Wundbehandlung mit der Kaltplasmatherapie
Die Kaltplasmatherapie (CAPP) ist eine in der Tiermedizin neu aufkommende Technologie.
Ausgabe nummer 31.2 Sonstiges Wissenschaft
veröffentlicht 30/09/2021
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Praktische Tierärzte stehen vor einer großen Herausforderung, wenn sie mit dem Verdachtsfall einer atopischen Dermatitis bei einem Hund konfrontiert werden; Ana Rostaher erläutert uns die diagnostischen Optionen und gibt einige wertvolle praktische Tipps.
Die Diagnose der caninen atopischen Dermatitis ist problematisch, weil es gegenwärtig keinen verlässlichen Biomarker gibt, mit dessen Hilfe man diese Erkrankung von anderen dermatologischen Erkrankungen unterscheiden kann.
Bei einem Hund mit Verdacht auf Atopie muss der Tierarzt eine Vielzahl verschiedener Aspekte berücksichtigen, einschließlich Vorbericht, charakteristische klinische Merkmale und differenzialdiagnostischer Ausschluss anderer Dermatosen.
Intradermaltests (IDT) sind die von Dermatologen bevorzugte Methode für die Diagnose der caninen atopischen Dermatitis und für die Bestätigung der kausalen Allergene.
Die allergen-spezifische IgE-Serologie hat mehrere Vorteile gegenüber Intradermaltests und wird oft als Alternative für die Diagnose der caninen atopischen Dermatitis eingesetzt. Es gibt aber auch Nachteile, und falsch-positive Ergebnisse sind ein potenzielles Risiko.
Einleitung
Die canine atopische Dermatitis (CAD) ist eine häufige entzündliche Hauterkrankung, die bis zu 15 % der globalen Hundepopulation betrifft 1. Die Pathogenese ist multifaktoriell, man weiß aber, dass sowohl eine Dysfunktion der Hautbarriere als auch eine immunologische Dysregulation zentrale Rollen spielen, und beide Aspekte können von genetischen und umweltbedingten Faktoren beeinflusst werden. Schlüsselmerkmale der Pathogenese sind IgE-vermittelte und nicht-IgE-vermittelte immunologische Ereignisse, wobei Allergene die wichtigsten auslösenden Faktoren sind 2. Das am häufigsten mit CAD assoziierte labordiagnostische Kriterium sind die allergenspezifischen IgE-Konzentrationen im Serum. Im Unterschied zum Menschen können erhöhte Gesamt-IgE-Level beim Hund die Diagnose einer CAD jedoch nicht stützen. Untersuchungen zufolge weisen Hunde sehr viel höhere IgE-Konzentrationen als Menschen auf, wahrscheinlich aufgrund ihrer häufigeren Exposition gegenüber Parasiten 3.
Beim Hund kennen wir zwei Hauptrisikofaktoren für die atopische Dermatitis: Rasseprädisposition (z. B. können 50 % aller West Highland White Terrier betroffen sein) und eine familiäre Vorgeschichte von CAD 4. Da aber sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren eine Rolle spielen, ist die phänotypische Ausprägung der klinischen Erkrankung in hohem Maße variabel – und zwar nicht nur bei verschiedenen Rassen, sondern auch unter verschiedenen Individuen derselben Rasse. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei CAD um eine komplexe und sehr facettenreiche Erkrankung handelt und zudem andere Hauterkrankungen ein ganz ähnliches Erscheinungsbild haben können, gilt der Weg zu einer endgültigen Diagnose als große Herausforderung.
