscheidungsvermögen und räumliches Lernen) im Alter zwischen 9 und 15 Wochen in einem T-Labyrinth (Abbildung 2). Die Welpen wurden darauf trainiert, ein Symbol (Quadrat oder Kreis) mit einer Futterbelohnung zu assoziieren, die in einem Arm des Labyrinths platziert war, während im anderen Arm lediglich ein entsprechender olfaktorischer Reiz (aber kein Futter) lokalisiert war. Dann wurde eine „Umlernphase“ gestartet, in der die mit dem Symbol des Welpen assoziierte Lokalisation gewechselt wurde (wenn z. B. ein Kreis ursprünglich darauf hingewiesen hatte, dass sich die Futterbelohnung im rechten Arm des Labyrinths befindet, zeigte der Kreis nun an, dass sich das Futter im linken Arm befindet).
Welpen in der Gruppe mit hohem DHA-Gehalt zeigten durchweg bessere Leistungen als die Welpen in der Gruppe mit niedrigem DHA-Gehalt. Die Performance der Welpen in der Gruppe mit mittlerem DHA-Gehalt war besser als die der Welpen in der Gruppe mit niedrigem DHA-Gehalt und schlechter als die der Welpen in der Gruppe mit hohem DHA-Gehalt. Auch wenn diese Unterschiede nicht statistisch signifikant waren, deutet der Trend darauf hin, dass die Lernantwort auf eine diätetische Anreicherung mit DHA dosisabhängig ist.