Sämtliche Impfungen, Entwurmungen und Retrovirustests können auf diese Weise durchgeführt werden, wobei der Katzenwelpe letztlich bestimmt, wo und wie die Untersuchung voranschreitet. Die Cat Healthy Preventive Healthcare Protocols, und insbesondere die Cat Healthy Simplified Protocols, sind hervorragende Referenzen für die Bedürfnisse von Katzenwelpen im ersten Lebensjahr im Rahmen der Gesundheitsfürsorge*.
* https://www.cathealthy.ca/
Ganz entscheidend ist das sanfte Handling von Katzenwelpen, wobei sämtliche Maßnahmen auf einer mit Pheromonspray vorbehandelten Decke durchgeführt werden sollten, idealerweise unter Ablenkung der Katze mit Snacks, Feuchtnahrung und gelegentlich auch Spielzeug. Bewegen Sie sich langsam und ruhig, denn „weniger ist mehr“. Da Katzenwelpen wie Kinder eine kurze Aufmerksamkeitsspanne haben, sollten Sie immer nur eine Maßnahme durchführen und zwischen den einzelnen Schritten kurze Spielpausen gewähren. Dabei muss immer daran gedacht werden, wie wichtig es ist, dass sowohl der Katzenwelpe, als auch der Besitzer eine hervorragende Erfahrung machen. Verwenden Sie zum Beispiel zum Impfen eine frische, sterile 25G-Kanüle und injizieren Sie in eine der von der AAFP empfohlenen Stellen. Während der Durchführung der Impfung sollte ein Helfer den Katzenwelpen sanft stützen und mit einem Snack oder einer geringen Menge Feuchtfutter in einem kleinen Napf oder auf einem Spatel ablenken. Bei guter Ablenkung bemerken die meisten Katzenwelpen die eigentliche Injektion gar nicht, und der Besitzer wird begeistert sein. Bei Katzenwelpen können anlässlich jeder Visite auch die Krallen geschnitten werden, wobei man dem Besitzer die Technik demonstriert und ihn ermutigt, die Krallen zu Hause regelmäßig selbst zu schneiden. Und schließlich müssen Unterbrechungen und Störungen durch Praxismitarbeiter vermieden werden, denn wenn Personal den Untersuchungsraum ständig betritt und verlässt, wird sich der Katzenwelpe nicht entspannen können.
Erziehung der Katzenwelpenbesitzer
Das Fundament des Erfolges ist eine gute Kommunikation und eine effektive Erziehung der Besitzer. Die Sprechstunde bietet zudem die Gelegenheit, wichtige Themen anzusprechen und mit dem Besitzer zu diskutieren. So ist zum Beispiel der Einsatz von Snacks und Futter in der Sprechstunde der perfekte Anlass, um über die wichtige Bedeutung der Ernährung zu sprechen. Besitzer sind beispielsweise oft überrascht, dass die Tagesration von Katzenwelpen und adulten Katzen durchaus zum größten Teil aus Feuchtnahrung bestehen kann. Die Autorin ist der Auffassung, dass diese beiläufigen aufklärenden Gespräche in der Sprechstunde, während der Katzenwelpe noch spielt, zu lebenslanger Compliance führen können, da die Besitzer in dieser Situation meist besonders begeistert und aufnahmewillig sind und sich voll und ganz einer guten Zukunft mit ihrem neuen Familienmitglied verschreiben möchten. Bei aller Beiläufigkeit muss diese Diskussion aber dennoch eine gewisse Struktur haben. Frisch gebackene Katzenwelpenbesitzer haben in der Regel eine ellenlange Liste mit Fragen, oft auch aufgrund von verwirrenden und sich zum Teil widersprechenden Informationen von Tierheimen, Züchtern, aus dem Internet, von Tierschutzvereinen oder von Freunden und Nachbarn. Das Praxisteam muss hier flexibel sein und zuerst die drängendsten Fragen der Besitzer beantworten, gleichzeitig aber auch Ordnung in das Durcheinander bringen, am besten mit Hilfe einer Liste von Themen, die zu bestimmten Punkten während der geplanten Welpenvisiten erörtert werden sollen.