Da es gegenwärtig keinen verlässlichen Biomarker für eine klare Unterscheidung zwischen CAD und anderen dermatologischen Erkrankungen gibt, erfolgt die Diagnose der CAD nach wie vor in erster Linie auf klinischem Weg. Bei einem Hund mit Verdacht auf Atopie muss der Tierarzt deshalb eine Vielzahl verschiedener Aspekte berücksichtigen, einschließlich Vorbericht, charakteristische klinische Merkmale und differenzialdiagnostischer Ausschluss anderer Dermatosen. Abbildung 1 zeigt ein Stufenschema für die Diagnose der CAD. Der erste Schritt ist der differenzialdiagnostische Ausschluss anderer Erkrankungen, die einer CAD ähneln. Dies ist insbesondere wichtig, weil Juckreiz zwar der regelmäßigste klinische Befund ist, aber keineswegs exklusiv auf CAD beschränkt ist. In dieser ersten diagnostischen Phase sollten deshalb in erster Linie ein Ektoparasitenbefall, bakterielle Infektionen und Infektionen durch Hefen als sekundäre Folgen einer nicht-pruriginösen Erkrankung (z. B. Endokrinopathie, Talgdrüsenentzündung) oder seltener auch neoplastische Erkrankungen (z. B. kutanes Lymphom, häufiger bei älteren Patienten zu beobachten) auf der Grundlage des Signalements, des Vorberichts und zielgerichteter ergänzender Tests ausgeschlossen werden (Tabelle 1). Zu beachten ist, dass ein für CAD sehr typischer Aspekt bereits zu Beginn des diagnostischen Prozesses festzustellen sein kann, nämlich die Asaisonalität des Juckreizes oder der Zusammenhang des Juckreizes mit primären Effloreszenzen wie Erythemen und gelegentlich auch Papeln. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung und der Entwicklung zusätzlicher sekundärer Infektionen können sich schließlich weitere dermatologische Symptome wie Pusteln, Alopezie, Exkoriationen, Lichenifikation, Krusten und Seborrhoe entwickeln. Bei den meisten Hunden mit CAD sind die typischen Prädilektionsstellen der Effloreszenzen das Gesicht, die Innenflächen der Ohrmuscheln, der Achselbereich, das Abdomen, der Inguinalbereich und/oder der Perinealbereich und die distalen Extremitätenabschnitte (Abbildung 2), wobei die betroffenen Körperregionen je nach Rasse variieren können 5.
Flohkammprobe | Flöhe |
Hautzytologie |
Malassezia-Dermatitis
Bakterielle Dermatitis
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Hautgeschabsel / Trichogramm (ausgezogene Haarbüschel) / Klebebandabklatsch |
Räudemilben
Andere Ektoparasiten: Demodex spp., Cheyletiella spp., Neotrumbicula autumnalis
Dermatophytose
|
Pilzkultur | Dermatophytose |
Hautbiopsie |
Sebadenitis
Kutanes Lymphom
|
Im Anschluss an den differenzialdiagnostischen Ausschluss anderer potenzieller Ätiologien können standardisierte klinische Kriterien für die CAD-Diagnose angewendet werden – die so genannten „Favrot-Kriterien“ – um die weitere Interpretation der klinischen Befunde bei einem Hund mit Juckreiz zu unterstützen (Tabelle 2). Diese Kriterien sollten jedoch nicht vor Erreichen dieser Stufe des diagnostischen Prozesses angewendet werden, da zwar ca. 80 % aller Hunde, bei denen fünf dieser Kriterien erfüllt sind, tatsächlich eine CAD aufweisen, die restlichen 20 % aber andere Erkrankungen haben. Umgekehrt ist festzustellen, dass bei etwa 20 % der Hunde, die tatsächlich eine CAD aufweisen, weniger als fünf dieser Kriterien erfüllt sind.
Favrot-Kriterien – die 8 Hauptindikatoren für CAD5 |
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Vorbericht |
• Beginn im Alter von unter 3 Jahren
• Hund lebt überwiegend Indoor
• Glukokortikoid-responsiver Juckreiz
• „Aläsionaler” Juckreiz zu Beginn
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Klinische Untersuchung |
• Vorderpfoten betroffen
• Innenfläche der Ohrmuscheln betroffen
• Ohrränder nicht betroffen
• Dorsolumbalregion nicht betroffen
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Spezifische klinische Kriterien für CAD |
Zusätzliche Körperstellen können betroffen sein
• Lippen
• Augenlider
• Ohren (Außenseite)
• Dorsolumbalregion
• Thorax
• Beugeregionen des Körpers
Rezidivierende Haut-/Ohreninfektionen
|
Sobald die Diagnose einer CAD mit Hilfe der ersten drei Schritte des oben beschriebenen Stufenmodells gestellt wurde, ist eine weitergehende Beurteilung des Patienten angezeigt, um insbesondere zu bestimmen, welche Allergene für eine Exazerbation der klinischen Symptome verantwortlich sind. Zum einen ermöglicht diese Vorgehensweise die Wahl geeigneter Maßnahmen zur Vermeidung einer zukünftigen Allergenexposition des Patienten (insbesondere bei Futtermittelallergenen, aber auch gegen Hausstaubmilben können einige wirksame Maßnahmen ergriffen werden), zum anderen aber auch die gezielte Auswahl von Allergenen für die anschließende allergenspezifische Immuntherapie. Bei einem Hund mit eindeutig saisonaler CAD ist im Allgemeinen eine sofortige Abklärung möglicher ursächlicher Umweltallergene gerechtfertigt, während in Fällen mit ganzjährigem Juckreiz und/oder gastrointestinalen klinischen Symptomen zunächst eine futtermittelinduzierte Dermatitis ausgeschlossen werden sollte, bevor gezielt auf Umweltursachen getestet wird. Die Autorin setzt hierfür häufig Eliminationsdiäten mit kommerziellen hydrolysierten Diätnahrungen ein. Wenn die klinischen Symptome der CAD trotz Eliminationsdiät persistieren, folgen im nächsten Schritt gezielte Tests auf Umweltallergene, entweder in vivo mit Hilfe von Hauttests (meist Intradermaltests) oder in vitro mittels allergenspezifischer IgE-Serologie (ASIS). Weitere Gründe für die Durchführung von Allergietests wären neben einem schlechten Ansprechen des Patienten auf eine Eliminationsdiät hochgradige klinische Symptome, die in jedem Jahr über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten persistieren oder eine erfolglose symptomatische Therapie (entweder aufgrund signifikanter Arzneimittelnebenwirkungen oder mangelhafter Besitzercompliance) 6.
An dieser Stelle muss betont werden, dass keine der erwähnten Methoden als Screeningtest für CAD eingesetzt werden kann, sie unterstützen lediglich die Bestätigung der auf klinischem Weg gestellten Diagnose und den Nachweis der ursächlichen Allergene. Bei den meisten Hunden mit klinisch bestätigter CAD werden in diesen Tests allergenspezifische IgE gegen Umweltallergene nachzuweisen sein, während in einigen Fällen die IgE-Konzentrationen nicht erhöht sind („Atopie-ähnliche Dermatitis).
Beide Tests haben ihre spezifischen Einschränkungen und Vorteile, wobei letztlich keiner dem anderen überlegen ist. Da die zu beobachtenden Erfolgsraten der allergenspezifischen Immuntherapie nahelegen, dass beide Methoden durchaus vergleichbare Ergebnisse liefern 7, können sie als komplementär betrachtet werden. Die Autorin zieht es deshalb vor, bei einem betroffenen Patienten sowohl Hauttests als auch eine allergenspezifische IgE-Serologie durchzuführen, wenn die ökonomischen Rahmenbedingungen dies zulassen. Sollten Hauttests im Einzelfall potenzielle Risiken mit sich bringen oder der Patient unkooperativ sein, kann die allergenspezifische IgE-Serologie auch als primäre Option in Betracht gezogen werden. Lassen sich mit beiden Methoden keine eindeutigen Ergebnisse erzielen, werden die vorliegenden Resultate im Hinblick auf die anschließende allergenspezifische Immuntherapie kombiniert. Ansonsten stützt sich die Auswahl der Allergene für die allergenspezifische Immuntherapie im Allgemeinen auf die Ergebnisse der allergenspezifischen IgE-Serologie. Wichtig ist, dass für beide diagnostische Methoden die im Einzelfall tatsächlich klinisch relevanten Allergene ausgewählt werden, und dies ist sehr stark abhängig vom Vorbericht des Patienten und von der Einschätzung der gesamten Situation durch den behandelnden Tierarzt.