Eine Masterliste mit den wichtigen Themen ist hilfreich, um keine Punkte zu vergessen, und bei jeder Visite können dann unterschiedliche Punkte dieser Liste abgedeckt werden. Hier kann es hilfreich sein, zu notieren, welche Themen der Besitzer bei der nächsten Visite besprochen haben möchte. So kann zum Beispiel die Aufklärung des hoch engagierten frisch gebackenen Besitzers über das Zahnen („die kleine Katze hat 26 Milchzähne, die bald durch die bleibenden Zähne ersetzt werden“) der Beginn einer Diskussion über die große Bedeutung der Zahnhygiene sein. Sehr wichtig ist darüber hinaus, dass Katzenbesitzer die artspezifischen Umweltbedürfnisse von Katzenwelpen und Katzen verstehen. Wichtig sind in diesem Zusammenhang Diskussionen über Arten und Standorte von Kratzbäumen, Wassernäpfen und Schlafstellen, die Spielzeiten und die Fütterungszeiten sowie über die Standorte, die Arten und die Anzahl der Katzentoiletten und nicht zuletzt Katzentoilettenhygiene. Das Spielen ist ein wichtiges Umweltbedürfnis jeder Katze. Es lohnt sich, Besitzer zu ermutigen, Katzen mit Hilfe von Snacks zu „trainieren“, und oft zeigen diese Besitzer dann bei der nächsten Visite voller Stolz, was ihre Katzen bereits können, zum Beispiel „High Five“ oder andere Kunststückchen. Erinnern Sie die Besitzer aber immer daran, dass Snacks maximal 10 % der Tagesration eines Katzenwelpen ausmachen sollten, und dass sie stets die Gesamtkalorienzufuhr im Auge haben sollten. Die Integration des natürlichen Jagdtriebes in die Fütterung, zum Beispiel durch die Anwendung von Puzzle-Feedern und Bringspielen, zeigt die nachhaltigsten Erfolge, wenn sie bereits im Welpenalter empfohlen wird.
Neben dem vor dem Termin verschickten Willkommensbrief kommt es bei Besitzern auch gut an, wenn jeder Katzenwelpe ein kleines individuelles Willkommenspaket mit nach Hause bekommt. Darin enthalten sind zusätzliche Informationen und Broschüren, zusammen mit einer Liste dessen, was bei der ersten Visite getan wurde und was dann bei den folgenden Visiten noch zu tun ist. Fügen Sie das Spielzeug hinzu, mit dem die Katze im Untersuchungsraum gespielt hat – Knisterbälle oder Ähnliches sind ideal – oder andere geeignete Gadgets. Dem Praxisteam kann es sehr viel Spaß machen, geeignete „Geschenktüten“ zusammenzustellen mit verschiedenen Dingen wie Sicherheitshalsbändern, wiederverwendbaren Plastikdeckeln für geöffnete Dosennahrung, Snacks, Puzzle-Feeder, kleine Decken oder Ähnliches – Dinge also, die oft von der Industrie speziell für solche Zwecke gesponsort werden.
Mit der fortschreitenden Entwicklung des Katzenwelpen sollten entsprechende Gesundheitspläne zur Vorbereitung des Übergangs zum adulten Leben erstellt werden. Dazu gehören ein Schema für die prophylaktische Anwendung von Breitspektrumantiparasitika und Informationen darüber, welche Impfungen eine adulte Katze im nächsten Jahr und in allen folgenden Jahren brauchen wird. Sehr geschätzt von den Besitzern wird in der Regel auch eine enge Überwachung von Körpergewicht und Body Condition Score der Katze bei jeder Visite, ergänzt um Empfehlungen darüber, was und wie viel jetzt gefüttert werden sollte und was und wie viel gefüttert werden sollte, wenn die Katze älter wird. Wichtig ist eine gezielte Ernährungsberatung aber auch bei der Entlassung einer Katze nach der Kastration, denn dies ist ein idealer Zeitpunkt, um die entsprechenden Ernährungsempfehlungen nochmals zu unterstreichen und die Besitzer darauf hinzuweisen, dass dieser operative Eingriff den Stoffwechselbedarf ihrer Katze um 25-30 % reduziert.
Schlussfolgerung
Im Welpenalter einer Katze bietet sich dem Praxisteam die Möglichkeit, den Besitzer zu erziehen und das Fundament für eine lebenslange präventive Gesundheitsfürsorge zu legen. Es handelt sich aber auch um eine sehr viel Freude bringende und dankbare Zeit für das Team – nutzen und genießen Sie also alle diese Erfahrungen. Katzenbesitzer unterscheiden sich oft von Hundebesitzern, und wie bei den Katzen selbst, muss man oft hart arbeiten, um ihr Vertrauen zu gewinnen und ihre Compliance zu sichern. Wenn Sie aber erst einmal das Vertrauen und den Respekt eines Katzenbesitzers gewonnen haben, dann hält dies meist ein Leben lang an, ganz so wie bei den Katzen selbst.