In letzter Zeit kommt auch wieder der Haut-Pricktest etwas mehr in Mode, obgleich dieses Verfahren in der Tiermedizin bislang noch nicht validiert wurde. Kommerziell erhältlich sind heute auch Speicheltests für die Allergiediagnostik, die jedoch zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels mangels Evidenzen nicht empfohlen werden können.
Intradermaltests dienen der indirekten Messung der Reaktivität kutaner Mastzellen, basierend auf dem Vorhandensein allergenspezifischer IgEs auf der Mastzelloberfläche. Es handelt sich hierbei um die von Dermatologen im Allgemeinen bevorzugte diagnostische Methode, unter anderem, weil Mastzellen individuelle allergenspezifische IgE-Moleküle über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr binden können 8. Daten zur Sensitivität und Spezifität von IDTs sind eher spärlich, wobei in der Literatur Größenordnungen von 30-90 % bzw. >50-95 % beschrieben werden 6 9. Eine präzise Beurteilung ist jedoch sehr schwierig, da eine große Zahl intrinsischer Faktoren (z. B. immunologischer Status des Patienten) und extrinsischer Faktoren (z. B. Allergenqualität, Fachkönnen bei der praktischen Durchführung von IDTs, Jahreszeit, Medikation) einen Einfluss hat.
Die Wahl der Allergene mit der höchsten Relevanz für Intradermaltests richtet sich nach dem geographischen Standort des Tiers und kann durch externe Ressourcen unterstützt werden, wie z. B. spezialisierte veterinär- und humanmedizinische Praxen, Allergielabors, einschlägige Lehrbücher oder Institutionen wie ein nationales Allergiereferenznetzwerk. Die Auswahl sollte jedoch regelmäßig überprüft und angepasst werden, wobei gegebenenfalls einzelne Allergene aus dem Profil entfernt, und andere hinzugefügt werden müssen. So wurde zum Beispiel das anfangs aus 43 Allergenen bestehende IDT-Profil der Autorin mit der Zeit reduziert auf die 13 relevantesten und am häufigsten gefundenen Umweltallergene (Box 1), und abgestimmt mit den in der örtlichen humanmedizinischen dermatologischen Praxis verwendeten Allergenen. Mit diesem revidierten Profil wurde über einen Zeitraum von inzwischen sieben Jahren keine Abnahme der Wirksamkeit der allergenspezifischen Immuntherapie beobachtet.
• Hausstaubmilben: D. farinae, Acarus siro
• Pollen
- Gräser: Phleum pratense, Dactylis glomerata, Secale cereale
- Bäume: Fraxinus spp., Betula spp.
- Kräuter: Rumex crispus, Chenopodium album, Plantago lanceolata, Ambrosia spp., Artemisia vulgaris
• Hefen: Malassezia spp.
|
Für Intradermaltests können entweder lyophilisierte Allergene verwendet werden oder vorverdünnte wässrige Allergenlösungen für die Immuntherapie (die in der Regel eine Haltbarkeit von 6-12 Monaten haben), die für den Test nach den Angaben in Tabelle 3 weiter verdünnt werden. In Plastikspritzen bleiben diese Lösungen bei 4 °C über zwei Wochen stabil, in Glasfläschchen sogar bis zu 8 Wochen, generell nimmt die Potenz der Allergenextrakte jedoch mit der Zeit 9, bei Verdünnung und bei höheren Temperaturen ab. Glycerinextrakte, wie sie gewöhnlich für Pricktests bei Menschen verwendet werden, sollten bei Hunden aufgrund der möglichen Reizwirkungen des zur Konservierung eingesetzten Glycerins nicht eingesetzt werden.
Allergene |
Veröffentlichte
Konzentrationen / Verdünnungen
|
Pollen | 1000 bis 8000 PNU*/ml |
Schimmel | 1000 bis 8000 PNU/ml |
Hausstaubmilben : | |
D. pteronyssinus | 100–200 PNU/ml |
D. farinae
Tyrophagus putrescentiae
Lepidoglyphus destructor
|
75 PNU/ml |
Acarus siro
Blomia tropicalis
|
50 PNU/ml |
Epidermisextrakte |
mindestens 1250 PNU/ml
300 PNU/ml für humane Hautschuppen
|
Ganzflohextrakt | 1:500 w/v |
Die einzige gegenwärtig verfügbare Empfehlung hinsichtlich des optimalen Zeitpunktes für Intradermaltests bei Hunden mit saisonaler Erkrankung besagt, dass am Ende der Hauptsaison oder innerhalb von zwei Monaten nach der Hauptsaison getestet werden sollte 10. Vermieden wird dadurch eine Testung bei möglicher Anergie während der Hauptsaison der Allergie oder bei niedrigen IgE-Leveln außerhalb der Allergiesaison. Einige Hunde können aber auch bei Testung während der Hauptsaison ihrer Allergie eine ausreichende Reaktion im Intradermaltest zeigen. Bei Hunden mit asaisonaler Erkrankung können Intradermaltests dagegen zu jeder Zeit des Jahres durchgeführt werden.
Intradermaltests können an nicht-sedierten, stehenden Hunden durchgeführt werden (die von der Autorin bevorzugte Option) oder aber am in Seitenlage abgelegten Patienten. Einige Sedativa sollen die Ergebnisse von Intradermaltests negativ beeinflussen (z. B. Oxymorphon, Ketamin/Diazepam, Acepromazin und Morphin) und sollten daher nach Möglichkeit vermieden werden, während andere (z. B. Xylazinhydrochlorid, Medetomidin (Dexmedetomidin), Tiletamin/Zolazepam, Thiamylal, Halothan, Isofluoran und Methoxyfluoran) sicher angewendet werden können 6. Nach wie vor kontrovers diskutiert wird die Anwendung von Propofol im Rahmen von Intradermaltests und daher gegenwärtig nicht empfohlen. Wichtig ist zudem die Einhaltung der erforderlichen Wartezeiten einiger Arzneimittel (die zu falsch-negativen Ergebnissen führen können) (Tabelle 4).
Arzneimittelname / -klasse | IDT* | ASIS** |
---|---|---|
Antihistaminika | 7 Tage | Wahrscheinlich nicht erforderlich |
Kurzzeitwirksame Glukokortikoide | 14 Tage | nicht erforderlich |
Langzeitwirksame, injizierbare Glukokortikoide | < 28 Tage | < 28 Tage |
Topische Glukokortikoide | 14 Tage | nicht erforderlich |
Cyclosporin | Wahrscheinlich nicht erforderlich | nicht erforderlich |
Oclacitinib | Wahrscheinlich nicht erforderlich | Wahrscheinlich nicht erforderlich |
Lokivetmab | nicht erforderlich | nicht erforderlich |
Pentoxyfillin | nicht erforderlich | nicht erforderlich |
Das Hautareal (in der Regel am lateralen Thorax), dessen Größe von der Anzahl der zu testenden Allergene abhängt, wird sanft geschoren, aber weder mechanisch gereinigt noch gewaschen. Die individuellen Teststellen werden mit einem wasserfesten Marker gekennzeichnet und sollten einen Mindestabstand von 2 cm haben. Anschließend wird ein kleines Volumen (in der Regel 0,05 ml) jeder Testkonzentration intradermal injiziert (Abbildung 3a). An der Injektionsstelle sollte eine kleine Hautbeule entstehen, ist dies nicht der Fall, wurde das Allergen zu tief appliziert (subkutan), und die Injektion muss wiederholt werden.
Die Reaktionen werden nach 15 bis 20 Minuten beurteilt, wobei die an den Injektionsstellen entstehenden Schwellungen und Erytheme mit den entsprechenden Positiv- und Negativkontrollen verglichen (Abbildung 3b) und mit einem Scoring zwischen 0 (entspricht der Negativkontrolle) und 4 (entspricht der Positivkontrolle) bewertet werden. Jede Reaktion mit einem Score von 2 oder höher gilt als positiv. Die Reaktion kann zwar durchaus auch nach objektiven Kriterien durch Bestimmung des Durchmessers der Hautreaktion beurteilt werden, ein definitiver Vorteil der objektiven Bewertung wird jedoch nicht erkannt 6, und die Autorin bevorzugt eine einfache subjektive Beurteilung der Reaktionen.
Unerwünschte Wirkungen oder Nebenwirkungen kommen bei diesem Test nur selten vor und treten vorwiegend während der tatsächlichen Durchführung des Tests auf. Wenn dennoch unerwünschte Wirkungen auftreten, handelt es sich in der Regel um intensiven Juckreiz an der Injektionsstelle (lokale Überempfindlichkeitsreaktion), der mit Hilfe einer kurzzeitigen topischen Behandlung mit Glukokortikoiden oder mit einer systemischen antiinflammatorischen oder antipruriginösen Behandlung gelindert werden kann. Sehr selten können sich schwerwiegendere Ereignisse wie eine Anaphylaxie (generalisierter Juckreiz, Erbrechen, Diarrhoe oder sogar Kollaps) entwickeln und sollten dann entsprechend behandelt werden.
*PNU: Protein Nitrogen Units
**IDT: Intradermaltest
***ASIS: Allergenspezifische IgE-Serologie
Ana Rostaher
Allergenspezifische IgE-Serologie (ASIS)
Die Anwendung des in vitro-Verfahrens der allergenspezifischen IgE-Serologie ist in der Veterinärmedizin weit verbreitet, da es einige Vorteile gegenüber den Intradermaltests hat. Dazu gehören in erster Linie der Ausschluss lebensbedrohender Risiken für den Patienten (im Zusammenhang mit der Sedierung oder anaphylaktischen Reaktionen), die Anwenderfreundlichkeit (kein Scheren, keine Zwangsmaßnahmen, kurze Dauer) und die geringe Wahrscheinlichkeit einer negativen Beeinflussung der Ergebnisse durch vorangegangene oder aktuelle medikamentöse Behandlungen 9. Zur Verfügung stehen verschiedene Tests, entweder in Form eines Festphasen-RAST oder als ELISA (wird am häufigsten eingesetzt) oder als Flüssigphasen-Immunoenzym-Assay 9. Bei ihrer erstmaligen Einführung in der Veterinärmedizin zeigten diese IgE-Tests einige Nachteile, darunter vor allem die niedrige Spezifität. Zahlreiche Fortschritte, insbesondere die Entwicklung optimierter Anti-Hund-IgE-Reagenzien haben jedoch zu einer Verbesserung der diagnostischen Präzision dieser Tests geführt 11. Zu den weiteren Einschränkungen der allergenspezifischen IgE-Serologie gehören eine Interlabor- und eine Intralabor-Variabilität sowie Kreuzreaktivitäten 12. Jüngste Daten zeigen zudem, dass IgE-Antikörper gegen kreuzreagierende Kohlenhydrat-Determinanten (anti-CCD-Antikörper) zum Teil für falsch-positive Ergebnisse verantwortlich sein können, insbesondere bei Pollen 13. Untersuchungen zufolge führt eine Blockade von anti-CCD-Antikörpern zu einer deutlich verbesserten Korrelation zwischen Intradermaltests und der allergenspezifischen IgE-Serologie bei Hunden 12 und zu einer deutlichen Abnahme positiver Reaktionen auf Pollenallergene bei Katzen 14. Klinisch relevant ist das Faktum, dass die mit der allergenspezifischen Immuntherapie erzielten Behandlungsergebnisse nicht von der Wahl der Methode der allergenspezifischen IgE-Serologie abhängig zu sein scheinen 9 – und wie oben erwähnt, ist die Wirksamkeit der allergenspezifischen Immuntherapie vergleichbar, unabhängig davon, ob die Wahl der therapeutisch eingesetzten Allergene auf Intradermaltests oder auf der allergenspezifischen IgE-Serologie basiert. In erstbehandelnden tierärztlichen Praxen, für die Intradermaltests keine Option sind, kann sich die allergenspezifische IgE-Serologie deshalb als bevorzugte diagnostische Wahl anbieten, entweder praxisintern oder auf den Weg einer Überweisung an ein Spezialistenzentrum.
Bei humaner atopischer Dermatitis ist der Haut-Pricktest aus mehreren Gründen die Methode der Wahl für den Nachweis einer Überempfindlichkeit vom Typ I: niedrige Allergenkosten (mit Glycerin konservierte Allergene sind über lange Zeit haltbar), schnelle Interpretation der Ergebnisse, keine Nebenwirkungen und hohe Spezifität 15. Zudem sind Pricktests dem Vernehmen nach für den Patienten signifikant weniger schmerzhaft.
Ein Bericht über die Anwendung von Pricktests in der veterinärmedizinischen Allergologie aus den 1990er Jahren 16 kommt zu der Schlussfolgerung, dass diese Methode des Intradermaltests in Sachen Ergebnisinterpretation unterlegen ist. Weitere Versuche, Pricktests in der tierärztlichen klinischen Praxis zu etablieren, fanden danach zunächst nicht mehr statt. Erst in den vergangenen Jahren hat sich ein neu erwachtes klinisches und wissenschaftliches Interesse für die potenziellen Vorteile dieses diagnostischen Werkzeugs bei Hunden und Katzen entwickelt. So wurde der Pricktest in einer Studie bei 20 gesunden Hunden mit acht unterschiedlichen Umweltallergenen durchgeführt 17, und es wurden keine Anzeichen von Schmerzen oder Beschwerden während der einfachen Prozedur beobachtet (die im Durchschnitt fünf Minuten dauerte, einschließlich Scheren und Allergenapplikation). Die Intensität positiver Resultate reichte bei den Probanden von 3 bis 12 mm (median 9 mm), in dieser Studie wurden jedoch lediglich Schwellenwerte bei gesunden Hunden untersucht. Eine ähnliche Studie beurteilte die Sensitivität und Spezifität dieser Methode für 11 häufige Umweltallergene bei nicht-allergischen Hunden und bei Hunden mit spontaner atopischer Dermatitis 18. Die Sensitivität wurde auf 66 % geschätzt (d. h., die auslösenden Allergene konnten bei 3 von 5 Hunden identifiziert werden, während die anderen beiden Hunden falsch-negative Ergebnisse zeigten), und die Spezifität wurde mit 100 % angegeben (d. h., keiner der getesteten Hunde zeigte ein falsch-positives Resultat). Auch wenn eine Validierung in der veterinärmedizinischen Allergologie noch aussteht, legen solche Studien nahe, dass Pricktests in der Zukunft durchaus eine praktische und präzise Methode sein könnten, die bei Patienten mit CAD als ein wichtiges ergänzendes diagnostisches Mittel eingesetzt werden kann. Die Autorin wendet diese Tests gegenwärtig hauptsächlich an, um hochgradige Überempfindlichkeitsreaktionen gegen die Gifte von Hymenoptera (z. B. Bienen und Wespen) zu verifizieren 19 (Abbildung 4).
Und schließlich gibt es heute in einigen Ländern verschiedene speichel- und haarbasierte Assays für die Diagnose von Futtermittelunverträglichkeitsreaktionen und/oder Umweltallergien. Jüngste Studien an Hunden zeigen jedoch bei allen diesen Tests einen Mangel an Sensitivität und Spezifität 202122, so dass von ihrer Anwendung zumindest gegenwärtig abgeraten wird.
Schlussfolgerung
Die Diagnose einer atopischen Dermatitis kann nur auf der Grundlage von Daten aus dem Vorbericht und der klinischen Untersuchung, kombiniert mit dem differenzialdiagnostischen Ausschluss anderer Erkrankungen gestellt werden. Einen spezifischen Labortest für die Diagnose der atopischen Dermatitis gibt es nämlich nicht, und vor der übermäßigen Nutzung entsprechender Testangebote sollte daher abgeraten werden, um Fehldiagnosen zu vermeiden. Die spezifische Bestimmung des kausalen Allergens ist der entscheidende letzte Schritt beim diagnostischen Work-up einer atopischen Dermatitis und hat einen signifikanten Einfluss auf die Langzeitbehandlung und die Lebensqualität des Patienten.
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Ana Rostaher
Klinik für Kleintiermedizin, Vetsuisse-Fakultät, Universität Zürich, Schweiz. Mehr lesen
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